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MÄRCHENHAFTES

"MÄRCHENHAFTES" enthält zum einen Verknüpfungen  von Fragen aus dem aktuellen Geschehen mit bekannten Märchen, Sagen und Legenden, zum anderen auch fiktive Geschichten, erfundene, unwirkliche Ereignisse, die mit dem einen oder anderen Hintergedanken  erzählt werden.

Angefangen habe ich in diesem Kapitel MÄRCHENHAFTES mit Märchen, die mit dem Thema Arbeit zu tun haben.

Besonders auffällig ist, wie mit Hilfe von Märchen eine Einstellung zur Arbeit vermittelt wird, die gute Arbeit belohnt und Faulheit und schlechte Arbeit bestraft. Doch ist das wirklich so? Finden sich hinter dem ersten Eindruck nicht noch weitergehende Einsichten? Wie ist das z. B. bei dem Märchen FRAU HOLLE? Wird da die "fleißige Marie" belohnt und die "faule Marie" bestraft - oder geht es da um noch mehr?
Geht es dabei nicht eher darum zu erkennen, welche Arbeiten nötig sind, z. B. das Brot aus dem Backofen zu ziehen? Die "Goldmarie" hatte erkannt, dass es wichtig ist, Dinge zu tun, die einfach getan werden müssen  - unabhängig davon, ob sie Lohn bringen oder nicht.
Wer nur auf den Lohn schaut, macht die Arbeit nicht mehr um ihrer selbst willen.

Es gibt sogar Arbeiten, die - wie im Märchen  DIE WILDEN SCHWÄNE - nötig sind und auch dann getan werden, wenn sie einem das Leben kosten können.

Ein Gleichnis aus den Konfuzius-Überlieferungen mag diese Arbeits-Lehre veranschaulichen: Ein Mönch kam zu seinem Lehrer und fragte ihn: Meister, ich habe alle verlangten Übungen absolviert, was muß ich noch tun, um Erleuchtung zu finden? Der Meister fragte zurück: Hast du fertig gegessen? Als der Mönch das bejahte, erwiderte der Meister: Dann geh und wasch deine Schüssel. Der Mönch tat es und verstand.
Inzwischen sind zu diesem Blickwinkel "Arbeit"  weitere Aspekte hinzugekommen, unter denen ich einzelne Märchen betrachte:

Die Frage danach, was der Mensch erkennen kann, spielt in diesen zwei Märchen eine wichtige Rolle:
In DIE KLUGE ELSE geht es um den "Zukunftssinn der Frauen" und in den BREMER STADTMUSIKANTEN um "Wahrheit als relatives (dialektisches) Phänomen" bzw. um die Ebenen der Erkenntnis und die Frage, wie man etwas erzählen soll, wenn die passenden Worte fehlen.

GEVATTER TOD setzt sich mit einer höchst aktuellen Frage auseinander:
Was dürfen Ärzte und wo sind ihre Grenzen?


Die jüngste Ergänzung, DER GESTIEFELTE KATER, befasst sich - anders als vielleicht vermutet - mit Fragen von Befehlsempfang und Gehorsam.

Hier nun die Übersicht der bisherigen Märchen-Betrachtungen:

ASCHENPUTTELDas "Aschenputtel-Prinzip" ist bis heute aktuell: wer die Drecksarbeit macht, bekommt auch den geringsten Lohn.
Über ungerechte Aufteilung der vorhandenen Arbeit,
Demütigung des Arbeitenden und
über einen "märchenhaften" Lohn für fleißige Arbeit

DER GESTIEFELTE KATERNein, hier will ich nicht auf das alte Thema: "Wie mache ich Karriere?" eingehen.
Ein anderes Detail des Märchens hat mich immer ganz besonders erstaunt: Wieso haben die Bauern bzw. Landarbeiter den Befehl des Katers einfach ausgeführt?

DIE BREMER STADTMUSIKANTEN
Dieses Märchen fragt natürlich zuerst und vor allen Dingen, was mit Tieren (Menschen) geschieht, die nicht mehr arbeitsfähig sind: bekommen sie ein  "Gnadenbrot"  oder lässt man sie verhungern?
Doch darüber hinaus geht es auch um die Frage nach der Erkennbarkeit der Welt. Haben wir nicht alle als Kinder über den dummen Räuber gelacht, über dessen so komisch falsche Erzählung von dem, was er in dem Haus erlebt hat, nachdem die Tiere es erobert haben?  
Ich versuche eine Rechtfertigung für den Räuber. Dabei spielen die "Henkel des Saturn" ein wichtige Rolle.

DIE KLUGE ELSEDies ist eher kein Märchen, sondern eine Parabel, eine Geschichte, in der ein Problem anhand einer Beispielhandlung erklärt werden soll. Sie verspottet einen übertriebenen ängstlichen "Zukunftssinn der Frauen". Der ängstlich-dummen Frau wird der vernünftig-logisch denkende Mann gegenübergestellt.
DIE WILDEN SCHWÄNEÜber eine Arbeit, die man auch dann tut, tun muss, wenn als "Lohn" der Scheiterhaufen droht - die Arbeit aus Liebe.
FRAU HOLLE
Über den Unterschied zwischen dem Interesse an der Arbeit, die notwendigerweise zu tun ist, und dem Interesse an einem Lohn, bei dem die Arbeit völlig gleichgültig ist.
Die Gegenüberstellung von zwei Einstellungen zur Arbeit.

GEVATTER TODIn diesem Märchen geht es um ein hochbrisantes aktuelles Thema. Dieser Gevatter als Personifikation des Todes zeigt, dass man ihn nicht ignorieren kann, denn er hat das letzte Wort über den Zeitpunkt für das Ende des Lebens eines Menschen. Denn niemand lebt ewig. Zuletzt muss man ihn akzeptieren
HÄNSEL UND GRETELDie Geschichte vom Mindestlohn
- oder:
wenn der Arbeitslohn nicht genügt, eine Familie zu ernähren.
Das immer noch aktuelle Phänomen, dass Menschen von ihrer
(Lohn-)Arbeit nicht leben können, ihre Familie nicht ernähren können.
Heute setzt man Kinder (fast) nicht mehr aus - man bekommt erst gar keine.

HÜHNCHEN, MAUS UND BIRKHUHN"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"  heißt es. Doch was machen die, die arbeiten wollen, aber keine Arbeit bekommen?
Ein Arbeitserziehungsmärchen wird etwas umgeschrieben.

RUMPELSTILZCHENÜber die Frage, welcher Lohn für eine Arbeit angemessen ist und ob man gar einen ganzen Menschen als Lohn verlangen darf.
SCHNEEWITTCHENVon der Farbsymbolik weiß-rot-schwarz bis zum Schönheitskult und der Unsichtbarkeit alter Frauen