banner fae - FREUDE AM ERKENNEN

DENKEN ALS SCHÖNSTES VERGNÜGEN

Da denkt man doch gleich an das schöne Wort "Denkfaulheit", nicht wahr?
Denken ist schließlich zuerst einmal eine große Anstrengung, mühsam, verwirrend, vielleicht sogar "unnötig", wenn man alles Wissen schon fix und fertig "vor-gedacht" bekommt - genau so wie das Baby früher "vor-gekauten" (wörtlich und wirklich vorgekauten) Brei serviert bekam.
Zweifler, Querdenker und "Selbst-Denker" haben es oft schwer, da ist "Gedankenlosigkeit" doch viel bequemer.

Das mag noch hingehen, aber leider gibt es auch die vielen Genies, Besserwisser, Lehrer und "Be-Lehrer" und vor allem die so herzigen "Vordenker" höchstpersönlich, denen das Denken so leicht zu fallen scheint, dass man gar glaubt, nicht mit ihnen mithalten zu können. Die lassen die Lust am Denken dann oft schon vergehen, ehe man sie für sich entdecken konnte.

Dem muss als erstes entgegen gehalten werden:
Viel Wissen gespeichert zu haben, bedeutet noch lange nicht, dass man auch gut und richtig und vor allem vergnüglich denken kann.

Das vergnügliche Denken ist auch dann möglich, wenn man die Brockhaus-Enzyklopädie und die Wikipedia nicht auswendig gelernt hat, keinen Doktor-Titel trägt und im Mathematik-Unterricht eingeschlafen ist.

Rätsel und Knobelaufgaben, Geheimnisse, logische Widersprüche - damit könnte man anfangen. Ich empfehle als Einstieg ins Denkvergnügen keine Lehrbücher.
Lesen Sie als erstes "Der Doppelmord in der Rue Morgue" von Edgar Allen Poe. Die Episode mit dem "Gedankenlesen" z. B. wird Ihnen hoffentlich auch "zu denken geben".

Auf dieser Seite will ich mich z. B. diesen  Möglichkeiten, zu denken beschäftigen:
• mit logischem, dialektischem, polarem, dualem, mit analogem und analogischem Denken,
• mit mechanischem, mystischem, magischem, esoterischem Denken (einschließlich der "dunklen Seite des Denkens"),
• mit reduktionistischem Denken,
• mit absurdem, neuem und altem Denken,
• mit schlimmen und bösen Gedanken (Denken) einerseits und guten, angenehmen, genussvollen Gedanken andererseits,
• mit manipuliertem Denken, totalitärem Denken, mit Denkverboten und Denkgrenzen, mit dem Andersdenken, mit Inquisition und Dummheit und mit den  banalen Denkfehlern,
• mit selbständigem, kreativem, phantasievollem Denken, mit Ideen
• mit leidenschaftlichem Denken,
• mit konstruktivem und destruktivem Denken,
• mit wissenschaftlichem und philosophischem Denken,
• mit Denkweisen, Denkmustern, Denkbarrieren, Denkmethoden,
• und vor allem natürlich mit den schönen Gedanken, dem schönen Denken, der Denkschönheit.

Auf der Seite SPRACHGENUSS  (in SPRACHLIEBE) gibt es weitere Gedanken darüber, wann und wie Sprache bzw. Sprechen (und damit auch das Denken) zum Genuss, zum Vergnügen werden kann. Z. B. gibt es dort den Abschnitt über
Das philosophische Denken als besondere Spielart des Sprachgenusses

"Kunterbunte" Gedanken über das Denken

Einige meiner Gedanken über das Denken will ich hier vorstellen, ehe ich ausführlichere Texte in einer noch aufzubauenden Unterstruktur zusammenstelle.

Denken - Lust oder Last?
Was ist Denken? - "Cogito, ergo sum"?
Denken nur in Worten? - Über den Zusammenhang von Denken und Sprache
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Bilderstürmer: Die Ablösung des bildhaften Denkens durch das abstrakte Denken
Der Mönch und sein Meister: Eine Geschichte über einen Lehrer, der seinen Schüler nicht Wissen sondern Denken lehrte
Die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede im Denken von Männern
und  Frauen
(eine unübliche Ansicht)


Denken - Lust oder Last?

Wer von den beiden Herren hat recht?
Denken ist das größte Vergnügen der menschlichen Rasse.
(Karl Marx)
oder:Der Mensch zerfällt in zwei Teile. Einen männlichen, der nicht denken will, und einen weiblichen, der nicht denken kann.
(Kurt Tucholsky)

Was ist Denken? - "Cogito, ergo sum"?

Die Definition von "Denken" ist gar nicht so leicht.
An folgenden Beispielen und Überlegungen will ich die Probleme sichtbar machen:

1. In letzter Zeit häufen sich die Beobachtungen an Tieren, dass diese "Denk"-Leistungen vollbringen können, die man ihnen bisher eigentlich nicht zugetraut hatte, z. B. die Fähigkeit der Selbsterkenntnis mit Hilfe eines Spiegels: ein Vogel erkennt im Spiegel, dass etwas an seinem Gefieder nicht stimmt (der Versuchsleiter hatte ihm eine Markierung auf der Brust angebracht) und versucht, diese zu entfernen.

2. Andererseits wird von "künstlicher Intelligenz" bei Robotern und Computern gesprochen, die dem Menschen angeblich Arbeit beim Denken abnehmen können. Sie führen Rechenoperationen aus, die auch der Mensch mit Hilfe seines Gehirns ausführen kann. Sieht man genauer hin, sind das aber Tätigkeiten, die zwar vom Gehirn ausgeführt werden, jedoch nach einem vorgegebenen Schema, ohne "aktives Denken". Es sind Wiederholungen der immer wieder gleichen "Denk"-Schritte. Die Maschine arbeitet ein Programm ab. Wenn sie sich anders verhält als der Mensch von ihr erwartet, ist sie nicht kreativ, sondern defekt.
Echtes Denken enthält also immer eine im wahrsten Sinne des Wortes "unberechenbare" Komponente. Will man das einem Rechner oder Roboter beibringen, wird es trotzdem schwierig, ihn "erkennen" zu lassen, welches Ergebnis sinnvoll und welches Blödsinn ist.
Das ist wieder Sache des Menschen, die sinnvollen, nützlichen Ergebnisse rauszupicken.

3. Wenn man also - und das ist der "Denkfehler" im Zusammenhang mit der "künstlichen Intelligenz" - alle Tätigkeiten des Gehirns in gleicher Weise "denken" nennt, kommt man zu keiner brauchbaren Definition. Dann sind die unterschiedlichen Qualitäten, in denen dieses Denken erfolgt, noch nicht erkannt. Es geht aber darum, zu erkennen, was das menschliche Denken gegenüber den Denkleistungen von Tieren oder auch von Maschinen so anders und so einzigartig macht.

Ich versuche es mit dieser "Definition":
Wenn Wissen der Inhalt des Denkens ist, so ist Denken die Art und Weise, in der das Wissen aufgenommen, gespeichert, verarbeitet, kombiniert, ergänzt, weitergegeben und auch vergessen wird.
Denken beinhaltet u. a., vorhandene Informationen sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Diese Verknüpfungen testet man am besten in Streitgesprächen. Deshalb habe ich in solchen heftigen Diskussionen, in denen die verschiedensten Meinungen (verschiedene Varianten von Informations-Verknüpfungen) aufeinanderprallten, am meisten gelernt.
Natürlich müssen nun auch die Begriffe "Information", "verknüpfen" und "sinnvoll" definiert werden.
Mit der obigen Formulierung will ich vor allem eines betonen: Das reine Aufnehmen, Speichern und Wiedergeben von Informationen ist noch kein Denken.
Ein schlauer Mensch hat an das Denken sogar das Sein des Menschen geknüpft: "Cogito, ergo summ." - Ich denke, also bin ich.
(Descartes)
Er wollte damit ausdrücken, dass man selbst, wenn man denkt, sicher sein kann, auch zu existieren. Alles andere - das was uns die Sinne vermitteln, was wir über eine Außenwelt annehmen - ist sekundäres Wissen, ist nicht mit der gleichen Sicherheit zu sagen wie diese Tatsache, dass da etwas denkt, also existieren muss.
Natürlich kann man "weiter denken" und sagen: wenn "ich" denke und folglich existiere, kann ich auch davon ausgehen, dass es andere denkende Existenzen gibt. ...

Denken nur in Worten? - Über den Zusammenhang von Denken und Sprache

Vor langer Zeit - es muss bald 40 Jahre zurückliegen - stieß ich auf einen Satz, der meinen intuitiven Widerspruch hervorrief. Zumindest dachte ich lange über ihn nach:
              "Der Mensch denkt nur (!) in Worten."
Zuerst mag man sich fragen, ja gibt es denn noch eine andere Möglichkeit, zu denken? Natürlich denken wir in Worten, so wie wir auch in Worten sprechen. Sprache und Denken sind so sehr gekoppelt, dass wir glauben, nur in Worten zu denken.
Aber wie kann man noch denken?

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Bildgeschichten waren in der Zeit, ehe das Schreiben und das Lesen allgemeine Verbreitung fanden, die Hauptinformationsträger. In Bildergeschichten wurde dem Volk Wissen nahegebracht, die mündlich vorgetragenen Informationen wurden in Gedanken mit dem Bildinhalt verknüpft und so sicher gespeichert. Teilweise konnten Zusammenhänge aus den Bildern selbst rekonstruiert werden, wenn man sie vergessen hatte. Es gab sogar eine Methodik, wie diese Bilder variiert wurden, um das Interesse und das Merken zu fördern. Die katholische Kirche war der Träger des Wissens und seiner Weitergabe. Die katholische Kirche zeichnete sich durch eine riesige Bilderfülle aus.
Man denkt auch unterschiedlich, je nachdem, ob einem eine Schriftsprache zur Verfügung steht oder nicht, ob diese aus Buchstaben (Lautzeichen) oder aus Bildern (wie die Hieroglyphen oder asiatische Schriftsprachen) besteht.

Bilderstürmer: Die Ablösung des bildhaften Denkens
durch das abstrakte Denken

Mit der Reformation setzte auch die Ablehnung des bildhaften Denkens ein. Äußeren Ausdruck für den Siegeszug der rein rational-abstrakten Denkweise in Worten war die berühmt-berüchtigte Bilderstürmerei. Sicher hatte die Bilderfülle früherer Zeiten teilweise ihren Sinn verloren, war zum Selbstzweck verkommen. Doch man fiel von einem Extrem ins andere.
Die Abkehr vom bildhaften Denken hin zum Wort-Denken wurde die wichtigste Voraussetzung für die Etablierung der modernen abstrakten Wissenschaften.

Fünfhundert Jahre sind lang genug, die Möglichkeiten einer Denkmethode voll auszuschöpfen. Jetzt ist sie an ihre Grenzen gekommen, die nächste "geistige Erneuerung" steht historisch auf der Tagesordnung.
Ihre Haupt-Träger werden - so wird allgemein behauptet - weiblich sein. "Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Frauen."
Diese geistige Erneuerung wird aus meiner Sicht in der Verbindung des rational-abstrakten "Wort"-Denkens mit dem analogisch-symbolischen "Bild"-Denkens bestehen. Da letztere Fähigkeit eher bei Frauen und Künstlern zu finden ist, wird sich deren geistiger Einfluß erweitern, erweitern müssen. Innerhalb des rationalen "Wort"-Denkens wird die lange genug "vergessene" dialektische Denkmethode (die den Frauen offenbar mehr liegt als den Männern) sich als notwendig, der formal-logischen Denkmethode überlegen und damit als zukunftsfähig durchsetzen.

Der Mönch und sein Meister: Eine Geschichte über einen Lehrer,
der seinen Schüler nicht Wissen sondern Denken lehrte

Ein Mönch kam zu seinem Lehrer und fragte ihn:
Meister, ich habe alle verlangten Übungen absolviert, was muß ich noch tun, um Erleuchtung zu finden?
Der Meister fragte zurück: Hast du fertig gegessen?
Als der Mönch das bejahte, erwiderte der Meister:
Dann geh und wasch deine Schüssel.
Der Mönch tat es und verstand.

Lange habe ich über diese Geschichte gegrübelt, sah keinen Sinn darin. Wochenlang ging sie mir durch den Kopf, irgendwann hatte ich schließlich verstanden, was der Meister dem Schüler sagen wollte.

(Natürlich werde ich hier nicht schreiben, was der Meister meinte und warum es der Schüler verstand. Wenn jemand ungeduldig ist und es nicht selbst herausbekommt, dann schreibe er mir. Ich schicke ihm dann gern die Lösung.
Viel schöner ist es jedoch, wenn man durch Selbstdenken darauf kommt.)


Die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede
im Denken von Männern und Frauen

Die Frage, ob es Unterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich ihrer Art zu denken gibt, wird hier auf dieser Seite keine Rolle spielen.
Es ist geplant, auf diese Frage in GESCHLECHTERROLLEN (in MENSCH-SEIN » MÄNNER UND FRAUEN) einzugehen.
Denn dieser - wenn es ihn denn gibt - Unterschied ist nur ein Teilaspekt der gemeinsamen Fähigkeit von Menschen, denken zu können.
Die Gemeinsamkeiten im Denken sind zwischen intelligenten Männern und intelligenten Frauen größer als die Unterschiede.
Die Unterschiede im Denken sind zwischen intelligenten und dummen Männern (und analog zwischen intelligenten Frauen und dummen Frauen) größer als die Gemeinsamkeiten.