Namen - Rheticus, Georg Joachim
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Georg Joachim Rheticus (1514 - 1574)
Feldkirch ist ein kleiner Ort ganz im Westen Österreichs, im Bundesland Vorarlberg.
Dort wurde am 16. Februar 1514 Georg Joachim Rheticus geboren.
Im Alter von 14 Jahren musste er miterleben, wie sein Vater Georg Iserin, wegen angeblicher Hexerei und Betruges hingerichtet wurde.
Er studierte zuerst in Zürich, dann in Wittenberg Mathematik. Mit Unterstützung von Philipp Melanchthon war er ab 1537 Professor für Mathematik und Anstronomie an der Wittenberger Universität.
Die wohl wichtigste Station danach war seine Reise zu
Nikolaus Kopernikus (1473 - 1543) in Frauenburg oder Frombork im heutigen Polen.
In der Zeit zwischen 1539 und 1541 lebte er dort und half ihm, sein Hauptwerk
"De revolutionibus coelestium" weiter auszuarbeiten und für den Druck vorzubereiten.
Dessen heliozentrisches Weltbild ging in die Geschichte als
"kopernikaische Wende" ein.
Als er anschließend wieder nach Wittenberg zurückkam, war er mit diesen neuen Gedanken im Kopf nicht mehr gern gesehen, so dass er Wittenberg bald wieder verließ. Nach Zwischenstationen u. a. in Leipzig wirkte er nach einem Medizinstudium in Prag in Krakau als Arzt.
Es sind umfangreiche Bücher über Rheticus geschrieben worden, hier kann ich nur diesen kurzen Einblick in sein Leben geben.
Besonders in Feldkirch, seinem Geburtsort, wird er bis heute als
"erster und einziger Schüler von Kopernikus" hoch verehrt. Man ist sich dort einig:
"Ohne Rheticus kein Kopernikus" - ohne seinen Einsatz für die Erkenntnisse von Kopernikus wären dessen Entdeckungen und Erkenntnisse wohl nicht der Nachwelt überliefert worden.
Bedenkenswert ist auch, dass die beiden Wissenschaftler - der eine katholischer Amtsträger (Nikolaus Kopernikus war Domherr), der andere aus dem verrufenen protestantischen Wittenberg kommender Protestant - sich in ihrer Arbeit so gut verstanden, dass die Konfession darüber nebensächlich wurde.
Das Jahr 2014 - Erinnerung anlässlich seines 500. Geburtstag
Im Jahr 2014 wurde in Feldkirch anlässlich seines 500. Geburtstages ein ganzes
"Rheticus-Jahr" veranstaltet, während er hier in Wittenberg noch kaum jemandem bekannt war.
Immerhin gibt es ein Gedenktafel für ihn an einem Haus in der Nähe der Leucorea, des Universitätsgebäudes der ehemaligen Wittenberger Universität:
(Foto privat - B. K.)
Damals, Mitte des Jahres 2013, stieß ich zufällig auf den mir bis dahin eher nicht bekannten Namen Rheticus und auf diesen Jahrestag, nahm Kontakt zu den Feldkirchern auf und versuchte, hier in Wittenberg auf den Jahrestag aufmerksam zu machen.
Details dazu habe ich notiert in
RHETICUS, EIN VERGESSENES GENIE?
(in EINMISCHUNGEN » EINMISCHUNGEN IN DIE WISSENSCHAFT)
Wenn die Leistung von Rheticus und Kopernikus vergleichbar ist mit der Leistung von Martin Luther als Auslöser der Reformation, warum war er hier in Wittenberg so wenig bekannt und warum interessierte sich kaum jemand für ihn?
Die "Kopernikanische Wende"
Wenn also gilt, dass es
"ohne Rheticus keinen Kopernikus" gegeben hätte, dann hat er auch hier in Wittenberg eine größere Aufmerksamkeit und Ehrung verdient.
Schließlich bedeuteten die Erkenntnisse von Kopernikus
den Übergang vom geozentrischen Weltbild (Erde ruht im Mittelpunkt der Welt)
zum heliozentrischen Weltbild (Erde kreist mit den anderen Planeten um die ruhende Sonne).
Das war eine der größten geistigen Revolutionen der Menschheit.
Rheticus war in diesem Sinne ein "
Wegbereiter der Neuzeit", wie das Buch zweier Feldkircher Autoren überschrieben ist
Quelle.
Die Reformation allein hat die Neuzeit nicht herbeigeführt.
Die Neuzeit hat viele "Väter": dazu gehörten geistige Riesen wie Kopernikus, Michelangelo, Leonardo da Vinci, dazu gehören moderne Händler wie die Fugger, dazu gehören sicher noch viele Menschen mehr, die den Geist der Neuzeit aufgriffen und gegen die alte Denkweise allmählich durchsetzten.
Die Reformation selbst und die Leistungen Luthers sind nur ein Teil dieser geistigen
Wende.
Heutzutage denkt man dank hoher Allgemeinbildung, dass die wichtigsten Personen der Geschichte auch bekannt sind und die nicht bekannten "also" (demzufolge) nicht wichtig sind.
Man kann aber auch sagen: in der unüberschaubaren Zahl historischer Fakten kann man gar nicht alles wissen. Da fällt es dem Einzelnen nicht auf, wenn jemand, der wichtig war und ist, einfach verschwiegen wird oder seine Wichtigkeit heute eine andere ist als früher.
Je länger ich mich damals mit Rheticus befasste, um so erstaunter und um so mehr fragte ich mich, warum er so unbekannt geblieben ist.
WIRD ER VERSCHWIEGEN ODER IST SEINE WICHTIGKEIT NUR NOCH NICHT ERKANNT?
Das "Rheticus-Jahr" in Feldkirch
In Feldkirch, seinem Geburtsort gab es im Jahr 2014 neben verschiedenen Veranstaltungen und einer Festveranstaltung auch eine
Jahresausstellung.
Ein Denkmal für Rheticus - "Der Betstuhl" genannt - verbindet das religiöse Möbel mit einer speziellen Sonnenuhr, die die Mittagszeit zu unterschiedlichen Jahreszeiten auf anzeigt.
Dem Städchen Feldkirch in Vorarlberg / Österreich ist der dort geborene Georg Joachim Rheticus nicht nur ehrendes Gedenken und ein Denkmal der besonderen Art wert - nein, ihm wurde ein ganzes
"Rheticus-Jahr" gewidmet und es wurde eine Jahresausstellung gezeigt.
Am Wochenende des Jubiläums - der 500. Geburtstag fiel auf einen Sonntag - gab es ein ausführliches Programm.
Leider sind die im Jahr 2014 noch aktiven Links zu diesem Gedenkjahr inzwischen nicht mehr abrufbar.
Die Organisatorin der damaligen Gedenkfeiern ist die
"Rheticus-Gesellschaft" in Feldkirch, deren Website kann man unter
www.rheticus.com/ 
erreichen.
"Rheticus - Wegbereiter der Neuzeit" nannte die Feldkircher Rheticus-Gesellschaft das Buch über ihn
Quelle.
In Wittenberg hat sich viel getan - Rheticus ist nicht vergessen
22.11.2014
Mit großer Freude kann ich berichten, dass es in der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalts hier in Wittenberg
am 24. Oktober eine Festveranstaltung zu Ehren des 500. Geburtstages von Rheticus gegeben hat, über die auch in der lokalen Presse berichtet wurde.
Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff (Physiker), hielt die Festrede. Gäste aus Feldkirch waren anwesend, die sich zuvor ins Gästebuch der Stadt eingetragen hatten: Die Stadträtin Frau Dr. Barbara Schöbi-Fink überbrachte die Grüße des Bürgermeisters der Stadt. Ihr Gatte, Herr Dr. Philipp Schöbi, einer der beiden Autoren des neuen Buches
"Rheticus - Wegbereiter der Neuzeit"war ebenfalls anwesend.
Am
17. November kam es zu einer
akademischen Festveranstaltung in der Leucorea - gemeinsam mit der Leopoldina, der "Deutschen Akademie der Naturforscher".
Die beiden Städte Feldkirch und Wittenberg wollen auch in Zukunft in Kontakt bleiben.
Hier können Sie die Einladungen zu den beiden Veranstaltungen als pdf-Dateien einsehen:
für den 24.10.2014 und für den 17.11.2014
Ein Buch "Rheticus zum 500. Geburtstag"
Im Januar 2014 ist ein Buch oder Büchlein erschienen:
"Rheticus zum 500. Geburtstag - Mathematiker, Arzt, Astronom"
von Stefan Hildebrandt
Quelle.
In der "Leipziger Internetzeitung"
(www.l-iz.de, der Artikel ist nicht mehr kostenlos abrufbar) wurde
unter der Überschrift:
Ein Buch würdigt den Leipziger Geburtshelfer der Kopernikanischen Wende: Rheticus zum 500. Geburtstag
von Ralf Junke u. a. geschrieben:
dass Rheticus Kontakt zu Luther und Melanchthon hatte, wobei letzterer
"schnell erkannte, dass der junge Mann genau der Typus des modernen, aufgeschlossenen Forschers war, den er sich in seinem Bildungsideal erhoffte. Melanchthon war es, der den jungen Rheticus auf das Studium der Mathematik und der Astronomie lenkte und dafür sorgte, dass der nach seinem Magisterabschluss schleunigst eine Berufung als Professor bekam. Ein kleines Blitzlicht auf Melanchthons Strategie, aus der 1502 am "Rande der zivilisierten Welt" gegründeten Universität Wittenberg die führende Bildungseinrichtung in deutschen Landen zu machen.
Doch Rheticus war in doppelter Weise der moderne Forschertypus. Er ... nahm sich Urlaub, um auf (Bildungs-)Reise zu gehen. Nach Frauenburg, wo ein Astronom saß, von dem zu dieser Zeit nur Wenige gehört hatten, der aber gerade das alte Ptolemäische Weltbild umgestürzt hatte: Kopernikus. Die "Kopernikanische Wende" hätte durchaus noch ein paar Jahrzehnte später stattfinden können, wenn nicht Rheticus den Frauenburger Astronomen dazu bewegt hätte, sein Lebenswerk zu veröffentlichen. Was aber erst der zweite Schritt war. Denn das Werk war so komplex, dass es eigentlich einen Boten brauchte, einen Mann, der fähig war, die Grundthese so verständlich zu vermitteln, dass auch die zeitgenössischen Astronomen in der Lage waren zu verstehen, worin der Unterschied dieses neuen, heliozentrischen Weltbildes nun im Vergleich mit dem nach wie vor schulbestimmenden geozentrischen Weltbild des Claudius Ptolemäus lag."
Weitere Bücher über Rheticus
Ein Sachbuch über die Geschichte der Entdeckung des Kosmos
In dem im Jahr 2009 erschienenen Buch
"Helden des Himmels" hat Christian Pinter "Geschichten vom Kosmos und seinen Entdeckern" aufgeschrieben. Darin ist auch ein Beitrag über Rheticus und Kopernikus.
"Des Domherrn einziger Schüler - Nikolaus Kopernikus trägt eine revolutionäre Kosmologie im Kopf. Ohne den Vorarlberger Joachim Rheticus ginge sie wohl nie in Druck." (S. 75 - 81)
Zwei sich anschließende Kapitel befassen sich mit den Gedanken von Tycho Brahe und Giordano Bruno, die beide ebenfalls eine Zeitlang in Wittenberg lebten und wirkten.
(ISBN 978-3-218-00794-8)
Dr. Christian Pinter lebt in Wien.
Auf
www.himmelszelt.at 
kann man inzwischen
(Stand 15.03.2024) nur noch eine Zusammenfassung eines Vortrags zum Thema
"Luther, Kopernikus und der Papst
Oder: "Der verbotene Kopernikus"
finden, in der auch Rhetikus erwähnt wird.
Frühere Angebote zu Lesungen bzw. Vorträgen hat Herr Pinter - wohl aus Altersgründen - zurückgezogen.
Ein Roman über Rheticus und Kopernikus
Ein Herr Günther hat einen
Roman über Rheticus und Kopernikus geschrieben, den seine Enkelin gern als Buch herausgeben würde. Sie sucht noch einen Verlag dafür.
Inzwischen
(Stand 15.03.2024) ist die Website mit weiteren Informationen nicht mehr aufrufbar - deren URL lautete:
kopernikus-rheticus.de/index.php
Ein Kinderbuch über Astronomen der Neuzeit
Das Buch, das in meiner Kindheit so großen Eindruck auf mich machte, will ich ebenfalls nicht unerwähnt lassens, auch wenn Rheticus darin nur auf wenigen Seiten erwähnt wird:
Günter Radczun:
"Und sie bewegt sich doch" Quelle
erschien im Jahr 1961 in der 1. Auflage im Kinderbuchverlag Berlin (DDR), war für Leser ab 13 Jahre und mischte Fakten und realitätsnahe fiktive Episoden aus dem Leben und den Erkenntnissen von Kopernikus, Giordano Bruno, Kepler und
Galilei.
In dem Bericht über Nikolaus Kopernikus wurde auch die Leistung von Rheticus, dem Mathematikprofessor aus Wittenberg, erwähnt.