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LOSE GEDANKEN 2018 (Archiv)

mein etwas spitzzüngiger Blog
zu aktuellen Ereignissen und Meinungen


Meine "losen Gedanken" sind Kommentare zu aktuellen Ereignissen und deren Interpretationen in Nachrichten, Zeitungen usw.
Mit einem anderen als dem üblichen Blickwinkel gesehen, wird manche Absurdität sichtbar - hoffe ich.

Immer besteht ein Bezug zu einem Text  in einem der anderen Themen dieser Website, ohne dass ich in jedem Fall darauf verweise.

Auch das Jahr 2018 bietet genug Stoff für meine "lose Gedanken"

02.11.2018Elektrifizierung 2.0?  - Der Siegeszug der Elektrifizierung
07.10.2018Erntedank-Gottesdienst, Ernte-DANK-Gottesdienst? - Dank oder Klage?
05.05.2018Zum 200. Geburtstag von Karl Marx - Beschimpfungen als »Jude« oder doch besser als »Marxist«?
Mitte AprilVor meinem Fenster  belauscht ...
und PS am 20.11.2018

Anfang AprilDas "solidarische Grundeinkommen und der "Pretty-Woman-Effekt"
Mitte FebruarIn der Mitte der Grippewelle (mit einem PS am 20.11.2018)
Zum Neujahr 2018... mit einer eher physikalischen Betrachtung über den Wind resp. Sturm, das Sieden und das Kondensieren 
sowie einer abfälligen Bemerkung über das "Jubeljahr" 2017

Elektrifizierung 2.0?

Da war doch mal was? Lang, lang ist's her, da erfuhren wir von Lenins großem Plan:
                      "Sowjetmacht + Elektrifizierung = Kommunismus"
Er hatte das "Hauptkettenglied" benannt, die wichtigste Voraussetzung, die  damals aus dem ziemlich rückständigen Zaren-Russland hervorgegangene junge Sowjetunion wirtschaftlich weiter zu entwickeln. Er hatte begriffen: Ohne Elektrifizierung nutzen alle anderen Anstrengungen nichts, gar nichts.
Daran wurde ich erinnert, als ich in der heutigen MZ las, was der Unternehmer Knut Zimmer, CEO ("Chief Executive Officer") der Feintool International Holding AG in Lyss in der Schweiz, im Zusammenhang mit der Übernahme einer Firma aus Jessen - die heißt jetzt "Feintool System Parts Jessen GmbH" - zur Begründung für sein Engagement sagt:
                      "Die Elektrifizierung der Gesellschaft hat uns getrieben."

Was er damit sagen wollte, ist nicht so genau ersichtlich. Offenbar  geht es um die neue Art und Weise, Elektronenergie zu gewinnen und einzusetzen, nicht nur in der Autobranche. Dass sich da eine neue "Revolution" anbahnt, müsste nun bald der letzte Schläfer hinterm Ofen mitbekommen haben.
Das als "Elektrifizierung" zu bezeichnen, ist hübsch. Lenin würde sich freuen. Aber dann doch bitte "Elektrifizierung 2.0" oder 3.0 - mindestens!

Erntedank-Gottesdienst, Ernte-DANK-Gottesdienst?

Eine der schönsten Erinnerungen aus meiner Kindheit in dem kleinen Dorf ist die an die Vorbereitung des Erntedankgottesdienstes. Die Kinder brachten die Gaben in die Kirche. Als diese dann um das imposante Taufbecken herum angeordnet waren, sah es zauberhaft aus: die Formen und Farben, die Fülle - ein Bild der Freude.
In diesem Jahr nun haben viele keinen Grund zur Freude an der Ernte: die nie gekannte monatelange Dürre hat die Saat und die kleinen Pflanzen auf dem  Feld vertrocknen lassen, Ernteausfälle immensen Ausmaßes mussten die Bauern hinnehmen.
Dann sehe ich an den Straßen der Stadt riesige Plakatwände, die zum heutigen Erntedankgottesdienst einladen. Es ist irgendeine Freikirche, ich habe vergessen, welche es ist.
Wäre nicht Anlass zur Klage, zu einem "Ernte-KLAGE-Gottesdienst?"
Sicher, doch die Routine sitzt zu tief.
Früher hatten die Menschen noch den Mut, ihrem Gott hin und wieder ihre Klagen zu schicken.

Zum 200. Geburtstag von Karl Marx - Beschimpfungen
als »Jude« oder doch besser als »Marxist«?

Nach all dem Jubel und den staatlich und kirchlich organisierten Festlichkeiten um den 500. Jahrestag der Reformation, die immerhin von einem Antisemiten und "großen Deutschen" ausgelöst wurde, fällt es den gleichen Jubilierern äußerst schwer, an den 200. Geburtstag eines anderen "großen Deutschen" zu erinnern. Falls es unvermeidlich ist, bekommt das Ganze oft einen herablassenden, abwertenden Tonfall.
Nun habe ich zufällig in einem Kommentar zu einem Online-Zeitungsartikel eine originelle Beschimpfung gefunden "#Marxist". Es wirkte ziemlich bedrohlich. Damit sprach derjenige einem anderen Kommentierenden indirekt das Mitspracherecht in dieser Diskussion ab - frei nach dem Motto: Das Grundgesetz garantiert Meinungsfreiheit für alle, aber natürlich nicht für Marxisten!

Es sind wenige, sehr wenige, die sich heute und hier in Deutschland zum Marxismus bekennen, sich als Marxist outen. Denn der Antimarxismus ist fest in den Köpfen der meisten Deutschen verankert.

Wenn also in Zukunft wieder Kinder oder Jugendliche andere Kinder oder Jugendliche als "Jude" beschimpfen, sollten man ihnen empfehlen, lieber "Du Marxist" zu sagen. Das ist erlaubt und gibt garantiert weniger Stress mit den Behörden.
Die Familie von Karl Marx war übrigens jüdischer Herkunft, ist aber zum Christentum konvertiert.

Vor meinem Fenster belauscht ...

... da reden gerade mein Freund und Nachbar, der Mann aus Eritrea, und der Mann aus Burkina Faso miteinander - auf Deutsch! Ich stutze, höre genauer hin.
Sie wollen Kontakt auf WhatsApp aufnehmen, sprechen sie sich ab.
Noch vor zwei Jahren haben sie sich nicht leiden können. Sie hatten damals noch keine gemeinsame Sprache.
Kann sich jemand vorstellen, wie sehr ich mich freue?

PS 22.02.2019: Das war nur der Anfang. Inzwischen wohnt eine 8-köpfige syrische Familie hier in einer 3-Raum-Neubauwohnung.  Die jüngsten zwei Mädchen sind ebenso so alt wie die beiden eritreischen Mädchen, die schon längere Zeit hier wohnen. Die vier haben herzliche Freundschaft geschlossen, sie verständigen sich NATÜRLICH auf deutsch.

Das "solidarische Grundeinkommen" und der "Pretty-Woman-Effekt"

Was hat die SPD und ihre Idee eines "solidarischen Grundeinkommens" mit dem von mir so genannten "Pretty-Woman-Effekt" zu tun?
Dazu muss ich erst einmal erklären, was ich mit jenem Effekt meine. Als Julia Roberts zum zweiten Mal in diesen Modeladen kommt, in dem man sie beim ersten Mal so verächtlich behandelt hat, nun aber ist sie mit Mode-Tüten nur so bepackt und bestens  angezogen, fragt sie die Verkäuferinnen: "Sie werden nach Provision bezahlt?" Auf die bejahende Antwort meint sie nur noch "Dumm gelaufen." (oder so ähnlich).
Und immer, wenn jemand sich in der Fülle seiner Macht glaubt, denke ich an diesen Moment der Genugtuung in dem Film.

Bei der SPD dürfte er nicht lange auf sich warten lassen: Bald wird man sie für ihre dumme Entscheidung mit dem "solidarischen Grundeinkommen" auch verspotten. Dann wird sie - die SPD - merken, was ihr an "Provision"   - Wählergunst - entgangen sein wird.
Weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkennt:
Sie tut so, als ob da "Grundeinkommen" drin wäre, aber in Wirklichkeit fürchtet sie es wie der Teufel das Weihwasser.
Das Grundeinkommen, das bedingungslose, könnte in Deutschland als erstem Land der Welt eingeführt werden - wenn die SPD das schon begriffen hätte, wie wichtig es ist.
Eines Tages wird es auch Deutschland einführen - als 20. oder 40. oder letztes Land. Und dann wird man sagen: Da haben sich die SPD und Deutschland aber blamiert.
Und die "Provision" - die Anerkennung durch kommende Generationen für diese historische Leistung, es als erstes Land einzuführen - ist auch noch weg.

In der Mitte der Grippewelle

Schon Ende des vorigen Jahres hatte mir eine Bekannte - sie ist privat krankenversichert - erzählt, dass ihre Grippeschutzimpfung einen Vierfachwirkstoff enthielt, während gesetzlich Krankenversicherte nur einen Dreifachimpfschutz erhielten. Sie waren also gegen einen Virus weniger geschützt als die Privatversicherten. Das fand ich damals sehr erstaunlich. Haben die Normalpatienten weniger Schutz nötig oder verdient? Ist ein guter Grippeschutz eine Frage der richtigen Krankenversicherung? Spiegelt sich hier die Ungerechtigkeit einer "Zwei-Klassen-Medizin" wider?
Das waren damals eher theoretische Fragen.

Doch dann wurde es spannend:
Die Grippe in diesem Jahr wird ausgerechnet von dem Virus verbreitet, vor dem die Privatversicherten geschützt sind und die gesetzlich Versicherten nicht.
Die Grippewelle trifft demzufolge in diesem Jahr wesentlich mehr Menschen als sonst.
Daraus entstehen nun ganz praktische Fragen:
Was passiert mit jemandem, der trotz Dreifachimpfung an Grippe erkrankt und Folgeschäden davonträgt oder gar stirbt?
Zahlen die gesetzlichen Krankenkassen dann Schadenersatz?
Wie hoch wird diese Schadenssumme voraussichtlich sein, wenn man sie mit dem  beim Impfstoff "eingesparten" Geld vergleicht?

Ich hoffe, dieser Artikel (Netzstellung 26.02.2018, angesehen am 27.02.2018) ist noch lange verfügbar:
www.wetter.com/news/grippewelle-in-deutschland-aerzte-warnen-vor-yamagata-virus~ »externer Link«

Darin kann man nachlesen, welche Folgen diese Grippeerkrankungen in diesem  Jahr haben. So wird der Direktor der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, Prof. Dr. Tobias Welte, zitiert:
"Dabei wäre ein breiter wirksamer Impfstoff verfügbar gewesen, der diese Lücke nicht aufgewiesen hätte, allerdings wurde dieser von den Krankenkassen nicht erstattet. Eine im Nachhinein teure Fehlentscheidung, wenn man die hohen Kosten der intensivmedizinisch kranken Influenzapatienten bedenkt."
PS 20.11.2018:
Inzwischen haben sich auch die gesetzlichen Krankenkassen bereit erklärt, für Kassenpatienten den Vierfach-Impfstoff zu bezahlen.
Was passiert aber mit einer Ärztin, die in der Vergangenheit "auf eigene Faust" ihre Patienten mit dem Vierfach-Impfstoff behandelt hat? Das kann man nachlesen  in der "Mitteldeutschen Zeitung" vom 20.11.2018 unter
Vierfach-Grippeschutz: Weil eine Ärztin letztes Jahr impfte, soll sie jetzt zahlen. »externer Link«

Alle Zeichen stehen auf Sturm

Nichts kündigt einen Sturm sicherer an, als eine Windflaute:
Nichts bewegt sich mehr, eine abwartende Unruhe liegt in der Luft.  Der Wind weiß nicht, in welche Richtung er wehen soll.

Siedeverzug

Mit dem Siedeverzug ist es ähnlich. Eine Flüssigkeit hat sich bereits über den Siedepunkt erhitzt, eigentlich müsste sie längst kochen, verdampfen, einen neuen Aggregatzustand annehmen. Doch nichts geschieht. Es fehlt eine klitzekleine Bewegung, Erschütterung, die den Siedeprozess in Gang setzt.
Ein Siedeverzug ist höchst gefährlich. Die Energie, die in der Flüssigkeitsmasse gespeichert ist, wird in diesem Fall nicht allmählich, sondern schlagartig freigesetzt.

Kondensationskerne

Bei einem übersättigten Dampf ist es andersherum ähnlich wie beim Siedeverzug. Längst müsste er in die flüssige Phase übergegangen sein. Doch auch hier fehlt eine Kleinigkeit - kleine Staubkörnchen als Kondensationskerne. An diesen kann der Dampf sich anlagern und kondensieren. Ich weiß nicht, was  passiert, wenn es schließlich doch zu einer, aber plötzlichen, schlagartigen Kondensation kommt.

Analogieschluss zur aktuellen Situation in der Gesellschaft

Wohin "der Wind wehen wird", wissen wir zur Zeit überhaupt nicht. Stillstand, Klein-Klein in den politischen Entscheidungen und Ignoranz der wichtigen Zukunftsprobleme bestimmen die Politik in Deutschland.

Doch es ist dringend nötig, politischen Veränderungen in die Wege zu leiten, die uns auf künftige Anforderungen vorbereiten, die "in der Luft" liegen, von denen man schon spürt, dass sie kommen müssen.
Als eine dieser dringend erforderlichen Maßnahme sehe ich das "Bedingungslose Grundeinkommen". Mit jeder Verzögerung seiner Einführung wird die Lösung heutiger Probleme immer größer.
(Anmerkung: siehe oben unter 02.11.2018 - über das "Hauptkettenglied" - ähnlich ist es hier: das Bedingungslose Grundeinkommen ist das heutige "Hauptkettenglied" jeder weiteren gesellschaftlichen Entwicklung.)
Jetzt könnten alle diese Notwendigkeiten noch allmählich in  Gang gesetzt werden, könnte man korrigieren, wenn Entscheidungen am Anfang noch nicht alle Auswirkungen bedacht haben.
Wenn man zu lange wartet, geschehen Veränderungen auch spontan, chaotisch - und es kann passieren, dass sie in die falsche Richtung gehen, uns zurückwerfen statt uns vorwärts zu bringen. Um im Bild des Siedeverzugs zu bleiben: anstatt dass der Dampf die Maschine antreibt, könnte der Kessel explodieren.

Ähnlich ist es bei den "Kondensationskernen" gesellschaftlicher Veränderungen. In einer nicht mehr harmonisch sich entwickelnden, mit Problemen überladenen "übersättigten Gesellschaft", nennt man das, was dann sich chaotisch, voller Opfer Bahn bricht, "Revolution" oder "Bauernkrieg". In der Geschichte hat es schon eine  etwas weniger chaotische, weniger  zerstörerische "Kondensation" gegeben: die "friedliche Wende" 1989 in Deutschland.

Wo sind die Menschen, die der Welt mit ihren Ideen sozusagen  die "Kondensationskerne", die "Initialzündungen" lieferten, so dass sie sich weiter bewegen kann.
Ich erinnere an Menschen wie einst Luther oder Kopernikus, deren Gedanken eben diese "Kondensationskerne" für gesellschaftlichen Fortschritt wurden.
Und ich erinnere an Leute, deren "Funken" in die Welt einschlugen wie in ein Pulverfass und eine riesige Zerstörungswelle hervorbrachten.

Die Unsicherheit, welchen Weg Deutschland und die Welt nehmen wird, prägt also diesen Jahreswechsel. Hoffen wir, dass wir am Ende dieses Jahres 2018 schlauer sind und die richtigen Entscheidungen getroffen wurden.

Das "Jubeljahr" 2017

Wittenberg freute sich auf das Jahr, in dem der 500. Jahrestag des Beginns der Reformation so richtig gefeiert werden sollte. (Falls es jemand immer noch nicht mitbekommen hat - es ging um die Veröffentlichung von Luthers 95 Thesen gegen den Ablasshandel Ende Oktober 1517.)
Es ist ein Jahr geworden, das weit hinter den euphorischen Erwartungen zurückgeblieben ist: weder sind die Touristen in den Massen geströmt, die man "vorhersah", noch waren die Einnahmen so hoch, wie man sich zuvor ausgerechnet hatte. Erst recht nicht hat dieses Jubiläum in der Welt die Spuren hinterlassen, die man erwartet hatte.
Nun redet man sich die teure Pleite schön.
(siehe auch NACHLESE ZUM WITTENBERGER JAHRHUNDERT-EREIGNIS
- in LUTHERSTÄDTISCHES » MOTTENKISTE (ARCHIV) » ZWANZIGSIEBZEHN)