banner guw - GOTT UND DIE WELT
GOTTBILDER

GOTT IST ALLES IN ALLEM

"Alles in Allem" ist eine Formulierung in höchster Verallgemeinerung bzw. in höchster Abstraktion. Der Unterschied zwischen beiden Denkmöglichkeiten muss noch an anderer Stelle aufgezeigt werden.

Hier gibt es schon ein erstes Beispiel dafür, was ich mit dieser Unterscheidung zwischen Verallgemeinerung und Abstraktion meine, die Frage, ob Gott  so etwas wie "Obst" sei.
Bevor man jedoch überhaupt die Frage nach dem Gottesbild stellt, muss man sich fragen, ob es so etwas wie Gott überhaupt "gibt": Was also heißt "es gibt (einen) Gott"? Das versuche ich mit der Frage "Gibt es den Weihnachtsmann?" anschaulich zu machen.

1. Gibt es den Weihnachtsmann?
2. Ist Gott so etwas wie "Obst"?
3. Die Notwendigkeit, das christliche Gottbild  weiter zu entwickeln
4. Deus in rota est - ein Mosaik im Kölner Dom
5. Gott ist "Alles in Allem" - Gott ist "Alles und Nichts"

1. Gibt es den Weihnachtsmann?

Mit dieser  vielleicht etwas seltsam anmutenden Frage will ich auf ein erkenntnistheoretisches Problem aufmerksam machen.
Wenn man fragt, ob es Gott "gibt" oder ob es Gott "nicht gibt" ist das eigentliche Problem zu klären, was "es gibt" überhaupt heißt bzw. bedeuten soll.

Am Beispiel des Weihnachtsmanns will ich diese Schwierigkeit deutlich machen.
Denn das wissen wir ja alle, dass es den Weihnachtsmann gar nicht wirklich gibt, dass es ihn in (der) Wirklichkeit nicht gibt.

Hier die kleine Geschichte zu dieser Frage:

In der ersten Klasse fragten mich ältere Mitschüler, ob ich noch an den Weihnachtsmann glaube. Da ich sie verständnislos ansah - ich verstand die Frage wirklich nicht - lachten sie sich scheckig und johlten: "Ha, die glaubt noch an den Weihnachtsmann!"
Aber ich hatte doch gar nicht an ihn "geglaubt"! Bis zu diesem Augenblick war ich mir ganz sicher, dass es ihn wirklich gibt!
Viele Jahre später, mein Sohn war etwa im gleichen Alter wie ich damals, doch er "glaubte" natürlich nicht an den Weihnachtsmann, hatten wir kurz vor Weihnachten eine interessante Diskussion:
Er fragte etwas wegen der erwarteten Geschenken und ich erwiderte: "Na, die legt doch der Weihnachtsmann unter den Baum!" Er lachte und sagte: "Den Weihnachtsmann gibt es doch gar nicht! Du legst doch die Geschenke unter den Baum.", worauf ich ihn auf die vielen Weihnachtsmann-Bilder in Büchern, Schaufenstern und im Fernsehen hinwies und meinte, dort könne er doch selbst den Weihnachtsmann sehen.
Er meinte darauf: "Ja, soo gibt es ihn, aber doch nicht wirklich!" Und dann kam mir dieser Satz spontan und scherzhaft in den Sinn - und erst hinterher wurde er mir richtig bewusst: "Was glaubst du wohl, warum so viele Menschen gleichzeitig zu Weihnachten sich gegenseitig beschenken und dann sagen, es sei der Weihnachtsmann gewesen? Das passiert doch nur, weil alle diese Geschichte vom Weihnachtsmann kennen und sie ihnen gefällt. Deshalb passiert genau das, was »der Weihnachtsmann macht«.
Wir sind halt alle seine Helfer."

Was ich damit sagen will: den Weihnachtsmann, wie Kinder ihn sich vorstellen: mit Rauschebart, irgendwo da oben am Nordpol, mit Rentierschlitten usw., den gibt es natürlich nicht. Und trotzdem gibt es ihn, sozusagen auf einer anderen Ebene, auf einer geistigen. Es gibt die Idee vom Weihnachtsmann - und die ist so stark, dass Millionen Menschen dieser Idee "ver-wirklichen".

Bitte unterschätzen Sie dieses "Weihnachtsmann-Problem" nicht!
In der Physik geht es um physische Ursachen und physische Wirkungen in der materiellen Welt, eine "Idee" als Ursache einer physischen Wirkung kann von der Physik nicht erkannt werden. Sie müsste die Wirkung einer Idee also als "ursacheloses" Wirken - ja was? - ignorieren!

Wenn Gott nicht "wirklich" existiert, sondern "nur" in den Köpfen der Menschen als Vorstellung, so hat es doch Auswirkungen auf das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen. In diesem Sinne könnte man sagen: die Menschen "schaffen sich Gott", der sich dann "verselbständigt". Er existiert, weil die Menschen ihn geschaffen haben.
Das ist zwar verwirrend, doch ich kann diesen Gedanken nicht außen vorlassen, wenn ich die verschiedenen Gottbilder verstehen will. Der Atheist kann dieses Phänomen ignorieren, das befreit ihn nicht von dem Phänomen, dass geistige Produkte der Menschen eine objektiv reale Existenz haben: Wissenschaft z. B. oder Gedichte, Musik - und die Liebe, die Freundschaft, die Freude.

"Gibt es" nun Gott nur in den Köpfen der Menschen, so wie Weihnachtsmann, Träume, Pläne und Phantasien? Oder gibt es doch noch mehr, das man aus den Gottbildern erfahren kann?

2. Ist Gott so etwas wie "Obst"?
Abstraktion oder Verallgemeinerung - das ist die Frage [A1]

Also suchte ich das Gespräch mit einem Theologen, einem evangelischem Pfarrer. In meiner ersten Phase, in der ich noch aus völlig atheistischer Sicht die Gottbilder der Menschen untersucht hatte, war ich an dem Punkt angekommen, dass ich sie für eine Abstraktion nahm: so wie "Obst" eine Abstraktion verschiedener konkreter, essbarer Früchte ist: Man kann Äpfel, Birnen, Bananen, Kirschen usw. als "Obst" bezeichnen. Obst "gibt es und gibt es nicht". Denn man kann Obst nicht essen, nicht anfassen, nicht sehen: wenn man es sieht, berührt, isst, dann berührt, sieht, isst man immer die konkrete Frucht: den Apfel und eben nicht "Obst". An diesem Punkt war ich also in meinem Erkenntnisweg angekommen, als ich mit einem Theologen, Herrn Dr. S., reden wollte über Gott.
Meiner ersten Frage, begegnete er mit: "Gott ist eine Abstraktion, so etwas wie "Obst." - Ich jubelte schon innerlich, dachte ich doch, nun könnten wir anfangen, über Gott zu reden,  hatten wir hier doch - aus unterschiedlichen Richtungen kommend - einen Berührungspunkt gefunden. Doch oh weh! Das war nicht der Anfang, sondern das Ende unseres Gespräches. Für ihn war damit alles gesagt, was über Gott gesagt werden kann, weitere Gespräche waren überflüssig ...
Mein Fazit war: mit Theologen kann man nicht über Gott reden.

Natürlich ist diese Sichtweise - die Abstraktion - in ihrer Umkehrung sehr anschaulich:
Gott ist in allem, in allen Dingen, in allen Menschen, in allen Geschehnissen.
Doch die Abstraktion - das Vernachlässigen der konkreten Einzelheiten - ist nur bedingt richtig.
Besser ist es, sich Gott als Verallgemeinerung, als allgemeinste Zusammenfassung von allem zu denken. Um im obigen Bild zu bleiben:
Gott ist nicht auf der Begriffsebene "Obst" (Abstraktion) zu begreifen.
Gott könnte man eher mit dem Begriff "Früchte" (Verallgemeinerung) anschaulich machen: " "Früchte" ist der Oberbegriff zu den einzelnen Fruchtarten - der Begriff "Frucht" steckt in jedem Apfel, jeder Birne, Banane usw. Früchte kann man essen.

Anders gesagt: Man kommt zur Vorstellung von Gott nicht durch Abstraktion - Gott ist kein "Obst" - man kommt nur durch höchste Verallgemeinerung dorthin. Dann ist man bei o. g. Formulierung - Gott ist "Alles in Allem".

3. Die Notwendigkeit, das christliche Gottbild weiter zu entwickeln

Wir Menschen wissen nicht einmal genau, was auf atomarer Ebene geschieht. Nach wie vor gibt die Struktur der Materie Rätsel auf. Unser Atombilder, unsere Strukturbilder (auch wenn wir sie "Modelle", "Hypothesen" und "Theorien" nennen) sind nur "Bilder", die wir uns von der Wirklichkeit machen. Sie können die Wirklichkeit gar nicht in vollem Umfang erfassen, immer nur Teilaspekte dieser Wirklichkeit ausleuchten. Am deutlichsten wird das im so genannten "Welle-Teilchen-Dualismus", in der Tatsache, dass wir nur jeweils einen Aspekt dieser beiden Bilder - entweder das Teilchenbild oder das Wellebild - betrachten können. Beide Bilder stehen im Widerspruch zueinander. Mit anderen Worten: wir sind noch nicht "angekommen" mit unseren Vorstellungen. Wir müssen sie noch weiter entwickeln.

Ähnlich ist es bei unseren Gottbildern, die sich zwar ebenfalls im Laufe der Zeit gewandelt haben, sich "höher entwickelt" haben. Es gibt viel Facetten dieser Bilder, die vielleicht erst in ihrem Zusammenspiel ein realistisches Bild geben. In der islamischen Vorstellung von Allah ist dieser Gedanke wesentlich anschaulicher ausgeprägt.

Seit langem stagniert unser (christliches) Gottesbild.
Das Bild von Gott, wie es mir als Kind vermittelt wurde, war für mich einfach nur "zum Davonlaufen". Es passte nicht zu den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, die mir die Schule vermittelte und die mir logisch, nachvollziehbar und wahr erschienen. Es war ein  Bild für kleine dumme Kinder oder für die ungebildete Menschen, wie sie im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit lebten.
Intelligente Menschen lösten sich innerlich von diesen Kinderbildern, machten sich eigene, erweiterte Gottesbilder oder - sehr zum Entsetzen der Kirche - distanzierten sich gleich ganz von der Frage nach der Existenz eines Gottes.
Der wachsende Kreis atheistischer Menschen ist aus meiner Sicht eine logische Folge des stagnierenden Gottesbildes der Kirche.

Als ich in den 90er Jahren mit der Diskussion über "Gott als Frau" konfrontiert wurde, fand ich das ziemlich lächerlich. Denn man kann nicht die eine Dummheit (den einseitig-männliche Gott) durch die andere Dummheit (den einseitig-weibliche Gott, die Göttin) ablösen.
Die Lösung kann nur auf einer übergeordneten Ebene gefunden werden: die Vermenschlichung / Vergeschlechtlichung Gottes muss generell überwunden werden.

Anders ausgedrückt - ich erwarte von den Kirchen (evangelische wie katholische) einfach, dass sie diese Weiterentwicklung ihres Gottbildes selbst in die Hand nehmen.
Es gibt unter klugen Christen - sei es Jürgen Moltmann, Willigis Jäger oder Dorothee Sölle[A2] , um nur einige Namen zu nennen - so viele sehr schöne Ansätze dafür.
Im Mittelpunkt dieser Weiterentwicklung muss die Selbsterfahrung Gottes stehen, nicht mehr das "Fremdwissen" über Gott ohne wirkliche eigene Gotteserfahrung.

Ich weiß noch, wie dieser Satz von Karl Rahner, 1995 in einer katholischen Frauenzeitschrift gefunden, mich elektrisierte:
"Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder es wird keinen Christen (kein Christentum) mehr geben."
(Karl Rahner, katholischer Theologe, Jesuit, 1904 - 1984)

Wenn Martin Luther dann auf die "sola scriptura" (Es gilt nur, was in der Bibel steht) verweist, steht das in krassem Widerspruch zu Rahners Erkenntnis. Bibelwissen ist Fremdwissen, man "lernt" etwas über Gott, egal, ob man es verstanden hat oder nicht.
Der Weg zu einer Weiterentwicklung des Gottesbildes der Christen kann  folglich nicht mit Hilfe Luthers gegangen werden. Luther ist aus heutiger Sicht so etwas wie ein Anhänger des Geozentrismus bzw. ein "Flacherdler" - seine Erkenntnisse sind überholt.
Luther ist die "Sackgasse des Christentums".

4. Deus in rota est - ein Mosaik im Kölner Dom

Der Besuch im Kölner Dom brachte zwei Überraschungen. Die erste Überraschung war die, dass dort als Reliquien die "Gebeine der Heiligen Drei Könige" gezeigt wurden. Das jagte mir einen gehörigen Schreck ein:
Waren sie doch zurück zu Herodes gegangen, nachdem sie Jesus in der Krippe in Bethlehem hatten liegen sehen? Hatter der sie dann alle drei erschlagen und ihre Leichen in eine Kiste gepackt und nach Köln geschickt?
Scherz beiseite - diese Legende ist es natürlich nicht, die mich beschäftigt hat.
Die wirkliche, die wirklich große Überraschung war das Abbild eines Bodenmosaiks:

Deus in rota est - Kölner Dom Im Dezember 2005 war der Dom Baustelle, an einigen Stellen mit Bauzäunen umstellt und diese mit Tüchern behangen. Auf einem dieser Tücher war nebenstehende Abbildung zu sehen. Leider fand ich das Mosaik selbst im Dom nicht, so musste ich mich mit dem Foto, das meine Tochter mir von dem Bild auf dem Tuch machte, zufrieden geben.
Beim Klick auf die Abbildung links ist eine größere Abbildung zu sehen.

Diese rechte Abbildung ist ein Ausschnitt aus der Mitte der obigen Abb.:






die Mitte des Mosaiks - deus in rota est

Dieses Gottbild "Deus in rota est" würde ich versuchen, so zu übersetzen:
Gott ist in der Drehung / Rotation / Bewegung, Gott ist der ewige Kreislauf.
Gott ist ein dynamischer Gott.
Gott ist Kraft und Energie (im Sinne des "Weltbewegers").
Ich muss das so schreiben, da ich keine echte, brauchbare Fundstelle bei Google gefunden habe. Die Gruppensuche brachte mit ganzen sieben Fundstellen im wesentlichen nur Bezüge zu diesem Mosaik mit der Übersetzung "Gott ist im Rad" oder "Gott ist in der Drehung", wobei lediglich das Mosaik beschrieben, aber der Text nicht aus theologischer Sicht betrachtet wird.

Nebenbei stieß ich auch auf diese Formulierungen:
• "Deus caritas est" -  so der lateiische Name  einer Enzyklika von Papst Benedikt XVI. - auf deutsch "Gott ist Liebe"
• "Deus est" - Gott existiert
• die lateinischen Wörter  für Gott / Göttin / Gottheit:
       deus - Plural: dei (www.wortbedeutung.info/deus/)
       dea - Göttin,
       deitas - (Gottheit),
• Omnia in omnibus est deus
Die Übersetzung lautet: "Alles in Allem - das ist  Gott":

5. Gott ist "Alles in Allem" - Alles und Nichts

Eine liebe  Freundin sagte mir vor vielen Jahren, für sie sei Gott "Alles in Allem".
Mehr nicht,  nicht mehr. Diese kleine kurze Aussage faszinierte mich.
Sie enthielt alles, was man über Gott sagen kann. Umfassender kann man kein Gottbild formulieren.

Nun habe ich auch herausgefunden, wer diese Erkenntnis vermutlich als erster formuliert hat: ein gewisse Johannes Scottus Eriugena.
In der "Liste lateinischer Phrasen - O" der Wikipedia steht hierzu:
Omnia in omnibus est deus
"Gott ist alles in allem" - Ausspruch des Johannes Scottus Eriugena, über die Allheit Gottes (de div. nat. II, 2. Eine Formulierung, der der Spinozismus nahekommt."
(Die Wikipedia nennt als Quelle ausführlich: Johannes Scottus Eriugenia, über die Allheit Gottes (De div. nat. II, 2).)

Über Johannes Scottus Eriugena:
(aus der Wikipedia über ihn)
:
Er lebte im 9. Jahrhundert, war Gelehrter, ein theologischer und philosophischer Schriftsteller, dessen Thesen wiederholt kirchlich verurteilt wurden.
Auf der Wikipedia-Seite über ihn findet sich obiger Ausspruch zwar nicht, jedoch kann man dort ausführlich über seine Gottvorstellung nachlesen, wobei offenbar der "Nichtsaspekt Gottes"[A3] bei ihm ebenfalls eine Rolle spielte.
Zitat aus der Wikipedia über ihn:"So schreibt er, Gott sei das Wesen aller Dinge (essentia omnium). Er erklärt ausdrücklich, man dürfe Gott und die Schöpfung nicht als zwei voneinander Unterschiedene verstehen, sondern als ein und dasselbe. ... »Gott ist alles, was wirklich ist, denn er selbst schafft alle Dinge und wird in allen erschaffen.«"
Unter dem Aspekt seiner transzendentalen Natur ist Gott für Eriugena auch das Nichts, aus dem er der Bibel zufolge die Welt geschaffen hat."
(fette Hervorhebung im Zitat von mir - B.K.)
In diesem Sinn dürfte auch sein Naturbegriff von Bedeutung für das moderne Verständnis von Natur sein. Denn er verstand darunter"nicht nur die Schöpfung, sondern die gesamte Wirklichkeit, also auch Gott."
Creatio ex nihilo - die Schöpfung aus dem "Nichts"
Dieser Gedanke der "Schöpfung aus dem Nicht" ist "ein weites Feld", das ich noch an anderer Stelle "beackern" werde.
Vorerst sei hier nur gesagt, dass ich beim Lesen des Textes über Johannes Scottus Eriugena auf diesen Zusammenhang aufmerksam wurde:
Aus dem "Nichts-Aspekt Gottes" ergibt sich für die "Schöpfung aus dem Nichts", dass beides das Gleiche bedeutet.
Als Schöpfergott muss Gott (das Gottbild) einen " Nichtsaspekt" haben, damit die »creatio ex nihilo« denkbar (vorstellbar) wird.
Selbst die moderne Physik kommt nicht umhin, der "creatio ex nihilo" einen Platz in der Urknall-Theorie einzuräumen.

PS: Warum Gottbilder Teil des Erkenntnisprozesses der Menschheit sind und sich daher weiter entwickeln müssen, darauf gehe ich in der Unterseite ICH BIN, DER ICH SEIN WERDE ein.
_____________________
Anmerkung A1 - Die Unterscheidung zwischen "Abstraktion" und "Verallgemeinerung"
ist ein höchst spannender Gedanke, auf den ich in FREUDE AM ERKENNEN noch ausführlicher eingehen werde. Sobald der Text dort erstellt ist, verlinke ich von hier dorthin.
Fürs erse sei hier angemerkt: Der normale Erkenntnisweg (eines Kindes) geht von den allgemeinen zu den speziellen Begriffen: erst ist es ein "Ding", dann ist das "Ding" ein "Tisch", dann erkennt es unterschiedliche Tische: Küchentisch, Esstisch, Couchtisch.
Auch bei den Früchten ist es so: noch ehe das Kind den Namen einer "Frucht" weiß, kann es aus bisherigem Wissen von Früchten selbst erkennen, ob das, was es da sieht, zu den "Früchten" gehört.
Was "Obst" ist, muss das Kind lernen, indem man es ihm sagt: Apfel ist "Obst", Kirsche ist "Obst", aber Hagebutten sind "kein Obst" - obwohl alles zu den "Früchten" gehört, gibt es bei denen noch einen vom Menschen definierten Unterschied: sie werden - je nach Verzehrmöglichkeiten - in "Obst" und "Nicht-Obst" unterschieden. Man hat bei dieser Definition von allen anderen Eigenschaften der Früchte "abstrahiert" und auf die Eigenschaft "vom Menschen essbar, Fruchtfleisch bildend" reduziert. Abstraktion ist Reduktion. "Obst" hat keinen Plural. Und noch einmal: Obst kann man nicht essen, Früchte schon.

Anmerkung A2 
Jürgen Moltmann sprach von den "Spuren Gottes", die man in der Natur finden kann, wenn man danach sucht, wenn man fähig ist, sie zu erkennen,
Willigis Jäger sprach von einem "nichtpersonalen Gott",
Dorothee Sölle sah -  wie auch Willigis Jäger - in der mystischen Erfahrung (in dem selbst erkannten Gott) den Weg zu ihm.
Diese drei Menschen und ihre Bücher werde ich später vorstellen:
        J. Moltmann:  Gott in der Schöpfung
        W. Jäger: Westöstliche Weisheit
        D. Sölle: Mystik und Widerstand

 Anmerkung A3 - Der Nichts-Aspekt Gottes
Diesen "Aspekt" Gottes erwähnt auch Thomas Waldmann in seinem Buch "Die  Gottesformel".
Mehr über dieses Buch schreibe ich auf der Seite GOTTESFORMEL(in DIE BESTEN GEDANKEN » PHILOSOPHIE UND ETHIK).
Das Thema heißt übrigens ausführlich: DIE GOTTESFORMEL - oder die Einheit der Religionen.