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SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

DAS KLATSCHWEIB - PARADOXIEN


Paradoxe Formulierungen haben es in sich. Es kann sein, dass sich das Gehirn daran abarbeitet, "rund läuft" (also immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkommt, an dem es dann fragend und nicht verstehend von vorn beginnt), denn in ihnen ist ein sogenannter "Widerspruch in sich" nicht lösbar.

In ersten Texten geht es um:

- Sprachbetrachtung zu paradox, orthodox, Paradoxien und Paradoxa
- "Finster wars, der Mond schien helle ..."
- Kleine, paradoxe Beispiele
         - Zivilcourage beim Militär
         - Wenn Verluste nicht verloren gehen
         - Paradox ist, wenn E-Autos mit Kohlestrom fahren
         - Wie sicher sind Sicherheitskräfte?
         - Die "halbe Ewigkeit"
         - Überall und nirgends
         - Die Verdoppelung der Rüstungsexporte durch
           politische Bremsversuche

           mit einem PS vom 31.10.2021 zum aktuellen Beispiel Afghanistan
         - Das "Volkseigene Gut Kloster Nimbschen"
         - LINKS und RECHT(S)
         - Freiheit oder Druck (Zwang) beim Freihandelsabkommen?
         - Spielsucht  - Gewinner und Verlierer
         - Wortspielereien: das zunehmende Übergewicht in der Bevölkerung
         - Stephen King gruselt es
         - Personalmangel im Jobcenter führt zu Arbeitslosigkeit
         - Liegt Monaco in Frankreich?
- Die größte aller Paradoxien - die Unendlichkeit ∞   (erg. 31.01.2020)        

Sprachbetrachtung zu paradox, orthodox, Paradoxien und Paradoxa


Orthodox und paradox
Beide Wörter gehen auf "dóxa", dem griechischen Wort für "Meinung", zurück. Orthodox meint "rechtgläubig, strenggläubig, der Lehrmeinung entsprechend". Paradox meint "der allgemein üblichen Meinung entgegenstehend, widersinnig".

Aus diesen Wortbedeutungen ergibt sich in "strenger Logik" eigentlich, dass jede von der Lehrmeinung abweichende Theorie "paradox" ist: sie stellt einen Widerspruch zu ihr dar und - jetzt kommt das eigentliche Problem - mit diesem Widerspruch hat sie dann wohl auch "bewiesen", dass sie falsch sein muß.

Doch glücklicherweise ist es nicht ganz so einfach... Allgemein bedeutet die Vorsilbe "para-" in etwa: "neben, entgegen, gegen, abweichend" . Darüber hinaus bedeutet sie auch: "über - hinaus".
Paradox kann also auch bedeuten, dass etwas im Rahmen des bisherigen Wissens, der bisherigen Lehren und Theorien nicht faßbar ist, dass diese Aussage über die bisherige Lehre hinaus geht.

Paradoxie und Paradoxa
Eine Paradoxie ist eine wirkliche oder scheinbare Widersinnigkeit, ein Widerstreit mehrerer Sinngehalte, eine gegen allgemein anerkannte Grundsätze verstoßende Behauptung.
Ein Spezialfall dieser "Paradoxien" (nicht zu verwechseln mit einem "Paradoxon", bei dem nur scheinbar ein Widerspruch vorhanden ist) ist die " contradictio in adiecto" - der Widerspruch in der Beifügung. Ein "stiller Schrei" wäre dafür ein Beispiel.

Die hier gesammelten paradoxen, widersprüchlichen Wortgruppen und Texte  enthalten auch Beispiele für das "Oxymoron", einer rhetorischen Figur bzw. einem Stilmittel, bei dem ein Widerspruch in sich sozusagen zur Verstärkung einer Aussage benutzt wird, wie es z. B. bei "Hassliebe", "alter Knabe" oder "Minuswachstum" passiert.

Ein Paradoxon (Plural Paradoxa) ist  demgegenüber eine Erscheinung oder Aussage, die der oberflächlichen Erwartung widerspricht, sich jedoch bei genauerer Untersuchung auf bekannte Gesetze zurückführen läßt.
So sind in der Physik beispielsweise folgende Paradoxa bekannt: das hydrodynamische Paradoxon, das hydrostatische Paradoxon, das sogenannte Zwillingsparadoxon der Einsteinschen Relativitätstheorie.
Nicht selten führt das Nachdenken über solche Paradoxa zu einem tieferen Verständnis der physischen Wirklichkeit und der sie beschreibenden Theorien.

"Was ist paradox?"
Das war einmal eine Scherzfrage, die u. a. folgende Antworten bereithielt:
- Paradox ist, wenn zwei Kahlköpfe sich in den Haaren liegen.
- Paradox ist, wenn ein Leuchtturmwärter einen beschränkten Horizont hat.
- Pardox ist, wenn ein Tiefseetaucher hoch hinaus will.

Das Prinzip dieser Sätzchen ist leicht zu durchschauen: da werden Worte, die verschiedene Bedeutung haben, einmal in der einen, einmal in der anderen Bedeutung verwendet: meist im "wörtlichen Sinn" und im "übertragenen Sinn".

paradoxes bzw. dialektisches Denken
Die Dialektik - in dem Sinne, wie ich sie gelehrt bekommen habe - ist nun die Denkweise, die in der Lage ist, mit Widersprüchen umzugehen.

Das logische Denken ist damit haushoch überfordert, schließt Widersprüche von Anfang an aus.
Ein gutes "Vortraining" für das dialektische Denken könnte es sein, sich an diversen Paradoxien abzuarbeiten. Wenn man dann daran Vergnügen findet, ist man auf gutem Wege, paradoxes resp. dialektisches Denken genießen zu können.

Fangen wir gleich mit einer "Übung" in paradoxem Denken an:

"Finster wars, der Mond schien helle"

Es gibt im Internet viele Versionen zu diesem Gedicht, über das sich wohl schon jedes Kind köstlich amüsieren kann. Ich gebe zuerst die Version wieder, die ich selbst als Kind gelernt habe:

Finster war's, der Mond schien helle.
Schnee bedeckt die grüne Flur,
Als ein Wagen blitzeschnell
Langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
Schweigend ins Gespräch vertieft.
Als ein totgeschossner Hase
Übern Sandberg Schlittschuh lief.
Auf 'ner grünen Bank, die rot angestrichen war,
Saß ein blondgelockter Knabe mit kohlrabenschwarzem Haar.
Neben ihm 'ne alte Schrulle, die kaum sechszehn Jahr alt war,
In der Hand 'ne Butterstulle, die mit Fett bestrichen war.

Unter www.balladen.de/web/sites/forum/detail.php?e12=286 »externer Link« fand ich eine weitere schöne Version, die mir bisher unbekannt war (Stand Mai 2016):

Dunkel wars der Mond schien helle
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam um die Ecke fuhr-
drinnen saßen stehend Leute
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossner Hase
auf der Sandbank schlittschuh lief -
und der Wagen fuhr im Trabe
rückwärts einen Berg hinauf-
oben zog ein alter Rabe
gerade eine Turmuhr auf -
ringsherum herrscht tiefes Schweigen
und mit fürchterlichem Krach
spielen in des Grases Zweigen
zwei Kamele lautlos Schach-
und zwei Fische liefen munter
durch das blaue Kornfeld hin-
langsam ging die Sonne unter
und der graue Tag erschien.

creamsbeautyblog.de/2013/12/dunkel-wars-der-mond-schien-helle-meine-tageslichtlampen-3.html »externer Link«
und www.supportnet.de/fresh/2005/8/id1134017.asp »externer Link«
zeigen, dass es noch mehr Leute gibt, die das Gedicht (in allen möglichen Versionen) kennen und lieben.

Kleine paradoxe Beispiele

Zivilcourage beim Militär

Die Verteidigungsministerin von der Leyen hat angesichts der immer neuen Skandale "mehr Zivilcourage in der Bundeswehr bei Rechtsextremismus und Gewaltexzessen" gefordert. (Tagesschau am 04.05.2017, 20 Uhr)

Zivilcourage ist eigentlich selbstbestimmtes Handeln, auch gegen äußere Widerstände
- passt so etwas zu Befehlsempfängern? Oder ist das "ein Widerspruch in sich"?

Wenn Verluste nicht verloren gehen

Einleitend, ehe der schöne Satz folgt, auf den es mir ankommt, muss ich erklären, um was es hier eigentlich geht:
Unter dem Stichwort "Verlustbescheinigung"  (MZ 05.11.2016, S. 24) kann man erfahren, wie "Geldanleger bei der Steuererklärung ihre Gewinne mit ihren Verlusten verrechnen" können. Die Bescheinigung braucht man, wenn man "bei verschiedenen Banken Depots unterhält". Sie muss jeweils bis zum 15. Dezember beantragt werden. DochVerpasst man die Frist oder reichen die Gewinne aus anderen Depots zur Verrechnung nicht aus, gehen die Verluste nicht verloren. Bescheinigte Verluste, die in der Steuererklärung 2016 nicht genutzt werden können, werden 2017 vom Finanzamt berücksichtigt. Nicht bescheinigte Verluste hingegen können nur vom depotführenden Institut automatisch mit künftigen Gewinnen verrechnet werden.

Paradox ist, wenn E-Autos mit Kohlestrom fahren

Dieses Energie-Paradoxon hat nichts mit Physik zu tun, sondern mit Politik.
Ein Zitat aus der Stuttgarter Zeitung online vom 05.08.2016 beschreibt es so:
Bei der Zahl der E-Autos auf die Tube zu drücken, und im gleichen Zug bei der Produktion von Ökostrom mehrere Gänge herunterzuschalten, ist paradox. Genau das passiert aber gerade. Durch mehrere Gesetzesreformen hat sich die Ausbaudynamik von Windrädern, vor allem aber von Fotovoltaik-Anlagen, massiv abgeschwächt. Ohne einen radikalen Umstieg auf Ökoenergien aber wird die zusätzliche Energienachfrage von perspektivisch Millionen von E-Autos, dazu führen, dass der nötige Strom auch aus dreckigen Kohlekraftwerken kommt. Das wäre dann die schlechteste aller denkbaren Alternativen. (Stand 08.08.2016: www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.leitartikel-zu-elektromobilitaet-kein-kavalierstart~ »externer Link« )

Wie sicher sind Sicherheitskräfte?

Rund um die Wagner-Festspiele 2016 in Bayreuth und die dafür im Vorfeld durchgeführten Sicherheitsüberprüfungen hat (so die MZ vom 26.07.2016 auf S. 22) "die Bayreuther Polizei bei sage und schreibe 35 Personen tatsächlich Sicherheitsbedenken angemeldet, weil schwere Delikte registriert seien. Aber nicht bei angekündigten Besuchern, sondern bei Mitarbeitern bzw. Wachleuten!"

Die "halbe Ewigkeit"

Der Volksmund spielt gern mit solchen Paradoxien, paradoxen Formulierungen.
Dabei ist die "halbe Ewigkeit" ("Du brauchst ja heute wieder eine halbe Ewigkeit, ehe du fertig wirst.") eine meiner Lieblinge:
Ewigkeit ist unendlich, daher nicht teilbar. Die mathematischen Gesetze, die Rechenregeln funktionieren nicht im Bereich des Unendlichen. Es kann keine "halbe Unendlichkeit" geben. Die wäre ja immer noch unendlich groß.


Überall und nirgends
Auch "überall und nirgends" ist paradox. Aber sieht man genauer hin, verschwindet der Widerspruch:
Etwas, das "überall und nirgends" sein kann, ist also nicht an räumliche Dimensionen gebunden.
Ich will versuchen, es an einem Beispiel anschaulich zu machen:
Wenn ich etwas suche wie "das Glück", dann heißt es, ich habe es nicht, es ist "nirgends", an "keinem Ort", an dem ich bin. Wenn ich das Glück für mich gefunden habe, ist es "überall" - an jedem Ort, an dem ich bin, bin ich glücklich.
Anders ausgedrückt:
Ich finde es an keinem Ort (nirgends), aber es ist an jedem Ort (überall) bei mir.

Die Verdoppelung der Rüstungsexporte durch politische Bremsversuche

Dieses Beispiel fällt auch unter das Stichwort Politik (Rüstungsexport-Politik): Deutschland als drittgrößter Waffenexporteur hat auf der politischen Ebene versucht, diese Rüstungsexporte zu reduzieren. Das meint wohl die MZ vom 04.07.2016, wenn sie auf S. 4 schreibt: "Kaum war bekannt geworden, dass Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel es wieder nicht geschafft hat, die deutschen Waffenexporte zu bremsen, ..." Gut, ich gebe zu, das "durch" in meiner Überschrift ist falsch, es müsste "trotz" heißen. Schließlich kann man ja nicht wissen, wie sehr die Waffenexporte explodiert wären, wenn Gabriel nicht versucht hätte, diese zu "bremsen".
Während im Jahr 2014 für 3,97 Milliarden Euro Waffen exportiert wurden, waren es im Jahr 2015 Ausfuhren in Höhe von 7,86 Milliarden. Das ist nicht das Paradoxe, auf das ich hier hinauswill, das ist die brutale Logik des Marktes.

Paradox ist, dass viele deutsche Politiker so tut, als wärem sie für Frieden und Stabilität in der Welt und gleichzeitig behaupten, mit mehr militärischer Intervention in der Welt für Frieden sorgen zu können. Mit anderen Worten, Deutschland versucht, dort Frieden zu schaffen, wo auch deutsche Waffen für Kriege und militärische Auseinandersetzungen sorgen.
Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Aktion in der DDR
"Schwerter zu Pflugscharen"?

PS 31.10.2021: zum  im Jahr 2016 verfassten Haupttext:
Jetzt, im August 2021, mussten die USA und ihre NATO-Verbündete nach 20 Jahren und mit Schmach und Schande fluchtartig Afghanistan verlassen, das sie zuvor ohne Einwilligung der afghanischen Regierung militärisch besetzt hatten. Diese militärische Intervention (eigentlich ein "Krieg", aber so durfte dieser Einmarsch in der ganzen Zeit  nicht genannt werden) wurde mit der Begründung geführt, dem Land "Frieden und Demokratie" zu bringen.
Dieses Beispiel dürfte der Welt nun endgültig gezeigt haben, dass mehr Waffen nicht auch mehr Frieden bedeutet.
Die Paradoxie liegt in diesem Fall weniger auf sprachlich-philosophischer bzw. politischer Ebene.
Die exakte Bezeichnung dafür wäre wohl "Schizophrenie" - und die gehört in ein anderes Fachgebiet.

Das "Volkseigene Gut Kloster Nimbschen"

Ich weiß nicht, ob dieser "Widerspruch in sich"  leicht zu erkennen ist:
Klöster sind eigentlich Kircheneigentum. Dass es in der DDR "Volkseigentum" in verschiedenen Formen gab (staatliches, kommunales und genossenschaftliches Eigentum im wesentlichen), andererseits weiterhin auch persönliches bzw. privates Eigentum, Privatbesitz von Produktionseinrichtungen (Bauernhöfe, Handwerksbetriebe, Industriebetriebe, Dienstleistungsunternehmen) ist ja bekannt.
Auch "volkseigene Güter" ( "VEG", landwirtschaftliche Betriebe im Unterschied zu den VEB, den "volkseigenen Betrieben") waren, wenn auch selten, zu finden.
Im allgemeinen wurde Kircheneigentum in den Auflistungen von Eigentumsformen  in der DDR nicht genannt.
Dass ein (kirchliches) Kloster als Volkseigentum existierte, dürfte die Ausnahme gewesen sein. So erscheint hier der Widerspruch, das Paradoxe in den Worten zwischen dem als Kircheneigentum vermuteten Kloster, das aber als "volkseigenes Gut" Staatseigentum war.
Die Säkularisierung des Klosters erfolgte übrigens bereits kurz nach  dem Beginn der Reformaton, in der Mitte des 16. Jh.
Bekannt ist, dass die spätere Ehefrau Martin Luther, Katharina von Bora, in diesem Kloster Nonne war, ehe sie im Jahr 1523 mit weiteren Nonnen nach Wittenberg floh.
Eher lustig, aber auch ein bisschen paradox ist der Eintrag in der Wikipedia (eingesehen am 22.08.2021) über das Kloster. Dort bricht der Bericht über die Geschichte des Klosters 1948 ab und geht sprunghaft zur "heutigen Nutzung" über.

LINKS und RECHT(S)

Die Partei DIE LINKE in Sachsen-Anhalt hat eine rechtspolitische Sprecherin.

Freiheit oder Druck (Zwang)?

Die MZ titelte am 02.05.2016 auf S. 6 im Zusammenhang mit dem inzwischen ziemlich berüchtigten TTIP - dem zwischen den USA und Europa geplanten sogenannten "Freihandels-Abkommen": "FREIHANDEL - USA setzen Europa wohl stark unter Druck"

SPIELSUCHT - GEWINNER UND VERLIERER

Das Unternehmen "Gauselmann Gruppe"  »befasst sich unter anderem mit Spielautomaten, Sportwetten und Geldverarbeitungssystemen.« - schreibt die Wikipedia über Paul  Gauselmann, den Vorstandssprecher der Gruppe.
Seit 1977 gehören dazu "Geld-Gewinn-Spiel-Geräte". Die Merkur-Spielotheken und "Merkur-Casino" (wie passend - Merkur als Götterbote und Vertreter der Händler und Diebe) gehören der Gruppe.
So - und nun das "paradoxe" - ebenfalls aus dem Wikipedia-Artikel (Stand 10.06.2016):
Mit der „Stiftung Kinderfamilien-Hilfe“ und einem Stiftungskapital von 1 Million Euro unterstützt Paul Gauselmann seit Ende 2008 zudem minderjährige Kinder, die durch die Spielsucht ihrer Eltern in Schwierigkeiten geraten sind. Youtube zeigt mehr über Paul  Gauselmann:
www.youtube.com/watch?v=V1ZfyNW24Ww »externer Link«

Wortspielereien

-  Eine wirklich intelligente (¿*) Wortspielerei bot die MZ im Jahr 2016"zunehmende Übergewicht in der Bevölkerung" * ¿ - das Satirezeichen

- Die Pünktlichkeitsdefinition der Deutschen Bahn hat die Unschärferelation verinnerlicht: "Ein Zug ist pünktlich, wenn er weniger als 5 Minuten zu spät ist."

Stephen King gruselts

Ihn habe die Vorstellung von Trump als Präsident "zu Tode erschreckt", war in zahlreichen Medien zu lesen.
Ich habe extra auch die englische Version gesucht, um Übersetzungsfehler auszuschließen:»Master of horror fiction Stephen King says ‘Trump presidency scares me to death’«(gefunden am 10.11.2016 auf der Website der Washington Post »externer Link«)
Das Paradoxe ist in diesem Fall kein Wortspiel mit mehrfacher Bedeutung eines Wortes.
Eigentlich wollte ich für diejenigen, die noch nie den Namen Stephen King gehört haben, auf die Wikipedia über ihn verweisen. Doch ich will es kurz machen:
Er ist einer der berühmtesten Autoren von Gruselgeschichten der härtesten, der gruseligsten Art.
Wer denkt da nicht auch an das Märchen "Von einem, der auszog, das Gruseln zu lernen."

Personalmangel im Jobcenter führt zu Arbeitslosigkeit

Die MZ (19.12.2016, S. 22) schildert "abstruse Versäumnisse bei der Weiterbildung. Dem ziemlich ausführlichen Artikel entnehme ich diesen Zusammenhang:
In Jobcentern herrscht vielerorts "eklatanter Personalmangel".Das führt dazu, dass "Kunden"-Akten nicht zeitnah gepflegt werden können.  Das meint, dass "die Arbeitsverwaltung erfolgreich absolvierte Qualifizierungen in vielen Fällen nicht aktenkundig macht". Das betrifft fast 40 Prozent der Fälle, in denen weder  im "Bewerbungsprofil" noch im "Wiedereingliederungsplan" Veränderungen registriert, "in die Datensätze ... eingepflegt" werden.
Die Folge ist, dass offene Stellen, die eine entsprechende Qualifizierung verlangen, nicht an die inzwischen qualifizierten Arbeitslosen vermittelt werden können.
Einige weitere in dem Artikel auftauchende Formulierungen seien hier noch erwähnt:- "Integrationsfachkräfte der Jobcenter" - Workshop zum Thema "Absolventenmanagement und Dokumentation der Integrationsfortschritte"- die Jobcenter verfehlen so "die Grundidee eines gezielten Absolventenmanagements"

Liegt Monaco in Frankreich?

Wie das Klatschweib auf eine solche Frage komme, wollen Sie wissen? Inspiriert  wurde es von der Kinderseite "Galaxo" (Untertitel "schnell schlau") der MZ vom 07.01.2017, S. 24. Genau das ist darin zu lesen, im Zusammenhang mit dem 80. Geburtstag von Shirley Bassey (welches Kind mag sie wohl noch kennen?):"Am Sonntag feiert die Sängerin ihren 80. Geburtstag in Monaco. Der Mini-Staat liegt in Frankreich." Sie kennen ja schon die Nörgelleidenschaft des Klatschweibes aus anderen Textstellen. Hier wird es mehrfach spannend:
Einmal angenommen, Monaco wäre wirklich rundherum eingeschlossen von Frankreich, hätte nur eine einzige Grenze zu einem einzigen Land. Liegt es dann "in Frankreich"?
Das hieße eigentlich, dass es auf dem Territorium von Frankreich liegt. Andererseits, wenn man seine Lage in Bezug zu anderen Ländern beschreiben wollte, ginge es ja nicht zu sagen: "liegt östlich von ..." oder "liegt zwischen .... und ...". Es läge dann wirklich "mittendrin in Frankreich". 
Es ist also paradox: Das Land wäre in Frankreich und gleichzeitig nicht in Frankreich. 

Kommt Ihnen das bekannt vor? Erinnern Sie sich noch an das Märchen "Die kluge Bauerntochter"? Dort gab es diese Aufgabe, sie solle zum König kommen und zwar "nicht nackt und nicht angezogen, nicht geritten und nicht gefahren und nicht gelaufen, nicht am Tag und nicht in der Nacht, ..." So ähnlich wäre es mit Monaco, so paradox, dass es nicht mehr in der logischen, sondern nur noch in der "dialektischen Denkweise" verstanden werden kann.
Ein anderes Bild wäre: Frankreich hätte an der Stelle, wo Monaco liegt, ein "Loch" und Monaco steckte in dem Loch, wie ein Radieschen im  Schweizer-Käse-Loch.
Denn es ist ja wohl klar, dass dort, wo Monaco als Staat existiert,  wo staatliches Territorium von Monaco ist, nicht gleichzeitig staatliches Territorium von Frankreich sein kann.
Aber Monaco liegt gar nicht "in" Frankreich, sondern an dessen Rand - zwischen Frankreich und Mittelmeerküste.
Doch das Klatschweib meint, so genau wollen das "unsere Kids" sowieso nicht wissen. 
Es grübelt ein wenig,  weitere Assoziationen kommen - ausgerechnet zur Mengenlehre:
Paris z. B. liegt ganz und gar, ganz eindeutig "in Frankreich", denn es ist - in der Sprache der Mathematik (Mengenlehre) -  "ein Element der Menge Frankreich".
Monaco ist eine eigene "Menge", die nicht einmal zur Menge "EU" gehört.
Nun ist es aber genug!

Pardon, doch noch nicht ganz. Shirley Bassey lebt zwar in Monaco, ihren 80. Geburtstag feiert sie (siehe MZ gleichen Datums, S. 27 und weitere Zeitungen wie FAZ, Süddeutsche) aber in Mexiko.
Kann schon mal vorkommen, das jemand Mexiko und Monaco durcheinander bringt. Paradox ist das nicht, nur ein bisschen dusslig.

Paradoxes Denken hingegen verlang eine gewissen Intelligenz.
Frei nach dem Motto:
Dumm geboren werden wir alle, aber es ist gar nicht so leicht, (scheinbar) dumm quatschen zu lernen.

Die größte aller Paradoxien - die Unendlichkeit

                                                         
Hat weiter oben die "halbe Ewigkeit" schon einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben, geht es nun ums "Ganze" - um die Unendlichkeit als größte denkbare bzw. nicht mehr denkend erfassbare Paradoxie.

Mir fiel der Satz unseres Mathematikprofessors wieder ein: "Und wenn Sie sich ein Gebiss aus Gold machen lassen, werden Sie deshalb nicht wertvoller. Weil Sie schon jetzt unendlich viel wert sind."
"Unendlich" kann nicht mehr vergrößert, aber auch nicht verkleinert werden.
Bei "Unendlich"  versagen alle Regeln der Mathematik, bei "Unendlich" versagt  unser kleines Gehirn, das sich nur endliche, begrenzte Dinge denken kann und andererseits die andere Seite der Grenzen denken muss:
Wenn die Welt einen Anfang gehabt hat, was war dann "vorher"?
Wie soll man sich eine Welt "ohne Anfang" (und "ohne Ende") vorstellen?
Wie soll  man sich also die Ewigkeit vorstellen?
Und wie dann erst ein "ewiges Leben"?
Gibt es eine Ewigkeit "nach vorn", aber nicht nach hinten- einen Anfang ohne Ende?
Kann es  also sein, dass etwas (wie das menschliche Leben) einen Anfang, aber kein Ende hat?

Die Mathematik (Geometrie, Raumlehre) hat drei Bilder:
Da ist die "Strecke", die durch zwei Punkte A und B begrenzt ist in ihrer Ausdehnung.
Dann gibt es den "Strahl", der beginnt im Punkt A und reicht "bis unendlich" in dem Sinne, dass man "kein Ende erkennen kann": der Sonnenstrahl wurde zum Vorbild für dieses Bild.
Doch die "Gerade" - ohne Anfang und ohne Ende - die kann man nicht einmal darstellen. Man kann von ihr nur einen klitzekleinen Ausschnitt zeichnen und dann durch Pünktchen andeuten, dass sich die Linie "bis ins Unendliche" fortsetzen lässt.

Die Frage nach der Zählbarkeit, Abzählbarkeit und Überabzählbarkeit unendlicher Mengen ist ein bis heute unbefriedigt gelöstes Problem.
Mit der Frage, ob es größere oder kleinere "unendliche Mengen" gibt,  zeigt man jedenfalls nur, dass man die Unendlichkeit einfach nicht "in den Griff bekommt", dass einem der Begriff der Unendlichkeit "über den Kopf gewachsen ist".