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MENSCHENBILDER

DAS BÖSE IM MENSCHEN - EIN VERZERRTES ABBILD


       Der Mensch ist gut
       Und will das Gute,
       Wenn er böse ist,
       So hat man ihm sicher
       Den Weg verrammelt,
       Auf dem er
       Gut sein wollte.
Johann Heinrich Pestalozzi A1

In diesem Text will ich mich vor allem mit folgenden Fragen auseinandersetzen:
Ist "das Böse im Menschen" objektiv bedingt in der subjektiven Natur des Menschen angelegt oder hat es gesellschaftliche Rahmenbedingungen, unter denen es verstärkt wird?
Noch anders gefragt: ist das Bild vom "Bösen im Menschen" selbst ein "böses Menschenbild", entspricht das Bild vom "Bösen im Menschen" der Realität oder ist es ein verzerrtes Abbild vom Menschen?

Natürlich muss  man zuerst fragen:
Was soll "das Böse" eigentlich sein? Ein Abstraktum? Eine Verdinglichung eines Tuns? Eine Verallgemeinerung menschlicher Eigenschaften?
Eine Personifikation bzw. eine Bildgebung (Verbildlichung) in Form von Figuren wie der des Teufels?
Ein Schreckgespenst, eine Abschreckung?
Wirkt die Furcht, zu den "bösen Menschen" gerechnet zu werden, disziplinierend?
Spielt auch von der gesellschaftlichen Norm abweichendes Denken und Handeln, das mit diesem Wort diskriminiert werden soll, eine Rolle?

Ist "das Böse" schlechthin "faszinierend" oder sind es nur bestimmte Menschen, die sich vom "Bösen" faszinieren lassen?
Werden nicht eher Erschrecken und Entsetzen durch bestimmte Handlungen von Menschen  bei den meisten übrigen Menschen hervorgerufen?

Was hat die heutige Schwemme von Kriminalfilmen im deutschen Fernsehen (in privatem wie öffentlich-rechtlichem Fernsehen,  bei Trivialsendern ebenso wie bei den "gehobenen", "anspruchsvollen" Sendern) mit einem entsetzlich einseitig-bösartigen Menschenbild zu tun?
Ich werde nicht alle Fragen beantworten können.

Wer oder was ist ein "böser Mensch" - oder sind wir alle "ein bisschen" böse?
Auffällig ist, dass viele Menschen und Institutionen dem so genannten "Bösen" mehr Aufmerksamkeit widmen als dem "Guten im Menschen".
Dabei schwanken die Darstellungen zwischen der Vermutung, dass einzelne Menschen sozusagen "von Natur aus" böse sind (Psychopathen, Kriminelle) und der Unterstellung, dass in jedem Menschen "das Böse" genauso verankert sei wie "das Gute".


Ein wichtiger Grundgedanke, aus dem heraus ich mich diesem Thema annähern will, ist von der deutschen Philosophin Hannah Arendt (1906 - 1975) geprägt worden. Sie sprach im Zusammenhang mit der Ermordung der Juden durch faschistoideA2 Menschen während der faschistischen Diktatur in Deutschland 1933 - 1945 von der "Banalität des Bösen". (Details dazu später)

Ich beziehe mich in diesem Text indirekt auch auf die an mehreren Stellen dieser Website zitierte Anne Frank (1929 - 1945) und deren nicht naiven, sondern trotzig-widerständigen Gedanken
                  "Ich glaube an das Gute im Menschen."


Will man sich der Frage nach "dem Bösen"  nähern, muss man sich auch mit der christlichen Sicht darauf befassen. Dabei kommt man nicht um Begriffe wie "Erbsünde", "Sünder", Himmel und Hölle (Fegefeuer), Leid und Gottes Verantwortung für seine Schöpfung herum.
Diesen Fragen gehe ich auf der Seite DAS CHRISTLICHE MENSCHENBILD nach.

Hier will ich nur anmerken, dass sich die christlichen Institutionen seit Jahrhunderten als Hüter der Moral und als Richter über "Gut und Böse" aufspielen.
Aus meiner Sicht haben sie mit den inzwischen aufgedeckten Verbrechen an Kindern jedes Recht und jede Autorität verloren, anderen Menschen vorzuschreiben, was "gut und böse" sein soll.

Eine Fundstelle im Internet, die ich sehr gern empfehle: 
www.bzw-weiterdenken.de/2008/11/das-bose-als-produkt-gescheiterter-sinnsuche/ »externer Link« (jüngste Überprüfung 25.12.2019; hier geht es zu den Quellenangaben)

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  Anmerkung A1
Die genaue Quelle für dieses Zitat ist mir unbekannt. Ich habe es in einer Sekundärquelle gefunden - in einem Abreißkalender auf dem Blatt vom 11. April 1978. Eine kurze Information über Pestalozzi gibt es hier: Pestalozzi, in REGISTER » NAMENSLISTE P)

Anmerkung A2
Das Wort "faschistoid" bedeutet laut Duden - Die deutsche Rechtschreibung (27. Auflage) - "dem Faschismus ähnlich".  In Analogie zum Wort "paranoid"  verwende ich es vorwiegend als Bezeichnung für den geistigen Zustand von Menschen, die der faschistischen Ideologie anhängen. Ausführlicher gehe ich darauf ein in der WORTSAMMLUNG VON A BIS Z - N unter ›Nationalsozialismus‹ (in SPRACHLIEBE)