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HEITERKEIT UND LEBENSFREUDE ALS DAS ZUKUNFTSPRINZIP

ÜBER HEITERKEIT

Das Wort Heiterkeit ist ein bisschen suspekt. Dem will ich versuchen abzuhelfen, indem ich hier über das Wort selbst und über seine Herkunft philosophiere. Einige Zitate folgen.
Mein Lieblingszitat ist dabei das letzte - "Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide".

Die einzelnen Informationen auf dieser Seite sind:
    - Sprachbetrachtung
    - Wortherkunft, Assoziationen
    - Zitate
    - Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide

Sprachbetrachtung

Wir Deutschen genießen durchaus den Ruf, ein ernstes, ernsthaftes Völkchen zu sein. Dementsprechend wird alles Heitere erst einmal misstrauisch betrachtet. Man kann es nicht "ernst nehmen".
Ernsthaftigkeit, eine "ernste Sache" zu sein, das ist Voraussetzung für Wichtigkeit und öffentliche Akzeptanz schlechthin.
So ist es um das Ansehen der Heiterkeit in unseren Landen nicht so gut bestellt.

Dass "Heiterkeit" auch ein philosophischer Begriff ist, dürfte viele überraschen.
Denn weder in der "Brockhaus - Die Enzyklopädie"Quelle BDE  noch in anderen Nachschlagewerken taucht das Wort "Heiterkeit" auf.
In der Brockhaus-Enzyklopädie findet sich lediglich ein kleiner Eintrag zu "heiter": "Meteorologie: gesagt von einem Tag mit einem Tagesmittel der Bewölkung von weniger als zwei Achtel."
Der Eintrag in der "Wikipedia"Quelle Wikipedia zur "Heiterkeit" ist ebenfalls mehr als dürftig: Heiterkeit bezeichnet eine frohgemute, aufgeräumte, aufgelockerte Stimmung. Im Mittelhochdeutschen bedeutete Heiterkeit Klarheit. Das Antonym (Gegenbegriff) ist Schwermut.

Im Buddhismus wird Heiterkeit als ein Merkmal der Erleuchtung gesehen. Sie ist eine Folge des gelösten über den Dingen Stehens aus vollständiger Einsicht.

Das Adjektiv heiter wird in der Meteorologie noch zur Beschreibung eines Bewölkungsgrades von 2/8 benutzt.
(Abruf am 19.07.2015, weiterführende Links wurden aus dem Wikipedia-Text entfernt. Ich gebe hier den gesamten Erklärungstext wieder. In der Wikipedia leitet ein Link vom "Antonym (Gegenbegriff) Schwermut" weiter auf  einen ausführlichen Beitrag "Melancholie", doch dort wird kein Antonym "Heiterkeit" angegeben. Der Wikipedia-Eintrag "Klarheit (Philosophie)" enthält das Wort "Heiterkeit" nicht.)

Wortherkunft, Assoziationen

Im  Deutschen kommt "Heiterkeit" von einem untergegangenen Wort "Heit" in der Bedeutung von "Person, Stand, Rang, Wesen, Beschaffenheit, ..."Quelle Du7. Das Wort geht auf noch ältere Bedeutungen wie "Schein, Erscheinung, Lichterscheinung, Helle, Bild" bzw. "scheinen(d), leuchten(d)" zurück.

Diese Bedeutung lässt sich im Wort "heiter" ("klar, hell, wolkenlos" bzw. "hell, deutlich, herrlich") für eine helle, wolkenarme Wetterlage erkennen. Die Übertragung auf eine Gemüts- oder Stimmungslage beim Menschen ("heitere Stimmung") wird eher im Sinne von "fröhlich" gesehen.

Zwischen "heiter" und "fröhlich" sind jedoch noch kleine Unterschiede in der Bedeutung zu sehen, die wohl mit der "heiteren Gelassenheit" in Verbindung stehen, die mehr ist als eine ständige Fröhlichkeit.
Natürlich will ich hier nicht vergessen, auch das Wort "angeheitert" zu erwähnen, das für "leicht betrunken, beschwipst" steht.

Der Name Julia bedeutet z. B. "die Fröhliche", "die Göttliche".
Diese Doppel-Deutigkeit finde ich sehr gut.
Jubel, jubilieren usw. gehören in diese Wortgruppe um "Ju-".

"Heit" begegnet uns heute nur noch als Endung (Suffix) von Substantiven (-heit, oder auch abgewandelt -keit), in denen Eigenschaften verdinglicht oder "personifiziert" werden:
"Freiheit" aus "frei", "Vergangenheit" von " ist vergangen" usw.
Interessant dürfte sein, dass die Substantive, die auf "-heit" enden, immer weiblich sind (die Einheit, die Schönheit, ...)

Interessant sind auch die Wörter anderer Sprachen für Heiterkeit:
Da erfährt man, dass der engl. / amerikan. Name Hilary "die Heitere" (von lat. hilaritas - Heiterkeit, Frohsinn, Fröhlichkeit, deren Personifikation die römische Göttin Hilaritas war) bedeutet, "La Gioconda" (auch ein Name der "Mona Lisa", des Gemäldes von Leonardo da Vinci) steht im Italienischen für "die Heitere".

"Serenity" bedeutet "Heiterkeit" bzw. "heitere Gelassenheit", "Allegro" - Heiterkeit pur. Das "Elysium" gilt als "Ort heiterer Seligkeit". "Eukolie" (griech. eukolia)  - klar - ist auch mit Heiterkeit, Zufriedenheit zu übersetzen. Diese Fähigkeit galt den  Stoikern im alten Griechenland als Charaktereigenschaft eines weisen Menschen.
Das Italienische kann vielleicht helfen, die Abneigung der Deutschen gegen die Heiterkeit zu erklären:
Giocoso steht für "heiter, scherzhaft, mit Freude, spielerisch". Ein Musikensemble aus Dresden trägt diesen Namen, hat sich der "heiteren Muse" verschrieben, ihre "luftig-leichten Programme sind voller Charme und Witz, der Musik wird mit viel Liebe und Esprit neues Leben eingehaucht." schrieb der "Wochenspiegel" Quelle Wospam 06.11.2013 auf S. 2.

Etwas "spielerisch" zu sehen, überfordert offenbar viele ernsthafte Deutschen.
Und da kann man nur noch ...
(siehe nächsten Abschnitt)

Zitate, Volksmund

Etwas "spielerisch" zu sehen, überfordert offenbar viele ernsthafte Deutsche.
Und da kann man nur noch auf G. Chr. Lichtenberg verweisen, der spottete: Es gibt Leute, die glauben, alles wäre vernünftig, was man mit einem ernsthaften Gesicht tut. Giordano Bruno, der auch einmal für zwei Jahre in Wittenberg weilte, weist auf die Dialektik, den wechselseitigen Zusammenhang von Heiterkeit und ihrem Gegenpol, der "Betrübnis" (Trübsal, Schwermut), hin:
„In tristitia hilaris, in hilaritate tristis."  („In der Betrübnis heiter, in der Heiterkeit betrübt.“)

Auch Schiller ließ sich Freude und Heiterkeit nicht nehmen und dichtete eine "Ode an die Freude" mit der bekannten Zeile:"Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium ..." Noch krasser als Lichtenberg wusste es William Shakespeare zu formulieren:
„Um ernst zu sein, genügt Dummheit, während zur Heiterkeit ein großer Verstand unerlässlich ist.“Der Volksmund - schon immer zu Humor, Freude und Heiterkeit bereit - weiß es denn auch:
" Das kann ja heiter werden." (Das meint allerdings das Gegenteil: da droht wohl Ungemach. Doch dieser Spruch hilft, sich darauf einzustellen und das Übel mit Gelassenheit zu nehmen.)
"Jubel - Trubel - Heiterkeit"

Und - sehr philosophisch -  wusste bereits der junge Karl Marx Quelle Marx (1) mit 26 Jahren, wie wichtig es ist, heiter von der Vergangenheit zu scheiden:
(Hervorhebung im Text von mir - B. K.)

Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide ...

Die Geschichte ist gründlich und macht viele Phasen durch, wenn sie eine alte Gestalt zu Grabe trägt. Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Gestalt ist ihre Komödie. Die Götter Griechenlands, die schon einmal tragisch zu Tode verwundet waren im gefesselten Prometheus des Äschylus, mußten noch einmal komisch sterben in den Gesprächen Lucians. Warum dieser Gang der Geschichte? Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide. Diese heitere geschichtliche Bestimmung vindizieren wir den politischen Mächten Deutschlands.