LOSE GEDANKEN 2024
mein etwas spitzzüngiger Blog
zu aktuellen Ereignissen und Meinungen
Meine "losen Gedanken" sind Kommentare zu aktuellen Ereignissen und deren Interpretationen in Nachrichten, Zeitungen usw. Mit einem anderen als dem üblichen Blickwinkel gesehen, wird manche Absurdität sichtbar - hoffe ich.
Fast immer besteht ein Bezug zu einem Text in einem der anderen Themen dieser Website, ohne dass ich in jedem Fall darauf verweise.
• Wie sähe eine "kriegskonforme Demokratie" aus? (03.08.2024)
• Worüber darf das Parlament entscheiden? Ein Witz (
28.06.2024)
• Steigender DAX, fallende Wirtschaftsleistung? (
29.02.2024)
• Die Metapher von den "feuchten Träumen" (
09.01.2024
- Landwirtschaftsminister Czem Özdemir weiß,
wovon er spricht
• "2023 war auch ein Jahr der guten Nachrichten!" (
01.01.2024)
• Zum Jahreswechsel 2023/2024 (
01.01.2024)
• Zum Jahreswechsel 2022/23 (
01.01.2023)
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Wie sähe eine "kriegskonforme Demokratie" aus?
Diese Frage ist natürlich zuerst einmal ein Assoziationstest an die
"marktwirtschaftskonforme Demokratie".
Wer sich nicht mehr erinnert: Das war
eine Formulierung unserer Ex-Kanzlerin Angela Merkel
Nun also kam bei mir die Frage auf, wie Krieg und Demokratie zusammenpassen. Es dürfte auf den ersten Blick erkennbar sein, dass beide einen unüberwindlichen, geradezu antagonistischen Widerspruch bilden.
Im Krieg sind alle demokratischen Institutionen und Spielregeln außer Kraft gesetzt.Das verschärfte Rechtsprinzip des
"Kriegsrechts" findet Anwendung.
Das Parlament hat nichts mehr zu sagen, es wird nicht mehr gewählt. Eine Art "Kriegshäupting" wird eingesetzt, der diktatorisch regiert, das Volk darf nicht mehr aufmucken, persönliche Freiheiten werden maximal eingeschränkt.
In diesem Sinne könnten die Corona-Maßnahmen als eine Art Generalstabsübung für den Kriegsfall angesehen werden.
Wahrscheinlich gehören auch standrechtliche Erschießungen - nicht nur von Deserteuren - dazu.
Anders gesagt:
Der allergrößte Feind der Demokratie ist der Krieg.
Die Verhinderung eines Krieges, die schnellste Beendigung eines Krieges sollte also das oberste Anliegen jedes demokratisch regierten Staates sein.
Der oberste Maßstab für die Demokratiefähigkeit eines Landes ist also die Frage, ob die Regierung es schafft, Frieden zu sichern oder schnellstens wieder herzustellen. Tut sie dafür genug?
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Worüber darf das Parlament entscheiden? Ein Witz
Echt, ich erzähle jetzt einen uralten Witz, ich glaube, ich habe ihn schon zu DDR-Zeiten gelesen oder gehört:
Der Kaiser will in Urlaub oder auf Auslandsreise gehen und beauftragt seinen Stellvertreter mit den Amtsgeschäften während seiner Abwesenheit.
In dem Witz könnte es sich auch um König Wilhelm I. und Otto vom Bismarck als erstem Reichskanzler des Deutschen Reiches gehandelt haben.
Also, der Kaiser (König) sagt zu seinem Stellvertreter:
"Wenn ich weg bin, musst Du alle Entscheidungen treffen."
Der Stellvertreter sagt:
"Dafür muss ich doch das Parlement um Rat fragen."
"Ne", sagt der Herrscher,
"frag das Parlament nur bei den unwichtigen Dingen, die wirklich wichtigen entscheide selbst."
Modern ausgedrückt, könnte man das so formulieren:
"dass bei manchen Regierungsbelangen die Kontrolle durch das Parlament wegfällt".
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Steigender DAX, fallende Wirtschaftsleistung?
"Extrapolieren" nennt sich die mathematische Methode, aus vorhandenen Tendenzen (Kurvenverläufen) zukünftige Werte zu "berechnen", also "vorherzusagen". Sie ist also eine moderne Version von "Kaffeesatzleserei".
Ich versuche einmal eine solche bezüglich unserer wirtschaftlichen Zukunft:
Die Werte des DAX, des wichtigsten deutschen Aktienindexes, steigen und steigen. Heute (am 29.02.2024)
hat er zum ersten Mal den Wert 17.700 kurzzeitig "gerissen". Zum ersten Mal in seiner rund 30jährigen Existenz ist er jetzt, Mitte Februar über die 17.000 geklettert. Die 10.000 hat er erstmals vor rund 10 Jahren "gerissen".
Gleichzeitig erreichen uns
besorgniserregende Nachrichten vom Zustand unserer Wirtschaft. Stagnation und Rezession liegen in der Luft.
Mein Kaffeesatz sagt:
Wenn der DAX bei 25.000 angekommen ist, ist Deutschland Pleite.
Hoffentlich irrt er sich, der Kaffeesatz.
• Angemerkt am 05.04.2024
Das "Jahreshoch" des DAX ist inzwischen
bei 18.567,16 Punkten angekommen. Das heutige "Tageshoch" liegt bei 18.401,83 Punkten.
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Die Metapher von den "feuchten Träumen"
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir weiß ganz sicher,
wovon er spricht, wenn er anlässlich der Bauernproteste gegen Subventionskürzungen diese "feuchten Träume" erwähnt. Die F.A.Z. schreibt am 09.01.2024:
„Die „feuchten Träume von einem Umsturz“, die der grüne Landwirtschaftsminister Cem Otdemir Bauern unterstellt, sind nämlich auch bei der selbsternannten Letzten Generation zu finden. ...“
(Fette Hervorhebung im Text von mir - B.K.)
Wer nicht weiß, was damit gemeint ist (beispielsweise Frauen), dem sei gesagt, dass das etwas ist, was männlichen Jugendlichen gelegentlich im Schlaf passiert und mit dem Fremdwort "Pollution" umschrieben wird. Diese Wortgruppe "feuchter Traum" löst - obwohl sie offenbar nicht schon obszön ist, sondern lediglich als "umgangssprachlich" für Pollutution gilt- sicher immer wieder Heiterkeit aus.
Wird bei der Verwendung solcher Metaphern die Politikersprache "sexualisiert"? Mich würde schon interessieren, welche Motive Herr Özdemir gehabt hat, diese Metapher zu verwenden. Klar, "Pollution" hätten seine Zuhörer vielleicht nicht verstanden. Vielleicht kennt er das Wort aber gar nicht.
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"2023 war auch ein Jahr der guten Nachrichten!"
Das wusste die
F.A.Z. zu berichten in einem Artikel vom 31.12.2023, hinter Bezahlschranke. Sie meint, dass nicht nur Kriege und Krisen dieses vergangene Jahr prägten, sondern
"auch viele erfreuliche Entwicklungen" - die Themenbereiche, die sie dabei sieht, sind Wirtschaft, Börsen und Verbraucher.
Hier die Übersicht der beschriebenen "guten Nachrichten":
• Schluss mit dem Kabelsalat (der neue Standard für den USB-Anschluss)
• Rekord an Erwerbstätigen (46 Millionen - das gab es noch nie)
•
Mobil mit dem Deutschlandticket
• Digitalisierung hilft den Patienten
(von elektronischem Rezept bis elektronischer Patientenakte)
• Abschied von der Malaria* (eine Hoffnung auf einen Impfstoff)
• Aktienkurse steigen kräftig
• Investition klappt ohne Subvention
• Häuser kosten weniger
• Für immer auf der Bühne (über mögliche digitale Abbilder der
Roling Stones analog zu den bereits existierenden Avataren von
Kiss und Abba)
• Endlich wieder heiß duschen** (statt Waschlappen zur Körperpflege)
• Ein Gelähmter kann wieder gehen (Erfolg medizinischer Forschung)
• 200 Euro für Studenten*** (die Energiepauschale für Studenten)
Die F.A.Z schreibt nicht: "Im Jahr 2023 gab es auch gute Nachrichten."
Sie nennt 2023 "ein Jahr der ..." - es fehlte nicht viel, sie hätte daraus womöglich "das Jahr der guten Nachrichten" gemacht.
* Malaria ist
"immer noch eine der häufigsten Todesursachen weltweit". Und es geht nicht darum, dass die Krankheit ausgerottet wurde, sondern dass jetzt Hoffnungen auf einen Impfstoff besteht, mit dessen Hilfe man
Malaria "ein für alle Mal ausrotten" kann.
Tote durch Hunger und Kriege - sollte man da nicht Hunger und Krieg "ein für alle Mal ausrotten"? DAS Vorhaben steht nicht auf der Liste der guten Nachrichten!
Ich schreibe "Krieg" hier im verallgemeinernden bzw. kollektiven bzw. generischen Singular - das meint: "alle Kriege", Krieg als Phänomen "ein für allemal ausrotten", dass er von der Welt verschwindet. DAS wäre eine "gute Nachricht", das wäre sogar die denkbar beste Nachricht!
** heiß duschen -
der Text ist soo schön, daraus muss ich zitieren:
"Die Zeiten, in denen eine ernsthafte Gasmangellage drohte und Politiker die Nutzung von Waschlappen zur Körperpflege empfahlen, sind erst einmal vorbei. ..."
Zuerst gebe ich zu beachten, dass dort
"erst einmal vorbei" steht.
Dann frage ich mich, ob Politiker diesen Vorschlag selbst in die Tat umgesetzt haben und erinnere mich sofort an
Heinrich Heines "Deutschland, ein Wintermärchen", in dem es in dem einen Vers heißt:
"Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser,
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser."
(Hervorhebung von mir - B.K.)
Muss es jetzt vielleicht heißen: "Sie duschten heimlich heiß"?
Das wäre böse, kennt der Volksmund doch dafür eine ganz andere Bedeutung:
"Du hast wohl zu heiß geduscht / gebadet?" meint:
"Bist du blöd?"
*** Keine guten Nachrichten gab es für Rentner:
keine Energiepauschale,
kein Inflationsausgleich,
keine Einmalzahlung,
keine Entlastung - das traf vermutlich nur diese Bevölkerungsgruppe.
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Zum Jahreswechsel 2023/2024
kann ich dem Text von vor einem Jahr eigentlich nichts hinzufügen.
Im Gegenteil: die Ereignisse in Israel und im Gaza-Streifen haben das Entsetzen aus dem Krieg in der Ukraine noch gesteigert.
Es scheint, als wäre der Krieg ein notwendiges bzw. bevorzugtes bzw. beliebtes Mittel zur Politikgestaltung
geworden.
Wenn Deutschland "kriegstauglich" gemacht werden muss, wenn der Wunsch nach Frieden nicht mehr gehört und anerkannt wird, was soll man dann noch erwarten? Was kann man dann noch tun?
Clausewitz' Bemerkung, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln gilt nicht mehr!
Für mich gilt: Krieg ist die Bankrotterklärung der Politik als Ganzes.
Wenn nach dem Krieg, nach der Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen Kriegsparteien, verhandelt werden muss, dann muss es einen Weg geben, vor einem Krieg so lange zu verhandeln, bis man einen Kompromiss gefunden hat, der diese furchtbaren Opfer und Schäden vermeiden kann!
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Zum Jahreswechsel 2022/2023
Das Jahr 2022 brachte so schlimmer Ereignisse, dass es mir nicht möglich war, meine "losen Gedanken" in dieser Zeit fortzusetzen.
Bedrückung, Angst, Sorge und Hoffnungslosigkeit belasten das Denken auch in diesem neuen Jahr 2023.
Es fehlten mir die Leichtigkeit der Gedanken, die spielerische Komponente, die die spitzen Bemerkungen sprudeln ließen.
Es sind wahrhaft schlimme Zeiten, wenn Spott und Satire nicht mehr heiter sind.
Mitunter findet man in Webseiten, in Kommentaren zu diversen Artikeln doch noch die eine oder andere spöttische Bemerkung.
Man lacht und fragt sich: Darf ich überhaupt darüber lachen? Ist das nicht zu bösartig, zu beleidigend?
Darf ich diese witzige, wortspielerische, aber vielleicht doch etwas böse Bemerkung überhaupt weiterverbreiten?
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Ältere "lose Gedanken" sind im
LOSE-GEDANKEN-ARCHIV zu finden.