DIE BESTEN GEDANKEN
DIE BESTEN GEDANKEN AUS PHILOSOPHIE UND ETHIK

DER DALAI LAMA SAGT:
ETHIK IST WICHTIGER ALS RELIGION


Erst durch die Recherche zu dem Buch des Dalai Lama und des deutschen Journalisten Franz Alt stieß ich auf die Information, dass es bereits im Jahr 1893 ein "Weltparlament der Religionen" gegeben hat. Das dürfte nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Menschen ziemlich unbekannt sein. Deshalb wird es hier ebenfalls eine Rolle spielen.

Doch nun zu dem Phänomen, dass ein Religionsführer sagt "Ethik ist wichtiger als Religion". Man stelle sich vor, der Papst hätte das gesagt. Obwohl - dem jetzigen Papst muss man einiges Neues zutrauen. Oder Margot Käßmann, die "Luther-Botschafterin" in Vorbereitung der Luther-Festspiele 2017, hätte diese These in den Raum gestellt.

Franz Alt, der unbequeme deutsche Journalist, hat den Dalai Lama interviewt und das Interview in dem kleinen Büchlein aufgeschrieben.
Hier einige weiteren Informationen zu dem Buch, ehe ich am Ende der Seite kurz auf das "Weltparlament der Religionen" (und das Projekt "Weltethos" des deutschen katholischen Theologen Hans Küng) eingehen werde:

Die folgenden Angaben entnehme ich der mir in Papierform vorliegenden 2. Auflage des Buches:

         DER APPELL DES
         DALAI LAMA
         AN DIE WELT

         Ethik ist wichtiger als Religion

         MIT FRANZ ALT

© 2015 Benevento Publishing
Eine Marke der Red Bull Media House GmbH,
Wals bei Salzburg
ISBN 978 - 3 - 7109 - 0000 - 6
56 Seiten - 4,99 €
Titelbild zu "Ethik ist wichtiger als Religion"

Ein kostenloses pdf des Buchtextes zum Download gibt es auf der Website von Franz Alt: siehe die Anmerkung im Fußteil A.

Auf dem Rückendeckel des Buches kann man dieses Zitat vom Dalai Lama lesen:  "Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten. Alle Religionen und alle Heilige Schriften bergen ein Gewaltpotenzial in sich. Deshalb brauchen wir eine säkulare Ethik jenseits aller Religionen." Ethik, sagt der Dalai Lama, ist uns "angeboren".
Er fordert Respekt auch gegenüber Atheisten und Agnostikern, denn nur so sei es möglich, ein Jahrhundert des Friedens und des Dialoges zu schaffen. Ausdrücklich begrüßt er auch die Enzyklika des Papstes Franziskus "Laudato si’ "
(→ PAPST FRANZISKUS, in DIE BESTEN GEDANKEN » VISIONEN).

Einige Zitate aus dem Büchlein will ich hier wiedergeben: 
(Hervorhebungen im Text von mir - B. K. ; Textauszüge ab S. 15 bis 21 und S. 35) "... Im Namen von Religionen wurden und werden Kriege geführt, sogar »Heilige Kriege«. Seit Jahrtausenden wird Gewalt im Namen von Religionen eingesetzt und gerechtfertigt. Religionen waren und sind oft intolerant. Deshalb sage ich, dass wir im 21. Jahrhundert eine neue Ethik jenseits aller Religionen brauchen. Ich spreche deshalb von einer säkularen Ethik, die auch für über eine Milliarde Atheisten und für zunehmend mehr Agnostiker hilfreich und brauchbar ist. Wesentlicher als Religion ist unsere elementare menschliche Spiritualität. Das ist eine in uns Menschen angelegte Neigung zur Liebe, Güte und Zuneigung – unabhängig davon, welcher Religion wir angehören."

und
"Ich lebe seit 56 Jahren in Indien im Exil. Dort erlebe ich eine gelebte säkulare Ethik und eine säkulare Gesellschaft. Mahatma Gandhi war ein zutiefst religiöser, aber auch ein säkularer Geist. In seinen täglichen Gebetsrunden wurden Texte aus allen großen Religionen und Weisheitslehren vorgetragen und gesungen. Gandhi war ein großer Freund von Jesus und seinem Pazifismus der Bergpredigt. Er ist mein Vorbild, weil er religiöse Toleranz geradezu verkörperte. Diese Toleranz hat uralte indische Wurzeln. Hindus, Muslime, Christen, Sikhs, aber auch Jainisten, Buddhisten, Zoroastrier, Juden, Agnostiker und Atheisten leben – von wenigen Ausnahmen abgesehen – friedlich zusammen."

und
"Es gibt zwei Sichtweisen auf die menschliche Natur. Die eine meint, der Mensch sei von Natur aus gewalttätig, rücksichtslos und aggressiv. Die andere glaubt, wir neigen von Natur aus zu Güte, Harmonie und einem friedlichen Leben. Diese zweite Sichtweise entspricht meiner eigenen. Deshalb halte ich Ethik nicht für die Summe von Geboten und Verboten, die es zu befolgen gilt, sondern für ein natürliches, inneres Angebot, das uns zu Glück und Zufriedenheit mit uns selbst und mit anderen führen kann."

und
"Der Kern aller Religionen ist die Liebe. Uns allen ist Nächstenliebe angenehmer als der Hass gegenüber dem Anderen. Die Großzügigkeit anderer Menschen ist uns lieber als deren Gemeinheit. Und wer möchte nicht lieber mit Toleranz, Respekt und Nachsicht behandelt werden als mit Engstirnigkeit, Nichtachtung und Feindseligkeit?
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir alle unsere inneren Werte entwickeln können, die keiner Religion widersprechen, die aber auch – und das ist entscheidend – von keiner Religion abhängig sind. Ich hoffe deshalb, dass wir deshalb auch zu immer mehr ethischer Bewusstheit finden und dadurch in absehbarer Zeit eine Werte-Transformation erleben. Dabei möchte ich keine moralischen Werte diktieren – das würde niemandem nutzen. Jeder wirkliche Fortschritt basiert auf Freiwilligkeit und Freiheit."

Natürlich geht es in dem Interview auch um das Verhältnis zu China.
Es ist schwierig, die politische Rolle des Dalai Lama einzuschätzen. Deshalb maße ich mir darüber auch kein Urteil an. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die ihn nicht mögen und der Meinung sind, dass die Informationen, die wir über ihn und Tibet und China bekommen, so nicht stimmen.
Auch das kann ich nicht beurteilen.

Für mich ist im Augenblick nur wichtig:
Er hat mit dieser Aussage in den heutigen Zeiten, wo viele Kriege als "Religionskriege" dargestellt werden und Religionen mit einem absoluten Wahrheitsanspruch auftreten, diesen Kriegen und Ansprüchen die Grundlage entzogen:
Wenn Ethik wichtiger ist als Religion, dann sind alle religiös motivierten Handlungen einem universalen ethisch-moralisch Maßstab unterworfen.
Den müssen wir aber erst einmal finden und definieren.

Auch die Erklärung der Menschenrechte dürfte dafür nicht ausreichen.

Doch vielleicht sind die Religionen selbst schon auf einem Weg, diesen gemeinsamen ethischen Maßstab zu erarbeiten - das "Weltparlament der Religionen" kann hierbei vielleicht helfen:


Das "Weltparlament der Religionen"
und das Projekt "Weltethos" von Hans Küng

Zuletzt traf sich dieses Weltparlament der Religionen im Oktober 2015 in Salt Lake City (USA). In der Öffentlichkeit ist kaum bekannt, dass es diese Treffen gab und gibt.

Seine Geschichte ist spannend: zum ersten Mal trafen sich Vertreter verschiedener Religionen zu einem solchen Weltparlament im Jahr 1893 in Chicago, am Rande der Weltausstellung. Berühmt wurde damals der Inder Vivikanada für seine Reden auf diesem Treffen. So sagte er u. a.
(siehe Wikipedia über ihn - Stand 29.07.2015): „Wenn das Parlament der Religionen der Welt etwas gezeigt hat, dann ist es Folgendes: Es hat der Welt bewiesen, dass Heiligkeit, Reinheit und Mildtätigkeit nicht ausschließliche Besitztümer irgendeiner Kirche in der Welt sind und dass jedes System Männer und Frauen von erhabenstem Charakter erzeugt hat. ..."

Zum zweiten Mal traf man sich in diesem Rahmen erst 100 Jahre später, im Jahr 1993. Seither fanden Treffen ca. aller 5 Jahre statt, das sechste Treffen nun im Jahr 2015 (nach Nr. 3 bis 5 in den Jahren 1999, 2004, 2009).

Hierzu ist vielleicht besonders erwähnenswert, dass der deutsche katholische Theologe Hans Küng (geb. 1928) auf diesem Treffen im Jahr 1993 seine Idee eines "Weltethos" vorstellte, also ähnliche Gedanken wie jetzt der Dalai Lama öffentlich machte. Seine Fragestellung (1990 auf dem World Economic Forum) lautete: "Warum brauchen wir globale ethische Standards, um zu überleben?"
(Das folgende Zitat ist entnommen der Wikipedia über Hans Küng - Stand 29.07.2015, Hervorhbungen im Text von mir - B. K.) Zur Erhaltung des Weltfriedens ist für Küng ein Religionsfrieden Voraussetzung. Deshalb betont er, dass die verschiedenen Weltreligionen in den zentralen Grundfragen – wie etwa bei den Zehn Geboten – tatsächlich eine ähnliche Ethik haben. Er entwickelte das Projekt Weltethos, weil nur in der Bewusstheit gemeinsamer Werte die verschiedenen Religionen dauerhaft in Frieden miteinander leben können. Weltethos ist dabei keine Ersatzreligion, sondern ein Grundkonsens über verbindliche Werte, Maßstäbe und Regeln des menschlichen Verhaltens. Jeder einzelne Partner im interreligiösen Dialog ist seiner eigenen Tradition verpflichtet. Dieser individuelle Standpunkt müsse aber im Prozess des Dialogs zugleich für eine Umformung offen sein. Dabei unterscheidet Küng zwischen einer gläubigen Innenperspektive und einer religionswissenschaftlichen Außenperspektive: Von innen her gebe es für ihn als den betroffenen Menschen nur die eine wahre Religion, nämlich das Christentum. Von außen betrachtet gebe es verschiedene Heilswege mit verschiedenen Heilsgestalten zum einen Ziel; damit gebe es aber zugleich in der Außenperspektive verschiedene wahre Religionen. Mit einer Religion, die auf ihrem eigenen absoluten Wahrheitskriterium beharre, sei ein echter Dialog von vornherein aussichtslos. Die Führer aller Religionen müssten sich bekennen zu ihrer Mitverantwortung für den Weltfrieden, Nächstenliebe, Gewaltlosigkeit, Versöhnung und Vergebung.
Natürlich kann man zu bedenken geben, dass Küng dabei offenbar nur religiös gebundene Menschen, nicht aber Atheisten und Agnostiker in diese Idee des Weltethos einbezieht. Deshalb weise ich an dieser Stelle auf das Buch des Atheisten Michael Schmidt-Salomon "Hoffnung Mensch - Eine bessere Welt ist möglich" hin, das ich ebenfalls auf dieser Website vorstelle:
    HOFFNUNG MENSCH  (in HEITERE ZUKUNFT » VISIONEN)

Als ich im Dezember 2015 nun im Internet nach Informationen über das Treffen in diesem Jahr in Salt Lake City suchte, musste ich feststellen, dass es im deutschsprachigen Raum (mit Ausnahme einer Website der Mormonen) keine (!) Informationen gibt.
Erst bei der Suche im englischssprachigen Raum (Parliament of the World Religions) wurde ich fündig: Die Website des Treffens selbst ist www.parliamentofreligions.org.
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  Anmerkung A
Die Website www.sonnenseite.com »externer Link«, der ich diese Abbildung des Buchtitels entnommen habe, wird von Franz Alt und seiner Frau Bigi Alt betrieben. Beide engagieren sich sehr für Umweltschutz, erneuerbare Energien und andere zukunftswichtigen Fragen (Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Mobilität).
Den wöchentlich erscheinenden Newsletter zu dieser Website möchte ich empfehlen - allein der Überblick der Themen, den er bietet, ist lesenswert. Auch wenn man es nicht schafft, jeden einzelnen Beitrag zu lesen, behält man so doch den Überblick über neue Trends in den genannten Bereichen und bekommt Informationen, die es oft nicht bis in die Tageszeitungen oder Nachrichtensendungen schaffen.
Hier das Logo der Seite:
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  Das Logo ist mit der Seite auf "sonnenseite.com" verlinkt, von der aus man das Buch als pdf in acht Sprachen herunterladen kann.