banner fae - FREUDE AM ERKENNEN
ERKENNEN ALS HÖCHSTE LUST

SELBSTERKENTNIS - MENSCH, ERKENNE DICH SELBST

Jesus sprach:
Und würde einer das All erkennen,
dabei aber sich selbst nicht erkennen,
so würde er die Erkenntnis des Ganzen
doch verfehlen.

(Thomasevangelium, Vers 67)


Diesen Vers habe ich bereits an anderen Stellen erwähnt, einfach, weil ich diese Aussage für äußerst nachdenkenswert halte. Sie bringt die Frage nach der Selbsterkenntnis, dieses "Mensch, erkenne dich selbst." auf den Punkt - verbindet Selbsterkenntnis mit der Erkenntnis dessen, was "außerhalb des Selbst" ist. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Wechselseitig.

In diesem Spruch treffen sich zwei grundsätzliche Methoden des Erkennens - die atomistische und die ganzheitliche Sicht auf das Erkennen:

In der atomistischen  Methode bzw. Sichtweise muss man "Teil für Teil" erkennen, und daraus das Ganze zusammenlegen, wie in einem Puzzlespiel, einem Puzzlebild. Aber wenn diesem Bild auch nur ein einziges Teil fehlt, ist es nicht "das ganze Bild". Und man weiß nicht, ob dieses letzte Teilchen vielleicht das wichtigste an dem Bild ist.
Vielleicht ist dieses letzte, fehlende Teil - anders als beim Puzzle - das größte Teil, das Teil, ohne das die anderen keinen Sinn ergeben?

In der ganzheitlichen Sicht verbinden sich Teil und Ganzes auf andere Weise:
im Teil spiegelt sich das Ganze, das Teil ist ein Abbild des Ganzen.

Diese Wechselbeziehung von Teil  und Ganzem ist ein Wissen, das in der praktischen Wissenschaft  ohne große Worte angewandt wird:
Das labormäßige Probennehmen - egal ob z. B. in einem chemischen oder medizinischen Labor - geht von diesem Zusammenhang aus:
Die Blutprobe spiegelt die Zusammensetzung des ganzen Blutes im wesentlichen wider.

Das erinnert an ein Hologramm, das ebenfalls an jeder Stelle die Information über das Ganze enthält.
Ist ein Foto zur Hälfte vernichtet, sieht man auf dem restlichen Stück nur noch einen Ausschnitt des ursprünglichen Bildes. Nimm man einen holographischen Trägerkristall und zerbricht ihn, kann man durch eines der Bruchstücke immer noch das ganze Bild wahrnehmen.

Wenn Jesus also lehrt, dass man sich selbst erkennen muss, damit man auch das ganze All erkennen kann, dann lässt sich das auch so verstehen:
Wenn ich mich erkenne, erkenne ich in mir die Welt.

Selbst-Erkenntnis hat noch eine weitere Ebene:
Ich "erkenne selbst", d. h. ich speichere nicht nur  passiv Fremdwissen, das mir vorgebetet oder vorgetragen oder eingebleut wird.
In der "Selbst-Erkenntnis" muss ich mir mein Wissen selbst suchen, muss ich es verstehen, muss ich das erkannte Wissen anwenden können.