banner gfp - Nachdenken über GRUNDFRAGEN DER PHYSIK UND DER WISSENSCHAFT
STRUKTUR DER MATERIE

GRENZENLOSE TEILBARKEIT?


• Übersicht der Themen auf dieser Seite:
• Der Widerspruch in der Vorstellung von der Teilbarkeit der Materie
• Atomistik als herrschende Denkmethode der Gegenwart
• Worin liegt das Problem der Atomistik?
• Ding und Beziehung 

• zur weiterführenden Seite:
           DAS "UNERSCHÖPFLICHE" ELEKTRON?
                 Es gibt zahlreiche Vorstellungen vom Elektron,
                 u. a. die von Lisa Randall, W. I. Lenin und der Zeitung DIE WELT

Der Widerspruch in der Vorstellung von der Teilbarkeit der Materie

Die Philosophen des Altertums standen vor einem unlösbaren Widerspruch:
Wie weit lässt sich der Stoff, die Substanz ("Materie" - im heutigen Sinn dieses Wortes - sagten sie damals vermutlich nicht.) teilen?
Einerseits könnte - rein theoretisch - die Teilung eines Körpers unendlich oft ins immer Kleinere fortgesetzt werden.
Andererseits war man sich bewusst, dass so eine Teilung praktisch gar nicht unendliche Male erfolgen kann.

War eine "Grenze der Teilbarkeit" aus philosophischer Sicht, rein theoretisch überhaupt denkmöglich? Oder hatte sich bereits auf dieser Ebene ein Denkfehler eingeschlichen?
Der Auslöser dieses Problems war ein anderes Denkproblem, eine andere Hypothese: die  - ebenfalls rein theoretische - Vorstellung, dass alles, was ausgedehnt ist (was Raum einnimmt, was Volumen hat), auch "geteilt" werden kann in kleinere Volumina.
Deshalb zieht man es z. B. bis heute vor, dem Elektron keine Ausdehnung zuzubilligen.

Sie behalfen sich damals jedenfalls mit der Idee, dass es ein "kleinstes, unteilbares Teilchen" geben müsse. Das nannten sie bekanntermaßen dann "Atom" (griechisch für "das Unteilbare). Philosophisch begründbar war dieser Gedanken letztlich nicht, erst recht war das Atom physikalisch nicht nachweisbar.
Das war lediglich eine Hypothese und damit konnten man dann "weiterdenken", weiter nachdenken. Die Frage, ob es das Atom wirklich gibt oder nicht, war erst einmal beiseite gelegt.
Selbst Ernst Mach akzeptierte nicht, in dem Atom mehr als eine gedankliche Hypothese zu sehen.

Das Atom wurde bis in die Neuzeit, bis zur Entdeckung seiner inneren Struktur (Elektron und Proton, Hülle und Kern) als physikalisch unteilbar angesehen, als "kleinstes Teilchen der Materie".

Heute ist diese Atom-Vorstellung in unserer Vorstellung von der Struktur der Materie so fest verankert, dass ein anderes als dieses Teilchenbild nahezu undenkbar geworden ist.

Der o. g. Widerspruch ist nur ein scheinbarer.
Die Lösung findet sich in Strukturen, die räumlich ausgedehnt und trotzdem nicht teilbar sind: im Wirbel.
(siehe hierzu auch die Notizen in DIE WIRBELSTRUKTUR.)

Atomistik als herrschende Denkmethode der Gegenwart

Mehr noch, die Atomistik ist heute als Denkmethode allgegenwärtig. Sie ist zur Basis und Herrscherin in Mathematik und Naturwissenschaften geworden - in Form eines abstrakten, reduktionistischen Denkens.
In der "atomisierten Gesellschaft" wird dieses Denken auch auf psychische, soziale, gesellschaftliche, ökonomische Prozesse übertragen.
Das "Indiviuum", das "Ding an sich", sogar die politische Struktur der Erde  zeigt diese "Atomisierung" -  die Menschheit lebt in einer Vielzahl von Staaten, einem ganzen Haufen von einzelnen, beziehungsarmen bis beziehungslosen oder gar beziehungsgestörten Ländern (Stichwort "Krieg"!) - sie hat den Weg zum "Menschheits-Atom", zur "Menschheit als Ganzes, Zusammengehöriges" noch nicht gefunden.

Worin liegt das Problem der Atomistik?

Sie ist eine Denkweise, die sich auf das "Teilchen" als Basisbegriff fokussiert, ohne zu erkennen, dass die Teilchen nur existieren können in ihren Beziehungen zueinander.
In der Physik sind es die vier Grundkräfte bzw. Wechselwirkungskräfte bzw. einfach nur "Wechselwirkung" genannten Kräfte, in deren Rahmen die Beziehungen zwischen den Atomen bzw. Elementarteilchen beschrieben werden:
die elektromagnetische, die starke und die schwache Wechselwirkung sowie die Gravitation.
Selbst diese werden im Standardmodell jedoch nicht als Kräfte sondern als "Wecheswirkungs-Teilchen" beschrieben.

Denkt man jedoch "zwei zu eins" machend das Teilchen und z. B. sein Gravitationsfeld nicht als "zwei" verschiedene Erscheinungen, sondern als "eins", sieht die Sache auf einmal ganz anders aus:
- das "Teilchen" und das  Gravitationsfeld sind untrennbar miteinander verbunden - das "Teilchen" hat dann keinen "Radius", es ist "unbegrenzt", es reicht mit bzw. in seinem Gravitationsfeld unendlich weit.
Dann können sich die vielen Teilchen in ihren Gravitationsfeldern überlappen, sie "verschmelzen" in ihnen miteinander. Denn man kann nun nicht mehr sagen, wo das eine aufhört und wo das andere anfängt.

"Ding und Beziehung"

Das Denkmodell des "abgeschlossenen Systems" ist berühmt in der Physik.
Fakt ist, dass es in der realen Welt unendlich viele "abgeschlossene Systeme" geben könnte, ohne dass wir etwas von deren Existenz wissen bzw. überhaupt wissen können.
Ihr wichtigstes Kriterium ist die "Wechselwirkungsfreiheit"  gegenüber anderen Systemen: sie dürfen weder etwas aus der Umgebung aufnehmen noch an sie abgeben, keine Materie, keine Information. Sie dürfen z. B. nicht durch Gravitation von außen beeinflusst werden und sie dürfen nicht einmal gravitativ auf die Außenwelt einwirken.

Diese physikalische Formulierung kann man auch alltagssprachlich ausdrücken:
Es sind absolut beziehungslose, beziehungsunfähige "Dinge".
Kants philosophisches Denkmodell des "Ding an sich" lässt grüßen - es ist vergleichbar mit dem physikalischen Denkmodell des "abgeschlossenen Systems"; beides sind reine theoretisch-abstrakte Konstrukte.

Da lobe ich mir doch den Karl Marx, der im zarten Alter von 27 Jahren in seinen "Feuerbachthesen" den Menschen als "ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse" bezeichnete - wörtlich (in These 6):
Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum inwohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Ein beziehungsloser Mensch ist das ärmste, ärmlichste menschliche Wesen, das man sich denken kann.
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Diese Fragen von "Ding und Beziehung" spielen in anderen Themen eine Rolle,
z. B. in
ATOMISIERTE WELT (in HEITERE ZUKUNFT • NUN ERST RECHT, das Thema ist zur Zeit - September 2024 - noch im Aufbau)
und in
FÜNF THESEN ZUR HEITEREN ZUKUNFT (in HEITERE ZUKUNFT • NUN ERST RECHT)
In der dritten These geht es um "Die Zukunft des Menschen als Gemeinschaftswesen"
und meine These lautet
Der Reichtum eines Menschen liegt in reichen Beziehungen zu anderen Menschen und zur Umwelt. Der Reichtum der Menschheit liegt im Beziehungsreichtum jedes einzelnen Menschen.
(erste Notizen, am 07.10.2024 ins Netz gestellt)