banner spr - SPRACHLIEBE
SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  - WOHLSTAND


Der Wohlstand ist in unserer Gesellschaft ein so wichtiges Problem,  dass es Zeit wurde, ihm (also diesem Wort) eine extra Seite zu widmen:
Das geschieht nun mit dem 04.01.2024, vorerst in der Übernahme der Notizen zum Wort "Wohlstand" aus der Wortsammlung "WXY" und mit ersten Wörtern im Jahr 2024 und der Übernahme früherer Notizen aus der WORTSAMMLUNG A BIS Z - W
   • Neue Wohlstandswörter im Jahr 2024
              Wohlstandswahrung
              Wohlstandsmuseum
   • Neue Notizen von 2023
              Das Ziel einer "gerechten Wohlstandsverteilung
              Der "wackelnde Wohlstand"
              Deutschlands Wohlstand über Jahrzehnte in Gefahr?
   • Die Notizen aus dem Jahr 2022
   • Alte Notizen von 2019 und zuvor


Neue Wohlstands-Wörter im Jahr 2024


• Wohlstandswahrung
Im Wahlprogramm der CDU/CSU für die Europawahlen geht es um veränderte Themenschwerpunkte:
"und es sieht nicht danach aus, dass die Klimapolitik wieder an die erste Stelle rücken könnte. Bei der Vorstellung des Europawahlprogramms der Union spielte sie nur eine untergeordnete Rolle. Und wenn, dann mit Betonung auf Sicherheit, Wohlstandswahrung, Industriepolitik, Wachstum, Emissionshandel."
(Hervorhebung im Text von mir - B.K.
gefunden in der F.A.Z. vom 12.03.2024, in einem Kommentar von Jasper von Altenbockum unter der nachdenkenswerten Überschrift:

         "Eine klare Alternative für Europa")


• Wohlstandsmuseum, auf der Stelle tretender Wohlstand
Da war die F.A.Z mit Datum 06.01.2024 aber böse:
Zwar hinter Bezahlschranke, aber schon in der Ankündigung des Artikels
"Ich glaube nicht, dass alle deutschen Autobauer das Jahrzeht überleben"
(Zitat des Ökonom Moritz Schularick)
fand sich diese Bemerkung: er, der Ökonom,
"warnt vor Deutschlands Zukunft als Wohlstandsmuseum. Das größte Wachstumshemmnis sieht er im Wohnungsmarkt."
und er weiß:
"... aber wir haben im vergangenen Jahrzehnt in Europa relativ zu anderen Ländern deutlich an Wohlstand verloren."

und dann wird er gefragt, was passieren wird, wenn sich in Deutschland nichts ändert:
"Wir hätten zwar noch wettbewerbsfähige Unternehmen, aber der Wohlstand würde auf der Stelle treten. ... Deutschland wird eine Art Wohlstandsmuseum. ..."

Neue Notizen von 2023

• Siehe auch
Wohlstandskultur (in der Sammlung KULTUR) und
Verwahrlosung / Wohlstandsverwahrlosung (in der Sammlung V)
Beim Verweisen auf Wohlstandsverwahrlosung fällt mir doch gleich noch der "Wohlstandsbürger" ein.

• Das Ziel einer "gerechten Wohlstandverteilung"
In einem Beitrag der Tagesschau (tagesschau.de) vom 14.12.2023 geht es um den geplanten EU-Beitritt der Ukraine und die ggf. dabei auftretenden Risiken:
"Warum ein Ukraine-Beitritt Risiken birgt"
ist der Artikel überschrieben. Darin heißt es dann u. a. im Zusammenhang mit der Info, dass Bulgarien das ärmtes EU-Land ist und die Ukraine nur ein halb so hohes Pro-Kopf-Einkommen wie Bulgarien hat:
"Und das bedeutet für den EU-Haushalt, der dem Ziel einer gerechteren Wohlstandsverteilung verpflichtet ist: Viele Länder, die jetzt noch Netto-Empfänger sind, würden zu Netto-Zahlern. Wer heute noch jedes Jahr Milliarden aus den Brüsseler Gemeinschaftstöpfen bekommt, müssten dann mit ähnlichen Summen die Ukraine unterstützen."
(Fette Hervorhebung im Text von mir - B.K.)
• Der "wackelnde Wohlstand"
"WOHLSTAND IN GEFAHR" - so lautete die Themen-Überschrift vor der eigentlichen Überschrift eines F.A.Z.-Artikels vom 10.12.023, dieser steht vorsichtshalber hinter Bezahlschranke.
Arme Leute fühlen sich vielleicht beim Lesen einer solchen Formulierung etwas irritiert.
Die F.A.Z., also Herr Patrick Bernau, schreibt dann weiter unter der eigentlichen Überschrift
"Das sind Deutschlands 13 Probleme"
und der Unterzeile:
"Es wird immer deutlicher, wie sehr Deutschlands Wohlstand wackelt. ..."
Diese Erkenntnis soll man dann offenbar anhand der erwähnten  "13 Probleme" nachvollziehen können, denn direkt zum Wohlstand gibt es im Text keine weiteren Informationen.
Diese 13 Probleme sind - schlussfolgere ich - also die Hinderungsgründe für weiteren Wohlstand. Sie bestehen nach Meinung des Autors hierin:
(ich zitiere nur die jeweiligen Zwischenüberschriften):
1. Die Globalisierung stockt
2. Energie kostet zu viel
3. Die Investitionen brechen ein
4. Elektroautos sind zu teuer
5. Wir schaffen kaum neue Branchen
6. Deutsche mögen Technik nicht
7. Es fehlen Straßen, Schienen, Kabel
8. Die Bürokratie nimmt überhand
9. Es mangelt an Arbeitskräften
10. Zuwanderung funktioniert nicht
11. Wohnungen sind rar
12. Wir sind arbeitsscheu
13. Die Schulen versagen.
Doch Herr Bernau sieht auch drei Dinge, die ihm Mut machen
(wieder nur die Zwischenüberschriften)
1. Die KI bietet Chancen
2. Die Pharmaindustrie reüssiert
3. Die Unternehmen sind gewitzt
"Reüssieren" bedeutet lt. Wiktionary:
"gehoben oder veraltet: Erfolg haben"
Synonyme sind
"Erfolg haben, brillieren, ankommen, meistern"
Gegenwörter sind:
"scheitern, versagen"
• Deutschlands Wohlstand über Jahrzehnte in Gefahr?
Die Berliner Zeitung titelte am 10.06.2023:
"Düstere Aussichten: Warum Deutschlands Wohlstand über Jahrzehnte in Gefahr sein wird
Die US-Analysten von Bloomberg malen ein düsteres Bild von Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft. Die Wirtschaft werde kaum wachsen - über Jahrzehnte.
1. Eine Frage: Kann man "Wirtschaft" und "Wohlstand" also synonym benutzen? Anders gefragt: Ist Wohlstand nur eine Frage von Besitz und Konsum?
2. Wie heißt es doch so schön? "Wer wird denn gleich den Teufel an die Wand malen?" und "Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird."
3. Klimarettung mit immer mehr Wachstum und Wohlstand?  Ich kann mir nicht vorstellen, dass das geht.
Für mich ist sind das also "gute Aussichten".

Die Notizen aus dem Jahr 2022


• Wohlstand und Wohlstandsverlust
(Das erste Wort als "Zeitwort" - typisch für unsere Zeit,
das zweite Wort als "Modewort" - wird wieder vergessen werden, wartet nur, balde, balde)
Nachdem wir in der "Wohlstandsgesellschaft" verwöhnt wurden, uns von Regierungsseite immer wieder "wachsender Wohlstand" versprochen wurde, fällt es schwer, das Wort "Wohlstandsverlust" zu akzeptieren, das uns nun wie ein böser Geist täglich verfolgt und jetzt - Ende September 2022 - in der Benennung eines Kaufkraftverlust von 10 Prozent anschaulich gemacht wird.

"Wohlstandsverlust" - dieses Wort war bisher derart ungebräuchlich (bis unbekannt für Deutsche im allgemeinen), dass die Rechtschreibprüfung meines Computers es gar nicht kennt und mir an seiner Stelle anbietet:
   • Wohlstandverlust (bzw. Wohlstandverlusts) - ein Phantasiewort offenbar,
      formal zusammengesetzt aus zwei dem Rechtschreibprogramm bekannten
      Einzelwörtern - "Wohlstand" und "Verlust"
     • Wohlstandesverlust - nach dem gleichen Schema wie eben gebildet,
      aber aus "wohl" uns "Standesverlust"
      Das Wort gefällt mir - Wohl-Stand als Standeskennzeichen.
       Wohlstand für alle? Das geht gar nicht, bei dem Standesdünkel in
       Deutschland.
     • Wohlstandsverteilung
     • Wohlstandsniveau
     • Wohlstandsillusion
     • Wohlstandsperiode.
So weit also der Computer.
Letztere - die "Wohlstandsperiode" - ist also für uns erst einmal vorbei.

Alte Notizen aus den Jahren 2019 und zuvor


• Wohlstand
Wohlstand ist offenbar ein neues Lieblingswort in der Politik.
Die Zahl der "Wohlstandswörter", die in den Medien auftauchen, scheint ständig größer zu werden.
Kannte man das Wort früher eher im Zusammenhang mit sogenannten "Wohlstandskrankheiten", häufen sich inzwischen die "Wohlstandsversprechen" bzw. die Aufforderungen, sich doch unseres erreichten Wohlstandes zu freuen, statt uns Sorgen über die Nöte der Menschen in der Welt, um die Natur, die Tiere, das Leben schlechthin zu machen.
Leben wir in einem Schlaraffenland und haben uns noch nicht völlig dem Zufriedensein hingegeben?

Neu ist mir der "Wohlstandsindex" - eine Maßzahl für den angeblichen Wohlstand im Lande, die eine objektive Einschätzung vorgaukeln soll.
Um ihn zu ermitteln, werden "Wohlstandsmessungen" durchgeführt. Diese werden in "allen vier Wohlstandskategorien" durchgeführt.
Man kann - wie z. B. in der MZ vom 24.05.2017 auf S. 20 - lesen: "Der gefühlte Wohlstandsanstieg kam zum Stillstand." Daraus ergibt sich z. B. die Frage, ob es einen Unterschied zwischen realem und gefühltem (einem "objektiven" und einem "subjektiv wahrgenommenen") Wohlstand gibt.
Natürlich wird der Wohlstand in Deutschland zuerst am Bruttoinlandprodukt gemessen, aber auch soziale, gesamtgesellschaftliche und ökologische Faktoren werden erfasst.
Steigende Realeinkommen, Rückgang der Arbeitslosigkeit, medizinische Versorgung, Meinungsfreiheit usw. sind solche Maßzahlen des Wohlstandes, frei nach dem Motto: "Geld allein macht auch nicht glücklich".

Dann wird es noch differenzierter, es gibt sogar einen "Wohlstandsvergleich der Bundesländer" im Rahmen dieses Wohlstandsindexes.

Die MZ erwähnt den "Wohlstandskeller" Baden-Württemberg und den ebenfalls regelmäßig erstellten "Glücksatlas".
Die Daten beider Erhebungen weichen signifikant voneinander ab.
Der MZ-Artikel-Schreiber meint, das zeige, dass "die Ergebnisse ... nicht tragfähig" seien.
Warum also werden wir mit solchen Erhebungen konfrontiert?  Was bezweckt die Politik damit?

Wohlstandsgefälle
Ein Text (MZ 01.12.2017, S 8) lässt aufhorchen:
Im Zusammenhang mit der Not der Sinti und Roma und einigen Leuten, die daraus auch noch Profit schlagen, indem sie diese nach Deutschland holen und deren Sozialleistungen abschöpfen, heißt es: "Die Ursache ist das gewaltige Wohlstandsgefälle zwischen Mitteleuropa und manchen verelendeten Balkandörfern." Der Wohlstand in den verelendeten Balkandörfern - wie mag der aussehen?

Oder muss man auf der "Wohlstandsskala" einen negativen Zweig anfügen? "Wohlstand" auf der positiven Seite der Achse und "Verelendung" (Not und Elend) auf auf der negativen Seite?
Und der Nullpunkt auf der Achse ist dann die Stelle, wo die Flächen unter der Kurve auf der negativen Seite und unter der Kurve auf der positiven Seite die gleiche Fläche haben?

"Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben" war der Slogan von CDU und CSU zur Bundestagswahl 2017. Bisher habe ich den Satz betont mit "gut und gerne leben". Nun verschiebt sich die Betonung auf "WIR": Hauptsache, es geht uns, den Deutschen gut.
Leider gibt es auch innerhalb unseres eigenen Landes ein "Wohlstandsgefälle" - auf der einen Seite die "Wohlhabenden", auf der anderen Seite die Hartz-IV-Betroffenen, die per definitionem nicht wohlhabend sein dürfen.

Noch eine weitere schöne Messzahl ist der so genannte
Wohlstandsindikator (siehe hierzu z. B. die Bundeszentrale für politische Bildung: Wohlstand »externer Link«)

Last but not least: der Wohlstandsmüll darf natürlich nicht vergessen werden, das ist der Müll, aus dem in anderen Ländern barfüßige hungrige Kinder dann noch nach Brauchbarem bzw. Verwertbarem suchen.

PS 22.02.2019:
In seinem Jahresrückblick 2018 erwähnt Dieter Nuhr dieses bedrohliche Wort: "Wohlstandseinbuße".