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CHRISTEN-LEHRE

Eine Auseinandersetzung mit Anspruch und Wirklichkeit des Christentums


Welche Religion die beste sei?
fragt Lessing in seinem "Nathan", um in der berühmten "Ringparabel" die Antwort auf die Frage erst in der Zukunft für möglich zu halten, dann nämlich, wenn im Wettstreit der drei Religionen ("Ringe" sind es in der Parabel) sich zeigt, welche von ihnen es versteht, sich "angenehm zu machen vor den Menschen".

Zitat aus der Ringparabel:
    »Der rechte Ring
    Besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen;
    Vor Gott und Menschen angenehm.«

(Die ganze Ringparabel kann man nachlesen unter LESSING, in DIE BESTEN GEDANKEN » KUNST + PHANTASIE)

Die wichtigsten Fragen, mit denen ich mich auseinandersetzen möchte, sind diese:
- Angeblich toben "Religionskriege"
- Was für ein altes, kindisches Gottbild wird uns vorgemacht?
- Luthers Theologie (hier nur erwähnt, wird an anderer Stelle behandelt)
- Christliche Fundamentalisten
- Das Missionieren als Sendungsbewusstsein und Bestätigung eigener Auserwähltheit
- Die deutsche "Leitkultur" und das sogenannte jüdisch-christliche "Abendland"
- Gottvorstellungen auf verschiedenen Ebenen - die höchste Ebene ist noch nicht erreicht
- PS: Die "Gottesformel" als komplexestes Gottbild

Angeblich toben "Religionskriege".

Es erscheint so, als ob die gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt oft den Charakter von "Religionskriegen" annehmen. Darin schließe ich auch den "Kampf der Weltanschauungen" bzw. den "Kampf der Kulturen" ein.

Welche Rolle spielt das Christentum in diesen Auseinandersetzungen?
Religionen behaupten meist, jeweils die einzig wahre, die einzig richtige Religion zu sein. Nur  wer sich an die Lehren dieser einen, einzig richtigen Religion hält, hat eine Chance, "selig" zu werden, in den "Himmel" zu kommen und nur auf den wartet ein "ewiges Leben".
Ich meine diese Vorstellung in den verschiedenen monotheistischen Religionen, dass alle anderen Gläubigen "verdammt" sind, weil sie an den "falschen Gott" glauben. Dann ist Missionieren sozusagen Seelenrettung und der "Heilige Krieg" geradezu Pflicht des Gläubigen - egal ob Christ oder Moslem. Die Juden halten sich hier ein bisschen zurück, auch wenn das, was sie mit den Palästinensern machen, letzlich nur zu erklären und zu verstehen ist, wenn man davon ausgeht, dass diese gegenüber dem eigenen "auserwählten" Volk für minderwertig gehalten werden. Dann ist alles erlaubt.
Der eigene Glaube ist das - bitte wörtlich nehmen - "Allein-Selig-Machende".

Wenn eine Religion eine solche Auffassungen vertritt, kann sie leicht als Ideologie für ein im Krieg nötiges "Feindbild" ("Kampf gegen die Ungläubigen") missbraucht werden. Die Religion wird zum geistigen Band, zur Flagge, unter der man in den Krieg zieht.
Militärseelsorger, Militärpfarrer, Segnen von Waffen, Predigten, die zur Unterstützung der einen oder anderen Seite in einem Krieg aufrufen - all das ist nicht Teil des Christentums sonder Teil des Missbrauchs des Christentums als Idelogie. Denn Jesus hat die "Feindesliebe" (nicht nur die "Nächstenliebe") gepredigt und aufgerufen, die Waffen ruhen zu lassen: "Wenn man dich auf die linke Backe schlägt, so halte die rechte hin." und "Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen."

Christentum sollte  nach den Lehren ihres Begründers (Religionsstifters) also die erste Friedenskraft in der Welt sein.
Doch ist sie es? Wo, wenn ich bitten darf, wirkt das Christentum heute friedensstiftend?
Die Geschichte des Christentums ist sogar reich an "Religionskriegen" zwischen verschiedenen christlichen Gruppierungen.

Als vor vielen Jahren eine Gruppe von palästinensischen und israelischen Künstlern in Deutschland eine Tournee veranstalteten unter dem Motto "Wir weigern uns, Feinde zu sein.", waren ihnen die "Gotteshäuser" der Christen, in denen sie auftreten wollten, verschlossen. Warum hat man hier in Deutschland diesen Versuch, Frieden zu stiften, nicht unterstützt?

Es ist Zeit für eine neue Aktion "Schwerter zu Pflugscharen". Warum gibt es sie noch nicht?

Was für ein altes, kindisches Gottbild wird uns vorgemacht?

Ganz besonders heftig ist dieses "Alleinseligmachen" des eigenen Glaubens im Christentum.
"Nur durch Jesus allein" findet man zu Gott, wird da behauptet. Diese Absurdität geht so weit, dass sich Theologen ernsthaft zu der Frage äußern, was denn mit den möglicherweise existierenden außerirdischen intelligenten Lebewesen wird, die ja die Botschaft des Gottessohnes und Gott gewordenen Menschen Jesus gar nicht kennen.
In einer TV-Sendung hatte ein Theologe (Leider weiß ich nicht mehr, welche Sendung und welcher Theologe das war.) sehr charmant lächelnd, sinngemäß gesagt: Das ist nicht unsere Sache, das Problem muss der liebe Gott gefälligst selbst lösen.
Soll eine Religion, die keinen anderen Weg zu Gott als den "durch Jesus" zulässt, sich wirklich "angenehm machen vor Gott und den Menschen"?
Wenn das wirklich der Wille des Christengottes (des christlichen Bildes von Gott) ist, dann muss dieses Bild falsch sein. So kleinkariert kann ein Gott gar nicht sein!

Luthers Theologie

Im Rahmen der "Christenlehre" stellen die theologischen Überlegungen Luthers einen Spezialfall dar. Wie wichtig oder nötig (brauchbar) diese Theologie heute bzw. für die Zukunft noch ist, halte ich für diskussionswert.
Aus der Besonderheit heraus, Wittenbergerin zu sein, habe ich diesem Thema eine extra Seite gewidmet:  LUTHERS LEHRE (in LUTHERSTÄDTISCHES » LUTHER IN TÜTEN)

Christliche Fundamentalisten

Zu diesem Stichpunkt will ich nicht die verschiedenen fundamentalistischen Strömungen innerhalb des Christentums analysieren.
Mir genügt es, eine Nachbarin zu haben, die mich regelmäßig "belehrt" mit ihrer Auffassung von Gott und der rechten Art zu glauben. Sie geht auf in dem Glück, ihrem Gott und den Menschen dienen zu dürfen.
Sie ist felsenfest überzeugt: Der Sonntag ist gar nicht der richtige wöchentliche Ruhetag, sondern der Samstag.
Meiner etwas spöttische Anfrage, ob es nicht genüge, einen 7-Tage-Rhythmus mit einem Tag Ruhe und Gottesandacht einzuhalten, erteilte sie eine grundsätzliche Abfuhr.
Denn in der Bibel steht, dass Gott "am siebten Tag" ruhte. Also hat sich auch der Mensch daran zu halten. Deshalb ist ihr Tag der Ruhe der Samstag.

Die Kalender-Woche beginnt inzwischen nicht mehr am Sonntag (1. Tag), sondern am Montag, so dass der Sonntag nun an 7. Stelle steht.
Neulich hat sie mir  mit strafendem Blick auf meine Jeans gesagt, dass in der Bibel steht, dass sich Männer und Frauen in ihrer Kleidung unterscheiden sollen, Frauen also Rock zu tragen haben und keine Hosen tragen dürften.
Hätte sie die Macht, sie würde - fürchte ich - allen Frauen verbieten, Hosen zu tragen.
So viel dazu, was passiert, wenn man "die Schrift" zu wörtlich nimmt - sola scriptura und die Folgen sozusagen.

Das Missionieren als Sendungsbewusstsein und Bestätigung eigener Auserwähltheit

(Abschnitt neu am 22.02.2019)
Missionieren bedeutet zunächst einmal, andere Menschen von den Vorzügen des eigenen Glaubens zu überzeugen.
Wer also der Meinung ist, dass alle Religionen ihre Daseinsberechtigung haben und dass das friedliche Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauung höchst schützenswertes Basisgut und somit Voraussetzung der Realisierung der Menschenrechte ist, wird vermutlich nicht den richtigen "missionarischen Eifer" aufbringen.
Je fundamentalistischer jemand ist, je überzeugter er also von seiner eigenen Spielart von Religion ist, desto mehr wir er diesen Eifer ausprägen.

Hierzulande lässt er sich an den eifrigen Zeugen Jehovas sehr gut beobachten, die ihre Druckerzeugnisse und Ideen vor der Kaufhalle (dem Supermarkt) verkünden oder damit auf Klingeltour gehen. Einige Male habe ich mich sehr intensiv mit ihnen unterhalten und auch einige Broschüren und Büchlein gelesen. Es war kein Vergnügen, aber es waren wichtige Erkenntnisse, die ich dabei gewinnen konnte, vor allem erfuhr ich von ihrem sichtlichen Überlegenheitsgefühl, als einziger Träger der Wahrheit keine Mühe zu scheuen, anderen Menschen die "Frohe Botschaft" ihrer eigenwilligen Auslegung der Lehren des Jesus von Nazareth aufzudrängeln. Damit kann man sich auf rationaler Ebene (also mit Argumente) nicht mehr auseinandersetzen.

Kürzlich (im Februar 2018) tagte hier in Lutherstadt Wittenberg das "Pazifische Netzwerk". Mein Mann war bei einigen der Vorträge dabei, auf denen von dem missionarischen Gebaren von Christen im Pazifik (Mikronesien) berichtet wird.   Ich gebe aus seinem Bericht darüber hier nur diesen Fakt wieder:
99% der dortigen Schulen sind christlich geprägt. Dort dürfen weder der landeseigene Glaube noch die eigenen Traditionen bzw. die landestypische Kultur erwähnt oder gar gepflegt werden. Im Gegenteil, sie werden als böse und schlecht verteufelt.
Ich werde mich bemühen,  ausführlichere Informationen zu bekommen. Noch weiß ich nicht, welche Kirche bzw. welche Gruppe von Christen dort missioniert.

Nachtrag 31.12.2019:
Leider habe ich keine Details zu dem angesprochenen Fakt finden können, kann aber zumindest auf die Website des "Pazifischen Netzwerks" und ihren Facebook-Eintrag zu der Veranstaltung im Februar 2018 verweisen:
www.pazifik-infostelle.org/pazifik_netzwerk/ »externer Link«
bzw.
www.facebook.com/event/334031550335967/»externer Link«

Die deutsche "Leitkultur"
und das sogenannte "jüdisch-christliche Abendland"

Manche Leute glauben, dass unsere deutsche Kultur wesentliche Wurzeln im Christentum hat. Das ist sicher richtig - ABER:
-  es sind nicht die einzigen Wurzeln unserer Kultur;
-  diese deutsche Kultur hat Überlappungen (Schnittmengen) auch mit anderen nationalen Kulturen und anderen Religionen;
- haben auch andere, uns völlig fremde Kulturen ihre Wurzeln im Christentum.

Hierzu möchte ich nur ein Beispiel nennen: Unter den Flüchtlingen, die im Jahr 2015 nach Deutschland kamen, sind auch viele Menschen aus Eritrea. Zum Glück habe ich einige von ihnen persönlich näher kennengelernt. Es sind alles Christen!
Zweimal durfte ich bereits an ihrem Ostergottesdienst teilnehmen.
Sie gehören zu der auf das koptische Christentum zurückgehenden Eritreisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche. Ihr Gottesdienst folgt einem völlig anderen Ritual als der evangelische oder katholische Gottesdienst hier in Deutschland.
Ihre Kultur, ihre Lebensweise ist natürlich völlig anders als unsere. Sie sind in ihrer Heimat ja nicht nur durch das Christentum, sondern auch durch die Lebensumstände, die natürlichen Voraussetzungen (Nahrung, Rohstoffe, Wasser vor allem!), durch das Bildungsniveau und die gesamte Geschichte ihres Landes geprägt.
Das heißt aus meiner Sicht, dass sich Kultur und Religion zwar auch bedingen, es aber nicht möglich ist, sozusagen das Christentum für uns allein als Basis unserer kulturellen Entwicklung zu reklamieren.
Christen und Nichtchristen in Deutschland haben mehr kulturelle Gemeinsamkeiten  als Christen aus Deutschland und Christen aus z. B. Ländern Afrikas.

Mit der aktuell in Asien sehr intensiv betriebenen, offenbar recht erfolgreichen Missionierung muss das Christentum sich - wie es vor 1000 Jahren auch in Europa geschehen ist - erst einmal an die vorhandene Kultur anpassen.
Das Christentum hat seine Wurzeln in einer völlig anderen, uns recht fremden Kultur.

Andererseits könnte das Christentum aufgrund seiner unterschiedlichsten kulturellen Umfelder gerazu zum Bindeglied bei der Völkerverständigung und Zusammenarbeit zwischen den Ländern werden.  Es könnte ... - aber es tut es nicht.

Gottvorstellungen auf verschiedenen Ebenen -  die höchste Ebene ist noch nicht erreicht

Diese alte Streitfrage, ob es einen Gott gibt oder nicht, kann nicht damit beantwortet werden, dass man die verschiedenen Gottbilder, Theologien und Glaubenslehren miteinander vergleicht und eine "beste" findet - oder gar alle Religionen und Glaubensvorstellungen pauschal ablehnt. Diese Frage ist so spannend und vielschichtig, dass es sich wirklich lohnt, genauer nachzufragen.
Vielleicht gibt es so etwas wie eine "Schnittmenge" aller Gottvorstellungen?

Es gibt Gottesvorstellungen auf verschiedenen Ebenen.
Von den ersten Naturreligionen, in denen Naturgewalten in Göttergestalten personifiziert wurden bis zum heutigen christlichen Gottesbild war es ein weiter Weg, haben die Gottesvorstellungen verschiedene Erkenntnisebenen durchlaufen.
Mein Eindruck ist, dass in der christlichen Welt gegenwärtig davon ausgegangen wird, dass dieses, ihr Gottbild die "höchste" Erkenntnisebene Gottes ist und keiner Weiterentwicklung bedarf.
Ich denke, es ist höchste Zeit für eine neue Ebene von Gottvorstellungen - hin zu einem neuen, komplexeren Gottbild, das dann auch Grundlage einer  "Weltreligion" sein kann.

PS: Die "Gottesformel" als bisher komplexestes Gottbild
Einen ersten, äußerst spannenden Versuch hat Thomas M. Waldmann mit seinem Buch "Die Gottesformel" unternommen. Er hat sozusagen ein "mathematisches Gottbild" entworfen, in dem alle Gottbilder der Menschheit dialektisch aufgehoben, aufbewahrt sind.
Ich stelle sein Buch vor in DIE GOTTESFORMEL (in DIE BESTEN GEDANKEN » PHILOSOPHIE + ETHIK).