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LESESTOFF AUS UND ÜBER WITTENBERG

LUTHER-BÜCHER

Begonnen hat mein Kontakt zu Büchern über Luther und seine Zeit Anfang der sechziger Jahren (ich war 11 Jahre alt) mit der Roman-Trilogie von Hans Lorbeer "Die Rebellen von Wittenberg". Etwa zeitgleich erfuhr ich von einem biographischen Roman über Katharina von Bora, von dem ich weder Titel noch Autor mehr weiß. Beide in unserer Familie gelesenen Romanwerke zeigen vielleicht das doch ziemlich große Geschichtsinteresse meines Vaters und meiner Großmutter, das mich damals schon stark geprägt hat. Die drei einzelnen Romane habe ich "verschlungen" - ich erinnere mich noch, wie wir alle sehnsüchtig auf das Erscheinen des dritten Teils (1963 war es dann so weit) warteten.

Von der Trilogie "Die Rebellen von Wittenberg" bis zu den "Abrafaxen" im "Mosaik" gehen meine Buchimpressionen rund um Luther und seine Zeit.
Pardon - natürlich werden auch Bücher rund um die Nachwirkungen Luthers bis in unsere Zeit vorgestellt.

Die ersten drei vorgestellten Bücher bzw. Literaturquellen sind
(Stand 28.08.2016):

- Die Rebellen von Wittenberg (Romantrilogie, 1956 - 1963)
- Gerhard Brendler - Martin Luther (Sachbuch aus marxistischer Sicht 1983)
- Das "Mosaik" mit den Abrafaxen (Comic-Serie, 2016 - 2017)

Die Rebellen von Wittenberg

Hier muss ich mich nicht mühen, diese Trilogie von Hans Lorbeer mit den drei Teilen "Das Fegefeuer" (I), "Der Widerruf" (II), "Die Obrigkeit" (III) , die zwischen 1956 und 1963 erschien, selbst zu beschreiben.  In der MZ online  Quellen MZ vom 27.10.2006 gibt es anlässlich des Reprints der Erstveröffentlichung einen ausführlichen Artikel von Andreas Hillger: www.mz-web.de/kultur/erstveroeffentlichung-vor-50-jahren-der-lorbeer-und-sein-luther-9310682 »externer Link«
Eine hübsche Episode aus dem Roman sei erwähnt:
Als Lorbeer die Romane schrieb, galt der direkte "Thesenanschlag" an der Schlosskirchentür noch als historische Tatsache (die heute - da sie nicht direkt mit schriftlichen Dokumenten belegt werden kann - angezweifelt wird), so erlaubte sich Lorbeer den kleinen Gag, dass ein Handwerksbursche der eigentliche Hammerschwinger war, der dem unpraktischen Luther diese Arbeit abnahm.
Hillger schreibt z. B. auch:
"Als Sittenbild des frühen 16. Jahrhunderts aber ist das Buch wegen des Aufwands und der Sorgfalt jenen historischen Romanen vorzuziehen, die heute als Dutzendware auf den Markt geworfen werden."

Angaben zum Reprint:
Hans Lorbeer
"Die Rebellen von Wittenberg",
Projekte-Verlag 188 Halle,
3 Bände mit zus. 1 733 Seiten, 49,90 Euro

Gerhard Brendler - Martin Luther aus marxistischer Sicht

Gerhard Brendler - marxistischer Historiker, Jg. 1932 - war im Jahr 1983 hier in Wittenberg zu einem Vortrag im “Goldenen Adler” für die URANIA-Mitglieder. Seine Frau, Traude Brendler, war die Geschäftsführerin des URANIA-Kreisverbandes Wittenberg (URANIA nannte sich eine Vereinigung, die sich der populärwissenschaftlichen Bildung der Bürger der DDR verschrieben hatte, in Berlin existiert sie nach wie vor.).
Damals hatte sich das staatlich vorgegebene DDR-Lutherbild - anlässlich des 500. Geburtstages von Luther - wesentlich geändert, Brendler hatte das offizielle wissenschaftliche Begleitbuch dazu geschrieben.
Ich erinnere mich noch gut, wie er erzählte, dass er als einer der ganz wenigen Nicht-Katholiken im Archiv des Vatikan arbeiten durfte.
Sein Buch
   Martin Luther
   Theologie und Revolution

    Eine marxistische Darstellung
erschien im Jahr 1983 im Pahl-Rugenstein Verlag in Köln als vom VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften genehmigte Lizensausgabe.
ISBN 3-7609-0842-X
Die konnte ich damal "ergattern".

Es ist vielleicht das aus geschichtswissenschaftlicher Sicht für 452 Seiten faktenreichste und analytisch sachlichste Buch über Luther und dessen theologische Ansichten, das im 20. Jh. geschrieben wurde.  Es verknüpft auf geradezu geniale Weise die historische Person Luthers mit ihrer Zeit, mit der damaligen Zeitgeschichte. Und - ganz besonders wichtig - es ist auch für Laien und dem Christentum fernstehende Menschen verständlich genug und sehr spannend geschrieben.
Warum in der protestantischen Theologie bzw. Religion die Mystik eine so untergeordnete Rolle spielt, findet z. B. auf S. 85f eine erste Erklärung.
Es geht um die theologische Zusammenarbeit mit Karlstadt in Bezug auf  Augustinus ebenso wie um seine Auseinandersetzung mit Erasmus von Rotterdam, dem "anerkannten europäischen Haupte" der Humanisten.
Auf S. 284 erfährt man von Luthers "Nachdichtung der Bibel", da es keine wörtliche Übersetzung gewesen sei, sondern Luther "den Sinn der biblischen Sätze deutsch richtig wiedergegeben hatte"
Auch Brendler lobt die "Schönheit und Ausdruckskraft" von Luthers Bibelübersetzung, vergisst aber nicht zu erwähnen, dass daran "mit einem ganzen Übersetzerteam" gearbeitet worden war.  Brendler schreibt über den Zeitbezug dieser Übersetzung - die Notwendigkeit der Sinnerfassung des Inhalts für Luthers Zeitgenossen - und die gleichzeitig darin enthaltene zeitlose Botschaft,  die unter den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen"erneut zum Klingen gebracht wird dadurch, dass sie in den Sprachbildern und geläufigen Vorstellungen jener zum Ausdruck gebracht wird, die sie jetzt vernehmen sollen". Keine Frage, Brendler hat "seinen  Luther" verehrt und bewundert, gibt ein sachlich-ausgewogenes Bild von Luthers historischen Leistungen und dessen historischen Grenzen, ohne über "die dunklen Seiten der Lichtgestalt" zu fabulieren.  Er differenziert zwischen Luthers "Antijudaismus" (das Wort "Prädestinationsneid" gegenüber den Juden als Gottes ausgewähltes Volks fällt, siehe S. 436) und dem säkularen "Antisemitismus". Er ist weit davon entfernt, Luther für den späteren Missbrauch seiner Schriften verantwortlich zu machen.
Das Buch endet mit dem Satz:
"Martin Luther war ein progressiver Akteur im Prozess der frühbürgerlichen Revolution, behaftet mit den Widersprüchen seiner Zeit, eine große Persönlichhkeit der deutschen Geschichte, die Weltgeltung erlangte."
Ich wünsche diesem Buch eine neue breite Leserschaft!

Das "Mosaik" mit den Abrafaxen - eine Comic-Serie

Diese seit Dezember 2015 neue Serie der "Mosaik"-Reihe will auf spielerische Art mit dem Ende des Mittelalters vertraut machen. So landen also Abrax, Brabax und Califax diesmal in Wittenberg kurz vor Luthers Thesenanschlag.
Die Heftfolge 483 - 506 nannte sich:
Das Ende des Mittelalters
und spielt in Deutschland 1517 bis 1522.
Sie erschienen zwischen März 2016 und Februar 2018.

Ich selbst bin begeistert von den Heften, sie unterhalten köstlich und geben einen sehr schönen, vor allem kindgemäßen Einblick in die damalige Zeit. Und wer als Erwachsener einmal in diese Hefte geschaut hat, wird sie bestimmt auch mögen.
Wenn jemand erst jetzt darauf aufmerksam wird:
Die bisher erschienen Hefte können immer Ende des Monats an den Zeitungskiosken und jederzeit über den Mosaik-Shop gekauft werden:
Das sind:
Heft 483: Der den Teufel an die Wand malt  (shop.mosaik.eu/mosaik-483.html »externer Link«
Heft 484: Himmel und Hölle (shop.mosaik.eu/mosaik-484.html »externer Link«)
Heft 485: Die Klingelschweine von Wittenberg (shop.mosaik.eu/mosaik-485.html »externer Link«)
Heft 486: Der Tanz der Rivalen (shop.mosaik.eu/mosaik-486.html »externer Link«)
Heft 487: Abrax' kleine Fechtschule (shop.mosaik.eu/mosaik-487.html »externer Link«)
Heft 488: Alles Gute kommt von Oben (shop.mosaik.eu/mosaik-488.html »externer Link«)
Heft 489: Luther macht Druck (Luther und Brabax "fetzen sich" über die Thesen)
(shop.mosaik.eu/mosaik-489.html »externer Link« )
Heft 490: Die Traumwerkstatt (shop.mosaik.eu/mosaik-490.html »externer Link«)
Heft 491: Winterwunder in  Wittenberg (shop.mosaik.eu/mosaik-491.html »externer Link«)
Heft 492:  Dunkle Geschäfte (shop.mosaik.eu/mosaik-492.html »externer Link«) (Nov. 2016)
Heft 493: Cranachs Finderlohn (shop.mosaik.eu/mosaik-493.html »externer Link«) (Dez. 2016)
Heft 494: Ankunft in Augsburg Cshop.mosaik.eu/mosaik-494.html »externer Link«) (Jan. 2017)
Heft 495: Der weiße Ritter, Das Turnier zu Augsburg
Heft 496: Räuber, Schmuggler, Himmelsboten
Heft 497: Spuk in Wittenberg
Heft 498: König der Narren
Heft 499: Der große Streit von Leipzig
Heft 500: (nennt sich nur) Mosaik 500
Heft 501: Ein Feuer schreibt Geschichte
Heft 502: Die Rückkehr des weißen Ritters
Heft 503: Luther und der Reichstag zu Worms
Heft 504: Junker Jörg jagt keine Hasen
Heft 505: Spuk auf der Wartburg
Heft 506: Der Teufel und der Tintenfleck

Weitere Informationen gibt es auch auf
www.luther2017.de/de/neuigkeiten/abrafaxe-landen-im-zeitalter-der-reformation/ »externer Link«
Die Serie soll noch bis Ende 2017 weiter geführt werden.
Hier ein kleiner optischer Einstieg zur Ankunft der Abrafaxe in Wittenberg im Heft 485:
Man sieht  (v. l. n. r.) die Kunstfiguren Michael, Califax, einen Lehrling bei Cranach und Brabax sowie die historisch verbürgten Figuren Luther und Spalatin, kurfürstlicher Sekretär:

                      Abrafaxe in Wittenberg
(Die Abbildung habe ich entnommen der "Mosapedia" - einem Wiki zu den Mosaikheften:
www.mosapedia.de/wiki/index.php/Mosaik_485_-_Die_Klingelschweine_von_Wittenberg »externer Link« )