banner HZ -  HEITERE ZUKUNFT -  EIN ZUKUNFTSMODELL STELLT SICH VOR
VISIONEN + ZIELE

WELCHE ZUKUNFTSBILDER GEFALLEN UNS AM BESTEN?

Zukunftsbilder, Gedanken und Modelle über Zukunftsgestaltung gibt es seit Menschengedenken. Es ist nötig, sich immer wieder mit  ihnen zu befassen. Denn erst im Wechselspiel von Zukunftsbildern und den praktischen Versuchen (man kann auch sagen, den "Experimenten"), diese zu realisieren, wird sich die Zukunft wirklich "gewollt" gestalten lassen.

Ehe ich mich mit obiger Frage befassen kann, will ich einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Zukunftsbilder wagen.
      - Paradies-Bilder
      - Schlaraffenland
      - Das "Goldene Zeitalter"
      - Die drei Weltzeitalter
      - Utopia und andere Utopien
      - Das Zukunftsbild des "Tausendjährigen Reiches"
      - Die Idee des Sozialismus und Kommunismus

Weitere Vorstellungen von möglicher Zukunft stelle ich ausführlicher in
VISIONEN (in DIE BESTEN GEDANKEN) vor, so z. B. das Buch von Erich Fromm "Haben oder Sein - die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft".

Paradies-Bilder

Paradies - der ideale Anfangs- und Endzustand - mit diesem Wort verbindet sich zum einen der biblische Anfangszustand des "Garten Eden", der von Gott geschaffen wurde, und in dem die ersten Menschen Adam und Eva in Unschuld und Unwissenheit lebten. Bis heute hält sich die Geschichte von der "Vertreibung aus dem Paradies" als Strafaktion eines Rache-Gottes, dessen Befehle diese Menschlein nicht eingehalten haben.
Die Unlogik der Geschichte ist auffällig: Wenn Gott nicht gewollt hätte, dass die Menschen vom "Baum der Erkenntnis" naschen, hätte er den Baum vor ihnen geheim halten können. Doch viel schlimmer noch: was wäre passiert, wenn die Menschen den Apfel nicht gegessen hätten? Die Katastrophe wäre viel schlimmer gewesen: es wäre nichts passiert außer ewiger Gleichförmigkeit und Langeweile.

Die zweite Paradies-Vorstellung ist die von einem "Jenseits" nach dem Tod, von "himmlischen Zuständen", in dem die Seelen der Verstorbenen vom irdischen Jammertal erlöst sind und ein absolut sorgenfreies "Leben" leben. Diese zweite Version ist einfach erklärbar: aus dem Elend, der Not, dem Hunger waren solche Träume von einem besseren Leben vorstellbar. Doch das war nicht "in dieser Welt" zu haben - also stellte man sich eine "andere Welt", ein "Jenseits" vor, in dem es dann besser sein sollte. Es geht hier überhaupt nicht darum, ob solche Vorstellunge vom Leben nach dem Tod "realistisch" sind. Das sind Fragen, die in das Fachgebiet von Theologen, Philosophien und Psychologen gehören und die jeder Mensch für sich selbst entscheiden muß, wie er sie beantwortet.
Es geht mir bei diesem Paradies-Bild nur darum, diese Idee, vermutlich die erste oder eine der ersten von einem "besseren Leben" zu erwähnen:
die Kopplung der Vorstellbarkeit eines besseren Lebens mit der Erkenntnis, dass so ein schönes Leben auf diese Welt nicht erreichbar sei.

Schlaraffenland

Eine weitere "Ideal"-Wunsch-Vorstellung war die vom "Schlaraffenland":
In der Fibel konnte wir bereits im ersten Schuljahr diese Geschichte lesen: ein Land irgendwo auf der Erde (also nicht mehr in einem "Jenseits"), in dem es genug zu essen gab. Kein Mensch mußte mehr arbeiten, alle lagen faul in der Gegend herum, aßen und schliefen nur noch. Sie wurden träge und gedankenlos. In einer Zeit, in der das Leben im wesentlichen nur aus schwerer und wenig Ertrag bringender Arbeit bestand, ist natürlich ein Traum von einem arbeitsfreien Leben sehr verständlich. Orson Wells hat in dem Film "'Die Zeitmaschine" dieses Bild aufgegriffen für eine weit entfernte Zukunft: die Menschen dort leben auch in einem tatenlosen Paradies - doch sie werden nur gefüttert, bis sie von den bösen, rastlos arbeitenden Molochen im Berg gefressen werden. Diese Menschen müssen erst wieder lernen, aktiv zu werden. Das unterstellt übrigens, dass der Mensch "von Natur aus faul ist", keinen inneren Antrieb zum Handeln hat und dass er ohne die Not, die Notwendigkeit, arbeiten zu müssen, degenerieren würde.
Die Kopplung eines guten Lebens an Tatenlosigkeit und Faulheit scheint also auch nicht die Lösung für eine lebenswerte Zukunft zu sein.

Das "Goldene Zeitalter"

Hier zitiere ich aus dem Buch "Geflügelte Worte" Quelle, aus der Nr. 10:
„Kronos übernahm die Weltherrschaft. Unter seinem Regiment, berichtet Hesiod, (Werke und Tage, 109 – 120) habe ein paradiesischer Urzustand der Menschheit, das
                    Goldene Zeitalter
geherrscht, in dem es Mühsal, Krankheit und Unterdrückung nicht gab und die Menschen in Frieden und wie Götter lebten.


Unter Zeus verschlechterten sich die Zeiten. Es entstand das Silberne, dann das Bronzene Zeitalter, in dem die Menschen Waffen schmiedeten und sich damit bekämpften. Vor das letzte, das Eiserne Zeitalter, seine Gegenwart, schaltete Hesiod ein Heroenzeitalter ein, noch gerechter und besser als das vorangegangene Bronzene; es war das Zeitalter, in das der Trojanische Krieg und die Eroberung Thebens fielen. Dieser Vorstellung von einer abwärtsgerichteten Menschheitsentwicklung wird im Mythos von Prometheus (vgl. 48) widersprochen. - Als zurückgekehrtes Goldenes Zeitalter verherrlicht die politische Propaganda des Augustus und die von ihm beeinflußte Dichtung die Augusteische Zeit; als soziale Utopie und Traum von einem gesellschaftlichen Zustand des Friedens und  des Wohlstands, der Gleichheit aller Menschen und des Gemeineigentums wurde der alte Mythos in der Zeit des Humanismus wieder aufgegriffen.“

Die drei Weltzeitalter

Eine Vision aus dem 12. Jahrhundert habe ich gefunden, die eingekleidet in die damalige Gedankenwelt, in die damals typische Denkweise einige sehr interessante Vorstellungen von Zukunft beinhaltet. Deshalb bitte ich Sie, sich nicht an der Form, der Ausdrucksweise und den Begriffen zu stören, sondern einmal zu prüfen, was hinter dieser damaligen Darstellung an Wissen um mögliche Zukunft steckt. Ein Joachim von Fiore (1130 - 1202) sah drei Weltzeitalter in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wobei das Zukunftsbild das schönste und verlockendste ist: die Zeit des Jauchzens (der Freude) und der Freiheit. Wie es aussieht, war es vor 800 Jahren gar nicht lächerlich, sich eine Zukunft in Freude vorzustellen "Das erste Zeitalter des Vaters, das Alttestamentarische, ist geprägt von Gesetz und Gottesfurcht. Das zweite des Sohnes ist das des kirchlichen Bundes und des Buchstabenglaubens. Das dritte Zeitalter des Heiligen Geistes, das er nahe sah, ist die Zeit des Jauchzens und der Freiheit. Es bringt ein neues intuitives und symbolisches Verständnis der Schrift mit sich, das Ende der »Mauerkirche« und die Gründung von neuen kontemplativen Orden.“
(aus "Alchemie und Mystik" Quelle Alchemie und Mystik, S. 77)
Das aus meiner Sicht spannendste an dieser alten Zukunftsvorstellung ist zum einen das Eintreffen des von ihm vorhergesehenen zweiten Zeitalters mit seinem "Buchstabenglauben" - heute könnte man sagen mit seiner "Wissenschaftshörigkeit" - und zum anderen die Aussage über das dritte Zeitalter als das der Freude und Freiheit. Ich sehe seine Vision des dritten Weltzeitalters mit der Betonung der Freude als Vorläufer meiner Idee der "heiteren Zukunft". Wenn man seine Vision aus heutiger Sicht liest, sieht man, dass er schon damals vorwegnahm, was heute allgemein "prophezeit" wird: die Überwindung der einseitig-rationalen Denkweise zugunsten des Wiedererstarkens von Intuition, Kreativität und Spiritualität.

Utopia und andere Utopien

Dieser von Thomas Morus geprägte Begriff für einen "Kein Ort, nirgends", in dem er einen Idealstaat darstellte, wurde zur Grundlage für den Begriff der "Utopie", der unrealistischen Zukunftsvorstellung.
Seitdem laufen alle Zukunftsvorstellungen, die eine "bessere Zukunft" voraussagen, Gefahr, als "Utopie" verschrien und belächelt zu werden.

Verkopfte Utopien  einerseits und kopflose Aufstände andererseits in der Geschichte
Alle früheren Utopien und Visionen waren entweder aus religiöser Sicht und auf ein "Jenseits" gerichtet oder sie waren Negationen der Wirklichkeit, Wunschträume, Idealisierungen gesellschaftlicher Zustände.
Einen gangbaren Weg, sie zu realisieren, hatten die Utopisten und Visionäre nicht aufzeigen können.
Auf der anderen Seite hatte es genug Aufstände gegeben, weil Menschen mit den vorhandenen gesellschaftlichen Zuständen nicht einverstanden waren. Von Spartakus bis Thomas Müntzer mussten Menschen dafür ihre Leben lassen. Doch auch deren Idealismus und deren Aufbegehren gegen unmenschliche Zustände hatte ein Problem: sie hatten keine wirkliche, keine realisierbare Alternative zu den gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnissen ihrer Zeit.

Das Zukunftsbild des "Tausendjährigen Reiches"

Heute bekannt ist eigentlich fast nur noch die Vorstellung der deutschen Nationalsozialisten von einem "Tausendjährigen Reich", das sie errichten wollten.

Soviel ich weiß, geht deren Vorstellung jedoch auf viel ältere Visionen und Ereignisse zurück. Ich werde versuchen, mehr Informationen über diesen historischen Vorläufer zu finden.

Was jedoch das "Dritte Reich" und seine Zukunftsvorstellungen betrifft, habe ich einen Verdacht und ich will ihn als Frage formulieren:
Kann man Geschichte bewältigen, indem man die Fragen, die zu einer bestimmten Zeit in bestimmter Weise beantwortet wurden, ignoriert?
Was ich damit sagen will ist: das "Dritte Reich" hat den Menschen ein wunderbares Zukunftsbild gemalt. Die Menschen sind darauf hereingefallen und haben alles gegeben für den, der ihnen diese Zukunft versprach.
Dann kam das furchtbare Erwachen - und nun haben sie Angst, noch einmal auf eine ähnliche Versuchung hereinzufallen.
Also belächeln sie lieber Vorstellungen von einer besseren Zukunft und schotten sich ab, wenn es darum geht, sich ein schönes Bild von der Zukunft zu malen.
Ist es das gebrannte Kind, das das Feuer scheut?

Die Idee des Sozialismus und Kommunismus

Diese Idee von Sozialismus und Kommunismus wird vorwiegend als Idee von Karl Marx gesehen, der sie zusammen mit Friedrich Engels entwickelte.

Doch es gab auch vorher schon ähnliche - nun muss ich sagen - Utopien:
Träume, Wünsche von einem besseren Leben hier auf Erden. Die Vertreter dieser Ideen wurden im allgemeinen von den Herrschenden verfolgt und ermordet - Jesus und Thomas Müntzer seien als zwei der bekanntestern Vertreter dieser Vorstellungen genannt, die oft auch "Ur-Kommunismus" genannt werden.

Bei diesen Ideen ging es immer um Überwindung der Unterdrückung und Ausbeutung, der Armut, es ging um Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit für die einfachen Menschen - und es ging immer auch um den Frieden.


Die Vorstellung von einer gerechten, ausbeutungs- und unterdrückungsfreien Gesellschaft, in der alle Menschen glücklich und zufrieden sind, erinnert vielleicht ein wenig ans Schlaraffenland.
Den meisten Modellen haftete ein Makel an: sie waren nicht realisierbar - zum einen war die Zeit noch nicht reif dafür, zum anderen war nicht klar, wie man sie umsetzen könnte, welcher Weg dafür gegangen werden muss.

Mit Marx und Engels kam dann aber genau das in die Welt: die Begründung, warum dieser Weg in die Zukunft nicht nur ein "sozialer Akt", sondern auch eine "ökonomische Notwendigkeit" ist.
Der Weg in die Zukunft erhielt eine komplexe wissenschaftliche Begründung.

Darüber hinaus begründeten beide, dass mit ihrem Konzept auch "der Frieden in der Welt" möglich ist, weil die Arbeiter in allen Ländern keine Feinde sind, weil sie Brüder, Genossen, Freunde sind. Der "internationale Charakter der Arbeiterklasse" wurde betont.

Ich breche an dieser Stelle ab und verweise auf die Exra-Seite hier im Thema über MARXISMUS.