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MÄRCHENHAFTES

HÜHNCHEN, MAUS UND BIRKHUHN

Die Kinder haben in der Schule bereits zu DDR-Zeiten - zwecks Arbeitserziehung -  im ersten Schuljahr ein russisches Märchen (bzw. eine Fabel) gelesen:
"Das Hühnchen, die Maus und das Birkhuhn".
Das fleißige Hühnchen bäckt das Brot aus dem Korn, das es gefunden hat.
Maus und Birkhuhn faulenzen, wollen nicht bei der Arbeit helfen, aber mitessen.

Die Botschaft der Fabel war:
"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen."

Mein Sohn, der im Jahr 1994 eingeschult wurde, hatte diese Geschichte noch in seiner Fibel Quelle zu stehen.
Damals war ich arbeitslos und hatte endlich auf dem "zweiten Arbeitsmarkt" eine "ABM" - eine "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme" erhalten, das war ein Riesen-Glück für uns.

In dieser Situation veranlasste mich dieses Märchen, meine Erfahrungen aus der Zeit der Arbeitslosigkeit in eine zweite Version des Märchens einzuarbeiten.

Ich stelle die beiden Versionen abschnittsweise gegenüber, einige Textstellen sind von mir fett hervorgehoben:

1. Variante
(aus der Fibel)
2. Variante
(meine Version)
Es waren einmal ein Hühnchen, eine Maus und ein Birkhuhn.
Das Hühnchen fand ein Gerstenkorn und gackerte freudig:
„Hab´ ein Korn gefunden, hab´ ein Korn gefunden! Man muss es mahlen!
Es waren einmal ein Hühnchen, eine Maus und ein Birkhuhn.
Das Hühnchen fand ein Gerstenkorn und gackerte freudig:
"Hab´ ein Korn gefunden, hab´ ein Korn gefunden! Man muss es mahlen!
Wer wird  das Korn in die Mühle tragen?"
„Ich nicht" , sagte die Maus.
„Ich nicht", sagte das Birkhuhn.
Wer wird  das Korn in die Mühle tragen?"
"Ich "
, sagte die Maus.
"Ich ", sagte das Birkhuhn.
Da  war nichts zu machen. Das Hühnchen nahm das Korn und trug es selbst in die Mühle. Dort wurde es gemahlen. Aber das Hühnchen antwortete: "Ich habe das Korn gefunden, also darf ich es auch in die Mühle tragen."
Da  war nichts zu machen. Das Hühnchen nahm das Korn und trug es selbst in die Mühle.
Dort wurde es gemahlen.
„Wer wird den Teig kneten?" fragte das Hühnchen.
"Ich nicht" , sagte die Maus.
"Ich nicht", sagte das Birkhuhn.
Da knetete das Hühnchen den Teig.
"Wer wird den Teig kneten?" fragte das Hühnchen.
"Ich " , sagte die Maus.
"Ich ", sagte das Birkhuhn.
Aber das Hühnchen erwiderte: "Es ist mein Mehl, denn ich habe  das Korn gefunden, und darum knete ich auch den Teig." Da war wieder nichts  zu machen. Das Hühnchen knetete den Teig.
„Wer wird den Ofen heizen?" frage das Hühnchen.
„Ich nicht", sagte die Maus.
„Ich nicht", sagte das Birkhuhn.
Da heizte das Hühnchen den Ofen.
"Wer wird den Ofen heizen ?" frage das Hühnchen.
"Ich  - bitte, bitte, lass mich wenigstens diese Arbeit machen", bat die Maus.
"Ich  - bitte, ich kann es gut, ich bin stark", bot sich das Birkhuhn an.
Aber das Hühnchen schickte sie weg.  "Das ist mein Ofen, das ist mein Reisig. Ich würde mich ja inzwischen langweilen. Nichts da, ich tue es selbst." Da heizte das Hühnchen den Ofen.
„Wer wird das Brot in den Ofen schieben?" fragte das Hühnchen.
„Ich nicht", sagte die Maus.
„Ich nicht", sagte das Birkhuhn.
Da musste das Hühnchen es selbst hineinschieben.
"Wer wird das Brot in den Ofen schieben?" fragte das Hühnchen.
"Darf ich es machen?", bettelte die Maus ganz kleinlaut.
"Lässt du mich es machen?", fragte zaghaft das Birkhuhn.

Aber das Hühnchen lachte schadenfroh und sagte: "Es ist meine Arbeit - seht nur zu."
Und das Hühnchen schob es selbst in den Ofen.
Das Brot wurde groß und knusprig. Das Hühnchen legte es auf den Tisch und fragte:
„Und wer wird das Brot essen?"

„Ich", sagte die Maus und setzte sich an den Tisch.
„Und ich ", sagte das Birkhuhn und setzte sich auch.
Das Brot wurde groß und knusprig. Das Hühnchen legte es auf den Tisch und fragte:
 "Und wer wird das Brot essen?"



Die Maus und das Birkhuhn standen in der Ecke und wagten nicht zu sagen, dass sie Hunger hatten.