SPRACHLIEBE - MIT LUST UND LIEBE SPRECHEN
WORTSAMMLUNG VON A BIS Z - PRÄSENZ
Hier beginne ich am 09.05.2025 mit einer weiteren Sammlung zu einem einzelnen Wort - der "Präsenz" (und natürlich mit allen Wörtern "drumherum").
Auslöser ist auch hier ein Beispiel für einen Wortgebrauch, der ziemlich nervig-nichtssagend ist:
dieses
"Präsenz zeigen".
Präsenz kommt von Präsent, präsentieren und meint u. a. "darbieten", "(sich) zeigen".
Diese Wörter gehen auf das spätlateinische
"praesentare" - "gegenwärtig machen, zeigen" zurück.
"Präsenz" bedeutet also im eigentlichen Sinne "(sich) zeigen".
Bei der Bedeutungsangabe im Duden
"Gegenwart, Anwesenheit, das Dabeisein, das Vertretensein" (Quelle Du5) wird
diese Verdinglichung (Substantivierung) von
"zeigen, dass man anwesend bzw. da ist" in den Mittelpunkt gestellt. Der Prozess, das Verb, das Tun ist in dieser Wort-Definition schon "versteckt" worden.
Diese Substantivierung ist in dem Ausmaß, in dem sie aktuell praktiziert wird, eine schlimme Sprachverknappung (um es einmal noch harmlos auszudrücken). Eigentlich gehört es in die Kategorie "Sprachschlamperei" und "Verarmung der Sprache".
Um sichtbar zu machen, dass es eben doch etwas mit "handeln, tun, sich ereignen" zu tun hat, neigt man dazu, trotzdem ein Verb einzubingen - und dann kommt es, wie es kommen muss - man "zeigt Präsenz":
Wer "sich präsentiert", der "zeigt sich".
Wer
"Präsenz zeigen" will oder muss, muss es also besonders nötig haben, wahrgenommen zu werden.
Dann will er seine
"»Anwesenheit zeigen« zeigen".
In diesem Sinne liegt also ein klassischer Fall eines "Pleonasmus" ("doppelt gemoppelt") vor.
• Noch ein paar Anmerkungen zu "präsent sein" und "präsentieren"
Es ist in dieser Doppelung ein besonders beliebtes Wort in Politik- und Militärkreisen, die müssen das wohl:
Präsenz zeigen, mehr NATO-Präsenz im Osten fordern, ...
Es klingt wie eine Drohung:
"Präsentiert das Gewehr!"
"Präsent sein" klingt zwar auch etwas abgehoben, bedeutet jedoch lediglich und einfach
"anwesend sein", "sich zeigen".
• Die "Präsenz" kennt auch ihre Spielarten - ich beginne eine kleine Sammlung:
(sozusagen "handverlesen" meinem Computer entlockt, nicht so stillos zusammengegoogelt, das kann schließlich jeder)
Die Polizeipräsenz
Beim ZDF.de gab es irgendwann einmal Nachrichten zu den Wahlen in Hamburg mit
"Die Spitzenkandidaten - im Steckbrief und im Interview".
Dort wurde neben Peter Tschetschener ("Hafen hat Zukunftsperspektive")
auch ein knapp 7-minütiges Interview mit Dennis Therin angekündigt:
"Dennis Thering: »Mehr Polizeipräsenz«" auf der entsprechenden Seite
kann man dann unter dieser Überschrift noch lesen
"Die CDU wolle Hamburg zur »sichersten Großstadt Deutschlands« mache, sagt Dennis Thering, Spitzenkandidat der Partei für die Wahl zur Hamburger Bürgerschaft. Dafür brauch es auch »mehr Videoschutz und mehr Waffenverbotszonen«."
Das Präsenzproblem
Das Wort meint offenbar ein "Anwesenheitsproblem" -
vielleicht so etwas wie ein "Alibi" oder eine Verspätung.
Man sagt dann nicht "Sorry, ich werde mich verspäten.", sondern "Oh, ich bekomme ein Präsenzproblem."
Die Realpräsenz
Es ist in der heutigen Zeit durchaus wichtig zu betonen, dass man
"wirklich da ist" und nicht nur virtuell, in einer "Zuschalte" bei einer "Videokonferenz" oder ähnlichem.