Das Wort (1) | Schubkasten | siehe auch |
Vaterschaftsfeststellungsverfahren (34) Vaterschaftsanfechtungsklage (früher: Ehelichkeitsanfechtungsklage) |
gaanz laange Wörter | |
Vatertag, Männertag, Herrentag, Tag des Herrn, Himmelfahrtstag | Saufen | |
Verantwortung | ||
Verböserung, verbösern | ||
verbrannt (sein) (z. B. "In seinem Job ist er verbrannt." - statt "verbraucht oder "verschlissen") | ||
Verbraucherschutz, Verbraucherschützer, Verbraucherzentrale |
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Verdacht, verdächtig, Verdächtiger | mutmaßlich | |
Verdammnis | kirchen-lateinisch | |
vereinnahmen (Das machen immer nur die anderen mit etwas oder jemandem.) | ideologen-deutsch | |
Verfahrensfehler | Formfehler | |
Verfolgung Verfolgungsnummer ("Ihre DHL-Verfolgungsnummer ist ...") |
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verfristet, Verfristung | amts-deutsch | |
Vergeltung, Vergeltungsschlag | krieger-deutsch | |
Vergewaltigungskultur | ekel-sprech | Kultur |
vergrämen (früher für Wild gebräuchlich, nun auch für Asylbewerber und Flüchtlinge, z. B. in "Vergrämungspolitik") | Flüchtlinge | |
verhohnepiepeln, Verhohnepiepelung | ||
Verkehr Verkehrsgericht, Verkehrsgerichtstag Verkehrsunfallstatistik (23) Verkehrswegebeschleunigungsgesetz (Vier-Wörter-Wort, 33) |
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Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz (41)
ein ganz, ganz seltenes "Fünf-Wort-Wort" und zum 31.10.2016 zeitweise Rekordhalter in der Buchstabenanzahl, direkt gefolgt vom Verkehrswegeplanungsvereinfachungsgesetz (40) |
gaanz laange Wörter - | |
vermeintlich (wird oft anstelle von "vermutlich" verwendet; bedeutet jedoch laut Duden "irrtümlich glauben") | ||
Vermögen (spannend: die doppelte Bedeutung dieses Wortes) | ||
Vermögensplaner | Titel, Ämter, Berufe, ... | |
Vermarktung: - Vermarktung des eigenen Lebens |
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Verortung | gefloskelt | |
Verpflichtungsermächtigung(en) (26 bzw. 28) | ||
verschieden (und der Unterschied zu "unterschiedlich") | ||
Verschleierung | Zeitgeists | |
verschlimmbessern, Verschlimmbesserung | ||
Verschmutzungsrechte, Handel mit Verschmutzungsrechten | ||
Verschwendung (z. B. Rohstoffverschwendung) | ||
Versorgung (z. B. die Unterrichtsversorgung, die ist übrigens zur Zeit - April 2017 - in Sachsen-Anhalt nicht gesichert) Versorgungssicherheit |
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Vertrauen (man kann es z. B. gewinnen oder verspielen) | ||
Vertrauensverlust, gern auch "massiver" | Zeitgeist | |
Verurteilung, Vorverurteilung | ||
Verweigerer | ||
verweilen | alt-deutsch | WORTE, DIE GUT TUN (in SPRACHLIEBE » SPRACHGENUSS) |
Verwertungsinteresse | markt-deutsch | |
verzetteln, sich verzetteln | Bildsprache | |
Verzicht, verzichten | ||
Vetternwirtschaft | markt-deutsch | |
Vielweiberei | ||
Vollpfosten | ||
Vollzugslockerung (im Gefängnis) | ||
Voluntourismus (Verbindung von Freiwilligenarbeit und Tourismus, neuer Trend) | Zeitgeist | |
Vorbild, vorbildlich | ||
Vormachtstellung (spielt offenbar auch im Fußball eine Rolle: eine Mannschaft soll diese "ausbauen", hieß es in der Sendung "mdr aktuell" am 11.5. 2017, ab 19.30 Uhr) | ||
Vorratsdatenspeicherung (23) | polit-deutsch, gaanz laange Wörter |
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Vorruhestandsregelungen (23) | ||
Vorstandsvorsitzender | Titel, Ämter, Berufe, ... | |
Vorratsdatenspeicherung | ||
Vorrecht | ||
Vorschrift, vorschriftsmäßig | amts-deutsch | |
vorsorglich - z. B. Mitarbeitern "vorsorglich" kündigen | ||
Vorurteil | ||
vorwarnen | ||
Vorzeigeprojekt | ||
vulgärdemokratisch (dieses Wort habe ich zum ersten Mal gelesen am 07.12.2015) |
Zeitgeist? | |
Das Wort (2) |
Details / ggf. Quellenangaben |
ausführlich in: |
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Verantwortung |
Verantwortung, Verantwortlichkeit, Verantwortungsbewusstsein,
Eigenverantwortung, Selbstverantwortung: Kann man die Bedeutungsnuancen zwischen diesen Begriffen erkennen? Der Unterschied zwischen "Verantwortung" und "Verantwortlichkeit" hat es dem Klatschweib ganz besonders angetan, nachdem es auf der Website für Besucher und Touristen in Wittenberg auf diese Formulierung gestoßen war: "Ein Grundsatz des evangelischen Glaubens ist die Verantwortlichkeit vor Gott für das, was wir tun und wie wir unsere Mitmenschen behandeln. Mit ihrer Ausstellung echter Flüchtlingsboote im Schwanenteich Wittenbergs wollen Studierende der Fachhochschule Salzburg den Besuchern ihre Verantwortlichkeit gegenüber diesen hilfesuchenden Menschen verdeutlichen." (aus www.lutherstadt-wittenberg.de/luther-2017/weltausstellung-reformation/ ![]() Warum spricht man hier von "Verantwortlichkeit" statt von "Verantwortung"? Recherchen ergaben durchaus Differenzierungen, doch sind sie für den alltäglichen Gebrauch des Wortes "Verantwortung" nicht so wichtig, bleiben eher im Schubkästchen der "Wortklaubereien" stecken. Aus meiner Sicht ist die Verwendung des Wortes "Verantwortung" konkret auf ein "Objekt" bezogen, für das ich mich (jemand sich) verantwortlich fühlen kann. "Verantwortlichkeit" ist demgegenüber abstrakt-allgemein-unverbindlich, ist hochtrabendes Ersatzwort für "Verantwortung. Dieses Wort "verschluckt" die konkrete Verantwortung, wird im Alltag zur Worthülse, ist dort überflüssig. Immer, wo es hier verwendet wird, kann es sinnvertiefend durch "Verantwortung" ersetzt werden. Auf der theoretischen bzw. philosophischen Ebene mag es seinen Platz haben und kann dort gern in einer Diskussionecke verstauben. Hier seien einige Erläuterungen aus dem "Duden online" (www.duden.de/woerterbuch) ![]() Duden.de zu Verantwortlichkeit: 1. das Verantwortlichsein 2. etwas, wofür jemand verantwortlich ist 3. Verantwortungsbewusstsein, -gefühl Synonyme zu Verantwortlichkeit: a) Gewissenhaftigkeit, Moral, Pflichtbewusstsein, Pflichtgefühl, Pflichttreue, Verantwortung, Verantwortungsbewusstsein, Ethik, Ethos, b) Federführung, Zuständigkeit, (Amtssprache:) Kompatibilität, (Völkerkunde:) Sippenhaftung Duden.de zu Verantwortung: 1a [mit einer bestimmten Aufgabe, einer bestimmten Stellung verbundene] Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht 1b Verpflichtung, für etwas Geschehenes einzustehen [und sich zu verantworten] 2 Verantwortungsbewusstsein, -gefühl 3 (veraltet, noch landschaftlich) Rechtfertigung Synonyme zu Verantwortung: - Gewissenhaftigkeit, Moral, Pflichtbewusstsein, Pflichtgefühl, Pflichttreue, Verantwortlichkeit, Verantwortungsbewusstsein; (bildungssprachlich:) Ethik, Ethos - Garantie, Gewährleistung, Haftbarkeit, Haftung, Schuld, Verantwortlichkeit, Verpflichtung Weitere Wörter im Zusammenhang mit "Verantwortung"A1: Verantwortungsträger, Verantwortungslosigkeit, Verantwortungsethik, Verantwortung haben, übernehmen, abgeben, ihr gerecht werden, sich vor ihr drücken, Es sei noch darauf hingewiesen, dass es zwischen "Pflichtbewusstsein" und "Verantwortungsbewusstsein" einen riesengroßen Unterschied gibt. |
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Verböserung, verbösern | Dieses Wort ist ein Beispiel für eine in Teilen schleichende "Verböserung" (Verschlechterung, Verschlimmerung, Barbarisierung) der deutschen Sprache. Zum ersten Mal und voller Entsetzen habe ich das Wort im Februar 2016 gehört bzw. gelesen. In meinem alten Duden Quelle Duden1 von 1991 findet sich noch eine akzeptable Erklärung für "verbösern": "scherzh. für schlimmer machen" Der neue, der Online-Duden (Stand 19.02.2016 www.duden.de/rechtschreibung/Verboeserung ![]() schreibt hingegen schon zwei Bedeutungen vor, wobei inzwischen auch das Verb "verbösern" auftritt und als nicht mehr selbst zu erklärendes Wort die Erklärung abgibt: 1. a. (scherzhaft) das Verbösern; das Verbösertwerden b. (scherzhaft) Änderung, durch die etwas verbösert wurde 2. (Rechtssprache) Änderung einer gerichtlichen Entscheidung zuungunsten eines Betroffenen, der gegen die Entscheidung ein Rechtsmittel eingelegt hat Es ist mir ein Rätsel, wie offizielle Stellen (Finanzamt, Wirtschaftslexikon, Gesetzgeber) dieses Wort aufgreifen und zu einem offiziellen Teil ihrer spezifischen Sprache machen konnten: steckt da etwa der "leibhaftig Böse" dahinter? Es gibt Wörter, die möchte man nie gehört haben, die möchte man nie verwenden (müssen). Dieses gehört für mich ganz bestimmt dazu! Damit Sie die Definition (nach § 367 AO) genau nachlesen können, gebe ich hier einen Link auf eine Erklärungsseite www.finanztip.de/verboeserung-bei-einspruch/ ![]() und einen Hinweis auf ein anderes Wort aus der juristischen Fachsprache mit der gleichen Bedeutung, das vermutlich jedoch für die "dummen Bürger" nicht zumutbar ist: "reformatio in peius" (siehe de.wikipedia.org/wiki/Reformatio_in_peius ![]() Warum konnte man nicht mit den Wörtern "Verschlechterung" oder "Verschlimmerung" arbeiten, wenn man ein allgemein verständliches Wort gesucht hat? Diese Frage wird mir wohl niemand beantworten wollen oder können. |
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Verdacht | Verdacht, verdächtigen, Verdächtiger, Anfangsverdacht - bei diesen Worten geht es um eine "negative Vermutung", in der eine "Befürchtung" mitschwingt, es könnte etwas Übles dahinter verborgen sein: ein krimineller Mensch, eine böse Krankheit. Man muss natürlich vorsichtig damit sein, andere Menschen zu verdächtigen, eine Straftat oder eine unmoralischen Handlung begangen zu haben. Im schlimmsten Fall kann das ein "Rufmord" sein. Wenn also jemand das Wort "Verdacht" verwendet, dann erwartet man, dass er eine schlimme, eine böse oder mindestens eine unangenehme Information zu verkünden hat, hier zwei Beispiele: •"Er steht im Verdacht, das Auto geklaut zu haben." Da muss er "seine Unschuld beweisen" können, wenn er diesen Vedacht von sich abwenden will. •"Sie verdächtigte ihren Nachbarn, die Blumen in ihrem Vorgarten abgerissen zu haben." - Oh je, da scheint das Nachbarschaftsverhältnis echt gestört zu sein. Es gibt Leute, die können sehr geschickt "einen Verdacht von sich auf andere ablenken". Beim "Krebsverdacht" erzeugt allein die Vermutung, man könnte diese Krankheit haben, Angst und Schrecken. Wenn man dann z. B. liest: "Inzwischen haben Experten zunehmend den Verdacht, ..." wird man sicher auch nicht erwarten, dass der Satz mit einer einfachen, interessanten Information fortgesetzt wird, nicht wahr? Dann müsste an dieser Stelle, so der Schreiber oder die Schreiberin ein "Sprachgefühl" hat, eigentlich stehen: "Inzwischen haben Experten zunehmend die Vermutung, ..." Bei Journalisten erwarte ich ein solches Sprachgefühl als mindeste Berufsvoraussetzung. Wird sie nicht erfüllt, sollte man demjenigen nicht noch Geld dafür geben, seine Dummheit anderen Menschen zuzumuten. Ja, es gibt einen konkreten Fall für dieses Beispiel, den ich Ihnen auch nicht vorenthalten will: »Inzwischen haben Experten zunehmend den Verdacht, dass auch bei diesen Wanderungen eine Art Schwarmintelligenz am Werk sein könnte.« Der ganze Artikel in der MZ vom 08.04.2017, S. 40 berichtet über Wanderbewegungen von Vögeln. Was ist Verdächtiges an einer Schwarmintelligenz? Ist das etwa gefährlich für uns Menschen? Nein, ich will die nette Journalistin, die den Artikel geschrieben hat, hier nicht namentlich nennen, sie hat offensichtlich nur aus Versehen, ohne irgendeine Hintergrund-Absicht dieses Wort in diesem Zusammenhang verwendet. Es geht mir hier um etwas anderes - um eine Tendenz in der Sprache: Wenn man sprachlich nicht mehr exakt zwischen "Vermutung" und "Verdächtigung" unterscheidet, kann das verheerende Konsequenzen im menschlichen Miteinander haben: Ob ich sage: "Ich vermute mal, dass Otto heute Abend nicht kommen wird." oder ich sage: "Ich habe den Verdacht, Otto wird heute Abend nicht kommen." erzeugt bei denen, die das hören, durchaus unterschiedliche unbewusst-emotionale Reaktionen. Mit dem Wort "Verdacht" kann ein Schreiber / Sprecher also seine Leser / Zuhörer in ihrem Denken in ganz bestimmte Richtungen lenken, der Manipulation sind damit alle Türen und Tore geöffnet. Beliebt ist übrigens auch dieser Satz, den man mit durchdringendem Rundumblick in die Gruppe schleudern kann: "Ich will ja NIEMANDEN verdächtigen, ABER ..." z. B.: "Aber jemand muss ja das letzte Stück Würfelzucker aus der Dose genommen haben, ohne sie wieder aufzufüllen." |
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Verschleierung | Die einen denken bei diesem Wort an Burka bzw. Ganzkörperschleier für Frauen aus anderen Kulturkreisen. Die anderen (abgeordnetenwatch.de) fordern "Verschleierung von Nebeneinkünften stoppen!" | |
verschieden | Über den Unterschied zwischen den beiden Wörtern "verschieden" und "unterschiedlich" Diesen Unterschied kenne viele Menschen nicht. Anders ausgedrückt, sie haben keine Möglichkeit, diesen "kleinen Unterschied" in der Bedeutung überhaupt wahrzunehmen. Deshalb benutzen sie diese Wörter oft synonym bzw. geradezu verkehrt. Dafür fand ich in der MZ vom 24.01.2018 auf der Kinderseite (!) ein passendes Beispiel. Es geht dort um "Tierische Hochzeiten" (so die Überschrift). Beim Paarungsverhalten der Hasen erfahren die Kinder u. a.: "Ein Hasenweibchen paart sich mehrmals im Jahr, von Januar bis Oktober. Deshalb kann der Nachwuchs unterschiedliche Väter haben." Nein, in diesem Fall kann der Nachwuchs nur "verschiedene Väter" haben. Denn die Formulierung "unterschiedliche Väter" hat eine klitzekleine andere Nuance. Natürlich unterscheiden sich Väter in ihrem Äußeren, im Charakter, im Alter usw. Man kann dann z. B. sagen: Die Väter der beiden Brautleute sind extrem unterschiedlich in ihrem Charakter und in ihrer sozialen Stellung. Das "unterschiedlich" bezieht sich auf Eigenschaften, das "verschieden" bezieht sich auf die Person als Ganzes. |
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Verweigerer | Heute (12.05.2017) sagt doch meine Postfrau, nachdem sie mir das Päckchen überreicht hat und ich wissen möchte, ob noch Briefpost dabei ist: "Ne, nur Werbung, aber Sie sind ja Verweigerer." Ich darauf: "Nein, bin ich nicht. Ich brauche sie (die Werbung) nur nicht." Wenn man das ausbaut, dann bin ich auch noch Bierverweigerer, Motorbootverweigerer, Fußballspielguck-Verweigerer, ... Mir fällt gar nicht alles ein, was ich noch alles "verweigere", in dem Sinne, dass ich es nicht haben will, nicht benötige, dass ich es zwar ablehne für mich selbst, aber anderen durchaus gönne. Halt - bei Werbung ist es doch etwas anderes: Ffür mich ist dieses Zugemülltwerden mit Werbung in Druckform, in elektronischer Form so unerträglich, dass ich sie liebend gern abschaffen würde. Was mich an dem Satz von der Postfrau so irritierte, war eigentlich nur, dass er so "negativ" klang, so wie beim "Kriegsdienstverweigerer". Im Wort "Verweigerer" schwingt eine hochgradige gesellschaftliche Ächtung gegenüber der so bezeichneten Person mit. Kann mich etwa die Postfrau nicht leiden, weil ich keine Werbung von ihr annehmen will? |
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Verzicht, verzichten | Verzichten auf unrentable Transporte Das will die DB Cargo, die Deutsche-Bahn-Tochter. Die MZ vom 04.04.2017 auf S. 17 beschreibt das so: "DB Cargo will mit einem Sparkurs und mit dem Verzicht auf unrentable Transporte wieder in die Gewinnzone." Man kann das auch so formulieren: die wollen nur die Rosinen aus dem Kuchen schlucken. Der neue Groß-Verzichter (GroVe) (Eintrag 10.02.2017) Hiermit erklärt das Klatschweib Herrn Sigmar Gabriel zum "Groß-Verzichter" (GroVe). Er hat jetzt, im Januar, "auf die Kanzlerkandidatur verzichtet". Er hat auch auf den Vorsitz in der SPD verzichtet, als wären beides nicht Funktionen, die man durch Wahl erlangt, sondern die einem - wegen Geburtsrecht?, wegen Gewohnheit?, weil man das größte Alphatier in der Partei ist? oder weshalb? - zustehen. So viel zur innerparteilichen Demokratie in der SPD. Doch dieser Doppelverzicht ist es noch nicht, weshalb er diesen Titel verdient hat. Schon vergessen - er hat bereits 2013 auf die Kanzlerkandidatur verzichtet! Aller guten Dinge sind drei. Nun ist es genug. Denn auf den Titel "GroVe" kann man nicht verzichten. Der wird einem angehängt, ob man will oder nicht. (siehe auch unten, im Text zum Wort "Vorrecht" - Gabriels "Vorrecht auf eine Kanzlerkandidatur) "Deutsche Bank verzichtet auf Strafzinsen" Mit den "Strafzinsen" sind sogenannte "Minuszinsen" gemeint, das Gegenteil zu den früher üblichen "Positivzinsen", den realen Zinsen. Minuszinsen bedeuten, dass das Guthaben auf der Bank "schmilzt". Das Geld vom Guthaben wandert mittels solcher "Strafzinsen" in das Täschchen der Bank. Wenn also eine Bank darauf "verzichtet", bedeutet das, dass sie eigentlich einen "Anspruch" darauf hat bzw. glaubt, einen Anspruch darauf zu haben. Die Bank holt sich das Geld woanders her - mittels steigender Gebühren fürs Konto z. B. Im Zusammenhang mit dieser Meldung (die Überschrift ist ein Zitat aus der MZ vom 18.08.2016, S. 23) fallen weitere schöne Wörter: "Gebührenerhöhungen" (gleich im Plural) und "Zinsflaute". Der Verzicht Seehofers Zitat aus der Zeitung "DIE WELT" vom 18.07.2016 (online), in dem es um die wieder wachsenden Umfragewerte für die CDU und CSU geht: "Der Verzicht Seehofers (und Edmund Stoibers), jede Entscheidung aus Berlin oder Brüssel sofort kleinzureden, schlägt positiv zu Buche." Gauck verzichtet auf zweite Amtszeit Der oberste Diener des Volkes bringt ein Opfer. Denn "verzichten" bedeutet ja auch, etwas wegzugeben bzw. nicht in Anspruch zu nehmen, was einem eigentlich gehört bzw. zusteht. Verzicht ist mit Verlust- und Entsagungsgefühlen verbunden. Gauck soll seine gesundheitlichen Beschwerden und sein fortgeschrittenes Alter "zu den Gründen für seinen Verzicht" (MZ 04.06.2016, S. 2) genannt haben. "Entsagung nennt man das Vergnügen an Dingen, welche wir nicht kriegen." dichtete schon Wilhelm Busch. Hier könnte man höchstens vermuten, dass ein weiteres Gefühl hinzukommt: Versagensängste. Der in Deutschland voranschreitende Verzicht auf musische und ästhetische Bildung Hier gebe ich einen kurzen Artikel aus der MZ in voller Länge wieder. (Bitte beachten Sie die Nuance, dass an einer Stelle das Wort "gebe" steht, nicht "gäbe".) "Niedergang“ in Spracherziehung ? Hilmar Hoffmann besorgt Berlin / ADN. Der Präsident des Goethe - Instituts , der sozialdemokratische Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann, zeigt sich besorgt wegen des „Niedergangs“ und des Bedeutungsverlusts der deutschen Sprache. Diese Entwicklung habe damit zu tun, „daß schon in der Schule die ästhetische Erziehung obsolet geworden ist“, sagt Hoffmann in der heutigen Ausgabe der Zeitung „Die Welt“. Der in Deutschland voranschreitende Verzicht auf musische und ästhetische Bildung sei ein Irrtum. Es gebe Anzeichen für einen „Abschied als Kulturnation“ . So verfüge nur noch jede zehnte Hauptschule über eine Schulbibliothek. Rund vier Millionen Menschen hätten Lesen und Schreiben gelernt aber wieder vergessen. Das Haupt-Problem dabei ist, dass dieser Artikel bereits vor mehr als 20 Jahren - am 20.08.1996 - in der MZ zu lesen war, auf der Kulturseite. Heute werden die damals von diesem "Verzicht" betroffenen Kinder selbst Eltern und dann als "bildungsferne Schichten" stigmatisiert. Verzicht auf Gewalt Im Zusammenhang mit der Räumung des Flüchtlingslagers in Idomeni, Griechenland, schreibt die MZ vom 25.05.2016 auf S.4 (Hervorhebung im Text von mir - B.K.): "... nahm das Elend von Idomeni seinen Lauf. Mehrfach blockierten die verzweifelten Menschen Bahngleise - der griechischen Wirtschaft entstand durch die Unterbrechung des Warenverkehrs ein Millionenschaden:
Ergänzung am 11.10.2017:Die Regierung wollte - auch mit Blick auf die vielen Familien mit Kindern im Lager - auf Gewalt verzichten." Langsam wächst sich das Material zu den Wörtern "Verzicht" und "verzichten" so sehr aus, dass wohl bald eine eigene Seite benötig. Heute ergänze ich ein paar Notizen aus dem Jahr 2013 (die betreffen den Videotext der ARD am 10.09.2013, gegen 9.20 Uhr abgerufen auf der Tafel 106 bzw. den Videotext auf dem ZDF, gleicher Zeitpunkt, VT Tafel 120) ARD Obama "ziehe es ohnehin vor, auf einen Angriff zu verzichten." ZDF, ebenfalls auf den Präsidenten der USA, Barack Obama bezogen: "Er würde aber durchaus auf einen Militärschlag verzichten, sollte Syriens C-Waffenarsenal erfolgreich gesichert werden." In dieser Website gibt es weitere Beispiele für den Gebrauch der Wörter "Verzicht" und "verzichten": - Philosophie des Verzichts von Habenichtsen - unverzichtbar (das Gleichgewicht der Natur) - Musik als "unverzichtbarer Teil des menschlichen Lebens" - es ist "irrsinnig, auf eine solche Vermehrung des geistigen Reichtums zu verzichten" - Rentenverzicht (bei vorzeitigem Eintritt ins Rentenalter) - keine andere Wahl, als "auf Kinder zu verzichten" - "Verzichten müssen wird zu einem freiwilligen Akt umgedeutet." (in der Formulierung, dass viele Menschen in Deutschland nicht in Urlaub fahren "wollen" und dafür "finanzielle Gründe" angeben) - auf ein Studium verzichten müssen - wie gern von Hartz-IV betroffene Alleinerziehende auf Hartz IV verzichten würden - Verzichtskultur Martin Schulz verzichtet auf das Amt des Außenministers (22.02.2019) Das war Anfang Februar 2018, als es in den Verhandlungen zur "GroKo" um die Verteilung der Posten und Ministerien ging. Nicht, dass Herr Schulz dieses Amt innehatte zu diesem Zeitpunkt und es nun freiwillig abgab an eine andere Person. Nein, zu diesem Zeitpunkt war Herr Sigmar Gabriel noch geschäftsführender Außenminister. Herr Schulz war in die nähere Auswahl für das Amt geraten, er war also Anwärter auf das Amt. Bestenfalls hat er also "auf eine mögliche Übernahme des Amtes des Außenministers verzichtet". Dieser Fall ist auch deshalb so interessant, weil man den Faden weiter spinnen kann. Man kann noch viel früher mit dem "Verzichten" beginnen: z. B. kann man seine Polit-Biographie so planen und dann daran arbeiten, dass einem ein solches Amt gar nicht erst angeboten wird. Man hat sich rechtzeitig entschieden: "Ich verzichte generell auf eine Polit-Karriere." Natürlich hat das ein Geschmäckle - wer denkt in diesem Zusammenhang nicht an den Fuchs, der über die ihm zu hoch hängenden Trauben sagt, dass er darauf verzichtet, weil sie ihm zu sauer seien. |
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Vorrecht |
"Sigmar Gabriel hat Vorrecht auf Kanzlerkandidatur" war auf 1&1 am 08.05.2016 zu lesen, als Zwischenüberschrift in einem Text, bei dem es um Rücktrittsgerüchte von Herrn Gabriel ging. Im Text finde ich dann noch "... hatten Spitzenpolitiker betont, dass Gabriel den ersten Zugriff auf die Kanzlerkandidatur habe." | |
Vorurteil | Zum Vorurteil als solches, gelegentlich gepaart mit Klischees, fällt mir nur ein Satz aus einem alten Komiker-Text ein, der sich "Oswin, der ertrunkene Hering" nannte. Darin gibt es diese Stelle: "Dass Fische Wasser brauchen, ist doch bloß ein Vorurteil." Vorurteil ist i. a. die Bezeichnung für eine vom eigenen Urteil abweichende Beurteilung eines Sachverhaltes durch andere. Indem man das Urteil des anderen zum "Vorurteil" erklärt, hat man sich auf die höhere und damit weniger angreifbare Ebene begeben. Der andere ist von vornherein stigmatisiert als derjenige, dessen Urteil nicht wahrhaft ist, eben nur ein "Vorurteil". In Sachsen-Anhalt hat sich in Vorbereitung der Landtagswahlen am 13.03.2016 die hiesige Regionalzeitung "Mitteldeutsche Zeitung" in einer Artikelserie "mit Klischees und Vorurteilen von Nichtwählern" auseinander gesetzt. Das hat den Vorteil, dass alle Argumente von Nichtwählern in diese Kategorie gepackt werden können. Dann muss man nicht mehr darüber nachdenken, ob in den Meinungen der Nichtwähler auch eine sachliche Kritik an (einzelnen) Politikern oder der gesamten Politik stecken könnte. Eine sachliche Darstellung (immerhin ist die Landeszentrale für politische Bildung an dieser Aktion beteiligt) hätte auch berechtigte Kritik-Argumente von Nichtwählern nennen müssen. Ich glaube, dass diese Serie bei Nichtwählern eher noch mehr Frust auslöst, als dass sie dadurch von ihren "Klischees und Vorurteilen" lassen. |
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vulgärdemokratisch | Das Wort "vulgär" lässt sich in letzter Konsequenz auf lat. "volgus" - "die Menge, das gemeine Volk" zurückführen. Da "Demokratie" "Volksherrschaft" bedeutet, wäre es eigentlich eine Art "doppelt-gemoppeltes" Wort. Andererseits scheint es gerade eines sichtbar machen zu wollen: Es gibt ein normales und ein "gemeines" Volk. Immer dann, wenn das Volk Forderungen aufmacht, wird es "gemein", "vulgär" und hat dann offenbar keinen Anspruch mehr auf demokratische Beteiligung an den politischen Vorgängen im Land: Hier das zugehörige Zitat aus der MZ vom 07.12.2015, S. 3: Was läuft da eigentlich gerade schief? Warum melden sich so viele Menschen zu Wort, die ein Verständnis von Meinungsfreiheit haben wie oben beschrieben? Und ein Politikverständnis, das der Dresdner Politologe Hans Vorländer als „vulgärdemokratisch“ bezeichnet und das so aussieht: Der Bürger wünscht, die Politik führt aus. Und wenn die Politik die Wünsche nicht erfüllt, gerät der Bürger in Wut.In diesem Zusammenhang wäre auch das Wort "Ochlokratie" interessant: die Herrschaft des Pöbels. |