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"LUTHER IN TÜTEN"
WAS MAN SO ALLES MIT UND AUS LUTHER MACHEN KANN

LUTHER-BILDER


Auf dieser Seite verwende ich das Wort "Luther-Bilder" sowohl im Sinne von bildlich-gegenständlichen Darstellungen, die vorwiegend aus dem künstlerischen Bereiche stammen, als auch für "Lutherbilder" im Sinne einer historischen, philosophischen oder theologischen Sichweise  auf Luther.
(Zu letzteren gibt es weitere Informationen auf der Seite "LUTHER-BÜCHER".)
Beide Versionen verschmelzen in den Luther-Filmen, in denen die Macht des Bildes und die Macht des Wortes ihre Wirkungen potenzieren können.

Bildliche Darstellungen von Martin Luther - Gemälde, Denkmäler usw.
    - Historienbilder, allgemeine Notizen
    - Ausstellung "Martin Luther. Sein Leben in Bildern"
    - Lutherfiguren, Lutherpuppen 

Textbilder, geistige "Luther-Bilder" (philosophische, historische, theologische Sichtweisen)
      - Die Lutherfälscher (mit Erwähnung zweier Spielfilme)
      - Luther auf dem Reichstag in Worms im Jahr 1521



Bildliche Darstellungen von Martin Luther - Gemälde, Denkmäler  usw.


Historienbilder, allgemeine Notizen

Historienbilder sind künstlerische oder sonstige Bildmaterialien, die in späterer Zeit historische Ereignisse zum besseren Verständnis darstellen.
Im Unterschied zu authentischen Darstellungen (Fotos, Dokumenten, Zeitzeugenberichten) wird hierbei von vornherein (die Betonung liegt auf "von vornherein") die jeweilige Zeitsicht auf das Ereignis bzw. die Person in den Vordergrund gerückt. "Zeitsicht" meint das  Bild, das sich eine bestimmte Generation / zeitliche Epoche davon gemacht hat oder gerade macht.
Sehr spannend kann man dieses Phänomen bei den bildlichen Darstellungen von Martin Luther über die Jahrhunderte beobachten.


Die Ausstellung "Martin Luther. Sein Leben in Bildern"

Nun also wurden hier in Wittenberg Historienbilder von Luther gezeigt: »Ausstellung
Wittenberg (WS). „Martin Luther. Sein Leben in Bildern“ lautet der Titel der Sonderausstellung, die die Stiftung Luthergedenkstätten ab 28. August im Augusteum in Wittenberg präsentiert. Die Ausstellung erzählt die Biografie des Reformators anhand von Gemälden und Grafiken des 16. bis 21. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Historienbilder, die Ereignisse wie den Thesenanschlag oder die Verbrennung der Bannandrohungsbulle darstellen. Aber auch aktuelle Bilder werden präsentiert, wie etwa originale Zeichnungen der Abrafax-Comic-Serie des Mosaik-Verlags.«
(aus dem Wochenspiegel Quelle Wosp   vom 24.08.2016, S. 1, ganzer Text)
Auf www.martinluther.de »externer Link« wird der Inhalt der Ausstellung so beschrieben: »Die in der Ausstellung präsentierten Bilder zeigen eindrucksvoll, dass Luthers Leben jeder Zeit Stoff für eigene Bilder, Legenden und Mythen bot. Dabei kristallisieren sich in jeder Zeit ganz bestimmte biographische Lebensstationen des Reformators heraus, die als bildwürdig empfunden wurden und dauerhaft in das kulturelle Bildgedächtnis eingingen.«
Die Ausstellung war bis zum 29. Januar 2017 zu sehen. Ein "satirisches" bzw. Spott-Bild (aus katholischer Sicht, 16. Jh.) gab es auch. Kritische Lutherbilder - Bilder, die ernsthaft kritische Fragen zur  Person Luther thematisieren - waren nicht dabei.


Lutherfiguren, Lutherpuppen

Ach ja, als Handpuppe ist der Martin Luther inzwischen auch "abgebildet" bzw. nachgebildet worden (Shop siehe www.kumquats.de/luther.htm »externer Link«).  Eine solche Puppe ging mit auf die Reise nach Rom, bei der sie nicht nur "95 Thesen zur Ökumene" entwickeln wollten, sondern auch mit Papst Franziskus zusammengetroffen sind.  Diese "Pilgerfahrt" startete am 09.10.2016 mit 1000  evangelischen und katholischen Christen aus Mitteldeutschland.
Hierzu gibt es einen Pressebericht aus der "Mitteldeutschen Zeitung":
www.mz-web.de/landkreis-wittenberg/pilgern-von-oranienbaum-nach-rom-mit-luther-zum-heiligen-vater-24902736 »externer Link«


Aktuell gibt es diese Luther-Figuren bzw. Luther-Püppchen  zu kaufen:
die Playmobilfigur
("beliebteste Playmobil-Figur der Welt" - Hamburger Abendblatt »externer Link«, weitere Infos über eine 1,44m hohe Playmobilfigur und deren Verwendungsmöglichkeiten z. B. auf www.juenger-einfach-frei.de/index.php?id=135 »externer Link«)
Im Juli 2017 wurde verkündet, dass inzwischen 1 Million dieser Figürchen verkauft wurden und dass der Playmobil-Luther die erfolgreichste Playmobil-Figür überhaupt sei.

Die Ottmar-Hoerl-Lutherzwerge (siehe auch ausführlicher unter LUTHER IN TÜTEN, ANGEMERKT) sind - wenn man es genau betrachtet - ebenso wie der Playmobil-Luther nur eine "Puppenversion" eines Lutherabbildes.
Zu diesen Figuren, um die es hier in Wittenberg damals heftige Diskussionen gab, siehe auch
www.ottmar-hoerl.de/de/shop/artikel/21/Martin_Luther.php »externer Link«

Bei meinen Recherchen habe ich noch einen "Bastelbogen Martin Luther" (für 7,90 Euro, angeboten unter www.juenger-einfach-frei.de/index.php?id=135 »externer Link«)  und einen "Räuchermann Martin Luther" gefunden. Diese Figur ist limitiert auf 1517 Stück, man muss sich also beeilen, wenn man eine abbekommen will (siehe original-erzgebirgische-volkskunst.de/Raeuchermann-Martin-Luther »externer Link«  - 45 Euro). 


Textbilder, geistige "Luther-Bilder"
philosophische, historische, theologische Sichtweisen


Die Lutherfälscher

Der erste, der Luthers Biographie gefälscht hat, war vermutlich Luther selbst.
Lange Zeit hat er sich als Kind armer Eltern dargestellt. Nun, in jüngster Zeit, ist herausgekommen, dass seine Eltern "schwerreich" waren. Nichts da mit Liedersingen für einen kleinen Obulus durch den kleinen Lutherknaben, um die Familie zu unterstützen, wie es die herrlichen Kitschbilder verschiedener Jahrhunderte illustrieren.
(So zu sehen z. B. in der Ausstellung → "Martin Luther. Sein Leben in  Bildern", die bis zum 29.01.2017 im Wittenberger Augusteum gezeigt wurde.)
Nun also ist es nicht mehr zu verleugnen: die Eltern waren Großunternehmer im Bergbau im Mansfelder Land. 
Im "Supersonntag"Quelle Suso vom 06.05.2017 kann man auf S. 10 einen Leserbrief zu einem Vortrag über Martin Luther lesen. Darin steht u. a.: "Sein Vater war wohl kein armer Mann - das hatte Luther aber später gern zu seiner Ehre verkündet." Nun, wo man dieses Bild "korrigiert", ist Luther nun "unehrenhaft"?

In den vergangenen Jahrhunderten wurden zahlreiche weitere "Legenden über Luther" illustriert und verbreitet. Diese schönen Geschichten, die dem einfachen Volk wie Öl rungergingen, müssen ja nicht stimmen. Hauptsache das Volk freut sich und kommt in die Kirche und hört dort auch die anderen Legenden, auf die das Christentum - in heiliger Einheit zwischen Katholiken und Protestanten - sich bis heute stützt.

Hier muss ich eine Episode einschieben:
Unbeleckt von den Details westdeutscher Kirchengeschichte, vor allem der katholischen, kam ich nach der Wende in den Kölner Dom, ohne zu wissen, was mich dort erwarten würde.
Der Schock sitzt mir heute noch in den Gliedern über das, was ich da zu sehen bekam - eine Reliquie, einen Riesenkasten, in dem angeblich die Gebeine der Heiligen Drei Könige ruhen.
Wie will man das denn geschafft haben? Sind die doch noch zu Herodes zurück, haben ihm berichtet, was sie in Bethlehem sahen, und wurden dann von demselben abgemurkst? Wie sonst sollen die Knochen alle auf einen Fleck gekommen sein? Wie wurden sie später identifiziert? Die Könige - falls es sie wirklich gegeben hat - kamen aus verschiedenen Regionen, sind vermutlich zu unterschiedlichen Zeiten gestorben und bei ihren Familien bestattet worden - oder nicht?
So etwas zu fragen, ist ein Sakrileg. Das muss man glauben, fertig.
Das dumme Volk sah die goldene Truhe als Beweisstück der Legende an und war (und ist wohl immer noch) tief beeindruckt.
Historische Wahrheit ist ein sehr relativer Begriff.


Wenn man mit einem modernen Bildungshintergrund von dem legendären Wurf Luthers mit dem Titenfass nach dem Teufel (damals auf der Wartburg) hört, dann sucht man nach einer rationalen Erklärung, was da passiert sei.
Ich hatte wirklich immer geglaubt, das hätte der kluge Luther symbolisch gemeint - die Bibelübersetzung als Beistand für die Menschen im Kampf gegen alles Böse in der Welt:
"Und wenn die Welt voll Teufel wär, und wollt uns gar bezwingen ..."

Auch sein berühmtes Kirchenlied spricht von Teufeln. An die hat Luther leibhaftig geglaubt. Das sagt doch genug über Luthers geistige Niveau  und das jener Zeit, sollte man da nicht vorsichtiger sein mit den Lehren, die er verkündet hat? Wenn die nun auch mittelalterlich sind, heute einfach unbrauchbar?  Der Teufelsglaube Luthers wird jedoch akzeptiert, war halt so damals.
Wo käme heute jemand hin, der sagt, er habe nach dem wirklich anwesenden "Leibhaftigen" mit einem Smartphone geworfen?

In dem Lutherfilm von 2003 (USA, Deutschland, UK) gibt es den Antisemitismus Luthers einfach nicht. Eine Szene mit einem behinderten Kind wird gezeigt, dem sich Luther freundschaftlich zuwendet. In Wirklichkeit hat er gefordert, behinderte Kinder zu ersäufen.
Man sehe sich einmal den Eintrag in der Wikipedia zu diesem Film an: https://de.wikipedia.org/wiki/Luther_(2003)
Die Liste der "historischen Ungenauigkeiten" ist länger als die Beschreibung des Filmes selbst.

Natürlich darf ein Spielfilm dort, wo historische Fakten fehlen, ein "Stimmungsbild" einer bestimmten geschichtlichen Zeit vermitteln, das auch historisch nicht verbürgte Darstellungen enthält. Die Hauptsache ist nur, dass "es so oder so ähnlich hätte gewesen sein können".
Darstellungen im Widerspruch zu bekannten Fakten aus der Geschichte
sind eines historischen Filmes, auch eines Spielfilmes unwürdig.

Der  im Jahr 2017 gezeigte Film "Katharina Luther" enthält ebenfalls interessante - nennen wir es einmal - "Interpretationen" der historischen Fakten:
Katharina von Bora hat als Luthers Ehefrau nie ihren Namen abgelegt, hieß nie so wie der Filmtitel vorgibt.
Das Bauernkriegsthema wird angeschnitten - und man sieht einen Luther, der erschüttert ist angesichts der tatsächlichen Foltermethoden gegenüber den Bauern. In Wirklichkeit hat er diesen Umgang mit den Bauern selbst gefordert.
Das Hochzeits- bzw. Verlobungsritual ist historisch gut überliefert, wird hier aber völlig falsch dargestellt, "romantisiert" wäre zu viel gesagt, es wird schlichtweg "verproblematisierend verkitscht".
Am lustigsten wird es, wenn die Medien über diesen Film schreiben, dass Luther "sogar die weibliche Emanzipation beförderte".(z. B. → SPIEGEL-Artikel vom 22.02.2017»externer Link«)
Luther war ein heftiger Frauenfeind, wie sich aus zahlreichen überlieferten Sprüchen von ihm belegen lässt.



Luther auf dem Reichstag zu Worms im Jahr 1521

Der Mut Martin Luthers auf diesem Reichstag wurde immer wieder gerühmt und erhielt sein Bild in den legendären, historisch nicht verbürgten Worten:
"Hier stehe ich, ich kann nicht anders!"
Es sei sehr gefährlich gewesen, denn die Todesdrohung nach Bann (des Papstes) und zu erwartender Acht (des Kaisers Karl V.) schwebte über ihm.

Man muss jedoch auch die politische Lage insgesamt  zu dieser Zeit sehen:
Luther war Hauptgesprächsthema in ganz Deutschland. Selbst in Worms wurde er jubelnd begrüßt, seine Schriften wurden den Buchhändlern aus den Händen gerissen. So einen Mann kann man nicht einfach töten lassen.

Das bis heute verbreitete Bild über Luthers Auftritt in Worms dürfte ziemlich geschönt und auch recht einseitig nur auf Luther selbst bezogen sein.
Die Rolle der deutschen Fürsten wird normalerweise eher unterbelichtet oder gar nicht sichtbar gemacht. Doch es ging um ihre Souveränität gegenüber dem Papst, von dessen Vorherrschaft sie sich befreien wollten. Dabei kam ihnen der Luther sichtlich gerade recht. Luthers Theologie spielte dabei vermutlich aus Sicht der Fürsten nur eine untergeordnete Rolle.
Ein abgekartetes Spiel beginnt und führt bis zur inszenierten "Entführung" Luthers auf der Rückreise und zu seinem Aufenthalt auf der Wartburg als "Junker Jörg".

Erst vor einigen Tagen (Juli 2017) fand ich zufällig ein Lehrbuch für den Geschichtsunterricht Quelle H. Mühlstädt, in dem auf S. 160f z. B. diese bedenkenswerte kleine Randinformation zu jenen ereignisreichen Tagen zu lesen ist (rote Hervorhebung von mir - B.K.): »Am 17. April 1521 erschien Luther in Worms vor dem Reichstag. Der Kaiser ließ ihn fragen, ober er sich zu seinen Schriften bekenne oder ob er sie widerrufen wolle. Luther erbat sich Bedenkzeit. Dann verließ er den Reichstag.
Die Fürsten und viele Ritter sandten eine Abordnung in Luthers Wohnung. Sie versprachen, ihm beizustehen.
Er dürfe nichts widerrufen, verlangten sie. In der nächsten Sitzung des Reichstages erklärte Luther: "Solange ich nicht durch die Bibel oder durch klaren Verstand widerlegt werde, kann und will ich nichts widerrufen!"
Der Gesandte des Papstes drängte den Kaiser, Luther zu verurteilen. Aber Karl V. ließ Martin Luther ungehindert aus Worms abreisen. Er wagte nicht, die deutschen Fürsten zu erzürnen; denn diese standen zum größten Teil hinter Luther. Deshalb wartete Karl, bis Luthers Anhänger unter den Fürsten Worms verlassen hatten. Dann erließ er eine Erklärung, durch die Luther geächtet wurde. ...«
(Da ich für dieses Treffen zwischen Luther und den Abgesandten der Fürsten trotz ausführlicher Recherchen bisher keinerlei  weitere Informationen gefunden habe, suche ich nach Belegen für diese Darstellung.)
Luther hat zumindest (so auch die dreiteilige Dokumentation über "500 Jahre Reformation" mit Harald Lesch) schon vor seiner Erklärung am 18. April gewusst, das seine "Entführung" vorbereitet war, er also nichts zu befürchten hatte.

siehe auch
- Website "Reformation in Rheinland-Pfalz"
www.reformation-rlp.de/ereignisse/wormser-reichstag-1521.html »externer Link«
- Wikipedia über den Reichstag zu Worms (1521)
de.wikipedia.org/wiki/Reichstag_zu_Worms_(1521) »externer Link«
Ein Zitat daraus:
»Am 17. April 1521 stand Luther vor dem Reichstag zu Worms, wurde vor den versammelten Fürsten und Reichsständen verhört und letztmals zum Widerruf aufgefordert. Nach einem Tag Bedenkzeit und im Wissen, dass dies seinen Tod bedeuten könne, lehnte er mit folgender Begründung ab: „[Da] mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“« - gemeinsame staatlich-kirchliche Website zum Reformationsjubiläum:
www.luther2017.de/de/neuigkeiten/luther-auf-dem-reichstag-in-worms/ »externer Link«
Ein Zitat daraus:
»Die Mehrheit der Fürsten unter Führung von Luthers Landesherren Kurfürst Friedrich dem Weisen widersetzen sich dem Verfahren. Stattdessen wollen sie den Mönchen nicht ungehört bestraft sehen. Friedrich erreicht schließlich durch zähes Verhandeln, dass Luther seine Thesen vor dem Reichstag nochmals erläutern und verteidigen darf. Ein Novum. Der tiefgläubige Kaiser muss diesem ganz und gar ungewöhnlichen Verfahren notgedrungen zustimmen. Weder kann er die deutliche Parteinahme der Reichsstände ignorieren, noch die öffentliche Meinung. Im März zitiert Karl deshalb Luther nach Worms – und sichert ihm freies Geleit zu.« - Website der Stadt Worms zu Luther in Worms:
www.worms.de/de/web/luther/Worms_1521/Reichstag/ »externer Link«


Siehe auch die Seite KATHARINA VON BORA (in FRAUEN IN WITTENBERG).