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LOSE GEDANKEN 2019 (Archiv)

mein etwas spitzzüngiger Blog
zu aktuellen Ereignissen und Meinungen


Meine "losen Gedanken" sind Kommentare zu ausgewählten Tatsachen, aktuellen Ereignissen und deren Interpretationen in Nachrichten, Zeitungen usw.
Mit einem anderen als dem üblichen Blickwinkel gesehen, wird manche Absurdität sichtbar - hoffe ich.

Immer besteht ein Bezug zu einem Text  in einem der anderen Themen dieser Website, ohne dass ich in jedem Fall darauf verweise.

Wird das Jahr 2019 wieder ein "Wendejahr"?

20.11.2019Unterrichtsausfall versus Schuleschwänzen
03.10.2019Wenn fehlende Arbeitskräfte Arbeitslosigkeit heraufbeschwören
31.07.2019Wenn das Recht und die Menschlichkeit in Widerspruch geraten
01.02.2019Noch eine Sau: Kohleausstieg und Arbeitskräfte
30.01.2019Die Sau wird durchs Dorf gejagt: Tempolimit und Freiheit
Neujahr 2019Das Chaos als Normalzustand?

Unterrichtsausfall versus Schuleschwänzen

Rein mathematisch betrachtet müsste durch zunehmenden Unterrichtsausfall (hier in Sachsen-Anhalt offenbar extrem hoch - siehe z. B. die MZ vom heutigen Tag, S. 1) der Stundenausfall durch Schulschwänzen sinken:
Wenn ein Schüler Schulstunden schwänzt, die sowieso ausfallen, kann man ihn zumindest nicht mehr dafür belangen, oder doch?

Nun versuche ich eine kurze Rechnung:
Einmal angenommen, ein Schüler schwänzt eine Woche lang die Schule, das sind dann ca. 30 Schulstunden. Mathematiker und Statistiker machen daraus vielleicht  30 "Schülerstunden".
Das ist jetzt eine von mir erfundene Rechengröße, sie ergibt sich aus der
           Anzahl der Schulstunden x  Anzahl der Schüler
Sie dient in diesem Fall dazu, den Schulausfall durch Schulschwänzen mit dem Unterrichtsausfall durch fehlende Lehrer vergleichbar zu machen. Ich weiß nicht, ob die Statistik etwas vergleichbares kennt.

Fällt in einer Schulklasse mit 30 Schülern eine einzige Unterrichtsstunde aus, sind das dann ebenfalls 30 "Schülerstunden".

Schüler, die Schule schwänzen, werden bestraft. Wenn sie es zu arg treiben und die Strafgebühr nicht zahlen, wandern sie in den "Ungehorsamkeitsarrest".
Daraus ergeben sich für mich logische Schlussfolgerungen, die ich als Fragen formulieren möchte:

Welche Strafe bekommen Politiker, die für so viel Unterrichtsausfall verantwortlich sind?
Welche Ausreden erfinden Politiker, um sich vor ihrer Verantwortung zu drücken?

Wenn fehlende Arbeitskräfte Arbeitslosigkeit heraufbeschwören

Seit einiger Zeit heißt es, dass wir uns auf einen "konjunkturellen Abschwung" zu bewegen. Früher hieß die Zeit zwischen konjunkturellen Wachstumsphasen "Krise".
Führte mangelnde Nachfrage (zu wenig Geld beim Abnehmer, egal ob Unternehmer oder Privatkunde) zum "Abschwung",  so ist gegenwärtig ein anderes Phänomen zu beobachten: Betrieben fehlen oft Arbeitskräfte, um die Aufträge zu erfüllen, besonders bei den Baufirmen herrscht Arbeitskräftemangel. Generell fehlen Fachleute, Spezialisten, hochausgebildete Menschen (eine Folge des heruntergewirtschafteten Bildungssystems in Deutschland).
Nun also bedroht der Fachkräftemangel die Existenz der Firmen. Wenn sie pleite machen, werden die bisherigen Mitarbeiter arbeitslos. 
Gut, das ist etwas überspitzt formuliert, denn die meisten von ihnen werden sicher bald neue Arbeit finden. Doch solche Prozesse verlaufen chaotisch, mit unnötigen Kosten und Ängsten. 
Manchmal - so im Geheimen - wünsche ich mir eine moderne Planwirtschaft, die in der Lage ist, Tendenzen der technischen und der Bedürfnisentwicklung zielgerichtet in wirtschaftliche Stärke umzusetzen.
Dass der globale Wirtschafts- und Handelskrieg (Stichwort Strafzölle,  Sanktionen, Embargos) natürlich auch seinen Beitrag zum "Abschwung" leistet, dürfte Basiswissen sein, muss hier also nicht näher betrachtet werden.

Wenn das Recht und die Menschlichkeit in Widerspruch geraten

Widersprüche - so verkündete ein alter Lehrsatz - fördern die Entwicklung.  Und - noch älter - hieß es, "Gegensätze fügen sich zur Harmonie" (Heraklit).
Wenn also Recht bzw. Rechtsprechung und Menschlichkeit in Widerspruch geraten, kann das für beide Seiten nützlich sein.
Ich gehe hier ausdrücklich nicht auf den Widerspruch zwischen Rechtsempfinden und Gerechtigkeitsempfinden ein. Auch da klaffen Abgründe ...

Nein, heute geht es mir um die jüngste Aktion europäischer Abschottungspolitik: Die "Sea-Watch 3" ist ein privates Rettungsschiff, deren Besatzung Flüchtlinge im Mittelmeer rettet. Die Kapitänin muss mit Bestrafung rechnen, weil sie gegen alle geltenden Gesetze in Hoheitsgewässer eingedrungen ist. Sie hatte 42 Flüchtlinge (Medien schreiben neuerdings lieber "Migranten") an Bord. Ihre Aktion wird rechtlich sogar mit der Tätigkeit von Schleppern, die sich an der Not der Flüchtlinge bereichern, gleichgesetzt.
Obwohl die Aufnahme der Flüchtlinge in deutschen Städten gesichert ist, hat der CSU-Politiker und sich immer auf sein Christsein berufende deutsche Innenminister Horst Seehofer die nötige Aufnahmezusage verweigert.

Aus juristischer Sicht hat die Kapitänin Carola Rackete also einen Rechtsbruch begangen.
Aus menschlicher Sicht, unter dem Aspekt der Menschlichkeit ging es um Rettung von Menschen aus Seenot. Dafür gibt es zwar auch Gesetze, die scheinen aber in so einem Fall  (dem von Flüchtlingen) nicht verwendbar zu sein, nicht angewendet zu werden.

Wenn Rechtsprechung und Menschlichkeit in Widerspruch, in Gegensatz geraten, welche Seite wird dann wohl die bestimmende sein? Welche der beiden Seiten soll dann über die Ansprüche der anderen Seite gestellt werden? Bildet eine der beiden Seiten (welche?) die Grundlage für die Regeln der anderen Seite? Oder ist der Widerspruch unauflösbar, tobt zwischen beiden Seiten ein  "ewiger Kampf"?
Anders gefragt:
Soll die Menschlichkeit der Rechtsprechung Vorschriften machen oder umgekehrt die Rechtsprechung die Grenzen der Menschlicheit bestimmen?

Als der Jäger im Märchen von "Schneewittchen und den sieben Zwergen" Schneewittchen nicht tötete, sondern laufen ließ, hat er sich - arbeitsrechtlich gesehen - einer  Pflichtverletzung schuldig gemacht. Er konnte sich zu seiner Verteidigung nicht einmal auf allgemeine Menschenrechte oder christliche Nächstenliebe oder gar auf Menschlichkeit berufen. Er konnte nur fliehen ...

Noch eine Sau: Kohleausstieg und Arbeitskräfte

Ich war vor ein paar Jahren traurig, lesen zu müssen, dass die Molkerei in Bad Bibra schließen würde. Deren Käse hatte sehr gut geschmeckt, meine Freundin arbeitete in dem Betrieb, auch noch als Rentnerin, zum Spaß und zur Aushilfe. Wie eine Familie waren sie.
Doch die Hauptsorge war, was aus den Familien der 150 Mitarbeiter werden sollte, die nun gnadenlos in die Arbeitslosigkeit fallen würden? Nichts davon! Meine Freundin erzählte, dass alle, die nicht in den Ruhestand gingen, schnell wieder Arbeit in den umliegenden Orten gefunden hatten.

Und nun will man uns erzählen, die Kohlekraftwerke müssen wegen der Arbeitskräfte erhalten werden? Die letzten sollen erst in 20 Jahren vom Netz gehen?
Wenn die Pech haben, sind sie ihre Arbeitskräfte schon vorher los.
Denn die Leute werden nicht so blöd sein, noch lange zu warten. Wer immer kann - und das wird die Mehrzahl sein, ganz sicher - sucht sich doch bis dahin einen anderen Job. Wetten, dass? Bei DEM Fachkräftemangel?
(Dieser Text entstand angeregt von einem Leserbrief in der MZ vor ein paar Tagen, in dem der Schreiber darauf verwies, dass diese Arbeitskräfte doch überwiegend hochqualifizierte Anlagenfahrer usw. sind.)

Die Sau wird durchs Dorf gejagt:
Tempolimit und Freiheit

Ja, das ist ein großes, ein wichtiges, ein geradezu strategisches Thema:
Die Begrenzung der Geschwindigkeit auf Autobahnen, sozusagen die "Obergrenze" für Raser. Seitenlange Meinungsäußerungen füllen die MZQuelle , Journalisten streiten über pro und kontra. Die viel gerühmte "Freiheit" der Deutschen steht auf dem Spiel.
Hat schon jemand daran gedacht, dass im gerade hereinbrechenden Zeitalter des autonomen Fahrens gar kein Tempolimit mehr benötigt wird? Die Fahrgeschwindigkeiten machen dann die Autos untereinander aus. Ist die Autobahn frei, kann das Auto gern 200 km / h fahren. Aber "frei" sind die Passagiere dann nicht mehr. Die haben gar keinen Einfluss darauf.
Das indiviuelle Fahren wird dann wahrscheinlich nur noch auf bestimmten Strecken möglich sein. Und das werden NICHT DIE AUTOBAHNEN sein, sondern sozusagen ein paar "Auto-Selbst-Fahrer-Reservate".

Das Chaos als Normalzustand?

Brexit, Fake News, Polarisierungen, zunehmende Gewalt, ungebremster Klimawandel, egoistischer Nationalismus,  die schlimme Not der Kinder in vielen Ländern - kann die Welt noch tiefer fallen?
Oder "fängt sie sich wieder" in diesem Jahr, vollzieht sie endlich die Wende zu Vernunft, Freundlichkeit, Gewaltfreiheit, Respekt, Sanftheit, Hilfe für die in Not geratenen Menschen, Völker und Regionen?  Was für ein Jahr liegt vor uns? Was machen wir aus diesem Jahr? Ich hoffe, ein gutes Jahr.

Nächstenliebe  ist das Gebot der Zeit!