Das Wort (1) | Schubkasten |
über, über-, Über- | |
Überfremdung siehe auch Kultur (falsche kulturelle Kompromisse) |
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Überseegebiete (ehemalige Kolonien?) | |
umändern (ändern, verändern, umformen, modifizieren, umbilden, verwandeln, abwandeln, umkrempeln, transformieren usw.) | doppelt gemoppelt |
umdenken, umdenken müssen | |
Umkleidekabinen-Trashtalk (Trump redete schlecht über Frauen und nannte das dann so) | euphemistisch |
Umsatzerwartungen, Umsatzimpulse, Umsatzeffekte, Umsatzpotenzial, zusätzlicher Umsatzschub durch eine WM | |
Umweltverträglichkeitsprüfung, Gesetz über die ... (UVPG) (28) | Gesetz, gaanz laange Wörter |
Übernahmepoker | markt-deutsch |
unaufgeregt | mode-deutsch |
Unbedenklichkeitsbescheinigung, ärztliche (29) | amts-deutsch, gaanz laange Wörter |
unbelastet (vom Acker bis zum Spitzenpolitiker) | |
Unbill (Unbill in Kauf nehmen, unbillig - gehobenes oder veraltetes Deutsch für "Unrecht", "unangemessen") | |
Unfehlbarkeit, Unfehlbarkeitsfrage, Unfehlbarkeitslehre | |
Ungehorsamkeitsarrest | lti-sprech |
ungeraten (nicht gelungen), z. B. das "ungeratene Kind" | |
Ungerechtigkeitsgefühl | |
Ungereimtheiten | |
Ungleichbehandlung | |
Unrechtsstaat | |
Unsitte | beschönigend |
unter-, Unter- | beschönige nd |
Untergebene Ein Chef hat Untergebene, nicht etwa Mitarbeiter. (Sind wir schon wieder so weit? Noch früher waren das die "Untertanen".) |
herren-deutsch |
Unterrichtsversorgung | |
unterschiedlich (z. B. "unterschiedliche Väter" und "verschiedene Väter") - siehe auch verschieden | |
Unzucht, unzüchtig (gegenüber "züchtig", "züchtige Hausfrau", "Zucht und Ordnung) | |
urbanes Stadtleben (Das will Potsdams Oberbürgermeister Maik Schubert am neuen Stadtquartier am Alten Markt inPotsdam entstehen lassen. "urban" - so z. B. nachlesbar im Online-Wörterbuch Wiktionary - kommt aus dem Lateinischen "urbanus" und bedeutet "städtisch". Herr Schubert will also ein städtisches Stadtleben haben, kein dörfliches Stadtleben und auch kein urbanes Dorfleben. Das muss nämlich mal gesagt werden. Diese Formulierung fand ich in der MZ vom 22.12.2020 auf S. 19.) |
doppelt gemoppelt |
Urgestein | mode-deutsch |
Urlaubsverweigerer | |
Urnengemeinschaftsanlage |
Das Wort (2) |
Details / ggf. Quellenangaben |
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über, über-, Über- | Die Wortsammlung zu "über" hat inzwischen "Überhand genommen". Sie verdient (ab 31.12.2019) deshalb diese ausführlichere Darstellung. Zuerst möchte ich fragen: Welchen prinzipiellen Unterschied gibt es zwischen dem "über" in dem Wort "Überalterung" und dem in z. B. "Übergewicht"? Aus meiner Sicht gibt es nicht wirklich einen. "Über" hat schließlich die Bedeutung von "zu viel". Das rechte Maß wurde verletzt, es wurde etwas "übertrieben" - egal, ob es das Durchschnittsalter des Bevölkerung in Deutschland ist oder das Gewicht eines Menschen. Die Balance, das Gleichgewicht, das harmonische Zusammenspiel mehrerer Faktoren existiert nicht mehr. Statt dessen bestimmen Extremwerte das Geschehen. Schlimm ist es für alte Menschen, die sich in dieser Formulierung von der "Überalterung" als Störgröße der Gesellschaft wiederfinden. Die Menschen in Deutschland werden "immer älter" - individuell und als Gruppe. Das, was als Menschheitstraum gilt - das Erreichen eines möglichst hohen Alters - kehrt sich in sein Gegenteil um, wird "zur Belastung für die Gesellschaft". Schuld sind die Alten nur indirekt - bei einer ausgewogenen Geburtenrate gäbe es keine "Überalterung". Dieses Wort stellt die Situation"verkehrt herum" dar: das Problem ist nicht die Zahl alter Menschen, sondern die zu geringe Zahl junger Menschen. Nach dieser kleinen Einleitung beginnt nun die eigentliche Wortsammlung bzw. ein klitzekleiner Auszug davon: Überangebot, Überflieger) überarbeitet, Überarbeitung überblicken und übersehen, Überblick und Übersicht Überdosis Überdüngung Überfluss (mehr als genug haben) Überforderung, überfordet sein Überfremdung ( "Überfremdung Deutschlands" - nicht in Anführungsstrichen in meiner Tageszeitung, der MZ) , Angst vor Überfremdung, Überfremdungsängste Übergewicht überlegen, Überlegung, Überlegenheit Übermensch, Übermenschen, übermenschlich Übermüdung Übernahme, übernehmen, sich übernommen haben überprüfen, Überprüfung Überraschung Überschrift Überschuldung, überschuldet sein, Überschuldungsquote Übersetzung Übersicht übertragen, Übertragung Überweisung überwinden, Überwindung |
Ungehorsamkeitsarrest | Das ist ein mir völlig neues Wort: Ungehorsamkeitsarrest. Zum ersten Mal habe ich es zur Kenntnis nehmen müssen in der MZ vom 20.02.2017 auf S. 1. Das Wort "ungehorsam" habe ich schon so lange nicht mehr gehört, dass ich es fast schon für im Aussterben begriffen hielt. Eher denkt man dabei wohl an diverse ausgefallene Sexspielchen als an Strafen für "ungehorsame" Schüler. In dem großen MZ-Artikel "Eltern zahlen viel Geld für Schwänzer" erfährt man: "Auch hohe Strafen können Schüler nicht abschrecken", die Schule zu schwänzen. Sie sind dann "Schulverweigerer". Das sind sie schon bei einem Tag unentschuldigten Fehlens. Der auf maximal eine Woche begrenzte Arrest greift aber erst als letzte Maßnahme, wenn andere Strafmaßnahmen nicht zum Erfolg geführt haben: wenn weder Bußgeld gezahlt wurde noch Sozialstunden erbracht. Im Jahr 2015 waren davon in Sachsen-Anhalt übrigens 166 "Schulschwänzer" betroffen Man erfährt noch, dass Sachsen-Anhalt im Programm "Schulerfolg sichern" 118 Millionen Euro (seit wann?) bis 2020 ausgeben will - für Schulsozialarbeit mit 413 Schulsozialarbeitern, also eine solide Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Angesichts des akut grassierenden Lehrermangels in Sachsen-Anhalt (von etwa 500 ist die Rede) werden einige Gedanken laut, die ich mir hier aber verkneife. Mit einer gesetzlich verordneten und durchsetzbaren Schulpflicht bis zum Exzess (pardon Arrest) muss man über die Qualität des Schulunterrichts nicht mehr diskutieren. Die Recherchen bei Google (Stand 20.02.2017) erbrachten 42 Fundstellen (bzw. bei Anzeige auch der übersprungenen insgesamt 203), die auf den ersten Blick älteste ist vom Februar 2005. Erste Informationen lassen vermuten, dass er bei verschiedenen kriminellen Delikten verhängt werden kann - und dann nicht nur für eine Woche. Auf www.arrest-im-kieferngrund-ev.de/arrestgeschichte.html ![]() gibt es eine "Geschichte des Arrestes", in der man auch mehr über diesen "Ungehorsamkeitsarrest" erfährt. Auf der Seite werden Gesetze und Richtlinien aufgelistet. Der Ungehorsamkeitsarrest stammt offenbar bereits aus dem Jahr 1943. Im Zitat wird zuerst die Verordnung von damals genannt, dann folgt eine Erklärung aus der Gegenwart: 06.11.1943 Verordnung über die Vereinfachung und Vereinheitlichung des Jugendstrafrechts (Jugendstrafrechtsverordnung) mit Reichsjugendgerichtsgesetz (RJGG) Der Jugendarrest wurde in dieses Gesetz neben den Erziehungsmaßregeln und der Strafe als zusätzliche Komponente "Zuchtmittel" integriert. Dabei wurde allerdings die Rangfolge aus dem Jugendgerichtsgesetz von 1923 umgekehrt: an erster Stelle stand nun die Strafe, danach kamen die Zuchtmittel und erst an letzter Stelle die Erziehungsmaßregeln. Der bisherige "Wochenendkarzer" wurde in "Freizeitarrest" umbenannt und zusätzlich der "Kurzarrest" eingeführt. Kurzarrest bis zu 3 Tagen und Freizeitarrest konnten gleichzeitig verhängt werden. Neu war auch der "Ungehorsamkeitsarrest", der bei schuldhafter Nichterfüllung von Pflichten und Weisungen ohne weitere Gerichtsverhandlung angeordnet werden konnte. (Der Beitrag enthält weitere Informationen über Jugendarrest und Ungehorsamkeitsarrest nach 1945) Fazit:Zucht, Ordnung, Disziplin und Gehorsam sind nun einmal gute alte deutsche Tugenden und Werte. Ach ja, oben in der Übersicht habe ich dieses Wort in den Schubkasten "lti-sprech" gepackt. Was damit gemeint ist, kann man auf der Seite → DIE "SCHUBKÄSTEN"-ÜBERSICHT nachlesen. |
Unsitte | Oben habe ich dieses Wort unter "beschönigend" ("euphemistisch") eingeordnet. Ehe ich das Beispiel nenne, das mich zu dieser Meinung in diesem konkreten Fall hat kommen lassen, will ich herausfinden, was allgemein unter "Unsitte" verstanden wird. Mein "Sprachgefühl" hat mich nicht getäuscht, vermutet hatte ich etwas in Sinne "schlechte Angewohnheit", also so etwas wie eine "lässliche Sünde" - schlecht, aber nicht wirklich schlimm. Auf der sehr informativen Website synomyme.woxikon.de ![]() 1. Bedeutung: schlechte Angewohnheit Als Synonyme werden genannt: Fehler, Laster, Schwäche, Unfug, Ungezogenheit, Unmanier, Unsitte, Untugend, Frechheit, Impertinenz, Rüpelei, schlechtes Benehmen, unschönes Betragen, Unart. Nun wenden Sie diese Bedeutungen spaßeshalber einmal auf diesen Anwendungsfall an: In dem Artikel der MZ vom 09.06.2016 auf S. 28 geht es um den "Sammelwahn" der Kinder rund um die Fußball-EM. Ein italienisches Unternehmen - Panini - hat sogar an Schulen Sammelhefte verteilt, in die dann Sticker geklebt werden können. Das passiert dann in der Schule, offenbar sogar während des Unterrichts. Hier nun das mir wichtige Zitat aus der Zeitung (Hervorhebung im Text von mir - B. K.): »Über eine Agentur hatte der Verlag deutschlandweit etwa 2 500 Schulen mit Fußball-Sammelheften versorgt. Lehrer konnten diese kostenlos an die Schüler verteilen. Für Panini stellt dieses Vorgehen kein Problem dar. Verbraucherzentralen sehen diese Praxis allerdings kritisch. „Es ist eine generelle Unsitte, die Mittelknappheit der Schulen für Werbezwecke auszunutzen“, kritisiert Michael Hummel, Referatsleiter Recht bei der Verbraucherzentrale Sachsen.« Aus meiner Sicht ist die Ausnutzung einer Notlage eines anderen keine läppische "Unsitte", sondern kriminell, nämlich Nötigung bzw. Erpressung. |
unter-, Unter- | Unterernähung, unterernährt unterfinanziert (ist z. B. der Pflegebereich) Unterhalt, Unterhalts-Sünder, Unterhaltsverweigerer, Unterhaltsvorschuss, Unterhaltsvorschusskasse unterkomplex (ausführlicher siehe weiter unten) unterprivilegiert, Unterschichten, Unterstützungsunterschriften unterversorgt, "unterkomplex" Da bin ich ganz schön ins Staunen gekommen, als ich diese Wort gelesen habe. Vermutlich nicht als erster Mensch benutzt hat es der Chefredakteur des Internetportals "stern.de", Philipp Jessen, und wiedergegeben hat diesen Sprachpunsch* das Internetportal der Süddeutschen Zeitung am 12. Februar 2016: www.sueddeutsche.de/medien/neue-frauenzeitschrift-frei-~ ![]() Im Zusammenhang mit der im Februar 2016 gestarteten (und bereits im Juni 2016 wieder eingestellten) Frauenzeitschrift "frei!" meinte der Herr Jessen: "Die Titel in diesem Segment sind teilweise journalistisch und haptisch unterkomplex, da sehen wir eine Marktlücke." Auch wenn man dieses Zitat in einem längeren Textauzug darstellen würde, wird das Wort "unterkomplex" nicht besser. Selbsterklärend ist es trotzdem in gewisser Weise. Ich vermute einmal, er meinte, dass die meisten Frauenzeitschriften einfach niveaulos bzw. anspruchslos seien. * Das Wort "Sprachpunsch" habe ich soeben beim Textschreiben "erfunden". Vielleicht ist es selbsterklärend, ansonsten will ich meine "Hintergedanken" offenbaren: Punsch ist ein Getränk, das man trinkt, um sich schnell aufzuwärmen und oft auch, um schnell besoffen zu werden. Da ich den Eindruck habe, dass Herr Jesse die Leser "besoffen quatschen" will, halte ich das Wort für durchaus geeignet, solche Art des Redens oder Schreibens zu bezeichnen. zu "unterernährt" und "unterprivilegiert" siehe in KEINE PUPPE, ES IST NUR ...(im KLATSCHWEIB) |