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LOSE GEDANKEN 2015 (Archiv)

mein etwas spitzzüngiger Blog
zu aktuellen Ereignissen und Meinungen


Meine "losen Gedanken" sind Kommentare zu ausgewählten aktuellen Ereignissen und deren Interpretationen in Nachrichten, Zeitungen usw. Mit einem anderen als dem üblichen Blickwinkel gesehen, wird manche Absurdität sichtbar - hoffe ich. Immer besteht ein Bezug zu einem Text  in einem der anderen Themen dieser Website, ohne dass ich in jedem Fall darauf verweise. Die "losen Gedanken" werden chronologisch geordnet, die jüngsten stehen am Anfang der Seite.

Die Themen im einzelnen:
   • In Sachsen-Anhalt ist die "Infarktsterblichkeit" besonders hoch
         - eine seltsame Ursachenforschung beginnt (01.11.2015)
   • Von der Entwicklungshilfe zur Beratung für Rüstungsbetriebe
         (08.03.2015)
   • Schuldenschnitt in der Bibel (09.02.2015)
   • Die "Schnelle Eingreiftruppe" (08.02.2015)

Die hohe "Infarktsterblichkeit" in Sachsen-Anhalt und die seltsame Ursachenforschung

Bereits mehrmals konnte man von der besonders hohen "Herzinfarktsterblichkeit" in Sachsen-Anhalt lesen. Die aktuelle Meldung berichtet nun von einem Forschungsprojekt:
MAGDEBURG/DPA - Die Ursachen der hohen Herzinfarktsterblichkeit in Sachsen-Anhalt stehen im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprojekts. Es soll vor allem das Verhalten der Patienten untersucht werden, sagte gestern Rüdiger Christian Braun-Dullaeus, Kardiologe an der Uniklinik Magdeburg. Oft zögerten die Betroffenen zu lange, ärztliche Hilfe zu suchen. Laut Herzstiftung gehört Sachsen-Anhalt mit 103 Herzinfarkttoten pro 100 000 Einwohnern zu den Bundesländern mit der höchsten Herzinfarktsterblichkeit. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 65 Toten je 100 000 Einwohnern.siehe MZ Quelle vom 28.10.2015, S. 2 
(farbliche Hervorhebung im Text von mir - B. K.)


Mein Kommentar:
Wenn ich diese Darstellung richtig verstehe, geht es darum, diese eine Ursache zu bestätigen: In Sachsen-Anhalt verhalten sich die Menschen bei Anzeichen von Herzinfarkt anders als in den anderen Bundesländern: sie zögern länger als die anderen Deutschen, ehe sie Hilfe suchen. Das wäre ein feines Ergebnis, wenn sich diese Anfangshypothese bestätigen ließe.

Eine wissenschaftliche Hypothese ist das natürlich nicht. Denn die müsste fragen:
Welche Ursachen sind möglich / denkbar, die zu dieser signifikaten Abweichung von den Zahlen anderer Bundesländer führen?
Schließlich kann man schon allein aus den Durschnittswerten sehen (ohne eine ausführlichere Statistik zu bemühen), dass es auch Bundesländer geben muss, in denen weniger als halb so viele Menschen wie in Sachsen-Anhalt am Herzinfarkt sterben.

Folgende mögliche (!) - objektive - Ursachen fallen mir da ein, die alle mit untersucht werden müssten:
- Die Altersstruktur in Sachsen-Anhalt weicht signifikant von der in anderen Bundesländern ab. (Herzinfarkt soll im Alter öfter vorkommen als in der Jugend.)
- Die Versorgung mit Telefonen ist schlechter als in anderen Bundesländern.
- Bei Notrufen mit unklarer Beschreibung der Notsituation wird von demjenigen, der den Anruf entgegennimmt, nicht so schnell reagiert wie in anderen Bundesländern.
- Die Ausstattung der Rettungswagen ist schlechter als in anderen Bundesländern, so dass die Hilfe vor Ort oft nicht ausreichend möglich ist.
- Die Zeiten, die Notarzt und Rettungswagen  benötigen, ehe sie beim Betroffenen eintreffen, sind signifikant (wesentlich) höher als ...*
- Die Fahrt ins Krankenhaus dauert im Durchschnitt länger als ...
- Die Zeit zwischen dem Eintreffen im Krankenhaus und dem Beginn der Behandlung ist größer als ... (z. B., weil der Arzt im Krankenhaus zeitlich überfordert ist).
- Die Behandlung selbst ist (im Durschnitt) weniger qualifiziert als ...
- Die Ausstattung der Krankenhäuser  ist schlechter als ...
- Gesetzliche oder krankenhausinterne Regelungen sind weniger patientenfreundlich als ...
(* Setze für die drei Pünktchen am Ende der Sätze jeweils "in anderen Bundesländern".)

Als nächstes müsste man die Todesfälle nach Alter analysieren:
Gibt es Altersgruppen, in denen Sachsen-Anhalt dem Durchschnitt von Deutschland entspricht, z. B. bei den Menschen im Rentenalter?
Wenn z. B. nur Menschen im arbeitsfähigen Alter überdurchschnittlich häufig an Herzinfarkt sterben, könnte das ein Hinweis auf überdurchschnittlichen Arbeitsstress / größere Angst vor Arbeitsplatzverlust usw. sein.

Diese Gedanken fallen mir beispielsweise als Wissenschaftlerin unter Anwendung der wissenschaftlichen Denkmethode ein, wenn ich die Frage nach den möglichen Ursachen für diese signifikaten Abweichungen stellen würde.
Aber auf die Idee, es könnte vorwiegend am "Verhalten der Patienten" liegen, wäre ich - so als Wissenschaftlerin - wohl nie gekommen!

PS: Ich bitte alle Ärzte, Notärzte, Rettungsfahrer, Krankenschwestern und sonstigen Helfer von Sachsen-Anhalt, die an der Rettung und Behandlung von Herzinfarktpatienten beteiligt sind,  schon jetzt um Entschuldigung. Ich bin mir ganz sicher, dass Sie alle Ihr Bestes geben für die Versorgung der Menschen!!! Ich möchte mit den oben genannten Beispielen (!) für mögliche Ursachen nur auf die aus wissenschaftlicher Sicht ziemlich große Komplexität einer jeden Ursachenforschung hinweisen.

Ich bin schon gespannt, wie das Ergebnis dieses Forschungsprojektes lauten wird: sicher wird man feststellen, dass das Verhalten der Patienten die Hauptursache ist und dass dafür ihre Unwissenheit in Sachen Gesundheitsvorsorge schuld ist.  Die Schlussfolgerung könnte dann sein, dass man deshalb eine bessere medizinische Aufklärungsarbeit betreiben muss.
Wenn die nicht hilft, die Statistik besser zu machen, hat man immer noch die Möglichkeit, andere Ursachen als die Dummheit der Sachsen-Anhalter zu suchen oder diese Leute für "beratungsresistent" zu erklären.

PS vom 22.01.2016:
Siehe auch meine Notiz in den LOSEN GEDANKEN  am 22.01.2016  über die Not mit dem Notdienst im Landkreis Wittenberg und anderswo.

Von der Entwicklungshilfe zur Beratung für Rüstungsbetriebe

Die Nachricht ist schon etwas älter, vom Anfang des Jahres. Sie kam auch ganz unscheinbar daher:
Dirk Niebel, FDP, ehemaliger Entwicklungshilfeminister, übernahm zum Jahreswechseleinen hochrangigen Beraterposten beim Düsseldorfer Rüstungs- und Automobilzuliefererkonzern Rheinmetall. Niebel soll dem Vorstand nach Unternehmensangaben bei der „internationalen Strategieentwicklung“ und beim „Ausbau der globalen Regierungsbeziehungen“ helfen.(Zitat aus der MZ vom 05.01.2015, S. 4)

Mein Kommentar:
Hat er in der Zeit als Minister nur ausgekundschaftet, wo man am besten Waffen verkaufen kann, oder hat er auch dafür gesorgt, dass dort Waffen benötigt werden? Eine dritte Möglichkeit will mir partout nicht einfallen. Oder doch? Ist er vielleicht ein "Saboteur für den Frieden"?

Schuldenschnitt in der Bibel

199 000 000 000 000 US-Dollar
- das ist die geschätzte  derzeitige Schuldensumme von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen in der ganzen Welt.

Mein Kommentar:
Das ist eine nicht mehr vorstellbare Summe. Man könnte jetzt versuchen, sie vorstellbar zu machen:
199 mal 1000 mal 1 Mrd. Dollar - was sagt das schon?

Es ist davon auszugehen, dass die meisten Schuldner das nie schaffen werden, ihren Teil der Schulden zurückzuzahlen. Schuldtürme für Staaten gibt es nicht.
Griechenland hat endlich ein wichtiges finanzpolitisches Instrument in die Diskussion geworfen, an dem man nicht mehr vorbeikommen wird:
den "Schuldenschnitt" -  ein Offenbarungseid mit Aussicht auf Erlass der Schulden, so dass der Schuldner eine Chance hat, weiter zu existieren, ohne von der Tilgung  "mit Zins und Zinseszins" aufgefressen zu werden.

Was die meisten vermutlich nicht wissen:
Im Alten Testament (leider weiß ich die genaue Textstelle nicht mehr) gibt es eine Art "Befehl zum Schuldenschnitt": Aller fünfzig Jahre wurden sämtliche Schulden gestrichen. Natürlich gingen dann Gläubiger leer aus. Trotzdem schien sich diese finanzpolitische Weisheit über mehrere Jahrhunderte gehalten zu haben.

Warum dieser Schuldenschnitt  damals gefordert wurde, kann man sich ausrechnen: Eine Schuldenlast, die womöglich noch an die nächste Generation vererbt wird, kurbelt die Wirtschaft nicht an, greift auf immer mehr Betroffene über und zerstört ganze Kulturen - wie man es zur Zeit an der wachsenden Zerstörung der ganzen Infrastruktur Griechenlands beobachten kann. Diese "Reformen" wieder "gut zu machen", das dauert - fürchte ich - mehr als 100 Jahre und kostet ein Mehrfaches der Summe, die die Griechen jetzt "eingespart" haben.
Vielleicht sollten die ach so christlichen Banker, Finanzexperten und Finanzminister öfter mal die Bibel lesen?

Die "Schnelle Eingreiftruppe"

Überschrieben ist die Nachricht in der MZ vom 6. Februar 2015, S. 6 mit "Die Nato zeigt in Osteuropa Flagge" Aus dem Artikel geht hervor:
Man will an der Grenze zu Russland "den nötigen Druck" aufbauen, 30.000 statt 13.000 Mann stationieren. Dabei   wird die Bundeswehr "eine Führungsrolle" übernehmen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird zitiert: "Wir passen unseren Kurs und unsere Kräfte an das Sicherheitsumfeld an."Mein Kommentar:
Sie können es nicht lassen: erwachsene Männer  brauchen ihre Kriegsspiele. Nachdem man in Afghanistan gesagt hat: "Wir lassen hier nicht mehr Eure Soldaten mit den Waffen rumspielen und unsere Leute umbringen." musste ja ein neuer "Spielplatz" ("Kriegsschauplatz") her. Zum Glück hat sich ganz schnell einer ganz in der Nähe gefunden, an der Grenze zu Russland. Das ist nicht so weit weg, ist also billiger, was die Transportkosten betrifft.
Hoffentlich schicken die nicht den ehemaligen Oberst Klein mit hin. Sie erinnern sich? Das war der, der ein paar Afghanen (die Zahlenangaben schwanken, einige sprechen von 142 Tote auf einen Streich) hat bombardieren lassen, die sich an Tanklastfahrzeugen Benzin oder Diesel abgezapft hatten.
Der Oberst Klein wurde dafür nicht wegen Mordes (Zivilrecht) oder Kriegsverbrechen (Kriegsrecht) verurteilt, er wurde zum Brigadegeneral gemacht. Vielleicht gibt es bald wieder neue Helden diesen Kalibers zu bewundern und zu feiern.