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SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN

WORTSAMMLUNG VON A BIS Z  - D

Nach der Liste gesammelter Wörter folgen ein paar Texte zu einzelnen dieser Wörter

• Dachhase (scherzhaft für Katze - hängt mit dem Verzehr von Katzen in Notzeiten zusammen)
Dachmarke (z. B. "Dachmarke Lutherdekade")
• Damenbesuch
• Datenschutzgrundverordnung (DSGVO - Vier-Wörter-Wort, 26) (Schubkasten gaanz laange Wörter)
• Datenspende (im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie), Datentopf
• Daumenlöcher (modisches Detail an Ärmeln - Schubkasten liebenswert-kurios)• Daumenschrauben 
• D-Arzt, Durchgangs-Arzt, Durchgangsarztverfahren (Schubkasten amts-deutsch)
• Deal
Defizite (einräumen)  (Schubkasten gefloskelt, beschönigend)
Demographie
Demokratie "in allen Schattierungen" (extra Seite) (Schubkasten von Zeitgeist bis gefloskelt)
• Demut
• Denkfabrik (Schubkasten Zeitgeist)
• Denglisch (Verhunzung der deutschen Sprache durch ein sinnloses Deutsch-Englisch-Gemisch in Werbung usw.)
• Desinformationskonferenz
• Desinvestitionen (Schubkasten markt-deutsch)
• deutsche Gründlichkeit (in verschiedenen anderen Sprachen im deutschen Original gesprochen)
Deutschland, deutsch
• Deutungshoheit
• Dienstboten, Dienstboteneingang
• Diensthundführerschule - Dienst-Hund-Führer-Schule (22) (Schubkasten gaanz laange Wörter)
• Dieselpanscher (Schubkasten neu-deutsch, Zeitgeist)
• digital, digitale Gesellschaft, digitale Spaltung, digitale Kluft
• Diktator, Diktatorin 
• Dingsbums  (Hilfswort, wenn einem ein "Dingwort", ein Wort für ein  Subjekt, nicht einfällt - (Schubkasten Volksmund)
• Direktvermarkter (Schubkasten markt-deutsch)
• Diskriminierung und Antidiskriminierung, Antidiskriminierungsgesetz, Diskriminierungsverbot
• Disruption, disruptive Technlogien (Schubkasten neu-deutsch)
• Donnerbalken - Volksmund für das, was heute vornehm "Toilette" heißt oder "WC" (Wasserklo). Diese - urspünglich wirklich nur als Balken angelegte Sitzhilfe beim Stuhlgang - trägt aber noch andere, deftige Bezeichnungen: das "Scheißhaus" stammt z. B. aus der Zeit, als auf dem Grundstück noch eine extra Bretterhütte mit Sitz stand, mit Loch natürlich. Die "Dixis" heute sind das gleiche in Blech.
• Doppel-Langschlitztoaster (24) (Schubkasten gaanz laange Wörter)
• Doppelspitze (Schubkasten polit-deutsch)
• Dorftrampel (Schimpfwort von Städtern gegenüber Dorfbewohnern)
• Dreh- und Angelpunkt, Drehstapelbox
• dreist, Dreistigkeit
• Dreschflegel
• Drogen  (Dieses Wort wird heute vorwiegend für Rauschmittel bzw. Rauschgift verwendet, stand ursprünglich wohl für vor allem aus Pflanzen gewonnene Tees, Heilkräuter u. ä., wie sie auch heute  noch in "Drogerien" angeboten werden.  Dass Rauschgifte heute nicht mehr mit diesem Wort benannt, sondern i. a. als "Drogen" bezeichnet werden, verharmlost die "Rauschgift-Sucht" eher. Die Grenze zwischen den gefährlichen und den nützlichen "Drogen" wird verwischt - ein durch und durch unglücklicher Bedeutungswandel.)
• Drogerie, Drogeriekönig, Drogeriemarktkönig (gemeint ist Anton Schlecker)
• Drohkulisse (Schubkasten polit-deutsch)
• Drohnen
Dieses ursprünglich männliche Bienen bezeichnende Wort hat es inzwischen geschafft, als Oberbegriff für diverse technische fliegende Objekte herzuhalten.
• Drückeberger
• Drückerkolonnen (Schubkasten markt-deutsch)
• Duell (z. B. "TV-Duell" zwischen Trump und Clinton während der Präsidentenwahl in den USA im Jahr 2017) (Schubkasten krieger-deutsch)
• duften ("Die Rose duftet."; "Das Essen duftet gut." - Gegenwort "stinken";
heute wird jedoch i. a. statt dessen das Wort "riechen"  verwendet, das ist allerdings doppeldeutig:
(1) Die Fähigkeit, Gerüche wahrzunehmen: "Otto kann nicht riechen.",
(2) Die Eigenschaft, einen Geruch abzugeben: "Otto riecht nach Knoblauch." - statt: "Otto stinkt / duftet nach Knoblauch.")
(Schubkasten alt-deutsch, selten bis aussterbend)
- ein Wort, das "wiederbelebt" werden sollte.

• dumm, Dummheit
• Dumping, z. B. Sozial- und Umweltdumping
• Dunkeldeutschland
• Durchbruch
• durchgeurteilt (das können Klagen vor Gericht sein)
• Durchhalteparolen (Schubkasten polit-deutsch, medien-deutsch)
Durchlässigkeit, soziale (Schubkasten beschönigend)
• Durchmischung, soziale Durchmischung der Schulen
• Durchschnittsmensch
• Dutzend, Mandel, Schock, Gros
(alte Zähleinheiten: 12  für Dutzend - 15 bzw. 16  in unserer Gegend für Mandel - 60 für Schock  -  144 für Gros = 12 Dutzend, z. B. - eine Mandel Eier, ein Schock Eier)

ein paar Texte zu einzelnen dieser Wörter


• Damenbesuch
Früher war er nicht geduldet, der "Damenbesuch" (immer mit einem süffisanten Grinsen - von Männern -  oder moralinsaurem Unterton - von alten, allein lebenden Vermieterinnen - ausgesprochen) nach 22 Uhr beim jungen Herren Untermieter.
Jetzt scheint sich das Spiel zu wiederholen - in Flüchtlingsunterkünften. Ich zitiere aus der MZ vom 18.01.2016, S. 8 (Hervorhebung im Text von mir - B.K.): Eine Gemeinschaftsunterkunft bedeutet nicht, dass die Flüchtlinge da drin kaserniert sind“, erklärt Jörg Schindler, Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag. Heike Schwager von der Wittenberger Ausländerbehörde will die Kommunikation verbessern. „Wir werden es regeln, es mit den Betroffenen besprechen und erklären, warum wir gewisse Dinge nicht auf den Zimmern akzeptieren, etwa Damenbesuch. Kasernierung ist das nicht, sie können raus. Die Tür ist offen in beide Richtungen“, sagt sie. Warum bei Besuchen überhaupt Einschränkungen gemacht werden, will oder kann nicht erklärt werden. „Wenn das einmal anfängt, reißt das ein. Dann ist das nachher ein Freudenhaus hier“, meint ein Sicherheitsmann. Eine rechtliche Grundlage für die Einschränkung kann er nicht nennen.
• Defizite (einräumen)
Defizite werden i. a. dann "eingeräumt", wenn irgendwo eine Schlamperei oder gar ein Rechtsbruch an die Öffentlichkeit gedrungen sind.

• Demographie
Eine Sammlung schöner Wörter rund um "Demographie", begonnen am 30.06.2016:
Demographie-Beirat (So ein Demographie-Beirat berät z. B. die Landesregierung Sachsen-Anhalts in Fragen der Bevölkerungsentwicklung.)
Demographie-Gremium
Demographie-Politik
Demographiepreis ("Auslobung des Demographiepreises 2016 des Landes Sachsen-Anhalt" durch das Ministerium  für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt; "Geehrt werden erfolgreich umgesetzte Ideen und nachhaltige Initiativen zur Gestaltung des immer weiter fortschreitenden demographischen Wandels" - in "3 Themenfeldern": "Bewegen", "Gestalten", "Verändern" - Infos und Zitate entnommen dem Amtsblatt der Stadt Wittenberg "Die neue Brücke" vom 07.09.2016, Nr. 18 - S. 8)
Demographie-Problematik
• Deutschland, deutsch
Bei der Frage, wie man "den Deutschen" oder "die Deutsche" definieren, erklären, beschreiben soll, wird es  -  gerade angesichts zurückliegender rassistischer Einstufungen - schwierig.
WIE schwierig es ist, für die "zugezogenen" und die "einheimischen" passende, nicht diskriminierende Begriffe zu finden, dafür habe ich (am 28.05.2017) einen interessanten Beitrag im Internet gefunden, auf der Seite "MiGAZIN" (Migration in Deutschland, www.migazin.de, der Beitrag ist aus dem Jahr 2013):
"SPRACHSTAND
Wie nennt man eigentlich Deutsche ohne Migrationshintergrund?
"
www.migazin.de/2013/09/05/wie-nennt-man-eigentlich-deutsche-ohne-migrationshintergrund/ »externer Link«
Der Beitrag zeigt sehr schön, wie Menschen (Sprachwissenschaftler allen voran) darum ringen, in der öffentlichen Sprache zweckmäßige, niemanden  beleidigende, sachliche Begriffe bzw. Formulierungen zu finden.
Nicht immer gelingt das gut und so werden die Folgen, die so genannte "political correctness", immer wieder kritisiert bzw. angegriffen (siehe hierzu z. B. in der Wikipedia Politische Korrektheit »externer Link«).
Mit dem o. g. Beitrag bekommt man vielleicht auch ein bisschen mehr Verständnis dafür, welche Verantwortung Politiker, Wissenschaftler, Philosophen, Sprachwissenschaftler, Journalisten und andere öffentliche Personen haben, wenn sie ihre Gedanken öffentlich machen wollen.

Mitunter verkommt die Aussage leider dann zu einer "diplomatischen Nullaussage", die nur noch einen Vorteil hat: sie ist nicht mehr angreifbar, aber andererseits auch beliebig und nichtssagend.

Ich möchte an dieser Stelle einfach nur um Verständnis dafür bitten, wie schwierig das "richtige Sprechen und Schreiben" in der Öffentlichkeit inzwischen geworden ist.
Ein bisschen Entkrampfung und Toleranz bei allen Kommunikationspartnern täten uns gut.

Vor allem sollten wir auch versuchen, das Gesagte auf das Gemeinte hin (den "Geist" hinter den Worten) zu deuten, Missverständnisse weniger ernst zu nehmen und vor allem keinen Raum zu lassen für vorsätzliche und bösartige "Deutungsversuche".
Für letztere gibt es ein schönes altes deutsches Wort:
"jemandem das Wort im Munde herum drehen"
• Durchbruch (Impfdurchbruch, Grenzdurchbruch)
Neben dem nun bereits zum Alltagswort gewordenen "Impfdurchbruch" (dem Versagen der Impfstoffe gegen das SARS-CoV-2-Virus) gibt es aktuell auch den "Grenzdurchbruch".
Letzteres Wort meint Versuche von Menschen, die auf der Flucht vor Krieg, Hunger bzw. Not sind, über Grenzen, vor allem die EU-Grenzen, zu kommen: so genannte "Migranten" (das Wort "Flüchtling" taucht in diesem Zusammenhang nur noch selten auf).
Im November hat sich wieder eine Gruppe auf den Weg gemacht, die Grenze  zwischen Belarus und Polen zu überwinden. Die MZ berichtete am Montag, dem 22. November 2021 auf ihrer Seite 1 über diesen
             "GRENZDURCHBRUCH POLEN
              100 Migranten gescheitert".

Offenbar waren die polnischen Sicherungskräfte stark genug, sie nicht über die Grenze kommen zu lassen. (Eintrag vom 24. November 2021)

• Durchlässigkeit, soziale
Diese unzureichende "soziale Durchlässigkeit des Systems" bezieht sich auf Bildungsmöglichkeiten und Aufstiegsmöglichkeiten durch Bildung. Man weiß, dass in Deutschland Bildung von der Kastenzugehörigkeit (die "Kasten" heißen hierzulande "soziale Schichten") abhängig ist. Da gibt es - auch gern genannt - "gläserne Decken", durch die die Kinder armer Leute schwer kommen.  
Doch "Durchlässigkeit" erinnert an Physik, an Rohr- und Leitungsquerschnitte, an Öffnungen, durch die nur bestimmte Mengen pro Zeiteinheit gehen, an etwas Objektives also.
»Is halt so, kann man nix machen. Pech gehabt, wer "unten" ist.«
Wie sagte doch jemand - anspielend auf den Tellerwäscher, der zum Millionär wurde - "Jeder kann im Lotto gewinnen, aber nicht alle." Einzelne können es schaffen, die werden "durchgelassen", wenn sie trotz allem besonders gut sind oder sich besonders gut anbiedern oder was weiß ich. Den "goldenen Löffel im Mund", mit dem manche geboren werden, den gibt es systemübergreifend im Kaiserreich und in der Demokratie im 21. Jahrhundert.