banner spr - SPRACHLIEBE
SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  - KULTUR


Kultur ist eigentlich ein komplexes Geschehen. Indem man einzelne Bereiche hervorhebt und womöglich gegen andere ausspielt, die Kultur sozusagen "atomisiert", zersplittert, gerät  das Gesamtgeschehen "Kultur" aus dem Blick.

Mit meiner "Kultur"- Wortsammlung will ich vor allem Beispiele präsentieren, die diese "Atomisierung der Kultur" sichtbar machen sollen:
Damit meine ich - um das noch einmal zu betonen - die Zerlegung der Kultur in Einzelbereiche, bei denen es passieren kann, dass die "Gesamtkultur" verloren geht oder ein Kulturbereich zugunsten eines anderen zerstört wird A1.

Darüberhinaus werden Begriffe in Zusammenhang mit "Kultur" gebracht, bei denen sich mir vor Entsetzen die Haare sträuben - schlimme Dinge werden da zu Teil-Kulturen ernannt, das schlimmste mir bisher begegnete ist die ›Vergewaltigungskultur‹.
(› ... ‹ - Die Verwendung dieser Zeichenkombination - mein "Abscheuzeichen" - erkläre ich näher in "Hinweise zur Struktur  ..." in den TECHNISCHE DETAILS)

Auch Begriffe und Texte, die Kulturlosigkeit bzw. Kulturbarbarei dokumentieren, sollen hier ihren Platz finden.  Vorerst sammle ich hier alle Begriffe im Zusammenhang mit Kultur, die Analyse erfolgt, wenn ausreichend "Material" zusammen gekommen ist.

Insgesamt entsteht bei mir der Eindruck, dass das Wort "Kultur" zu einem Modewort, einer Phrase verkommen ist. Wir erleben gerade, wie das Wort "Willkommenskultur" anfängt, zu einer solchen Phrase zu werden.
(notiert 2015)


Hier folgen nun
    • Neue Kultur-Wörter im Jahr 2023
               Kulturkampfthemen
               Wohlstandskultur
    • alphabetisch geordnete Wörter rund um Kultur
        untergliedert in
               Kulturbereiche,
               Institutionen und Berufe

               und
               sonstige Wörter
    • Wortgruppen zur Kultur
    • Texte und Zitate zu einzelnen Kulturbegriffen

Neue Kultur-Wörter im Jahr 2023


• Kulturkampfthemen
Es war bis zum 08.10.2023 Wahlkampf angesagt in Hessen und Bayern.
Die CDU bzw. CSU haben wieder die meisten der abgegebenen Wählerstimmen bekommen. Doch es wurde eng, denn der eigentliche Wahlsieger war die AfD, die etliche Stimmen mehr bekam als bei den vorangegangenen Landtagswahlen. In Bayern wurde sie zweitstärkste Partei, in Hessen drittstärkste.
"In Hessen gewinnt die AfD relativ wenig Stimmen von der CDU. Anders als in Bayern setzten die hessischen Konservativen auf einen geräuschlosen Wahlkampf, weitgehend ohne Kulturkampfthemen."Die F.A.Z. musste in dem Artikel vom 09.10.2023
"Wahl in Bayern und Hessen: AfD wird aus Überzeugung gewählt"
das Hauptproblem benennen. Die Wahlen waren wohl trotz allem ein "Kulturkampf" - das Thema Zuwanderung, Asyl und Integration spielte offenbar eine wesentliche Rolle bei der Wahlentscheidung vieler Wähler in den beiden Bundesländern (aus Umfrageergebnissen).

• Wohlstandskultur
Ist das ein Wort der Anerkennung oder schon ein Schimpfwort?
Erstmals ist mir dieses Wort untergekommen in einem Artikel der F.A.Z vom 22.09.2023.
Eigentlich geht es darin um die Reise von Papst Franziskus nach Frankreich, auf der er  den
         "schrecklichen Mangel an Menschlichkeit“

kritisiert hat. In diesem Zusammenhang wird die erste Reise des Papstes im Juli 2013 erwähnt, die ihn
        "auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa"

führte. Dort hatte er
"unsere »Wohlstandskultur« (beklagt), die uns unempfindlich mache gegen die »Schreie der anderen« und uns der »Globalisierung der Gleichgültigkeit« anheimgebe."

Die alphabetische Wortübersicht "Kultur"

Kulturbereiche

(Verlinkte Wörter verweisen auf Ergänzungen und Kommentare weiter unten auf dieser Seite.)

abendländische Kultur
Angstkultur, "Kultur der Angst" (neu 03.08.2023)
Bestattungskultur, auch "Friedhofskultur", "Grabkultur"
Beteiligungskultur
Bewertungskultur (webwiki.de fordert eine "faire Bewertungskultur") 
Beziehungskultur (ein Wort, das mir in einem Interview der MZ mit dem Psychiater und Psychoanalytike Hans-Joachim Maaz aus dem Jahr 2017 erstmals begegnete, es ist offenbar von ihm geprägt worden)
Dankeskultur
Debattenkultur
Dialogkultur
Diskussionskultur
Dominanzkultur
Duz-Kultur, Duzkultur
Einkaufskultur bzw. "Kulturerlebnis Einkauf"
Einmischungs-Kultur (ein Beispiel s. u.)
Erinnerungskultur
Esskultur
falsche kulturelle Kompromisse (einschließlich der "falschen kulturellen Kompromisslosigkeit)
Fankultur (speziell die "teils gewaltsame Fan-Kultur") 
Fehlerkultur
Freundschaftskultur
Friedhofskultur, moderne Friedhofskultur
Führungskultur 
Gastgeberkultur
Gedenkkultur
Gegenkultur 
Gelehrtenkultur
Genusskultur
Glaubenskultur
Grillkultur
Herstellungskultur
Hochkultur
Individualitätskultur, protestantische
interkulturelle Kompetenz (s. u.)
interkulturelle Krabbelgruppe
Interkulturelle Woche
Jugendkultur
Kampf der Kulturen (der angebliche)
Konfliktkultur (von der US-amerikanischen Konfliktkultur und deren Niedergang bzw. vom "Niedergang der politischen Kultur in den USA" war im Zusammenhang mit den Wahlkampf vor den Präsidentschaftwahlen im Jahr 2016 die Rede)
Kostenlos-Kultur
Kritikkultur (die immer mehr kaputt geht)
Kulturen der Aufklärung 
Kultur der Enthüllung, Kultur des Schweigens
Kultur der Korruption
Kultur des Leugnens
Kultur der Unterstellung
Kultur des Hinsehens
Kulturerbe, Kulturerbejahr 2018, Weltkulturerbe
Kultur öffnet Welten
Kultur-Sponsoring
Kultur-Szene 
Lachkultur (siehe dazu auch die Seite ÜBER DAS LACHEN  in HEITERE ZUKUNFT » HEITERKEIT + LEBENSFREUDE)
Lebenskultur (aus dem Motto des 100. katholischen Kirchentages 2016)
Leitkultur (verwandt mit → "Wertegemeinschaft", diese gibt es wahlweise "westlich", "christlich" oder "freiheitlich-demokratisch")
Machokultur
Männerkultur
Massenkultur
Memorialkultur (siehe hierzu auch in der SAMMLUNG VON A bis Z, B unter Bestattung)
Mitleidskultur
Multikulti 
Nacktkultur, Freikörperkultur, FKK (diese Kultur verkümmert gegegenwärtig; die DDR wird inzwischen gern als die "Grande Nation des Nacktbadens" bezeichnet)
politische Kultur (bewahren - oder erst einmal hervorbringen?)
Predigtkultur (z. B. "Wittenberger Zentrum für Predigtkultur",
                   siehe auch Predigt)

Protestkultur
Sandwich-Kultur, amerikanische
Scherzkultur
Schrumpfkultur
Sprachkultur
Sterbekultur
Subkultur
Telefonkultur (die "verschwindet" angeblich)
Tischkultur (siehe auch unten: "kultureller Kinderfreitisch")
"Ultrakultur" (ein auf den ersten Blick irritierendes Wort - gefunden in der MZ vom 14.10.2017, S. 3 - es bezieht sich auf die "Ultras", offenbar eine Anhängerschaft eines Fußballvereins aus Dortmund, auch die "Ultrasicht" wird erwähnt)
Verantwortungskultur
›Vergewaltigungskultur‹
Verpackungskultur
Verzichtkultur
Volkskultur
Wegwerfkultur
Willkommenskultur
Wissenschafts- und Forschungskultur
auch Handwerk ist Kultur (z. B. Glasbläserei, Kupferschmied)

Institutionen und Berufe

Ein Versuch, die Vielfakt kultureller Einrichtungen, Institutionen und Funktionen im kulturellen Bereich sowie die dort üblichen Berufsbezeichnungen, Titel usw. in einer Wortsammlung abzubilden - ein Anfang:

Bundeskulturstiftung
Kulturanthropologe
Kulturbund
Kulturbehörden
Kulturindustrie
Kulturinstitutionen (Bildungs- und Kulturinstitutionen)
Kulturpolitischer Bundeskongress
Kulturstaatsmininsterin
Kulturstiftung
Kulturverwalter

Sonstige Wörter mit "Kultur"

das Kultivieren, kultivieren, kultiviert,
("Das Kultivieren der Menschheit": Erste Gedanken hierzu gibt es auf der Seite HARRISION -
in DIE BESTEN GEDANKEN » PHILOSOPHIE + ETHIK -  das Buch von Robert Harrison "Gärten - Ein Versuch über das Wesen der Menschen" wird vorgestellt)
kulturell,
kultureller Verschleiß - (von mir erfundene Formulierung, u. a. für die kulturelle Tendenz der vergangenen knapp 30 Jahre in Wittenberg)
Kulturbarbarei
Kulturbaustelle  ("Und einige der größten Kulturbaustellen des Landes sind Kunstmuseen." -  siehe MZ 15.06.2016, S. 4, Kommentar von Christian Eger. Mein Kommentar dazu: Und die vielen "Kulturruinen" erst, die das Land hat!)
Kulturbolschewismus (politisches Schlagwort, besonders gern von der NS-Propaganda benutzt)
Kulturbruch
Kulturdiplomatie (internationale Repräsentation eines Landes, z. B. auf dem ESC)
Kultureinfluss
kulturelle Verständigung
kultureller Kinderfreitisch (den gibt es in den Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale, natürlich für Kinder aus "sozial schwachen" Familien)
kultureller Kolonialismus
(Das ist eine Formulierung des Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, aus dem Jahr 2017, so - als "kultureller Kolonialismus" - werde "die Dominanz der Westdeutschen ... in Ostdeutschland" empfunden. Eigentlich war es mehr eine "kulturellen Plattmache", wie ich die Nachwendezeit hier in Wittenberg erlebte.)
Kulturentwicklung
Kulturfaktor
Kulturfaschismus
Kulturförderabgabe
Kultur des Gehörtwerdens
Kulturgeschichte
Kulturgesellschaft, multikulturelle Gesellschaft, Multikulturalismus
Kulturgut, Kulturgutschutzgesetz,
Kulturgutverluste (das "Deutsches Zentrum für Kulturgutverluste" in Magdeburg, befasst sich u. a. mit "NS-Raubkunst")
Kulturhauptstadt ("Kulturhauptstadt Europas" ist ein Titel, der jährlich von der Europäischen Union vergeben wird)
Kulturkämpfe
Kulturkirche 
Kulturkritik
Kulturlandschaft 
Kulturleistung
Kulturmuster der Aufklärung
Kulturnachrichten
Kulturnation (Deutschland) 
Kulturoptimismus und Kulturpessimismus / Kulturverfall
Kulturproduktion
Kulturprotestantismus
Kulturrassismus
Kulturschock
kulturschöpferisch
Kulturstufen (Begriff aus Karl Lamprechts Geschichtsphilosophie)
kulturvoll (z. B. ein "kulturvoller Umgang miteinander")
Kulturvolk, Kulturvölker (wohl als Gegenstück zum "Naturvolk"?) 
Kulturwandel
Kulturzeitalter
kultureller Instinkt

Wortgruppen zur Kultur

Karneval der Kulturen und kulturelle Vielfalt

Texte und Zitate zu einzelnen Kulturbegriffen

"Kultur macht stark" - ein Projekt, das es seit 2013 gibt und das für kulturelle Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre bestimmt ist. Nun wird es bereits in der dritten Förderphase von 2023 bis 2027 weitergeführt.
Die Website buendnis-fuer-bildung.de/ ...~externer Link  des Bundesministeriums für Bildung und Forschunginformiert darüber.
Das Ziel formuliert dieses  Projekt so:"Auch in Zukunft tragen Bündnisse für Bildun zu mehr Bildungsgerechtigkeit bei."
Kulturelle Inzucht und geistige Monokultur
Diese Wortkombination ist mir eingefallen, als ich auf der Seite MENSCHHEIT über die "geistige Monokultur" derjenigen Länder schrieb, die sich von anderen Kulturen abschotten. Ich glaube, diese Formulierung macht das Problem, das ich damit beschreiben will, sehr anschaulich.
Es gibt auch einen Ausspruch des Volksmundes dafür: "Kochen im eigenen Saft".

Begriffe aus Kulturtheorie bzw. Kulturwissenschaften

Nimmt man noch die Begriffe der Kulturtheorie bzw. Kulturwissenschaften hinzu, wird diese Worsammlung wohl noch wesentlich spannender und länger werden. So stieß ich kürzlich (22.02.2019 notiert) auf diese beiden Begriffe:
Akkulturation und Transkulturation, die die Wechselwirkungen verschiedener Kulturen bzw. Anpassungen bzw. Einflussnahmen zwischen Kulturen beschreiben.  Wichtige "Transkulturationen" sind z. B. die Hellenisierung und die Christianisierung.  Unter "Akkulturation" unterscheidet man noch zwischen "Segregation", "Integration", "Assimilation" und "Marginalisierung". Angesichts zunehmender Völkerwanderungen in der Gegenwart erhebt sich die Frage, welche Formen der "Akkulturation" wir fördern (wollen).

• Neidkultur: Haben wir eine "Neidkultur"?

• "Eine Kultur der Angst"
So ist am 29.06.2023 auf der Startseite der tagesschau ein Exklusivbeitrag über  "Machtmissbrauch an Bühnen" überschrieben.
In dem Artikel selbst geht es um Vorwürfe am Berliner Maxim-Gorki-Theater im Jahr 2021 gegen die damalige Intendantin. Die Vorwürfe - u. a. "verbale Gewalt und Mobbing" - sind vielfältig. In dem Medien wurde darüber berichtet, damals wurde es als "Klima der Angst" bezeichnet.
Bei der jetzigen "investigativen" Recherche haben Tagesschau-Mitarbeiter eine bundesweite, anonyme Umfrage gestartet, aus der hervorgeht, dass die die Ereignisse am Maxim-Gorki-Theater kein einmaliges Vorkommnis sind.
U. a. fällt das Stichwort "Willkür bei der Beendigung von Arbeitsverhältnissen".
Man kann sich denken, dass in so einer vergifteten Atmosphäre kein gutes, konstruktives Arbeitsklima herrschen kann.
Es ist unglaublich: An Stätten der Kultur herrscht eine "Angst-Kultur".

• "Antikorruptionskultur" und "Kultur der Selbstbereicherung"
werden im Zusammenhang mit dem "Korruptionsskandal im Europäischen Parlament" angeboten. Nun wird durch die belgische Justiz ermittelt.
"Das Narrativ einer Kultur der Selbstbereicherung scheint dadurch bekräftigt."
Die aktuellen Vorschriften genügen nicht, nun müssen Vorschläge her, wie sie - die Vorschriften - "verbessert werden sollten".
Der Artikel, aus dem ich diese beiden schönen Wörter aufgeschnappt habe, ist in der F.A.Z. (hinter Bezahlschranke)* bereits am 22.12.2022 erschienen. Ich zitiere noch ein Textstellen daraus:"Korruption zerfrisst demokratische Gesellschaften - weltweit, aber auch in Europa. ... Aber wo wichtige Entscheidungen getroffen werden, ist Korruption stets eine Gefahr. Deshalb braucht es eine konsequente Antikorruptionskultur - mit klaren Regeln, aber auch geeigneten Institutionen, Korruption vorzubeugen und zu bestrafen." Dann folgt ein kleiner Hinweis, dass auch der Bundestag davon (von Korruption) "betroffen" war.  Vielleicht ist dabei die doppelte Bedeutung des Wortes "betroffen" interessant.
______________
* Gastbeitrag von Katarina Barley, SPD, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und von Frank Schwabe, SPD, Mitglied des Deutschen Bundestages.

• Die "kulturellen Hürden"
habe ich irgendwo aufgeschnappt, kann keine Quelle nennen. Notiert hatte ich diese Wortgruppe eigentlich nur als weitere Ergänzung zu den oft behaupteten "kulturellen Schranken" bzw. "kulturellen Grenzen", die es angeblich zwischen den verschiedenen Regionen und Staaten geben soll.

In diesem Zusammenhang gibt es im weiterenText immer wieder Gedanken rund um die Sicht auf Kultur als Einheit (Weltkultur) in Vielfalt (kulturelle Spezik der Regionen der Welt). Das meint die gegenseitige Bereicherung und Ergänzung  als Lebensquelle von Kultur schlechthin.

Die "Manipulationskultur" begegnete mir auf der Startseite der F.A.Z online: faz.net/aktuell/ am 11. September 2022 in der Ankündigung zu einem Artikel hinter Bezahlschranke, in dem es um "Doping bei Olympia 1972" geht:"War Olympia 1972 in München sauber? Der Sport kontrollierte sich selbst, als erstmals systematische Kontrollen eingeführt wurden. Das Ergebnis: eine Manipulationskultur ohne Rücksicht auf Leib und Leben." Es hat mich nicht im geringsten "verlockt", diesen Artikel auch noch zu lesen.

• Eine transparente Fehlerkultur
Dazu schreibt die F.A.Z. online heute (am 24.11.2021) im Zusammenhang mit der Vorstellung der "Ampel-Koalition: Das steht im Koalitionsvertrag":"Die drei Parteien wollen die Arbeitsbedingungen von Bundespolizisten verbessern, vor allem mit Blick auf die Personal- und Sachausstattung, den Zustand der Liegenschaften und den Abbau von Überstunden. »Bürgernähe und eine transparente Fehlerkultur« sollen durch einen unabhängigen Polizeibeauftragten gestärkt und die Sicherheitsüberprüfung von Bewerbern ausgeweitet werden."Mein Problem mit der  "transparenten Fehlerkultur" ist nun, dass ich mir darunter nichts vorstellen kann, die Formulierung erscheint mir doch ziemlich "intransparent".

• Der Kulturprotestantismus
Wie konnte ich den nur bisher vergessen? Das Wort gehört unbedingt in diese Sammlung von Wörtern rund um das Basiswort "Kultur", eine Bereicherung der Kultur insgesamt.
Oder ist es eher andersherum, dass Kultur nur als Spezifizierung des Protestantismus anzusehen ist, eine protestantische Sicht auf Kultur?
Eine "protestantische Kultur", also eine Kultur, die auf den spezifischen religiösen Vorstellungen der Protestanten beruht, ist offenbar nicht damit
gemeint.
Er, der "Kulturprotestantismus" war eine geistige Strömung innerhalb des Protestantismus in der Zeit zwischen 1860 und dem Ersten Weltkrieg, die offenbar auf Deutschland und vielleicht die Schweiz begrenzt war.

• Verliererkultur - eine Infektionskrankheit?
(25.05.2023)
Dieses völlig neue Wort taucht in einem Artikel der F.A.Z.  vom 25.05.2023 auf. Unter der Überschrift "Ein gefundenes Fressen für Trump" geht es um die USA - um die Kandidatur des Republikaners Ron DeSantis für die Präsidentschaftskandidatur. Das meint, der kandidiert innerhalb der Partei erst einmal gegen andere Republikaner, die auch Präsidentschaftskandidat werden wollen, wie z. B. dieser Donald Trump. Er ist sozusagen Präsidentschaftskandidatur-Kandidat. Gewinnt er das Rennen gegen andere Republikaner, ist er erst einmal Präsidentschaftskandidat. Präsident wird er nur, wenn er sich gegen den siegreichen Präsidentschaftskandidatur-Kandidaten der Demokraten durchsetzt.
Dieses monatelange Procedere ist hier in Deutschland von herausragender Wichtigkeit. Sowohl Tagesschau als auch F.A.Z. widmen diesem Vorfall mehrere Beiträge.
Ron DeSantis hat obiges Wort benutzt in seinem gestrigen Auftritt respektive Auftakt seiner Kampagne für diese Kandidatur:"Ich kandidiere als Präsident, um unser großartiges amerikanisches Comeback anzuführen." Er meint, die USA bewege sich in die falsche Richtung."Wir müssen die Verliererkultur beenden, die die Republikanische Partei in den vergangenen Jahren infiziert hat." Das lässt vermuten, dass es sich bei der "Verliererkultur" um eine Infektionskrankheit handelt.

Die bisherige Sammlung aus den Jahren bis 2020

Außerdem gibt es zu einzelnen Worten (Wortgruppen) rund um die Kultur einige Anmerkungen
        • Kulturlosigkeit, Kulturbarbarei, Kulturschande
        • Schindluder mit dem Kultur-Begriff - (Was so alles unter "Kultur"
          fällt
- unter anderem geht es in diesem Abschnitt auch um
          "falsche kulturelle Kompromisse" und "falsche kulturelle
         Kompromisslosigkeit".
)
        • Das kulturelle Selbstverständnis Deutschlands und die
           Identitätsstiftung

           (das neue Kulturgutschutzgesetz)
        • Kulturkommentare, Kultururteile, Kulturmeinungen
           (die Phantasie der Wortwahl)

        • Preis für Stadtkultur
        • Einzelne Wörter, die ausführlich angesehen werden
                  Angstkultur, Kultur der Angst
                  Erinnerungskultur
                  Orangenkultur 
                  Einmischungs-Kultur
                  Kultur des Scheiterns, sinnvolle Kultur des Scheiterns
                  Leitkultur
                  Monokultur
                  ›Vergewaltigungskultur‹
                  kultureller Imperialismus
                  Ein beklemmender Nachtrag über eine
                  "spezifisch deutsche Kultur"

         • Ein "gehobenes kulturelles Umfeld" für eine Elite
         • kulturelle Vielfalt
         • Institutionen und Berufsbezeichnungen

        Hinweise auf andere Websites
         • Museum der Kulturen Basel

        PS 31.10.2021:  - Die "Friedenskultur"
        Dieses Wort ist weitgehend unbekannt, man hört es kaum:
        "Friedenskultur"
.
        Eigentlich sollte es klar sein, dass wirkliche Kultur nur im Frieden möglich ist.
        Krieg ist Barbarei, Kulturverlust, Kulturzerstörung.
        Friedenskultur - das Wort bedeutet auch:
        "Es ist Zeit, den Krieg abzuschaffen - Frieden ist ein Menschenrecht."
        (aus dem Haager Friedensappell vom Mai 1999)



kultureller Instinkt
"Kultur macht stark" - ein Projekt mit einem "Fördertopf von 4,2 Millionen Euro, das es seit 2013 gibt und das für kulturelle Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre bestimmt ist

Nimmt man noch die Begriffe der Kulturtheorie bzw. Kulturwissenschaften hinzu, wird diese Worsammlung wohl noch wesentlich spannender und länger werden. So stieß ich kürzlich (22.02.2019 notiert) auf diese beiden Begriffe:
Akkulturation und Transkulturation, die die Wechselwirkungen verschiedener Kulturen bzw. Anpassungen bzw. Einflussnahmen zwischen Kulturen beschreiben.  Wichtige "Transkulturationen" sind z. B. die Hellenisierung und die Christianisierung.  Unter "Akkulturation" unterscheidet man noch zwischen "Segregation", "Integration", "Assimilation" und "Marginalisierung". Angesichts zunehmender Völkerwanderungen in der Gegenwart erhebt sich die Frage, welche Formen der "Akkulturation" wir fördern (wollen).

kulturelle Inzucht
Diese Wortkombination ist mir eingefallen, als ich auf der Seite MENSCHHEIT über die "geistige Monokultur" derjenigen Länder schrieb, die sich von anderen Kulturen abschotten. Ich glaube, diese Formulierung macht das Problem, das ich damit beschreiben will, sehr anschaulich.
Es gibt auch einen Ausspruch des Volksmundes dafür: "Kochen im eigenen Saft".


Interkulturelle Kompetenz und kulturelle Brückenbauer

Endlich hat es einmal jemand gesagt (MZ 11.06.2016, S. 2):"Es gibt teils beträchtliche Defizite, was die interkulturelle Kompetenz angeht - auf beiden Seiten.""Defizite in der Kompetenz" klingt besser als einfach "Dummheit".
Es geht um das Wissen der Flüchtlinge in Deutschland über Deutschland und seine Kultur - und es geht auch um das Wissen der Deutschen, die sich um Flüchtlinge kümmern, über die kulturelle Spezifik der Flüchtlinge. Die ist ja nicht automatisch "kulturlos", wie mancher es gern sehen würden. Die ist eben nur "anders".
Gesagt hat diesen schönen Satz die Sozialstaatssekretärin und Integrationsbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalt, Susi Mübbeck (SPD).
In dem konkreten Fall ging es um ein warmes Nachtmahl für muslimische Flüchtlinge, die jetzt - im Ramadan - tagsüber nichts essen dürfen. Man hatte ihnen das nicht ermöglicht, die Flüchtlinge in einer Bernburger Flüchtlingsunterkunft hatten heftig protestiert - und die Verantwortlichen "wurden überrascht". Die MZ schreibt:"In Bernburg stellte sich der religiöse Hintergrund der Auseinandersetzung erst sehr spät heraus. Davon, dass Menschen mit islamischem Glauben jetzt im Ramadan zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nichts zu sich nehmen, wurden die Verantwortlichen offensichtlich überrascht." Natürlich darf man von den Flüchtlingen nicht erwarten, dass sie die kulturelle Spezifik Deutschlands in kürzester Zeit lernen und auch verinnerlichen. Das hat so mancher alteingesessener Deutsche schließlich auch noch nicht geschafft.

Nun soll es ggf. eine "Aufstockung der Sprachmittler" (MZ-Formulierung, die meint sicher "Aufstockung der Zahl der Sprachmittler") geben, die "als kulturelle Brückenbauer" fungieren.
Es freut mich zu sehen, dass auch seitens der Deutschen langsam ein Lernprozess in Gang kommt. Vielleicht schaffen wir eines Tages sogar "kulturelle Kompromisse" (s. u.).
(siehe auch die Sammlung FLÜCHTLINGE)

Kulturlosigkeit, Kulturbarbarei, Kulturschande

Kulturschande und einen "Anschlag auf die Menschlichkeit":
So nennt Norbert Blühm, ehemaliger Arbeitsminister, die Zustände im Flüchtlingslager in Idomeni (Griechenland), in dem der Achtzigjährige eine Nacht zubrachte, im März 2016. 

Schindluder mit dem Kulturbegriff

Kultur des Rücktritts
Die fordert Tobias Peter in der MZ vom 29.12.2015, S. 4:"Eine geübte Kultur des Rücktritts, Abschieds und Wechsels täte Deutschland gut."
Kultur des Chauvinismus"Wir müssen aufpassen, dass sich keine Kultur des Chauvinismus entwickelt."sagt Prof. Reinhold Sackmann, Soziologe an der MLU Halle (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) der MZ vom 16.03.2016 auf S. 3)
Chauvinismus als Teil von Kultur - dann können auch andere gefährliche Ideologien "kultiviert" werden: die Kultur des Rassismus, die Kultur des Antisemitismus, die Kultur des Fremdenhasses, ... - ja?

Kultur, falsche kulturelle Kompromisse
Auch das Wort bzw. die Wortgruppe "Angst vor Überfremdung" kamen in diesem Beitrag der MZ vom 29.12.2015, S. 1 vor.
Der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Dr. Reiner Haseloff, äußerte sich darin zur Situation der Flüchtlingsunterbringung in seinem Bundesland.
Ich zitiere aus der MZ (Hervorhebungen im Text von mir - B. K.): Integration könne grundsätzlich nur gelingen, „wenn wir mit unseren Ressourcen vernünftig umgehen“. Angst vor einer Überfremdung wegen der Flüchtlinge müsse niemand haben. „Es gelten das Grundgesetz und das deutsche Recht.“ Dazu dürfe es „keine falschen kulturellen Kompromisse“ geben. Ansonsten verliere die Politik ihre Glaubwürdigkeit und „Parallelgesellschaften“ wie in Frankreich würden geschaffen. Dieser Ausdruck "falsche kulturelle Kompromisse" beschäftigte mich lange, ich weiß damit nichts anzufangen, habe keine Vorstellung, was er damit meinen könnte. Ich sehe darin lediglich eine andere Formulierung für "Angst vor Überfremdung".

Könnte es sein, dass die erwähnten "Parallelgesellschaften" eben deshalb entstanden sind, weil es keine "kulturellen Kompromisse" gegeben hat, weil die Akzeptanz der durch Ausländer eingebrachten neuen Kulturelemente zu gering war bei den Franzosen?
Unberührt von der Kulturdebatte steht es für mich natürlich außer Frage, dass sich Ausländer in Deutschland an deutsches Recht zu halten haben.
Doch übersehen wir in den gegenwärtigen Diskussionen nicht die Tatsache, dass der Kulturaustausch mit den Neuankömmlingen vor allem eine Bereicherung der Kultur in Deutschland sein kann? Darauf sollten wir jedoch unser Hauptaugenmerk legen!

Die falsche kulturelle Kompromisslosigkeit*
Bei Bestattungen gibt es in verschiedenen Kulturkreisen und Religionen unterschiedliche Rituale, Gebräuche und  Gegenstände, mit denen die Leiche eingehüllt wird.
Wieder hat ein deutsches Gericht (Mai 2016) in kulturell andere Traditionen eingegriffen, indem es entschieden hat, dass in Deutschland nur Sarg und Urne für die Bestattung in Frage kommen. Das weit verbreitete und billige Leichentuch bleibt in Deutschland verboten. Es könnte ja sein, dass bei den Deutschen diese fremden Gewohnheiten übernommen werden. Wenn das Leichentuch für Moslems erst einmal erlaubt ist, gäbe es keinen Grund mehr, es für Nichtmoslems zu verbieten - der Gleichbehandlungsgrundsatz würde vorrangig gelten.
D. h. wir behindern mit juristischen Mitteln andere Kulturen und deren Rituale.
Dass hinter dieser Entscheidung keine Kulturfrage, sondern eine wirtschaftliche Frage steht, ist ja wohl nicht zu übersehen: Bestattungen sind in Deutschland ein lukratives Geschäft. Da gibt es garantiert viele Deutsche, die schon aus finanziellen Gründen auf unsere Kultur pfeifen und aufs Leichentuch ausweichen würden.
Es ist absehbar, dass diese "kulturelle Kompromisslosigkeit" nicht auf Dauer funktioniert.
* Diese Formulierung habe ich "erfunden". Es ist durchaus möglich, dass ich nicht der / die erste war.

Das kulturelle Selbstverständnis Deutschlands und die Identitätsstiftung

Im Zusammenhang mit dem neuen  Kulturgutschutzgesetz (beschlossen Juli 2016), um das es offenbar viel Wirrwarr gegeben hat, fand ich weitere Begriffe in einem MZ-Artikel vom 26.07.2016, S. 22:
Es geht um die "klare Definition von »national wertvollem Kulturgut«", Kulturstaatsministerin Monika Grütters wird zitiert (Hervorhebung im Text von mir - B.K.):"Das Gesetz beziehe sich nur auf wirklich herausragende Kunstwerke, die aufgrund ihrer Besonderheit für das kulturelle Selbstverständnis Deutschlands identitätsstiftend seien, sagte die Staatsministerin." Auf der Seite www.kulturgutschutz-deutschland.de »externer Link« kann man ein "Verzeichnis national wertvollen Kulturguts der Länder" ansehen.

Die Seite der Bundesregierung
www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundesregierung/
BeauftragtefuerKulturundMedien/kultur/kulturgutschutz/_node.html »externer Link«

erklärt das noch genauer.  Denn es geht nicht nur um die nationale Bedeutung, sondern um "das kulturelle Erbe der Menschheit".  Vor allem geht es darum, besser gegen den illegalen Handel mit Kulturgut vorgehen zu können. Die Website bietet auch Fragen und Antworten zur "Kulturgutschutznovelle".
Bisher gab es auch ein "Kulturgüterrückgabegesetz".
Hier noch ein Zitat aus o. g. Website (Hervohebung im Text von mir - B.K.): Der Deutsche Bundestag hat den Gesetzentwurf am 23. Juni 2016 verabschiedet, nachdem das Bundeskabinett das Gesetz zur Neuregelung des Kulturgutschutzrecht am 4. November 2015 beschlossen hatte. Der Bundesrat hat dem Gesetz am 8. Juli zugestimmt.

Kulturkommentare, Kultururteile, Kulturmeinungen -
die Phantasie der Wortwahl

Unsere Kultur des flott geschlagenen Schaums"  (MZ 30.07.2016, S. 25, Andreas Montag)

Preis für Stadtkultur

Der Nachricht in der MZ vom 05.11.2016, S. 11, entnehme ich, dass es einen "Kulturmarken-Award" gibt, der offenbar mehrere Kategorien hat, die neueste, erstmals vergebene ist der "Preis für Stadtkultur". Auch Wittenberg hatte sich dafür beworben, unterlag aber (nur) der Stadt Wien, hat also sozusagen den undankbaren zweiten Platz belegt. 
Nach der Zerschlagung zahlreicher Kulturhäuser, eines städtischen Theaters und eines Natur- und Völkerkundemuseums ist es natürlich  ziemlich mutig, sich für einen solchen Preis zu bewerben. Die "Volksbelustigung" eines jährlich einmal stattfindenden Festes ist kein wirklich kultureller Ersatz für die nun nicht mehr kontinuierlich über das ganze Jahr angebotenen kulturellen Möglichkeiten, die in o. g. Einrichtungen genutzt werden konnten - Strohfeuer-Kultur statt kultureller Nestwärme sozusagen.
Das Zitat der MZ spricht übrigens Bände: "Gewürdigt wird mit dem Preis für Stadtkultur das Zusammenspiel von Stadt und Bürgern, wie es insbesondere zum Stadtfest „Luthers Hochzeit“ mit Händen zu greifen ist."

Einzelne Wörter - ausführlich vorgestellt


Erinnerungskultur

"Wenn über einen schlimmen Fall
mal endlich Gras gewachsen ist,
dann kommt mitunter ein Kamel,
das alles wieder runter frisst."
(Johannes Trojan, 1837-1912, auf einer Gedenktafel für ihn in Warnemünde)

Ich glaube, die Erinnerungskultur ist der schwierigste Kulturbereich überhaupt.
Hier toben ideologische und Glaubenskriege: Woran will oder soll ein Mensch, eine Familie, eine Stadt, ein Land, die Menschheit sich wie erinnern? Und woran nicht?
Wen soll man wie ehren und wenn soll man möglichst vergessen oder mit Erinnerungsverachtung strafen? Diese Fragen sind sicher von größtem Interesse, sollen aber hier, in dieser Wortsammlung keine Rolle spielen. Das Thema ist einfach zu umfangreich.

Zur Erinnerungskultur gehören natürlich viele Wörter:
Denkmal (Völkerschlacht, Holocaust),
Gedächtnisveranstaltung, Geschichtsunterricht, Memorial, Museum, Ahnenpflege, Totengedenken, Menschheitsgedächtnis, Kulturerbe, Weltkulturerbe, Straßennamen, überhaupt Namensgebungen von öffentlichen Gebäuden, Schulen usw., Gedenktafeln (wie die oben genannte), Kranzniederlegungen, Bibliotheken mit Sach- und Fachbüchern,
Geschichtsforschung inklusive zeitbezüglicher bzw. zeitgeistbezüglicher Interpretationen.

In meiner Kindheit habe ich Kinderbücher in Romanform über geschichtliche Ereignisse verschlungen.
Auch so - in fiktiven oder halbfiktiven Darstellungen - kann Erinnerungskultur gepflegt werden.
Besonders beliebt sind heutzutage TV-Sendungen über geschichtliche Ereignisse - egal ob als Dokumentation oder Spielfilm. Ja, auch das muss erwähnt werden: Mantel- und Degenfilme, Historienschinken - sie sind ebenfalls Teil unserer Erinnerungskultur.

Eine kleine Bemerkung zum Schluss, wie das mit der Erinnerungskultur manchmal so gehen kann:
Das Fest zur Erinnerung an den 500. Jahrestag des Beginns der Reformation im Jahr 2017 ist nun selbst als ein geschichtliches Ereignis unserer Stadt Teil der Erinnerungskultur Lutherstadt Wittenbergs  geworden.
(Es heißt nicht "der Lutherstadt Wittenberg", "Lutherstadt Wittenberg" ist der ganz offizielle Eigenname.)

Orangenkultur

Dieses zauberhafte Wort gehört in unsere Region, in den Ort Oranienbaum hier im Kreis Wittenberg.
Die Orange ist das Symbol derer von Oranien-Nassau. Henriette Catharina (1637 bis 1708)  aus dem Geschlecht der Oranier heiratete den Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau. Das Schloss in Oranienbaum war der Familiensitz, auf dem Marktplatz steht ein künstlicher Orangenbaum, dessen Bild sich auch auf dem Wappen der Stadt befindet.
Noch bis zum 15. September 2019 konnte in der Orangerie des Schlossparkes eine Ausstellung über diese Pflanzenhäuser und die "Orangenkultur" besichtigt werden.

Einmischungskultur

(erg. 22.02.2019)
Im Zusammenhang mit Vorkommnissen auf der Leipziger Buchmesse im März 2018, die im Einzelnen zu beschreiben zu lang werden würde (Stichwort "heftige Angriffe auf den Schriftsteller Uwe Tellkamp") schreibt Christian Eger in der MZ vom 17.03.2018 auf S. 25:»Es bräuchte sehr viel mehr Diskussionen dieser Art, um sehr direkt und ideologisch barrierefrei die Verhältnisse zu beschreiben, das Ungelöste zu klären. Nur ist das offenbar schwer möglich. Tellkamps Hausverlag Suhrkamp, der für eine gesellschaftliche Einmischungs-Kultur stehen sollte, distanzierte sich sofort und ohne Not von seinem Autor.« Man könnte daraus schlussfolgern, dass diese Einmischungs-Kultur eine schwierige Sache ist. Wie Einmischung kulturvoll gelingen kann, steht nicht in dem Artikel.

Die sinnvolle Kultur des Scheiterns

(erg. 08.06.2017)
Zuerst das Zitat, dann ein Kommentar:
"So lange Privatinsolvenzen potenzielle Unternehmer für Jahre vom Markt nehmen würden, könne von einer sinnvollen Kultur des Scheiterns keine Rede sein."(aus einem Beitrag über rückgängige Zahlen von Firmengründungen in der MZ vom 06.06.2017, S. 5)
Da haben wir eine "sinnvolle Kultur", der sich eine "sinnlose Kultur" gegenüberstellen lässt.
Dieses Attribut (diese Eigenschaft) von Kultur müsste in diesem Sinne auch allgemein anwendbar sein: eine sinnvolle Marktkultur, eine sinnvolle Stadtkultur, ...

Der "Kultur des Scheiterns" lässt sich außerdem eine "Kultur des Erfolgs" (Diese Formulierung habe ich noch nicht gefunden.) gegenüberstellen - die Frage ist nun, ob es da auch "sinnvolle" und "sinnlose" Untergruppen von "Kultur des Erfolgs" gibt?
Meine nächsten Assoziation sind "Erfolgskultur" und "Kulturerfolg".
Mit einer "Kultur des Scheiterns" kann ich hingegen nichts anfangen. Wieso muss "Scheitern" mit "Kultur" in Zusammenhang gebracht werden?
Einzig eine Frage fällt mir ein: müssen junge Unternehmer nun auch Lehrgänge im Scheitern absolvieren, damit sie kulturvoll damit umgehen können, falls ihr Vorhaben nicht gelingt?

Es würde doch genügen zu sagen, dass wir lernen müssen, anders mit Fehlern (Scheitern, Misserfolgen, Irrtümern) umzugehen. Darunter könnte man sich konkret etwas vorstellen.

Leitkultur

Leitkultur (verwandt mit →  "Wertegemeinschaft", diese gibt es wahlweise "westlich", "christlich" oder "freiheitlich-demokratisch")
ist kein erklärendes Wort, dafür ist es zu abstrakt.
Es setzt "Hintergrundwissen" über den Inhalt einer als "Leitkultur" bezeichneten Kultur voraus.
Leitkultur ist eher ein Kampfbegriff im Kampf gegen "kulturelle Überfremdung" durch Elemente aus anderen Kulturen. In diesem Sinne ist dieses Wort
- Teil des so genannten "Kulturkampfes" bzw. "Kampfes der Kulturen"
- somit ein rein ideologisches Wort.
Das meint: diejenigen, die dieses Wort verwenden, sind Ideologen an der "Front des Kulturkrieges". Und ›Kulturkrieg‹ (Ich hoffe, dieses Wort gibt es eigentlich gar nicht) ist ein Widerspruch in sich: Krieg ist wesentlich Kulturzerstörung.

PS 31.10.2021: Dieses von mir in  Abscheu-Zeichen ›..‹ gesetzte Wort  musste ich mit dem heutigen Tag in die WORTSAMMLUNG MILITÄRISCH (VOR 2022) übernehmen. Denn inzwischen gibt es das Wort wirklich.

Monokultur

Die Ursprünge des Kulturbegriffs liegen in der "Agrikultur" (lat. agricola - Landmann, Ackerbauer;  lat. agricolor - Landwirtschaft betreiben), der Landwirtschaft: die Kultivierung der Natur durch menschliche Tätigkeit mit dem Ziel, die eigene Ernährung zu sichern.
Dieses möglichst effektiv zu tun, hat zur "modernen Landwirtschaft" (Agrar-Industrie) geführt, deren wesentliches Kennzeichen eben diese "Monokultur" ist: der großflächige Anbau nur einer Nutzpflanze. Das war zunehmend nur mit Hilfe von diversen Chemikalien zur Düngung, Pflanzenbeeinflussung und sogenannten "Schädlingsbekämpfung" möglich, deren Einsatz sich gegenwärtig immer mehr gegen die Natur und gegen den Menschen selbst kehrt.

Im übertragenen Sinne möchte ich diesen Begriff auch anwenden auf Länder, die sich kulturell von anderen Kulturen (Ländern, Menschen) abschotten möchten. Die Geschichte zeigt, dass die Länder aufblühten, die Menschen aus "anderen Kulturen" aufnahmen: Die Aufnahme von Hugenotten aus Frankreich in Deutschland ist ein positives Beispiel geistig-kultureller Bereicherung. Der kulturelle Verlust, die kulturelle Verödung durch die Ermordung und Vertreibung der Juden in der Mitte des 20. Jh. aus Deutschland  ist bis heute noch nicht ausgeglichen, während z. B. die USA, in die viele jüdische Deutsche auswanderten, eine wesentliche Bereicherung durch diesen kulturellen und wissenschaftlichen Impuls erfuhren.
(22.02.2019)

PS: Da tut es gut zu wissen, dass die Veranstaltung am Vorabend des "Tag der Einheit" im Jahr 2018, zu der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeladen hatte  und auf der zahlreiche Auszeichnungen verliehen wurden, unter dem Motto "Kultur verbindet" stand.


                                    ›Vergewaltigungskultur‹

Das Wort ›Vergewaltigungskultur‹ ist von mir in den "Schubkasten ekel-sprech" eingeordnet worden. Es fällt unglaublich schwer, es überhaupt zu denken, geschweige denn, es auch noch niederzuschreiben.
Im Englischen gibt es ebenfalls ein Wort dafür: "Rape Culture" - und unter diesem Wort (steckt dahinter wieder die Absicht zu verbrämen, zu verstecken, zu beschönigen?) findet man auch mehr Infos in einem Wikipedia-Artikel (angesehen am 11.04.2017):
de.wikipedia.org/wiki/Rape_Culture »externer Link«
Ich zitiere daraus: »Rape Culture (engl. rape = Vergewaltigung und culture = Kultur) bezeichnet soziale Milieus oder Gesellschaften, in denen Vergewaltigungen und andere Formen sexualisierter Gewalt verbreitet sind und weitgehend toleriert oder geduldet werden.[1][2][3] Eine „Vergewaltigungskultur“ überträgt die Vorsorge und Verhinderung von Vergewaltigungen den Opfern (victim blaming): Frauen wird geraten, bei der Wahl der Kleidung, der Art sich zu bewegen, der Art von Unternehmungen und Kontakten vorsichtig zu sein. Damit geht die Verharmlosung von Vergewaltigungen und die Herabsetzung Betroffener oder potentieller Opfer zu Sexualobjekten einher.« (Von diesem Wikipedia-Artikel aus wird übrigens auf einen ebenfalls Wikipedia-Artikel zum "Vergewaltigungsmythos" verwiesen - das Wort meint die Bagetellisierung sexualisierter Gewalt": de.wikipedia.org/wiki/Vergewaltigungsmythos »externer Link«)

Im deutschsprachigen Raum wird dieses Wort gern als "feministischer Kampfbegriff" abgetan, ohne das tatsächliche Problem dahinter auch nur annähernd zu berücksichtigen.

Anstatt nun selbst ausführliche Polemiken zu führen mit allen Pro und Contra, möchte ich auf einen meiner Meinung nach sehr gelungenen Artikel eines Mannes, Jürgen Schönstein, zu dem Thema verweisen (zweiseitiger Artikel vom 23.11.2014  mit 145 Kommentaren - angesehen am 11.04.2017):
scienceblogs.de/geograffitico/2014/11/23/vergewaltigungskultur-ein-kampfbegriff/?all=1
in dem es abschließend heißt: »Also nochmal: Die Nichtanerkennung der sexuellen Selbstbestimmung von Frauen ist auch heute noch Teil unserer Kultur.« Vom gleichen Autor im Jahr 2016 ist dieser Beitrag:
scienceblogs.de/geograffitico/2016/06/10/sexuelle-gewalt-vergewaltigungskultur-und-die-schuld-der-vaeter/»externer Link«

Kultureller Imperialismus

Diese Formulierung schockte schon beim ersten Überfliegen des Textes. "Imperialismus" klingt nach Weltherrschaftsstreben und Krieg, also nach Dingen, die man nicht mit Kultur zusammendenken kann.

Die MZ (siehe MZ vom 04.11.2017, S. 5) hatte den Staatskanzlei-Chef Sachsen-Anhalts, Rainer Robra, zur aktuell besonders oft in ihr zu findenden Thematik über die ostdeutschen Eliten, die es so wenig zahlreich gibt, interviewt und fragte nun in der vorletzten Frage:»Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, hat gesagt, Ostdeutsche erlebten die Dominanz der Westdeutschen als „kulturellen Imperialismus“. Nehmen Sie das auch so wahr?« Die Antwort lautete übrigens: »So würde ich das nicht formulieren. Ich nehme allerdings durchaus wahr, dass viele West- und Ostdeutsche im jeweils eigenen Milieu verharren und nicht genug Zeit miteinander verbringen, nicht neugierig genug aufeinander sind.«Kleine Anmerkung am Rande: Hier sieht man geradezu ein Paradebeispiel für das Ausweichen gegenüber unbequemen Fragen: ignorieren, bagatellisieren, um das eigentliche Problem herumreden. Herr Robra weigert sich, die Realität wahrzunehmen, indem er sich ein eigenes geschöntes Bild von der Realität schafft, das bequemer für ihn ist.

Weitere Begriffe rund um den "kulturellen Imperialismus" habe ich gefunden:
kulturelle Hegemonie
kulturelle Dominanz

(05.11.2017)

Ein beklemmender Nachtrag über eine "spezifisch deutsche Kultur"

Ein deutscher Mann (Alexander Gauland, AfD)  möchte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz,  "entsorgen".In deutschen Ohren sollten da die Alarmglocken läuten, schließlich war Deutschland einmal Meister im "Entsorgen" von Menschen.

Die Begründung für seine diesbezügliche Äußerung muss angesichts dieser Erinnerungen als ein Teil der "spezifisch deutschen Kultur" und der "deutschen Erinnerungskultur" angesehen werden, sie kann geradezu als symptomatisch für den Niedergang dieser  "spezifisch deutschen Kultur"  gelten.

Ich zitiere aus der "Mitteldeutschen Zeitung" vom 15.09.2017, S. 5: »Gauland hatte bei seinem Wahlkampf-Auftritt Ende August darauf abgehoben, dass Özoguz Deutsch-Türkin ist, und gesagt: „Ladet sie mal ins Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können.“ Gauland bezog sich damit auf einen Gastbeitrag von Özoguz. Darin hatte sie zuvor erklärt, eine „spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“. Historisch gesehen sei die deutsche Geschichte eher von „regionalen Kulturen“, von Vielfalt und von Einwanderung geprägt.« Genau so ist es, wie Frau Özoguz sagt: unsere angeblich "deutsche" Kultur konnte ihren Reichtum nur entfalten in Wechselwirkung mit den Kulturen in anderen Teilen der Welt.

Was passiert, wenn der Lebensstrom  aus diesen vielfältigen Kulturquellen versiegt, müssen wir auch 70 Jahre nach dem Endes des 2. Weltkrieges mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen:
Vom geistig-kulturellen Ausbluten der deutschen Wissenschaft, des deutschen Geisteslebens und der deutschen Kultur in der Zeit des "Dritten Reiches" (Ermordung und Vertreibung besonders der Juden, die wesentlicher Teil der deutschen geistig-kulturellen Elite waren) hat sich Deutschland bis heute nicht erholt.
Denn sonst wären heute Meinungen wie die des Herrn Gauland bestimmt nicht möglich gewesen. Wie es aussieht, müssen wir langsam aufpassen, dass die Welt nicht eines Tages (wieder) von einer "spezifisch deutschen Kulturbarbarei" spricht.

Das schlimmste ist, dass er ja "nur spielen" wollte, der Herr, spielen mit dem "Tabubruch", um Aufmerksamkeit zu erhalten. Er weiß genau, dass er Protest gegen seine Äußerung bekommen wird.
Ich habe lange gekämpft, ob ich meine Empörung über seine Äußerung unterdrücke ...
Doch wie weit würde er noch gehen, wenn man ihm nicht die Schranken zeigt?

Man kann eigentlich nur eines tun, solchen Auswüchsen zu begegnen -
die Kultur der Menschheit als eine einzige Kultur in der Vielheit ihrer Ausprägungen zu begreifen und darzustellen.
(16.09.2017)

Ein "gehobenes kulturelles Umfeld"

In der  MZ vom 17.02.2018 konnte ich auf S. 6 diesen Text lesen:"Bestimmtes Fachpersonal - zumal akademisches - geht nicht überall  hin. Es erwartet eine bestimmte Infrastruktur und ein gehobenes soziales und kulturelles Umfeld." Die "bildungsfernen" Schichten wollen so etwas bestimmt nicht: ein kulturelles Umfeld. (¿ Achtung: Sarkasmus) ( 22.02.2019)

Kulturelle Vielfalt

Unsere Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel, sagte am 30.09.2018 (so zu sehen in der Sendung "Heute" um 19 Uhr im ZDF):
"Kulturelle Vielfalt ist Europas Stärke."Was hält  Frau Merkel wohl von einem Satz wie:
      "Kulturelle Vielfalt ist die Stärke Südamerikas." - ?
Mehr noch, Frau Merkel - ich möchte diese beiden Sätze verallgemeinern:
      "Die kulturelle Vielfalt ist die Stärke der Menschheit."

Hinweise auf andere Websites

In Basel, in der Schweiz, gibt es ein "Museum der Kulturen"
(Eigenbezeichnung, auf anderer Website auch "Museum der Weltkulturen"  genannt)
- siehe https://www.mkb.ch/de/museum.html »externer Link«
_________________
  Anmerkung A1
Diese Bemerkung über die Zerlegung der Kultur in Einzelbereiche will ich an einem Beispiel belegen: 
Im Mai 2016 gab es hier in Sachsen-Anhalt diesbezüglich eine äußerst seltsame politische Überlegung: Nach der Landtagswahl versuchte man, Teile des kulturellpolitischen Bereiches in die Staatskanzlei zu verlegen. Zuerst sollten es nur die bevorstehenden Jubiläen, das Lutherjubiläum 2017 und das Bauhausjubiläum 2019, sein. Dann kam der gesamte Bereich "Hochkultur" hinzu. Mit Recht wehrte sich der nun sowieso "nur noch" Bildungsminister gegen das Zerreißen des kulturellen Bereiches. Als offenbar kein Sachargument mehr wirkte, verzichtete er ganz auf die Kultur - die einzige Entscheidung, die ihm in dieser Situation blieb.
Das Ergebnis war, dass die Staatskanzlei nun alles in Sachen Kultur an sich genommen hat. (Ich glaube nicht, dass das gleichbedeutend damit ist, dass die Kultur nun zur "Chefsache" des Ministerpräsidenten aufgestiegen sein könnte.)
Wie soll das funktionieren? Wie soll der Bildungsauftrag der Kultur gegenüber den Kindern und Jugendlichen nun realisiert werden? Gehören Bildung und Kultur nicht grundsätzlich zusammen?
Was für ein bürokratisches Monster ist hier am Entstehen?
Schlimmer noch ist, dass dies alles nicht aus sachpolitischen Überlegungen heraus geschah, sondern nur das Ergebnis von Machtkämpfen innerhalb der Regierung und der Regierungsparteien war.