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DIE WELTRELIGION ENTFALTET SICH

DIE TOLERANZFÄHIGKEIT DER RELIGIONEN ALS VORAUSSETZUNG


Die Toleranzfähigkeit zwischen den Religionen und Weltanschauungen ist die Grundvoraussetzung für die Sicherung des Friedens in der Welt.

Gern wird heute das alte Wort "Religionskriege" wieder in den Mund genommen, wenn aktuelle kriegerische Auseinandersetzungen beschrieben werden sollen.
Es fehlt demgegenüber in den öffentlichen Medien, in Ausführungen der verschiedenen Politiker und Religionsvertretern  an Hinweisen darauf, dass es in der überwiegenden Mehrheit ein normales, friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen in allen Kulturkreisen gibt.

Sieht man sich die Geschichte des Christentums an, fällt auf, dass es hier bis in die jüngste Vergangenheit Kriege zwischen verschiedenen Richtungen, vor allem zwischen Mitgliedern der katholischen und der evangelischen Kirche gegeben hat. Ob das alles "reine Religionskriege" waren, ist zweifelhaft. Inzwischen vertragen sie sich etwas besser, Fakt ist, dass das Christentum selbst schon aus sehr vielen "Unter-Religionen" besteht mit zum Teil entgegengesetzten Lehren.  Die einzelnen Gruppierungen mussten lernen, die "Abweichungen der anderen" von der eigenen Lehre  zu akzeptieren.
Aktuell ist das Reformationsjubiläum 2017 ein solcher Anlass, sich trotz theologischer Differenzen wieder anzunähern. Die "Spielarten des Christentums" weisen auf die Möglichkeit hin, dass unterschiedliche Religionen miteinander auskommen können.

Hier im europäischen Kulturkreis, dem sogenannten "christlichen", begegnen sich vorwiegend Menschen der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Leider nehmen in jüngster Vergangenheit die Spannungen zwischen ihnen wieder zu.
Dem will das "House of One" in Berlin ein Beispiel entgegensetzen, dass es auch friedlich miteinander zugehen kann: ein Rabbi, ein Pfarrer und ein Imam bauen ein Haus, in dem es eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee gibt.

Wie gehen andere Kulturen mit dem Christentum um?
Eine Antwort auf diese Frage habe ich in einem Beitrag der Zeitschrift "Publik-Forum"Quelle im Heft1.2017 am Beispiel Japans gefunden. Darin wird z. B. der von außen wahrgenommene "Absolutheitsanspruch des Christentums" erwähnt. Sichtbar wird, dass es nicht vordergründig die religiösen Differenzen sind, sondern vor allem kulturelle Traditionen, die schon die rein örtliche Vermischung der Religionen der Welt kompliziert macht. "Das Beispiel Japan und das Christentum" macht auf einige Details der Probleme aufmerksam.

Religionen sind nicht starr, ein für allemal in gleicher Form gegeben. Mit Eroberern kamen auch immer fremde Religionen in ein Territorium und setzten sich durch oder wurden - einfacher - assimiliert und oft mit den alten, einheimischen Religionen zu einer Einheit verschmolzen. So schließt sich der Kreis zum ersten Thema: auch das Christentum hat solche regionalen Wandlungen und Vermischungen mit anderen Religionen, Kulten und erfahren.
Die Mischungen finden heute in noch viel größerem Umfang und - das ist das Besondere der Gegenwart - noch viel individueller statt. Jeder Mensch sucht mehr oder weniger nach spiritueller oder religiöser Orientierung und "mischt sich seine Religion" aus verschiedenen Zutaten.  Es wächst die Zahl derjenigen, die in zwei Religionen zu Hause sind. Erste Gedanken hierzu gibt es unter "Die Vermischungen von Religionen, Kulten und spirituellen Systemen".

Die einzelnen Themen noch einmal in der Übersicht:
      Die Spielarten des Christentums
      Das "House of One" in Berlin
      Das Beispiel Japan und das Christentum
      Die Vermischungen von Religionen, Kulten und spirituellen Systemen
            mit diesen Unterthemen:
            Quimbanda - Spielart des Christentums oder "Mischreligion"?
            Eine "Übergangsreligion" zwischen Judentum und Christentum?
            Religionen und Politik bzw. Ideologien vermischen sich
            Doppelreligionen
      Die Suche nach Toleranz und friedlichem Miteinander
            Das "Weltparlament der Religionen"


Die Spielarten des Christentums

Gibt es "Sekten" im Christentum? Den Zeugen Jehovas wird z. T., der "Church of Scientology" definitiv nachgesagt, eine Sekte zu sein. Wann wird eine Sekte bzw. religiöse Minderheit zu einer anerkannten christlichen Gruppe oder Religionsgemeinschaft bzw. gar zu einer "Kirche"?
Wieso entwickeln sich "Freikirchen" innerhalb des Christentums, nachdem die früheren Kirchenspaltungen schon genug Verwirrung angerichtet haben beim einfachen Gläubigen: was ist das "richtige Christentum"?
Melanchthon, so hörte ich einmal erzählt,  wurde in den Wirrungen der Anfänge der Reformation von seiner Mutter gefragt, was sie denn nun glauben und machen soll. Melanchthon soll ihr geantwortet haben (ich gebe es sinngemäß wieder, auch wenn ich es in wörtlicher Rede formuliere): "Mach es wie du denkst, wie du es immer gemacht hast. Der liebe Gott wird dich schon hören und verstehen."

Selbst mit einschlägigen Vorkenntnissen ist es schwer, sich innerhalb des Christentums und seinen Spielarten auszukennen:
was sind z. B. die Unterschiede zwischen "evangelisch" und "evangelikal", zwischen "protestantisch" und "lutherisch" bzw. "calvinistisch"? Warum gibt es einen extra so betonten "katholischen Glauben" und nicht einen "christlichen Glauben im Rahmen der katholischen Kirche"? Ist nicht das "christliche" das prägende Element auch bei den Katholiken?

In Wittenberg tummeln sich (neben der evangelischen und der katholischen Kirche) die Sieben-Tage-Adventisten, die  Zeugen Jehovas, die Jesus Gemeinde, eine Gemeinde der Johannischen Kirche (Weißenberger) und weitere christliche Gruppen.

Was hat "Laestadianismus" mit der Reformation und vor allem mit der Entfaltung einer Menschheitsreligion, einer "WELTRELIGION" zu tun?
Diese Spielart des protestantisch bzw. lutherisch geprägten Christentums ist - so verrät es die Wikipedia - eine "Erweckungsbewegung", die auch von Elementen der Volksfrömmigkeit geprägt ist: der "Einfluss der schamanischen Ekstase aus der alten samischen Ethnoreligion" ist nachweisbar.

Die "Kirchenspaltungen" (Schisma, Schismen) in der Geschichte sind bekannt: man vergisst immer, dass nicht erst, nicht nur Luther Anlass für eine "Kirchenspaltung"  lieferte. Es gab zu seiner Zeit längst die "orthodoxen" Christen (Kirchenspaltung im 11. Jh.), noch älter sind die koptischen Christen in Äthopien und anderen Ländern. Auch die Abspaltung der anglikanischen Kirche von der römisch-katholischen darf dabei nicht vergessen werden, sie fand fast zeitgleich mit der Reformation statt.
Spannend ist der Zulauf zur "Pfingsbewegung" bzw. zu den "Pfingskirchen" vor allem außerhalb von Europa. Manche schätzen deren Mitgliederzahlen schon in gleicher Größenordnung (200 bis 600 Millionen) wie die Protestanten (ca. 600 Millionen).

Mit anderen Worten: Religionen haben sich in ihrer Geschichte immer den örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten angepasst.
Das lässt hoffen, dass die Idee einer WELTRELIGION gar nicht so absurd ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint:
Wenn es z. B. innerhalb des Christentums schon immer Variationen und Entwicklungen gegeben hat, ist eine Weltreligion, in der alle existierenden Religionen und Weltanschauungen als  ihre Variationen, als Spielarten angesehen werden können, doch genauso gut denkbar.

Das "House of One" in Berlin

We Act, die Petitionsplattform von "CAMPACT" informiert  im März 2016  unter der Überschrift: "Unsere Antwort auf die Verbrechen: Zusammenhalt"
über dieses  Projekt in Berlin: Der Rabbiner Andreas Nachama, der Imam Kadir Sanci und der Pfarrer Gregor Hohberg vom Berliner Projekt „House of One“ gehören zu den Menschen, die Angst und Hilflosigkeit entgegentreten. Ihre Botschaft lautet: Dialog statt Gewalt. Mit einem Aufruf, den sie auf unserer Petitionsplattform WeAct gestartet haben, wenden sie sich gegen den Hass - über alle Religionen und Grenzen hinweg. Sie sagen: Wir wollen und dürfen nicht sprachlos bleiben. Der Terror darf nicht das letzte Wort haben. Schließen Sie sich an und unterzeichnen Sie ihren Aufruf!

Das „House of One“ ist ein Projekt im Herzen Berlins. Juden, Christen und Muslime bauen gemeinsam unter einem Dach eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee[2]. Damit schaffen sie einen lebendigen Ort für den Dialog zwischen den Religionen – und eingeladen sind auch die, die den Religionen fern stehen. Das zeigt: Ein friedliches Miteinander in Respekt und Toleranz ist möglich. Die Arbeit des Rabbiners, des Imams und des Pfarrers ist für uns ein großartiges Beispiel, wie dem Terror und der anschließenden Angstmache begegnet werden kann: durch Zusammenhalt. Daher unterstützt Campact den Aufruf der drei Geistlichen.
...
PS: „Wer das Geschäft dieser Terroristen nicht unterstützen will, sucht jetzt erst recht den Schulterschluss mit allen friedliebenden Menschen – egal welcher Religion“, kommentierte Monika Wagner in der ARD [3 - Tagesthemen vom 22.03.2016]. Das ist genau die Idee von Rabbiner Andreas Nachama, Imam Kadir Sanci und Pfarrer Gregor Hohberg.

Den Aufruf von Campact / We Act findet man unter:
weact.campact.de/petitions/fur-frieden-und-dialog-gegen-terror-und-gewalt~~ »externer Link« 
Auf der Seite habe ich auch dieses Foto gefunden:

            Rabbi, Imam und Pfarrer - was Religionen eint

"Die gemeinsame Motivation aller unserer Religionen ist die Liebe."
Weitere Informationen über das Projekt "House of One" gibt es hier:
house-of-one.org/de »externer Link«
Im  Rahmen des Reformationsjubiläums, der →"Weltausstellung Reformation" in Lutherstadt Wittenberg, wird übrigens auch eine Vertretung des "House of One" in Wittenberg zu finden sein.

Das Beispiel Japan und das Christentum

Im Heft 1.2017 (13.01.2017) der Zeitschrift "Publik-Forum", S. 38-39, gibt es ein äußerst spannendes Interview A1 mit der Theologin und Religionswissenschaftlerin sowie Leiterin der katholischen Seisen-Frauenuniversität in Tokio, Haruko K. Okano. Dabei erstaunt mich, dass das Christentum in Japan überhaupt so bekannt ist, wie man aus diesem Interview erfahren kann. Ich versuche, einige Gedanken aus der Informations-Fülle aufzugreifen:

Etwa ein Prozent der Japaner sind Christen - je zur Hälfte katholisch und evangelisch.
Es gibt in Japan eine Vielzahl christlicher Hochschulen.
Die Kaiserin Michiko hat in den 1950er Jahren die katholische Seishin-Frauenuniversität in Tokio besucht, ist mit der feministischen deutschen Theologin Elisabeth Gössmann befreundet.

Die Japaner stören sich am "Absolutheitsanspruch" aller drei abrahamischen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam.
Das Ritual der Taufe mit seiner strengen Trennung des Lebens in "davor - danach" mögen sie ebensowenig, denn sie sind es gewöhnt, "elastisch von der einen in die andere einheimische Religion zu gleiten. Keine bildet eine Kirche, also einen organisierten Verband. Buddhismus, Daoismus, Shinto und Konfuzianismus fordern kein Mitgliederbekenntnis, keine Konversion. Sie sind wie offene Tempel, in die man je nach Bedürfnis geht." Die japanischen Christen sind aufgerufen, "die anderen Religionen zu respektieren und hochzuschätzen."

Seit dem Jahr 1549 gibt es christliche Missionare in Japan, die ohne Waffen kamen ("Mit Gewalt wäre in Japan nichts gelungen."), dann aber hundert Jahre später aus Japan verjagt wurden. Danach konnte sich bis zum Jahr 1840 kein Japaner mehr als Katholik bekennen.

Bis heute gilt das Christentum als etwas Fremdes, "kulturell Abzuweisendes. Eine wilde, verdrängende, weil missionierende Religion, die gefährlich sei, das sie kolonialistische Absichten habe, nach Mehrheit strebe, das Gleichgewicht störe." Offensichtlich passt auch die Darstellung von Jesus nicht in japanisches Religionsverständnis - Gott als Verlierer ist ihnen eine Zumutung. Ebenso passt das gesamte christliche Gottbild eines allmächtigen und einzigartigen Gottes nicht in die japanische Tradition.

Andererseits genießen die christlichen Kirchen in Japan Ansehen, da sie sich stark sozial engagieren. "Viele Arme und Menschen, die in den Augen der Mehrheitsgesellschaft gescheitert sind, hätten es in unserem reichen Land sehr schwer, gäbe es die sozial engagierten Christen nicht."
Mit den Ereignissen von 2011 um Fukushima hat sich das Ansehen der Christen und die Zusammenarbeit der Religionen verbessert.

Soweit ein paar Stichpunkte aus dem Interview, das deshalb sehr spannend ist, weil es einmal zeigt, wie das Christentum von außen, in anderen Kulturen wahrgenommen wird. Ich denke,  mehr solcher äußeren Einschätzungen  wären für die Christen hier in Deutschland wichtig für ein - ich will es einmal so nennen - etwas demütigeres Selbstbild.

Die Vermischung von Religionen, Kulten und spirituellen Systemen

Beim Kontakt verschiedener Religionen und spirituellen Systemen kommt es häufig zu Mischformen unterschiedlichen Grades.A2
Vor einiger Zeit hörte ich die Klagen von christlichen Vertretern darüber, dass die Menschen heute sich ihre Religion bzw. ihr spirituelles System zusammenbasteln aus "Versatzstücken verschiedener Religionen", sich also ihren Glauben "maßschneidern" auf ihre Bedürfnisse. Das wurde als große Bedrohung dargestellt. Für wen und warum ist das eine Bedrohung? Auch dieser Frage will ich später nachgehen. 
Vorerst geht es um einige Phänomene, die ich im folgenden schildern will.
Dabei wird sich auch zeigen, dass es gar nicht so einfach ist, zwischen Vermischungen von Religionen und Spielarten innerhalb einer Religion zu unterscheiden. Das, was heute Menschen für sich individuell entscheiden, haben Religionen in den Jahrhunderten ihrer Geschichte bereits immer wieder praktiziert.

Quimbanda - Spielart des Christentums oder "Mischreligion"?
Hier ein Beispiel für das Problem der Unterscheidung zwischen den Begriffen "Spielart einer Religion" und  "Mischreligion":
Gehört "Quimbanda" zu den Spielarten des Christentums oder ist es eine "Mischreligion"? Was ist überhaupt eine "Mischreligion"? "Quimbanda - Auch in Brasilien ist der Vodoo zu Hause: Quimbanda ist eine Mischreligion aus Christentum und afrikanischen Kulten, die sich der schwarzen Magie verschrieben hat." (gefunden in der MZ Quelle vom 30.07.2016, S. 23)

"Schware Magie" klingt  irgendwie beunruhigend, fast furchterregend. Kann man diese "Mischreligion" auch als eine Spielart des Christentums ansehen oder ist sie überhaupt kein Christentum mehr? Wo soll man die Grenze für die einzelnen Definitionen ziehen?
Leider sind im deutschsprachigen Raum des Internet kaum Informationen über diese Religion zu finden.

Zwischen Judentum und Christentum gibt es ebenfalls eine Art "Übergangsreligion". Kennengelernt habe ich sie durch die Informationen über eine Petition, die sich gegen die "Judensau" an der Wittenberger Stadtkirche richtet. Ausgelöst wurde sie von einem - wie es in den Medien immer umschreibend hieß - "englischen Theologen", Dr. Richard Harvey. Nur wenn man genauer recherchierte, fand man mehr über ihn und seine Religion:
"messianisches Judentum".
Diese Spielart zwischen Judentum und Christentum hat nichts mit den ersten Christen innerhalb der Juden im 1. Jh. n. Chr. zu tun, die "Judenchristen" in Unterscheidung zu den "Heidenchristen" genannt wurden. Sie begegnete mir zum ersten Mal in der Person von Dr. Harvey.
Die messianischen Juden glauben an Jesus als Messias und teilweise wohl auch an seine Göttlichkeit, pflegen aber auch Teile des jüdischen Glaubens. Jesus wird von ihnen "Yeshua HaMashiach" genannt. Von Seiten sowohl der Juden als auch der Christen gibt es unterschiedliche, teilweise stark ablehnende Positionen zu ihnen.
Dabei wird vorwiegend zuerst die Abweichung von der eigenen Religion gesehen, als dass sie als eine Art "Übergangsreligion" zwischen den Religionen und damit  als Bindeglied  zwischen ihnen angesehen wird.

Innerhalb des messianischen Judentums gibt es ein ganzes Spektrum an theologischen Auffassungen. Allen gemeinsam ist der Missionierungsauftrag, Juden zum Glauben an Jesus als dem Messias zu bekehren.
Interessant wird diese jüdisch-christliche Strömung auch unter dem Aspekt, dass Luthers Judenhass  so erklärt wird, dass er enttäuscht von den Juden war, weil diese sich nicht zum christlichen Glauben an Jesus bekehren ließen. Vermutlich hätte er die "messianischen Juden" noch viel stärker gehasst als die eigentlichen Juden.

Die Details dieser Art "Doppelreligion" sind relativ schwer zu verstehen. Die Wikipedia gibt eine ausführliche Darstellung auf ihrer Seite de.wikipedia.org/wiki/Messianische_Juden »externer Link«
Diese Religion ist etwas anderes als wenn Juden individuell zum Christentum übertreten.

Religionen und Politik bzw. Ideologien vermischen sich
Ja, und dann gab es einmal die Vermischung einer Religion mit einer Ideologie, die selbst so etwas wie eine  Religion geworden war, eine ganz und gar unheilige Allianz:
Die Mischung innerhalb der als "Deutsche Christen" in die Geschichte eingegangene bestand zwischen Christen und Nationalsozialismus:
Es gab also Menschen, die Christ und Nazi in einer Person waren! Es steht zu befürchten, dass diese Sorte Mensch noch nicht ausgestorben ist. Extremere Gegensätze sind nicht vorstellbar als die zwischen den Kernaussagen beider geistiger Systeme:
auf der einen Seite die Lehre des Jesus von Nazareth, der die Menschenliebe zum absolut obersten Gebot erklärte,
auf der anderen Seite eine Ideologie, die die größte Menschenverachtung in der Geschichte überhaupt darstellt.

Die andere Version der Verknüpfung einer Religion mit Aktivitäten im Rahmen einer politischen Ideologie ist die "Theologie der Befreiung", eine Verbindung von Katholizismus und sozialistischen Ideen in lateinamerikanischen Ländern. Leider ist es inzwischen recht still um sie geworden.


Doppelreligionen
Es hat mich doch überrascht, bei der Recherche (14.02.2017) nach "Doppelreligion" so wenige Fundstellen bei Google zu finden - weniger als 100. 
An dieser Stelle will ich daher zwei Menschen erwähnen, die zur Frage, ob das praktisch machbar ist, interessante Positionen bezogen haben:

Wiligis Jäger ist Katholik und Buddhist in einer Person, Benediktiner-Mönch und Zen-Meister. Ein Ausspruch von ihm ist:
Die kosmische Weltsicht des 21. Jahrhunderts erfordert eine zeitgemäße globale Spiritualität.
Ausführlichere Informationen über ihn und sein spirituelles System gibt es in JÄGER, W. (in  DIE BESTEN GEDANKEN » SPIRITUALITÄT).

Eine andere, nicht weniger interessante Auffassung vertritt der katholische Theologe Eugen Drewermann. Ich kann diese jetzt nur aus der Erinnerung wiedergeben: Als Herr Drewermann in den 90er Jahren auf Einladung von Herrn Schorlemmer hier in der Wittenberger Stadtkirche einen Vortrag hielt (Predigt wäre nicht das richtige Wort dafür), gab es anschließend auch einen Buchverkauf. Ich schnappte mir eines der Bücher, blätterte darin und stieß zufällig auf die Stelle, in der er von seiner früheren Begeisterung für den Buddhismus schrieb. Doch er meinte dann, dass es für die eigene spirituelle Entwicklung nicht nötig sei, die Religion zu wechseln. Man könne in jeder Religion, also auch in der regional üblichen, seinen spirituellen Weg gehen.
Das gibt seine Gedanken nur sinngemäß wieder, auch die Quelle, den Titel des Buches, kann ich nicht mehr nennen. Drewermann wurde aufgrund seines - nennen wir es einmal so - freien Umgangs mit der katholischen Basislehre erst die katholische Lehrbefugnis, dann die Predigtbefugnis entzogen, schließlich wurde er vom Priesteramt suspendiert. Im Jahr 2005 trat er aus der katholischen Kirche aus, wie die Wikipedia über ihn schreibt (mehr über ihn siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Drewermann  »externer Link«).

Die Suche nach Toleranz und friedlichem Miteinander

Neben dem oben schon erwähnten "House of One" gibt es zahlreiche weitere Initiativen, Websites und Bücher, in denen es um diese Suche nach Wegen für ein friedliches Miteinander aller Religionen geht.
Neben dem "Weltparlament der Religionen" möchte ich hier das Projekt "Weltethos" von Hans Küng und das Buch des Dalai Lama " Ethik ist wichtiger als Religion" nennen. Ausführlichere Informationen  zu diesen drei  Beispielen gibt es auf der Seite →DALAI LAMA (in DIE BESTEN GEDANKEN » PHILOSOPHIE + ETHIK)

Im Sinne der Weltgemeinschaft der Menschen, im Sinne der Menschheit laufen alle diese Bemühungen hin auf die Grundsatzfrage, die (der) jede Religion sich stellen muss:
Bist Du in der Lage, den Menschen Liebe und Frieden zu bringen oder nicht?
Kannst Du die Existenz der anderen Religionen hinnehmen, ohne sie bekämpfen zu wollen? Kannst Du Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen "tolerieren" im ursprünglichen Sinn dieses Wortes ( "ertragen, erdulden")?
Wenn Du das nicht kannst, bist Du eine Gefahr für die Menschheit.
Und Du bist als Religion nicht zukunftsfähig, sondern dem Untergang geweiht.

Dabei gilt natürlich: jede Religion und jede Weltanschauung ist ständig in der Entwicklung. Wohin diese Entwicklung gehen soll, kann  und muss heute durchaus jede Religion für sich entscheiden, im Voraus planen. Es sind Entwicklungen, die auch nicht durch äußere Gesetze oder Vorgaben von außen vorgeschrieben werden können.

Es wird noch viel Zeit kosten, bis wir alle - egal, ob Juden, Christen, Moslems, Atheisten, ... - diese innere Friedfertigkeit wirklich gelernt haben. 
Wir sollten uns ein bisschen beeilen damit - zu viel Schaden ist bereits angerichtet worden im Namen von Religionen und Weltanschauungen.
Noch ist auch das Christentum nicht so weit, als "friedlich und tolerant" zu gelten.
Noch würde ich es hierin nicht als "Vorbild" betrachten für andere Religionen und Kulturen.
(Allein auf dieser Seite nenne ich zahlreiche Namen von aus der katholischen Kirche "Verstoßenen", die sich diesem Toleranzdenken verschrieben haben: Drewermann, W. Jäger, H. Küng, E. Cardenal. Solange die katholische Kirche gegen die Vernünftigen aus ihren eigenen Reihen vorgeht, ist sie noch lange nicht im 21. Jh. angekommen.)

Mein Traum von einer Koalition der Vernünftigen
Ich denke, in jeder Religion gibt es die Vernünftigen, die schon jetzt begriffen haben, dass die Welt nur überleben kann, wenn die Religionen friedlicher, toleranter und liebevoller werden.
Wenn diese Menschen - über alle Schranken der Kultur, der Religion oder Weltanschauung hinweg - sich in einer "Koalition der Vernünftigen" verbinden, wird es leichter!

Das Weltparlament der Religionen

Ein erster Schritt könnte sein, das "Weltparlament der Religionen"  ("Parliament of the World's Religions") als Basisorganisation der Vernünftigen, der Toleranten, der Friedlichen, der Liebevollen stärker zu nutzen.
siehe auch www.parliamentofreligions.org »externer Link«

Auf der 6. Tagung  des Weltparlaments der Religionen im Jahr 2015 in Salt Lake City wurde das Projekt "Revolutionary Love" gestartet.
Im Newsletter vom 14.02.2017 heißt es darüber:Valarie Kaur's Revolutionary Love Project Reclaims Valentine's Day
Executive Director of the Parliament of the World's Religions Dr. Larry Greenfield invites all in the Parliament community to join us as we partner in promoting the "Revolutionary Love" project birthed at the 2015 Parliament in Salt Lake City when Valarie Kaur delivered a keynote address declaring that "revolutionary love is the call of our times."

The project is bringing faith leaders and organizations together in a moral resistance through the words:

"We, people of faith and moral conscience, reclaim Valentine's Day as a Day of Revolutionary Love, Day of Rising. We resist all executive orders and policies that put people in harm’s way. We commit to fight for social justice through the ethic of love -- love for others, our opponents, and ourselves. On Valentine's Day, we will rise up across the U.S. and around the world in music, poetry, dance and engage Congress to declare that #RevolutionaryLove is the call of our times."


In deutscher - frei übersetzter - Kurzfassung:
(dabei denke ich, dass "revolutionary" nicht die enge, bei uns vorherrschende Bedeutung von "revolutionär" hat, sondern gemeint ist im Sinne einer grundsätzlichen Veränderung)
Dieses Projekt will den Valentinstag als Tag der "Revolutionären Liebe" gestalten mit dem Grundgedanken: "Revolutionäre Liebe ist das Erfordernis unserer Zeit".
Wir wollen jeder Politik, die den Menschen Schaden zufügt, Widerstand leisten. Wir wollen diese Idee "Revolutionäre Liebe ist das Erfordernis unserer Zeit" überall verbreiten - mit Musik, Tanz, Gedichten und Tagungen.

Zu diesen Gedanken passen die Worte von Ernesto Cardenal (nikaraguanischer Dichter, Priester, Politiker):
"Unter Revolution verstehe ich Nächstenliebe."

Inzwischen (Stand 31.05.2021) hat das 7. Treffen (1. bis 7. November 2018, Toronto) stattgefunden
Es stand unter dem Motto:
THE PROMISE OF INCLUSION, THE POWER OF LOVE:
Pursuing Global Understanding, Reconciliation, and Change
Auf o. g.  Website findet man die Dokumente des Treffens.
Die Deklaration für die Prinzipien einer Globalen Ethik (pdf) aus dem Jahr 1993 wurde aktualisiert - man kann sie über diese URL erreichen:
https://parliamentofreligions.org/documents/towards-global-ethic-initial-declaration-fifth-directiveexterner Link, öffnet in neuem Fenster

Von den mehr als 8.000 Teilnehmern waren rund 60 Prozent Frauen.

Zur Zeit finden die Vorbereitungen für ein achtes Treffen in diesem Jahr statt. Es soll - virtuell - vom 17. bis 18. Oktober 2021 stattfinden.  Es gibt einen Aufruf, sich an der Programmgestaltung zu beteiligen.
Das Thema lautet in diesem Jahr:
Opening Our Hearts to the World: Compassion in Action.
(Meine Übersetzung - in etwa:
Öffnen wir unsere Herzen für die Welt: Mitgefühl in Aktion.)
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Anmerkung A1
Christentum in Japan

Den oben erwähnten Artikel halte ich für ausgesprochen wichtig dafür, dass wir hier in Europa verstehen lernen, wie das Christentum von außen, aus anderen Kulturkreisen heraus, wahrgenommen wird. Deshalb erlaube ich mir GANZ AUSNAHMSWEISE einmal, ihn als pdf (→ Christentum in Japan) hier beizulegen.
Details zu dem Artikel, dem äußerst spannende Interview mit der Theologin und Religionswissenschaftlerin sowie Leiterin der katholischen Seisen-Frauenuniversität in Tokio, Haruko K. Okano:
Heft 1.2017 (13.01.2017) der Zeitschrift "Publik-Forum", S. 38-39, zu finden.

Anmerkung A2
Vermischungen zwischen verschiedenen Religionen können in unterschiedlichem Grad ausgeprägt sein.
Das ist aus religionsgeschichtlicher Sicht ein so weites Feld, dass ich hier vorerst nicht ausführlicher darauf eingehen kann.
Neben der echten Verschmelzung sind auch Mischformen bekannt, in denen einfach mehrere Elemente verschiedener Relionen auftauchen. Für letzteres wird gern der Begriff "Synkretismus" verwendet, der offensichtlich einen negativen Beigeschmack hat.
Erklärt wird er als:"1. Vermischung  verschiedener Religionen, Konfessionen oder philosophischer Lehren, meist ohne innere Einheit (z. B. in der späten Antike)."(2. Verweis auf Kasussynkretismus - ein Begriff aus der Sprachlehre)
Diese Definition habe ich übernommen aus dem Duden-Fremdwörterbuch Quelle