WISSENSCHAFTSKRITIK
Dubium sapientiae initium. - Zweifel ist der Weisheit Anfang
René Descartes
An allem ist zu zweifeln.
Natürlich auch und erst recht muss in der Wissenschaft "gezweifelt" werden, "in Frage gestellt" werden, es müssen alte Erkenntnisse und Theorien mit neuen Erkenntnissen und möglichen Interpretationen abgeglichen werden. Kopernikus hat es uns vorgemacht.
Die Wissenschaft heute verdient es, dass man sich Gedanken um sie macht. Es liegt einiges im Argen.
Von den zahlreichen Problemen, die ich sehe, will ich hier einige nennen:
Wie "objektiv" und vertrauenswürdig sind wissenschaftliche Aussagen?
Das eigentümlichste ist, dass es zu einzelnen wissenschaftlichen Themen oft viele verschiedene Ansichten, geradezu sich widersprechende und bekämpfende Theorien und "Schulen" gibt.
Hierzu gehört z. B. auch, dass Sachverständige, Experten und Wissenschaftler Gutachten abgeben, die zu oft gegenteiligen Ergebnissen kommen, je nachdem, welcher Auftraggeber dahinter steckt. Von der viel beschworenen "Objektivität" der Wissenschaft bleibt dann nicht mehr viel übrig. Darüber hinaus mindert dieses unwissenschaftliche Verhalten das Vertrauen in solche Gutachten und schadet der Wissenschaft als Ganzes: die Zuverlässigkeit und das Ansehen der Wissenschaft werden dadurch oft beeinträchtigt.
Ein Problem, das geradezu an den Grundfesten der Wissenschaft rüttelt, ist die Tatsache, dass zahlreiche Scharlatane und Spinner unter dem Anspruch, sich als Wissenschaftler zu Wort zu melden, gelegentlich den größten Unsinn als "wissenschaftliche Tatsachen" verbreiten.
Das Interesse an der Wissenschaft wird durch oft schwer verständliche Fachsprache, einen sehr hohen Abstraktionsgrad und durch die Mathematisierung beeinträchtigt
Der hohe Abstraktionsgrad vieler Darstellungen macht es dem Normalbürger ohnehin schwer genug, Interesse an der Wissenschaft zu entwickeln. In unserer sensationsgierigen Zeit haben es sachliche und seriöse Darstellungen - mögen sie noch so wichtige und interessante Informationen enthalten - oft schwer, überhaupt von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.
Es muss von Wissenschaftlern erwartet werden können, dass sie ihr Fachgebiet auch für den Laien verständlich darstellen können.
Bereits in der Schule - ich denke dabei besonders an die Physik - werden einerseits hohe Anforderungen an das Abstraktionsvermögen und die Lernkapazität der Schüler gestellt, andererseits wird zu wenig das Interesse an wissenschaftlichen Fragen geweckt.
Wenn es z. B. aktuell Leute gibt, die mit einer "Flacherde-Theorie" in die Öffentlichkeit treten und damit Anhänger finden, fragt man sich schon, was an Erkenntnis aus dem Schulunterricht tatsächlich mitgenommen wurde.
Sogenannte
"Verschwörungstheorien" wuchern oft echte wissenschaftliche Kritik bzw. neue Erkenntnisse, die z. B. (aber nicht nur) von Außenseitern der Wissenschaftsszene öffentlich gemacht werden,
zu. Das meint, dass die Gefahr besteht, dass solche Kritik und solche neuen Erkenntnisse ungeprüft in das Schubfach "Verschwörungstheorie" geworfen werden. Für Außenstehende ist es dann (fast) unmöglich, die Spreu vom Weizen zu trennen: Wo liegt ein böser Angriff auf die Wissenschaft vor, wo sind offiziell anerkannte Theorien und Erkenntnisse überarbeitungsbedürftig?
Was hat es mit der sogenannten "feministischen Wissenschaftskritik" auf sich?
Sie
ist ein Widerspruch in sich. Werturteilsfreiheit bzw. Objektivitätsforderung der Wissenschaft einerseits und eine geschlechtsspezifische Sicht auf Wissenschaft andererseits scheinen nicht zusammen zu passen.
Viele männliche Wissenschaftler halten sie generell für überflüssig. Doch was steckt wirklich dahinter,
was ist darunter zu verstehen, was bezweckt sie?
Es ist still geworden um sie. Sind die kritischen Fragen, die von den Frauen angesprochen wurden, inzwischen beantwortet, sind die Probleme erledigt? Ist sie also überflüssig geworden, nur noch aus wissenschaftsgeschichtlicher Sicht erwähnenswert?
(siehe FEMINISTISCHE WISSENSCHAFTSKRITIK)