FÜNF THESEN ZUR HEITEREN ZUKUNFT
In diesen fünf Thesen stelle ich meine Gedanken
zu einzelnen Aspekten meines Zukunftsmodells der "heiteren Gesellschaft" zur Diskussion:
1. Arbeit + Spiel: Die Zukunft des Menschen als tätiger Mensch
2. Mensch-Sein: Die Zukunft des Menschen als Individuum
3. Gemeinschaft: Die Zukunft des Menschen als Gemeinschaftswesen
4. Der freie Willen und das Gewissen: Die Zukunft des Menschen in
wachsender
Freiheit
5. Die Grundfrage jeder Zukunftsdiskussion: Die Zukunft
der Menschheit als Ganzes ("Vererben und Lehren")
Bei den folgenden Gedanken handelt es sich um THESEN.
Die dabei notwendige Verknappung meiner Gedanken ist mir bewusst. Ausführlicheren Texte zu den einzelnen Thesen werden folgen.
1. Arbeit + Spiel: Die Zukunft des Menschen als tätiger Mensch
Die Arbeit "als Spiel der eignen körperlichen und geistigen Kräfte genießen" zu können A1 bedeutet:
Die Basis, die notwendige Voraussetzung für das Leben ist die Arbeit. Sie sorgt für die Herstellung der lebensnötigen und der lebenserleichternden Dinge, für die Schaffung aller Bedingungen eines guten Lebens.
Die Arbeit ganz "abzuschaffen" könnte Teil einer Zukunftsvision sein, würde aber eines verkennen: Die Arbeit ist notwendig nicht nur für die Schaffung dieser Dinge, sondern auch Realisierungsmöglichkeit eines in der Natur des Menschen angelegten Tätigkeitsbedürfnisses.
In der bisherigen Geschichte der Arbeit haben die Notwendigkeiten, die Arbeit immer effektiver zu machen, und der Wunsch nach immer besserer Befriedigung der materiellen und geistig-kulturellen Bedürfnisse der Menschen auch zu einer Entwicklung der Arbeit selbst geführt, ja die Arbeit selbst hat den Menschen erst zum Menschen gemacht, sie war immer auch Bedingung und Betätigungsfeld seiner Selbstentfaltung.
(siehe hierzu auch die Textauszüge aus Friedrich Engels "Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" in Engels (1) - Zitate, Pfad: Startseite » Quellen-Zitate)
Wir erleben gegenwärtig die größte Revolution, die größte Umwälzung in der bisherigen Geschichte der Menschheit: eine Revolution der Arbeitswelt, die auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ausstrahlt. Die technischen Hilfsmittel, die uns zur Verfügung stehen, erlauben es, mit immer weniger Aufwand an menschlicher Lebenszeit diese Dinge herzustellen. Immer mehr Menschen können sich also anderen Aufgaben, anderen Tätigkeiten widmen. Besser gesagt: sie könnten es - wenn da nicht die gegenwärtigen Strukturen der Arbeitsorganisation im Wege wären.
Diese Revolution zu meistern, ist eine gigantische gemeinsame Aufgabe. Auf der politischen Ebene scheint sie noch nicht einmal in ihrer ganzen Dimension erkannt zu sein.
In dieser These geht es um: Arbeit, Spiel, Kunst, Sport, Tätigsein, Müßiggang, Ruhe, Kontemplation, Faulsein, Kreativität, Selbstverwirklichung - also darum, wie wir Menschen unsere körperlichen und geistigen Kräfte immer besser entfalten und genießen können.
(Dieses Thema Arbeit wird noch ausführlicher behandelt werden, dann aber in dem Hauptthema MENSCH-SEIN - z. Zt. noch in Arbeit.)
2. Mensch-Sein: Die Zukunft des Menschen als Individuum
Die Fragen nach Glück und Unglück, Freud und Leid, nach dem Sinn des Lebens ("göttlicher Auftrag") berühren alle Menschen unmittelbar.
Ich versuche, mich ihnen aus Sicht einer möglichen zukünftigen "heiteren Gesellschaft" zu nähern: Denn diese wird Krankheiten, individuelles Leid und Unglück nicht ausschließen können.
Schon heute ist erkennbar, dass diejenigen unter den Menschen am glücklichsten sind, die ihre Fähigkeiten und Talente entfalten und sinnvoll in die Gemeinschaft einbringen können.
Der Drang, sich selbst dabei ständig weiter zu entwickeln, setzt Kräfte frei, fördert Kreativität. Der Wunsch, gebraucht zu werden, hilft bei der Orientierung für diese individuelle Entfaltung. Dieser Drang und dieser Wunsch sind unabhängig von den tatsächlichen konkreten Veranlagungen, vom individuellen Leistungsvermögen der Menschen, schon heute bei den meisten Menschen zu erkennen.
Eine zukünftige Gesellschaft wird also die Rahmenbedingungen für die ganz individuellen Entfaltungsmöglichkeiten für jeden einzelnen Menschen schaffen.
Besonders wichtig ist, dass die Gesellschaft
keine "Nützlichkeitsvorschriften" für individuelle Entfaltung vorgeben darf. Bei vielen Aktivitäten ist der Nutzen für die Gemeinschaft sowieso erst später erkennbar.
Es werden sich dabei sowieso sozusagen
"selbstorganisierende Prozesse" aufbauen, in der jeder Mensch für sich sein ganz besonderes Betätigungsfeld in der Gesellschaft sucht und findet. Das Bedürfnis, helfen zu können, anerkannt zu werden, wird von
wachsendem Verantwortungsbewusstsein für andere, für die Gesellschaft, für die Umwelt, für die Zukunft der Menschheit begleitet.
Dieses Streben nach Selbstvervollkommnung hebt die alte "Leistungsgesellschaft" im dialektischen Sinne auf. Krankmachende Zwänge wie Leistungsdruck, Versagensängste und Konkurrenzdenken werden zunehmend überwunden.
Das erfüllte Leben jedes einzelnen Menschen wird zum "Maß aller Dinge" in der Gesellschaft.
3. Gemeinschaft: Die Zukunft des Menschen als Gemeinschaftswesen
Diese These befasst sich mit den Beziehungen zwischen den Menschen, die als Reichtum für den Einzelnen und für die Gemeinschaft zu gestalten sind. Sie besagt im wesentlichen:
Die Zukunft des Menschen als Gemeinschaftswesen bedeutet, dass Beziehungsreichtum zur wichtigsten Fähigkeit, zum Haupt-Glücks-Faktor wird.
Oder anders ausgedrückt:
Der Reichtum eines Menschen liegt in reichen Beziehungen zu anderen Menschen und zur Umwelt. Der Reichtum der Menschheit liegt im Beziehungsreichtum jedes einzelnen Menschen.
Gruppenleben fördern
Die wichtigste Aufgabe, diesen Beziehungsreichtum zu fördern, sehe ich in der
Förderung jeder Form von Gruppenleben:
Immer mehr Menschen leben eigentlich in zeitweiligen Gruppen: ob Internat, Kaserne, Wohngemeinschaft. Auch allein lebende Senioren entdecken die Vorteile von Senioren-WGs. Ein "lebenslanges" Leben in einer fest gefügten, gesetzlich sanktionierten Ehe ("Bis dass der Tod euch scheidet.") ist heute nur noch Illusion, Ausnahme. Oft wird der Begriff der Ehe mit Familie gleichgesetzt. Doch der Familienbegriff ist schon heute ein wesentlich weiterer, umfassenderer.
Ein Beispiel, was geschehen muss, um das Gemeinschaftsleben der Menschen wirklich zu fördern:
Will man auch auf der politischen Ebene Voraussetzungen schaffen, die den Menschen die Möglichkeit geben, so zu leben, wie sie es wirklich wollen, müssen diese neuen Gruppenformen des Zusammenlebens mehr gefördert werden.
- Das meint in erster Linie, allgemein Gruppenleben steuerlich stark zu begünstigen!
Was an Steuern nicht eingenommen wird, kann dann andererseits an den heute noch hohen Folgekosten der Einsamkeit (der Kosten für die "Schadensbegrenzung" wie z. B. psychische Behandlungen) eingespart werden.
- Das meint auch, solchen Wohnungsbau zu fördern, der dem Gruppenleben angepasst ist.
Bisherige Wohnstrukturen sind - mit Ausnahme von Krankenhäusern, Kasernen, Internaten - fast völlig auf monogame Beziehungen, auf das Zusammenleben in kleinsten Gruppen zugeschnitten. Nicht einmal die Drei-Generationen-Familie ist in den Städten wohnlich realisierbar.
Diesen Formen des Wohnungsbaus sollten im öffentlichen Wohnungsbau und durch Förderung privater Bauunternehmer bzw. der Gruppen, die zusammen leben wollen - ähnlich dem früheren staatlichen Zuschuss für den Eigenheimbau - gefördert werden.
Die "Kultivierung des Menschen"
Seit Darwin wissen wir zwar um unsere tierische Herkunft. Das ist jedoch keine Rechtfertigung, seine Triebe auf unterster Stufe auszuleben. Die immer kulturvollere Befriedigung menschlicher Bedürfnisse ist die erste Stufe der dringend nötigen "Kultivierung des Menschen".
Eine der dringendsten Fragen ist dabei die
"Kultivierung des Sexlebens der Menschen". Prostitution, Zwangsprostitution,
›Kindesmissbrauch‹ A2, Kinderheiraten, Zwangsheiraten usw. stellen Formen dar, in denen das Sexleben (von Männern, Frauen und Kindern gleichermaßen)
auf barbarischer Stufe realisiert wird. Will die Menschheit in eine kulturvolle Zukunft gelangen, muss sie diese Barbarei überwinden.
Das Zukunftspotential des Christentums:
Insgesamt hätte das Christentum in allen Fragen der Gestaltung des Gemeinschaftslebens der Zukunft ein großes Potential. Wenn die Christen es schaffen würden, eine Hauptthese ihres Religionsgründers Jesus auch in die Tat umzusetzen:
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst."
4. Der freie Willen und das Gewissen: Die Zukunft des Menschen in wachsender Freiheit
Die Maxime der heiteren Gesellschaft lautet:
"Jeder kann machen, was er will - oder es versuchen."
(Sie gilt "geschlechtsneutral" natürlich für Männer und für Frauen:
Jeder Mensch kann machen, was er will.)
Wer kann heute schon "machen, was er will?" Denkt man genauer über diese Frage nach, erkennt man, dass selbst die Mächtigen dieser Welt - oder vielleicht gerade diese - völlig bestimmten "Handlungszwängen" bzw. "Sachzwängen" ausgeliefert sind. Die Vorstellung, dass es in Zukunft möglich sein könnte, dass jeder machen kann, was er will, erscheint auf den ersten Blick als völlig irrsinnig, aberwitzig, realitätsfremd, naiv, ....
Diese These bedeutet in anderen Worten:
Die Zukunft des Menschen in wachsender Freiheit ermöglicht zunehmend selbstbestimmtes und verantwortungs-bewusstes Leben.
Auch wenn es auf den ersten Blick so erscheinen könnte, hat diese These absolut nichts mit Willkür und Machtmissbrauch zu tun, im Gegenteil. Die Hauptbegriffe, auf die diese These letztendlich hinausläuft, sind diese:
"Selbstbewegtheit" und "Verantwortung". Diese These bezieht sich nicht nur auf den einzelnen Menschen, sondern gleichermaßen auf das Potential der Menschheit insgesamt: wozu ist intelligentes Leben auf der Erde (die Menschheit) fähig und was will es davon verwirklichen und was nicht.
Das Zusammenspiel von individueller Freiheit und Verantwortung für die Gemeinschaft und die Frage nach den gesellschaftlichen Spielräumen für die Entfaltung individueller Fähigkeiten werden untersucht.
Ich bitte, auch den Teil der These
"oder es versuchen" zu beachten.
Denn die eigentliche Hauptfrage ist:
Wie kann der Mensch das, was er tun will, auch wirklich erreichen?
(Auch zu dieser These wird es im Hauptthema MENSCH-SEIN ausführlichere Darstellungen geben.)
5. Die Grundfrage jeder Zukunftsdiskussion: Die Zukunft der Menschheit als Ganzes ("Vererben und Lehren")
Die Zukunft des Menschen wird zunehmend zum sinnvoll und genussvoll gelebten Leben. Das meint: Das Bewahren, Entfalten und "Vererben" (Weitergeben) des geistigen Reichtums der Menschheit wird zum "Sinn des Lebens" der meisten Menschen in der Zukunft.
Im Mittelpunkt zukünftiger Gesellschaften steht nicht die Anhäufung und die Vererbung materiellen Besitzes, sondern die Entfaltung des materiellen und geistigen Reichtums der Menschheit und seine Weitergabe an die nächste Generation.
Dabei
geht es um die Frage, welche Formen zweckmäßig sind, diesen materiellen und geistigen Reichtum an die nächste Generation weiterzugeben.
Es geht um einen neuen Generationsvertrag: "Vererben und Lehren".
Besonders wichtig ist dabei
die neue Rolle des Mannes in dieser zukünftigen Gesellschaft als Vater und Lehrer.
Das Bewahren, Entfalten und "Vererben" (Weitergeben) des geistigen Reichtums der Menschheit wird sozusagen zur "Hauptbeschäftigung" der Menschheit als Ganzes.
In ihm werden alle anderen Fragen (die nach der Arbeit und dem Tätigsein, den Fragen des Gemeinschaftslebens, der Freiheit und Verantwortung) zusammengeführt zu einem Ganzen.
Gibt es auf die Sinnfrage - WOFÜR tue ich etwas? Welchen Sinn hat mein Tun? Wie werde ich glücklich? - eine bessere Antwort als die, sich in diesen Menschheitsprozess einzubringen?
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↑ Anmerkung A1
Diese Formulierung
"die Arbeit als Spiel der eigenen körperlichen und geistigen Kräfte genießen" habe ich bei Karl Marx "geklaut". Inzwischen habe ich zufällig die genaue Textstelle in seinem Hauptwerk "Das Kapital" gefunden und das Zitat in die Seite
Marx (2) - Zitate übernommen.
↑ Anmerkung A2
Das Wort ›Kindesmissbrauch‹ ist eines der schlimmsten und euphemistischsten (beschönigendsten) Wörter, die ich kenne.
Ein verbotener oder moralisch zu verurteilender "Missbrauch" steht immer einem normalen "Gebrauch" gegenüber.
Kindern Gewalt anzutun, vor allem sexualisierte Gewalt, hat in diesem Sinne überhaupt nichts mit "Missbrauch" im Sinne von "falschem Gebrauch" zu tun, es ist ein strafbares Verbrechen, ein extrem schlimmes.
Dieses Wort gehört sich einfach nicht im Zusammenhang mit dem, was es beschreiben soll.
Nur wenige Medien vermeiden es. Es ist die "übliche" Bezeichnung für diese Art von Verbrechen an Kindern.
Ich fand im Jahr 2017 in der Zeitschrift "Publik Forum" einen
Leserbrief von Prof.
Matthias Samuel Laubscher, den ich mit seinem Einverständnis auf die Seite
SPRACHPFLEGE: TEXTE ANDERER AUTOREN (in SPRACHLIEBE » LESESTOFF) übernommen habe. Prof. Liebscher setzt sich darin mit diesem Wort auseinander.