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QUERDENKER (FRÜHER AUCH KETZER GENANNT) IN WITTENBERG

DER VERRÜCKTE SCHIFFBAUER


Polizeibericht vom 29. Mai 1999
Am 28. Mai 1999, um 17.23 Uhr nahm die Streife des Diensthabenden Müller auf dem Apollensberg bei Lutherstadt Wittenberg, Ortsteil Apollensdorf, einen Mann fest.
Der Mann trug keine Papiere bei sich. Sein geschätztes Alter betrug ca. 60 - 65 Jahre, er war 1,75 m groß, hatte braune Haare, braune Augen und einen gebräunten Körper. Der Mann sprach verständlich deutsch, wirkte jedoch ziemlich verwirrt. Er versuchte, ein Schiff, das er "Arche" nannte, mitten auf dem Berg zu bauen.
Er schrie: „Baut euch auch solche Schiffe, wenn ihr euch retten wollt.“
Er behauptete, sein Name sein „Noah“ und er hätte den Auftrag, die Menschheit zu retten.

Wegen seines offensichtlich geistesgestörten Zustandes wurde er, nachdem er die Nacht im Polizeirevier verbracht hat, heute morgen in die hiesige Klinik Bosse* überstellt.
Die Baufirma Ostmann wurde beauftragt, das fast fertiggestellte Schiff zu entsorgen.
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* Die Klinik Bosse ist vorwiegend  im psychiatrischen und neurologischen  Bereich tätig.

Soweit der fiktive Polizeibericht.

Mein Sohn brachte  damals - als ich diese Geschichte im Jahr 1997 aufschrieb - aus dem Ethik-Unterricht mit, dass sie über diese biblische Geschichte von Noah und der Arche (siehe 1. Buch Mose, Kapitel 6) gesprochen haben. Worum es im einzelnen ging, kann ich nicht mehr so genau sagen. Ich weiß also nicht, welches ethische Problem dieser biblischen Geschichte so wichtig war, dass diese im weltlichen Unterricht behandelt werden musste.
Als ich ihn jedoch fragte, ob sie auch darüber gesprochen haben, wie es auf die anderen Menschen gewirkt haben muss, als sie sahen, wie da ein Mann mitten auf dem Festland mitten auf einem Berg ein Schiff baut, sagte er, nein, darüber hätten sie nicht gesprochen.