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SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  - VOLK

Jetzt wird es allerhöchste Zeit, sich dem schönen Wörtchen "Volk" zu widmen.
›Umvolkung‹ war der Anstoß für diese separate Sammlung.

Diese erste Sammlung ist spontan, aus dem Gedächtnis bzw. aus der Suche nach Wörtern mit "Volk" in meinem Computer entstanden. Natürlich könnte ich bei Google noch viel mehr finden, aber die bisherigen Funde genügen mir erst einmal. Denn die Wörter in dieser Sammlung verbinden sich immer mit weiteren von mir zusammen getragenen Informationen, sind also in gewisser Weise "ausgelesen" bzw. "auserlesen".

Langsam beginne ich, Wörter, die aus der Terminologie des NS, des Dritten Reiches stammen, mit "LTI" zu kennzeichnen. "Volk" war ein Lieblingswort der Nazis, geradezu DAS "Nazi-Wort" schlechthin.
Aus dieser Zeit geblieben,  jedoch weitestgehend entideologisiert ist das Wort "Volkswagen".
Gut, inzwischen hat Volkswagen sich einen neuen schlechten Ruf erarbeitet, aber das gehört nicht hierher. (Sommer 2017 - ich erinnere an den "Diesel-Skandal", die "Abschalt-Software" usw.)

Diese Sprache wurde übrigens von Victor Klemperer in seiner Schrift "LTI. Notizbuch eines Philologen" (LTI steht für "Lingua Tertii Imperii" - Sprache des Dritten Reiches) analysierte. Ich stelle dieses Büchlein vor in KLEMPERER - LTI (hier  im Thema SPRACHLIEBE unter LESESTOFF):

Zur ›Umvolkung‹ gibt es eine Anmerkung.

Im einzelnen:

Neue Wortfunde 2021
Wörter mit "Volk-", "Volks-", "Völker-", "volks-"
Wortgruppen und sonstige Wortzusammenstellungen
Kommentare zu bestimmten Bezeichnungen
                  - "Volksverräter"
                  - "Umvolkung"
                  - "Volkstod"
populus (lat.) - Volk, ... (Ableitungen aus dem lateinischen Wort für "Volk")

Neue Wortfunde im Jahr 2021


Volksakku Ein von der Firma Einhell  angebotener Akkku wird so genannt; ein Akku, der sich in vielen Geräten verwenden lässt, mit dem Schwerpunkt Gartengeräte;
ähnliche Mehrgeräte-Akkus gibt es auch von anderen Firmen, die kommen ohne "Volks-" aus.

VolksbuchhandelDas war in der DDR der Namen der staatlichen Buchhandelskette. Es gab auch zahlreiche private Buchhändler, hier in Wittenberg waren  es neben "DAS GUTE BUCH" (so hießen die Läden des Volksbuchhandels) noch Wunschmann, Senf, Krüger und Kummer. Außerdem gab es noch eine christliche Buchhandlung "WORT UND WERK" (Name eine Buchhandelskette des Union Verlag Berlin, der der CDU in der DDR gehörte).
DAS GUTE BUCH, Wunschmann, Senf und "WORT UND WERK" befanden sich in der Nähe zum  bzw. direkt am Marktplatz, maximal 100 Meter voneinander entfernt.

Volksgesundheit Nie stand sie so sehr im Mittelpunkt öffentlichen Interesses wie heute in der Corona-Krise.
Dieses Wort zu kommentieren, würde den Rahmen dieser Seite hier sprengen. Vielleicht ergänze ich später mal, gern an anderem Ort. Heute bleibt es bei dieser Auflistung.

Volksschule, Volksschüler, Volksschullehrer

Wörter mit "Volk-", "Volks-", "Völker-", "volks-" usw.


Volksabstimmung
Volksandacht
Volksanwalt, Volksanwaltschaft (Österreich, eine Einrichtung zur Aufdeckung von Missständen in der Verwaltung)
Volksarmee
Volksaufklärung
Volksaufstand
Volksausgabe (eines Buches)

Volksbank, Volksbankwerbung
Volksbegehren
Volksbelustigung
Volksbildung
Volksbühne
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Volksdroge, wahlweise Alkohol oder Marihuana (Im Lied "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da" war nicht - wie ich früher immer dachte  - eine Version des Heizmittels Kohle gemeint.)

Volkseigentum (ein "DDR-Wort", siehe auch "Volksvermögen")
Volksempfänger
Volksempfinden, vor allem das "gesunde Volksempfinden"
Volksentscheide

Volksfeind
Volksfest, Volksfest-Betreiber
Volksfreund
Volksfrömmigkeit
Volksfront

Volksgemeinschaft
Volksgenosse
Volksglauben

Volkshochschule, Kreisvolkshochschule

Volksinitiative (z. B. die für bedingungsloses Grundeinkommen)

Volkskammer, Volkskammerwahl
Volkskirche (Achtung: Volkskirche ist NICHT das "Gegenwort", das Akronym zur "Staatskirche"; Gegensätze sind z. B.: Winkelkirche, Pastorenkirche und Dogmenkirche - siehe Wikipedia zu "Volkskirche"; es hat auch einmal den Begriff der "Deutschen Volkskirche" gegeben.)
Volkskirchen können Staatskirchen sein, müssen es aber nicht -
z. B. in Deutschland: da sind die beiden "noch" Volkskirchen, die katholische und die evangelische Kirche, keine Staatskirchen mehr.

Volkskörper
Volkskrankheiten
Volkskunde

Volkslied

Volksmassen
Volksmission und innere Mission
Volksmund
Volksmusik
Voksmythen

volksnah, z. B. volksnahe Politiker(innen)
Volksnarr, Volksnarren (wie z. B. Till Eulenspiegel)
Volksnotebook (Reklamematerial von "expert" - bis 14.02.2020)

Volkspolizei
Volksproblem ("Volksproblem Salz")

Volksreligion
Volksrepublik

Volksschauspieler
Volksschwimmhalle
Volksstimme (siehe die Zeitung "Magdeburger Volksstimme")

"Volkstod" (Bemerkung dazu s. u.)
Volkstrauertag

Volksverdummung
Volksverhetzung
Volksvermögen
"Volksverrat", "Volksverräter" (Bemerkung dazu s. u. )
Volksversand Apotheke (Online-Apotheke)
Volksvertreter
Volkswagen
Volksweisheit, Volksweisheiten
Volkswirtschaft, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Volkswirtschaftslehre
Volkswörterbuch (gelegentlich wird der DUDEN so genannt)

volkstümlich (Luther, der volkstümliche Held)

Volkszählung
Volkszahnbürste (von Oral-B)
Volkszeitung (Leipziger Volkszeitung)
Volkszorn

Völkerkunde, Völkerkundemuseum, Völkerkundliche Sammlung
Völkermord
Völkermühle
Völkerrecht, völkerrechtswidrig
Völkerwanderung
"völkisch"

Wortgruppen, sonstige Wortzusammenstellungen, Zitate

Kirchenvolk

Wahlvolk
"Uns ist aber das Wahlvolk abhandengekommen."
sagt ein SPD-Mitglied aus dem Kreis Wittenberg im Zusammenhang mit der Mitgliederbefragung innerhalb der SPD zur "Groko". (gefunden in der MZ vom 05.03.2018, S. 9)

Ein Volk sein
Und der Herr sprach:
Siehe, es ist einerlei Volk, und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu thun, sie werden nicht ablassen von Allem, das sie vorgenommen haben zu thun.

(1. Buch Mose ; Kapitel 11 Der Turmbau zu Babel, Vers 6,
den ausführlichen Text gibt es auf der Seite BIBEL, AT - Zitate)

Kommentare zu bestimmten Bezeichnungen

"Volksverräter", "Volksschädling" und andere Nazi-Wörter

Diese im "Dritten Reich" stark verwendeten Begriffe gehören mit zu den Wörtern (hier verbietet sich die Verwendung des Begriffs "Wortschatz"), die Victor Klemperer in "LTI" analysierte.  "Volksverräter" wurde im Jahr 2016 zum "Unwort des Jahres" erklärt.

Als im Jahr 2017 die neue, stark bearbeitete Auflage des "DUDEN" erschien, titelte die Zeitung "WELT" einen Beitrag vom 08.08.2017 (Matthias Heine) "Das verborgene Drama um das Wort »Volksverräter«"Man erfährt darin, dass dieses "Nazi-Wort" 1941 in den Duden aufgenommen und irgendwann "eliminiert" wurde. Bis 1968 stand es im West-Duden, im DDR-Duden stand es nie. Nun sollte es in dieser neuen Ausgabe - so informierte die Duden-Redaktion im Vorfeld die Medien - wieder aufgenommen werden.
Doch man sucht dieses "Nazi-Worte"  dann vergeblich. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute dazu angeregt wurden, es zu tun.
(Mit dieser Methode habe ich meine Tochter das Benutzen des Duden im 2. Schuljahr nahe gebracht: ich ließ sie Wörter wie "Scheiße" und "Arsch" suchen.)
In diese Bildungslücke springt die WELT nun ein, indem sie das Wort in den Artikel über die Neuausgabe des DUDEN einbringt.
Herr Heine schreibt in dem Artikel dann einen sehr nachdenkenswerten Satz: "Man ahnt, welches klandestine (Schlagen Sie es nach!*) Drama sich da bei der Schlussredation des Duden abgespielt hat. Dieses heimliche Theaterstück erzählt womöglich mehr von Deutschland des Jahres 2017 seinen Kämpfen, seinen Ängsten, seinem Hass und seiner Sorge, als ein ganzer Tag Geschwätz auf sämtlichen sozialen Medien."* klandestin laut neuem Duden: (veraltet) heimlich.
Aber das konnte man sich sicher auch so denken, ohne im Duden nachzuschlagen.


Auf der Facebook-Seite von Matthias Heine "Ein Mann, ein Wort" tauchen dann neben dem "Volksverräter" auch weitere "Nazi-Wörter" auf, die ich - mit Widerwillen und Abscheu - hier erwähne: "Volksgerichtshof" und "Volksschädling".
Beide lösen furchtbare Assoziationen aus: der "Volksgerichtshof" sprach "im Namen des Volkes" seine Terrorurteile, beim "Volksschädling" (eine Bezeichung für einen Menschen!) denkt man an "Schädlinge" aus dem Tierreich, an "Ungeziefer".
Und genau mit dieser Absicht wurden damals solche Worte ausgewählt:
zur Abschreckung und zur Schaffung von Hass gegen Menschen.
Man muss diese Wörter kennen, auch wenn man sie nicht selbst benutzen will, falls man auf jemanden trifft, der sie benutzt.

Die Kehrseite der Medaille:
Nichts dürfte dem Selbstbewusstsein der Deutschen letztlich mehr geschadet haben als der Missbrauch des "Volk(es)" - im wörtlichen und im praktischen Sinne.  Dadurch  kam es nach 1945  u. a. auch dazu, dass dem Wort "Volk" (in bestimmten Zusammensetzungen) eine gewisse"Anrüchigkeit" anhing, die dann wiederum einen Identitätsverlust als "deutsches Volk" bzw. "Volk der Deutschen" bei sicher vielen Menschen bewirkte.
Das wiederrum hat aus meiner Sicht mit zum heutigen Fremdenhass und und zur Feindschaft gegenüber bestimmten Ausländergruppen in unserem Land beigetragen. Eine lange und erschreckende Wirkungsspur schlimmer Wörter.

›Umvolkung‹

Da hat sich eine CDU-Politikerin (MdB), Bettina Kudla, im Ton vergriffen, hat einen in der NS-Zeit geschaffenen, mit einem ganz bestimmten Inhalt versehenenn Begriff "umgedeutet", es für zweckmäßig gehalten, ihn auf heutige gesellschaftliche Prozesse anzuwenden.
Wieder hilft die Wikipedia, dieses Wort genauer zu erklären
(de.wikipedia.org/wiki/Umvolkung »externer Link« - Stand 07.10.2016. Die Links im Zitat sind nicht mit übertragen worden.): Umvolkung (oder auch „Ethnomorphose“) ist ursprünglich ein Begriff aus der nationalsozialistischen Volkstumspolitik, der in den eroberten Ostgebieten beim Gewinn von Lebensraum im Osten zum Tragen kam und in engstem Zusammenhang mit dem Generalplan Ost steht. Er meinte einerseits die Re-Germanisierung von Volksdeutschen, die sich in der slawischen Umgebung dem „Deutschtum“ noch nicht ganz entfremdet hatten, und andererseits die Umsiedlung bestimmter Volksgruppen in ihnen neu zuzuweisende Gebiete, damit in voneinander klar abgegrenzten Räumen für ethnische Einheitlichkeit gesorgt wäre und das „staatskolonialistische Siedlungsprojekt“ (Jürgen Osterhammel, 2009[1]) des „Großgermanischen Reichs Deutscher Nation“ mit Grenzen am Ural verwirklicht werden konnte. Der Begriff wird heute von rechtsextremen und rechtspopulistischen Gruppierungen in Kontinuität völkischer Denkmuster zur Kritik am Multikulturalismus und dem steigenden Anteil von Nicht-Deutschstämmigen (Ausländern und so genannten „Passdeutschen“) in der Bevölkerung verwendet.
Angesichts geschichtlicher Entwicklungen und Erfahrungen und in einer Zeit zunehmender  Globalisierung ist es natürlich ein Anachronismus, die Veränderungen in der Zusammensetzung regionaler Menschengruppen für gefährlich zu halten. Das ist nicht notwendiges Übel oder verhinderbar, das ist Bedingung für eine gelingende Internationalisierung des gesellschaftlichen Lebens.
Deutschland wäre ohne Zuwanderungen in der Vergangenheit aus anderen Ländern, Nationen und Kulturkreisen nicht das Land der "Dichter und Denker" geworden. Kreativität benötigt nun einmal Inspiration durch verschiedene Sichtweisen, Erfahrungen, Kulturen, Philosophien. Geistig "im eigenen Saft zu schmoren" hat noch nie große Nationen hervorgebracht. Völkerwanderungen hat es gegeben, seitdem die Menschheit existiert.

Auf der Webseite "www.huffingtonpost.de" fand ich mit Datum 24.09.2016 einen Beitrag (den ich NICHT verlinke) unter der Überschrift:»CDU-Bundestagsabgeordnete: "Umvolkung Deutschlands hat längst begonnen«, in dem eine "Erklärung" gegeben wurde, was man unter ›Umvolkung‹ zu verstehen habe, einfach und verständlich - und ganz und gar falsch: Für alle, die mit dem Begriff "Umvolkung" nicht vertraut sind: Gemeint ist damit der Austausch der einheimischen Bevölkerung durch Zuwanderer, meist aus dem islamischen Kulturkreis. OK - diese Website ist insgesamt ein "Klatsch- und Traschblatt" sondergleichen. Doch zwischen all den Sensatiönchen und neugierig machenden Extremstorys findet sich eben auch so etwas wie in diesem Zitat. Wenn man schon Sprachanalyse betreiben will und die Denkweise, die hinter einer bestimmten Wortwahl steht, sichtbar machen möchte, kann man solche "Info-Quellen" leider nicht ignorieren.
Putzig ist das Wort "Austausch" in obigem Zitat: Wo wird die "einheimische Bevölkerung" denn hingebracht? In den Nahen Osten, nach Afrika?

"Volkstod"

Im September 2019 geistert dieses seltsame Wort durch die Medien.
Vier Jahre vorher - so schreibt die MZ vom 28.09.2019 auf S. 2 und 8 darüber - hatte der Grünenpolitiker und MdL von Sachsen-Anhalt, Sebastian Striegel, dieses Wort in einer satirisch gemeinten Twitter-Nachricht verwendet. Er hatte etwas von "Zuwanderung bis zum Volkstod" geschrieben. Die MZ schreibt: "Das sei die ironische Antwort auf rechte Hetze gewesen, sagt Striegel heute. »Ironie und Sarkasmus funktionieren aber nicht im Netz. Deshalb war das ein Fehler.«
Mit dem Begriff "Volkstod" bezeichnen Neonazis die angeblich geplante Vernichtung des deutschen Volkes durch Zuwanderung.
Und nun verbreiten einige den inzwischen gelöschten Tweet von Striegel als Bildschirmfoto im Netz "als vermeintlichen Beleg dafür, dass die Grünen genau das befürworten."Hier kommt sprachlich noch eine Nuance ins Spiel: Es ist ein Unterschied zwischen
"vermeintlicher Beleg ..., dass XYZ das befürwortet" 
und
"Beleg ...., dass  XYZ das angeblich befürworten würden."

populus (lat.) - Volk, ...
(Ableitungen aus dem lateinischen Wort für "Volk")

Ableitungen aus diesem lateinischen Wort für Volk sind erstaunlich populär, weitverbreitet, beliebt, in aller Munde.
Ich beginne die Sammlung mit:
populär (populäres Anliegen, populäre Romane, Martin Luther als "die populärste Figur der deutschen Geschichte", populäre Darstellungen, populäre Theorien, ...)
Populärkultur
Populärwissenschaft, populärwissenschaftlich
Population
Populismus, Populist, populistisch
populistisch (populistische Parteien, populistische Instrumentalisierung des Migrationsthemas

Rechtspopulismus, rechtspopulistisch

lateinische Wörter, Wortgruppen
argumentum ad populum - Volksmeinung als Argument
Populus Dei -  Gottesvolk,  Volk Gottes (i. a. ist damit die Christenheit gemeint)