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Marx (1) - Zitate aus Karl Marx:
"Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie"


Karl Marx
Zur Kritik der Hegelsche Rechtsphilosophie (Einleitung)
in
Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke,  Band 1 (MEW 1)
(Karl) Dietz Verlag, Berlin 1976. S. 378-391

Karl Marx schrieb seine Kritik an Hegel (Georg Friedrich Wilhelm Hegel, deutscher Philosoph 1770 - 1831) in den Jahren 1843/1844, also in einem Alter von 25 - 26 Jahren.
Hegel hatte ihn wesentlich geprägt in seiner geistigen Entwicklung. Die Kritik ist also nicht als Gegnerschaft zu Hegel zu verstehen, sondern als "Auf Hegel aufbauende weitergehende Gedanken", bei denen das eine oder andere alte Wissen korrigiert werden muss.
Marx selbst sah die Wurzeln seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse in u. a. der Hegelschen Philosophie. Vor allem dessen Dialektik hatte es ihm und  Friedrich Engels angetan. Sie entwickelten diese weiter und machten sie zur Grund-Denkmethode des Marxismus.

Hier gibt es erste Zitate:
          - "Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide"
          - "Die Theorie wird zur materiellen Gewalt, wenn sie
             die Massen ergreift"

          - über Martin Luther und die Reformation
          - Es genügt nicht, dass der Gedanke zur Verwirklichung drängt,
            die Wirklichkeit muss sich selbst zum Gedanken drängen
            (eine Version von "Materie vergeistigt sich - Geist materialisiert sich")
(farbliche Hervorhebung in den Zitaten von mir - B. K.)

Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide

Das vollständige Zitat zu "Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide."(erwähnt in LACHENDE REVOLUTION), ist auf S. 382 zu finden (Kürzel: Marx, MEW 1, 382).

Das im Text verwendete, heute eher ungebräuchliche Verb "vindizieren" ("als Eigentümer vom Besitzer einer Sache die Aushändigung fordern") wird z. B. erläutert in de.wiktionary.org/wiki/vindizieren »externer Link«.Die Geschichte ist gründlich und macht viele Phasen durch, wenn sie eine alte Gestalt zu Grabe trägt. Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Gestalt ist ihre Komödie. Die Götter Griechenlands, die schon einmal tragisch zu Tode verwundet waren im gefesselten Prometheus des Äschylus, mußten noch einmal komisch sterben in den Gesprächen Lucians. Warum dieser Gang der Geschichte? Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide. Diese heitere geschichtliche Bestimmung vindizieren wir den politischen Mächten Deutschlands.(Dieses Zitat habe ich in voller Länge auch übernommen in die Seite ÜBER HEITERKEIT)

Die Theorie wird zur materiellen Gewalt,
wenn sie die Massen ergreift

(S. 385)Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muß gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift. Die Theorie ist fähig, die Massen zu ergreifen, sobald sie ad hominem |am Menschen| demonstriert, und sie demonstriert ad hominem, sobald sie radikal wird. Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen. Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst. Der evidente Beweis für den Radikalismus der deutschen Theorie, also für ihre praktische Energie, ist ihr Ausgang von der entschiedenen positiven Aufhebung der Religion. Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.

Über Luther und die Reformation

(S. 385f)
Selbst historisch hat die theoretische Emanzipation eine spezifisch praktische Bedeutung für Deutschland. Deutschlands revolutionäre Vergangenheit ist nämlich theoretisch, es ist die Reformation. Wie damals der Mönch, so ist es jetzt der Philosoph, in dessen Hirn die Revolution beginnt.

Luther hat allerdings die Knechtschaft aus Devotion besiegt, weil er die Knechtschaft aus Überzeugung an ihre Stelle gesetzt hat. Er hat den Glauben an die Autorität gebrochen, weil er die Autorität des Glaubens restauriert hat. Er hat die Pfaffen in Laien verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat. Er hat den Menschen von der äußeren Religiosität befreit, weil er die Religiosität zum inneren Menschen gemacht hat. Er hat den Leib von der Kette emanzipiert, weil er das Herz an die Kette gelegt.

Aber, wenn der Protestantismus nicht die wahre Lösung, so war er die wahre Stellung der Aufgabe. Es galt nun nicht mehr den Kampf des Laien mit dem Pfaffen außer ihm, es galt den Kampf mit seinen eigenen innern Pfaffen, seiner pfäffischen Natur. Und wenn die protestantische Verwandlung der deutschen Laien in Pfaffen die Laienpäpste, die Fürsten samt ihrer Klerisei, den Privilegierten und den Philistern, emanzipiert, so wird die philosophische Verwandlung der pfäffischen Deutschen in Menschen das Volk emanzipieren. Sowenig aber die Emanzipation bei den Fürsten, sowenig wird aber die Säkularisation der Güter bei dem Kirchenraub stehenbleiben, den vor allem das heuchlerische Preußen ins Werk setzte. Damals scheiterte der Bauernkrieg, die radikalste Tatsache der deutschen Geschichte, an der Theologie. Heute, wo die Theologie selbst gescheitert ist, wird die unfreieste Tatsache der deutschen Geschichte, unser status quo, an der Philosophie zerschellen. Den Tag vor der Reformation war das offizielle Deutschland der unbedingteste Knecht von Rom. Den Tag vor seiner Revolution ist es der unbedingte Knecht von weniger als Rom, von Preußen und Österreich, von Krautjunkern und Philistern.

Es genügt nicht, dass der Gedanke
zur Verwirklichung drängt,
die Wirklichkeit
muss sich selbst zum Gedanken drängen

(S. 386)Die Theorie wird in einem Volke immer nur so weit verwirklicht, als sie die Verwirklichung seiner Bedürfnisse ist. Wird nun dem ungeheuren Zwiespalt zwischen den Forderungen des deutschen Gedankens und den Antworten der deutschen Wirklichkeit derselbe Zwiespalt der bürgerlichen Gesellschaft mit dem Staat und mit sich selbst entsprechen? Werden die theoretischen Bedürfnisse unmittelbar praktische Bedürfnisse sein? Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen.